Van Gerwen und Taylor kämpfen sich ins Halbfinale


Am Freitagabend fanden die beiden letzten Viertelfinals statt. Und rein von den Namen her schien dies die bisher spektakulärste Session zu werden, denn gleich vier mehrfache Weltmeister spielten um die verbliebenen zwei Halbfinalplätze. Zuerst kam es zum Duell zwischen dem Titelverteidiger Michael van Gerwen und dem fünfmaligen Titelträger Raymond van Barneveld, danach war Phil Taylor, seines Zeichens 16-maliger Weltmeister an der Reihe. Ihn erwartete der Weltmeister von 2015 und 2016, Gary Anderson.


Van Gerwen wankt, fällt aber nicht

Das rein niederländische Aufeinandertreffen von Michael van Gerwen und Raymond van Barneveld eröffnete also den Abend. Zu diesem Weltklasse-Duell kam es schon bei den letzten beiden Weltmeisterschaften: 2015 siegte van Barneveld in der dritten Runde sensationell mit 4:3 durch, im Jahr danach schlug van Gerwen den Kontrahenten im Halbfinale mit 6:2 und spielte dabei mit 114 Punkten den höchsten Average, der jemals bei einer WM gespielt wurde. Weil van Barneveld im ersten von ihm angefangenen Leg ein 101er-Checkout knapp verpasste kam van Gerwen auf der doppelten 4 zum Ausgleich; weil der Weltranglistenerste im Leg danach aber zwei Möglichkeiten auf Doppel ausließ, kam „Barney“ zum Rebreak. Ein 89er-Finish von van Gerwen bedeutete das dritte Break nacheinander, welchen van Barneveld seinerseits erneut per 64er-Finish konterte, gleich der erste Satz ging also in das Entscheidungsleg. Mit einer brillanten 174 stellte van Barneveld sich 36 Rest, es gelang ihm jedoch nicht, das Doppel zu treffen. Van Gerwen wartete bei 85 Zählern und checkte diese mit zwei Darts über Triple-19 und Doppel-14 zum Satzgewinn. Weil „Barney“ zu Beginn des zweiten Satzes einen Dart auf Tops für 118 Punkte unterwarf, schaffte van Gerwen es zum ersten Mal überhaupt das eigene Leg zu gewinnen. Die Doppelprobleme ließen bei van Barneveld auch im nächsten Leg nicht nach, sechs Versuche brauchte er und hatte zusätzlich dazu Glück, dass sein Gegner ein Wurf auf die doppelte-16 misslang. Ähnliches passierte im dritten Leg dieses Durchgangs, van Barneveld hatte zunächst drei Darts an der doppelten 16 vorbeigeworfen. Weil van Gerwen denkbar knapp das Bullseye für ein 161er-Finish verfehlte, kam „Barney“ zurück und traf. Besser machte es der fünfmalige Weltmeister im nächsten Leg, als er 121 Punkte auf der Doppel-14 mitnahm und zum 1:1 in den Sätzen ausgleichen konnte. Dank eines 91er-Checkouts ging „Barney“ im dritten Satz in Führung, per 7er-Finish konnte van Gerwen dieses aber egalisieren und dann seinerseits im dritten Leg mit einem 84er-Finish auf dem Bullseye in Front gehen. Mit einem zweiten 91er-Finish unter hohem Druck (van Gerwen wartete bei 46 Rest) gelang van Barneveld das Rebreak, sodass er auch das Entscheidung beginnen durfte. Wie schon im Entscheidungsleg des ersten Satzes bekam van Barneveld seine Chance, nutzte diese aber auch diesmal nicht, zwei Würfe auf die Doppel-18 gingen daneben. Van Gerwen, bis hierhin alles andere als glänzend, war diesmal zur Stelle und machte 74 Punkte zum 2:1 in den Sätzen aus.

