WM der Überraschungen findet verdienten Sieger

Zweieinhalb Wochen saßen die Dartfans wie gebannt vor den Bildschirmen. Das größte Turnier des Jahres, die PDC World Darts Championship 2015, wurde gespielt und hat mit einem der besten Finals der Geschichte ein passendes Ende gefunden. Zeit also zurück zu blicken. Was waren die größten Überraschungen dieser Weltmeisterschaft? Welche Spieler zeigten die stärksten Leistungen? Welche waren die besten Matches? Im Darts 1 Nachbericht gehen wir diesen Fragen auf den Grund.

Die Deutschen können mithalten

PDC WM 2015 Die, aus deutscher Sicht, größte Genugtuung war mit Sicherheit die Gewissheit, dass es doch Spieler gibt, die die Großen dieses Sports ärgern können. Jyhan Artut konnte dies in seinem Erstrundenmatch gegen Phil Taylor, auch aus Krankheitsgründen, zwar nicht bestätigen, Sascha Stein war aber eine der ganz großen Entdeckungen. Der Mann aus Hessen, der sich über die Super League Deutschland qualifizieren konnte, bekam es in der Vorrunde mit Kim Viljanen aus Finnland zu tun. Mit einem überzeugenden 4:1-Erfolg ging es in die erste Hauptrunde, wo er einen schwachen Stuart Kellett mit 3:1 bezwang. Durch die erste Runde kam auch Max Hopp. Er hatte mit Mervyn King allerdings eine sehr schwierige Aufgabe vor der Brust. Doch er zeigte eine brillante Leistung. Mit zehn 180’ern stellte er die Bestmarke aller Erstrundenteilnehmer auf und schaffte es bis in den Entscheidungssatz. Dort behielt er tatsächlich die Nerven und gewann mit 3:2. Damit waren zwei Deutsche in der zweiten Runde, sowas gab es noch nie zuvor. Nach dem Weihnachtsfest ging es weiter und Sascha Stein konnte erneut voll überzeugen. Er traf auf den Titelverteidiger, Michael van Gerwen und holte sich sogar den ersten Satz. Danach verlor er zwar mit 1:4, doch er gewann den Respekt von „Mighty Mike“. Auch der „Maximiser“ musste sich gegen einen Niederländer geschlagen geben. Vincent van der Voort war zu konstant und schlug Max Hopp mit 4:0. Dennoch haben die Beiden dafür gesorgt, dass große Teile Deutschlands den Blick in Richtung Darts-WM richteten, was sehr viel wert ist. Eine tolle Leistung.

Adrian Lewis wirft den 9-Darter


Wenn man über die größten Momente der vergangenen WM zurückdenkt, fällt einem zwangsläufig zunächst das perfekte Spiel von „Jackpot“ Adrian Lewis ein. Der zweifache Weltmeister spielte im Achtelfinale gegen Raymond van Barneveld und beide legten sehr gut los. Im ersten Satz stand es 2:2 nach Legs und Adrian Lewis eröffnete das fünfte Leg. Er startete perfekt und legte eine 180 nach. Die 141 Punkte, die übrig waren, checkte er auf dem altbekannten Weg: Triple-20, Triple-19, Doppel-12. Nach seinem 9-Darter im WM-Finale 2011 war es Adrians zweites perfektes Spiel bei einer WM. Und wie damals gelang es ihm bereits im ersten Satz. Der Unterschied zu 2011, er gewann das Match am Ende nicht. Trotz besserer Scores musste er sich Barney mit 3:4 geschlagen geben. Die 10.000 Pfund Bonuspreisgeld dürften Lewis aber ein wenig getröstet haben. Nicht weniger fantastisch waren die 170’er Finishes von Raymond van Barneveld und Michael van Gerwen. Die Niederländer waren die einzigen, die das höchste Finish im Turnierverlauf auscheckten. Das besondere daran: Beide konnten mit diesem Finish ihre Matches beenden. Raymond traf in der ersten Runde auf den jungen Österreicher Rowby-John Rodriguez. Nachdem „Little John“ anfangs noch versuchte mitzuhalten, aber trotzdem mit 0:2 in Rückstand geriet, war Satz Nummer drei eine reine Barney-Show. Er dominierte und holte sich die drei entscheidenden Legs. Im letzten stellte er sich dann die 170 und checkte sie aus als wäre es Nichts. Ähnlich, aber unter etwas mehr Druck, schaffte auch Michael van Gerwen dieses Kunststück. Im Viertelfinale traf er auf Robert Thornton. Nach einem starken Beginn von MVG startete „The Thorn“ die Aufholjagd. Es stand 2:4 aus seiner Sicht. Im siebenten Satz hatten beide Spieler je zwei Legs gewonnen und Robert stellte sich 81 Punkte Rest. Michael musste also 170 Punkte auschecken um den Schotten nicht noch näher rankommen zu lassen und die Partie zugleich zu entscheiden. Und in typischer van Gerwen-Manier tat er genau das. Er brachte die 170 Punkte auf null und zog ins Halbfinale ein.

Die Überraschungen bestimmen die ersten Runden


Wie PDC-WM 2015 wird als die Weltmeisterschaft der Überraschungen in die Geschichte eingehen. Sascha Stein und Max Hopp gehörten mit ihren Siegen sicherlich dazu, aber auch ganz andere Spieler überzeugten durch fantastische Leistungen, die man im Vorfeld so gar nicht erwartet hatte. Lawrence Ryder zum Beispiel. Der Australier bezwang in der ersten Runde Justin Pipe mit 3:2. Eine starke Leistung, vor allem wenn man bedenkt, wie viele Spieler schon wegen Pipes langsamen Wurfrhythmus die Konzentration verloren. Kyle Andersons 3:0-Erfolg über Steve Beaton ist nach dem guten Jahr vielleicht eher folgerichtig als eine große Überraschung, dennoch schmiss er auf der großen Bühne einen gesetzten Spieler aus dem Turnier und gab dabei nicht mal einen Satz ab, beachtlich. Nach zwei erfolgreichen Australiern nun zu Zweien, die bereits nach einer Partie nach Hause fahren mussten. Simon Whitlock verlor gegen Darren Webster klar mit 1:3 und konnte sich nicht mal beschweren. Und auch sein World Cup-Partner Paul Nicholson flog in der ersten Runde raus. Er verlor mit 2:3 gegen Benito van de Pas. „Big Ben“ konnte seine gute Leistung sogar bestätigen. Der Niederländer traf in der zweiten Runde auf Dave Chisnall und konnte sich durch eine fantastische Leistung mit 4:2 durchsetzen. Erst gegen Thornton im Achtelfinale war dann Schluss. Die größte Überraschung des Turniers war aber Cristo Reyes. Der Spanier startete schon am ersten Tag in das Turnier und spielte eine gute Vorrunde. Er bezwang Christian Perez mit 4:0 und checkte dabei u.a. 142 Punkte. Gegen Wes Newton zeigte er keine Schwächen und ging mit 2:0 in Führung. Newton kam aber zurück und glich aus. Reyes bewies mentale Stärke, er konnte Newton bis zum Entscheidungsleg zwingen. Dieses musste neu angeworfen werden, weil Referee Paul Hinks den Wurf auf das Bullseye vergas. Dieser wurde nachgeholt und Reyes blieb cool. Er holte sich den 3:2-Sieg und bekam es dann mit Kevin Painter zu tun. Erneut war die Moral seine große Stärke. Cristo lag bereits mit 1:3 zurück und Painter hatte im Grunde genommen alles im Griff. Doch der Spanier wurde stärker, schaffte das Comeback und schlug den „Artist“ noch 4:3. Im Achtelfinale war sein Gegner mit Gary Anderson dann allerdings zu stark. Obwohl Reyes den ersten Satz gewann und sich nie aufgab, musste er sich aus dem Turnier verabschieden.

Gary Anderson, der Beste der Welt

Was für wunderbare Matches bot diese Weltmeisterschaft? Max Hopp und sein 3:2-Erfolg über Mervyn King. Phil Taylors hauchdünner Erfolg über Kim Huybrechts. Mitreißend auch Raymond van Barnevelds Siege über Jamie Caven, Adrian Lewis und Stephen Bunting. Doch es gab einen Mann, der an drei der besten Partien der vergangenen WM beteiligt war. Und folgerichtig wurde er am Ende auch Weltmeister: Gary Anderson. Nach einem schwächeren Start in das Turnier, einem 3:1-Sieg über Scott Kirchner, traf der „Flying Scotsman“ auf Jelle Klaasen. Beide Spieler zeigten eine tolle Leistung und das Ende schien offen. Jelle ging dann sogar mit 3:1 in Führung, das Ende für Anderson schien Nahe. Doch der Schotte ließ sich nicht lumpen, er wurde stärker, spielte einen 3-Dart-Average von über 100 Punkten und drehte die Partie. Mit 4:3 gewann er das Spiel. Dem folgte die schwierige Aufgabe gegen Cristo Reyes. Nachdem er den ersten Satz verlor legte er so richtig los. Sein Kontrahent gab niemals auf, weswegen Anderson konstant bleiben musste. Dies schaffte er auch und so schraubte er seinen Average-Rekord bei dieser WM nochmal leicht nach oben. Am Ende spielte er durchschnittlich 104,5 Punkte pro Aufnahme, ein wahnsinnig starker Wert.

In dieser Verfassung konnte ihm auch kein Landsmann gefährlich werden. Gegen Peter Wright zeigte Gary erneut eine blitzsaubere Leistung und ließ „Snakebite“ keine Chance. Mit 5:1 bezwang Anderson den Vizeweltmeister und traf im Halbfinale dann auf den Titelverteidiger. Die Nummer eins der Welt, Michael van Gerwen, musste alles aus sich rausholen um Gary gefährlich zu werden. Es entwickelte sich ein unglaubliches Halbfinale bei dem Gary Anderson, der einst große Probleme auf die Doppel hatte, beim Auschecken kaum zu schlagen war. Besonders Tops hatte es dem Schotten angetan. Der „Flying Scotsman“ ließ zu keiner Sekunde nach, was MVG zur Verzweiflung brachte. Am Ende siegte Gary mit 6:3 und stand nach 2011 erstmals wieder in einem WM-Finale. Dort traf er auf den Rekordchampion Phil Taylor. Nachdem Gary bereits die Nummer eins der Welt schlug, wollte er auch den Weltranglistenzweiten besiegen. In einem der besten WM-Finals der Geschichte ging es hin und her. Gary führte 3:1, musste dann aber mit ansehen wie er nur drei Sätze später plötzlich hinten lag. Trotz viel Pech und häufiger Bouncer kämpfte er sich aber wieder ins Match und ging auch erneut in Führung. Er setzte sich sogar auf 6:4 ab. Doch Phil Taylor kam erneut zum Ausgleich. Viele Spieler hätten in dem Moment vielleicht zu sehr nachgedacht, da Taylor ja für solche Comebacks steht wie kein Anderer. Doch nicht Gary Anderson. Er wurde nur noch stärker und spielte einen unglaublichen Entscheidungssatz, in dem er nicht ein einziges Leg abgab. Er warf sogar nochmal vier perfekte Darts. Nach dreizehn Sätzen stand es also 7:6 für den „Flying Scotsman“, der damit seinen allerersten WM-Titel holte. Das unglaublich spannende und mitreißende Finale war das i-Tüpfelchen auf einer sehr starken Weltmeisterschaft, die mit Gary Anderson einen verdienten Sieger gefunden hat.

Tobias Gürtler

Dart WM  Teilnehmer · Auslosung · Startzeiten · Ergebnisse


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