Deutlicher pro van Gerwen ging er vierte Satz aus, mit 3:1 schnappte er sich diesen und führte in der Gesamtbetrachtung mit gleichem Ergebnis. Mit einem Checkout von 88 Punkten, welches ihm zwei Darts gelang, konnte van Gerwen auch im fünften Satz in Führung gehen, es gelang ihm auch, auf 2:0 erhöhen. Der Satz war aber noch nicht durch, denn „Barney“ kam zurück und glich zum 2:2 aus, das nächste Entscheidungsleg erwartete die Fans. Van Gerwen hatte 125 Punkte zwar nicht auf null bringen können, stellte sich aber Tops, sodass van Barneveld 101 checken musste, um den Anschluss nicht zu verlieren. Und dies gelang ihm tatsächlich in diesem wichtigen Moment, via Single-20, Triple-15 und Doppel-18 drehte er den Satz und verkürzte zum 2:3 aus seiner Sicht. Ein drittes 91er-Finish für van Barneveld brachte ihm das erste Leg des sechsten Satzes. Mit einem 86er-Zwei-Dart-Finish glich van Gerwen aus, wurde aber direkt danach wieder gebreakt, indem „Barney“ zum zweiten Mal 121 Punkte auslöschte. Ein Treffer in der doppelten 8 im nächsten Leg machte den sechsten Satz perfekt, van Barneveld glich zum 3:3 nach Sätzen aus. Genau wie im Satz zuvor gelang van Gerwen auch im siebten Durchgang ein 2:0-Vorsprung, dabei gelang dem Titelverteidiger mit 108 Punkten auch sein erstes Highfinish. Zwar erzielte van Barneveld noch das 1:2, aber schon im Leg danach war der Satz durch und van Gerwen holte sich die Satzführung zurück, ein Satz trennte ihn noch vom Halbfinale. Dem Ziel einen Schritt näher kam „Mighty Mike“ im ersten Leg des achten Satzes, als er sich Leg Nummer eins sicherte. Van Barneveld konnte per 71er-Checkout ausgleichen, und bekam bei 170 Rest die Breakchance im darauffolgenden Leg. Die Triplefelder waren schnell getroffen, weil er das Bullseye aber verfehlte, kam van Gerwen nochmal ran und checkte 76, sodass ihn ein Leg zum Sieg fehlte. Da van Barneveld im vierten Leg ebenfalls 76 Punkte mitnahm, kam es auch im achten Satz zum Entscheidungsleg, welches van Barneveld unbedingt gewinnen musste. Beide spielten ein richtig gutes Leg, standen nach neun Würfen bei 98 (van Gerwen) beziehungsweise 84 Restpunkten. Van Gerwen bekam einen Matchdart auf die doppelte 12, unterwarf diesen aber. Van Barneveld war da, checkte genannte 84 Punkte auf der Doppel-11 und glich tatsächlich zum 4:4 aus. Ab jetzt schien alles offen, es ging in den neunten und auf jeden Fall letzten Satz der Partie. „Barney“ eröffnete und brachte sein Leg durch, dies gelang im Anschluss auch van Gerwen. Drei Fehler auf Doppel-16 leistete sich van Barneveld im dritten Leg, und wurde dafür eiskalt bestraft. Van Gerwen checkte 96 Punkte zum Break, zum zweiten Mal fehlte dem Titelverteidiger nur noch ein Leg zum Weiterkommen. Van Gerwen spielte dieses Leg von vorne weg, stand nach zwölf Pfeilen bei 80 Restpunkten und machte diese mit der nächsten Aufnahme auf der doppelten 5 aus. Van Gerwen ringt seinen niederländischen Kontrahenten also mit 5:4 nieder und wird sich im Halbfinale mit Rob Cross messen.


Schwacher Anderson macht Taylor nur kurzzeitig Druck

Seit seinem ersten Auftritt bei der Weltmeisterschaft schwirrt bei vielen Fans der Gedanke, dass jedes Spiel des Phil Taylor sein letztes als Profi sein könnte. Bislang überstand dieser seine ersten drei Runden mehr oder weniger souverän, mit dem zweimaligen Weltmeister Gary Anderson wartete jetzt aber ein richtig dicker Brocken auf „The Power“. Die erste Chance zu einem Leggewinn bekam Anderson, der bei 132 Punkten allerdings das abschließende Bullseye verpasste, Taylor checkte 44 und kam zum ersten Break. Zwei 84er-Finishes gab es in den darauffolgenden Legs zu bestaunen, erst löschte Taylor sie zum 2:0, danach verkürzte Anderson zum 1:2. Im vierten Leg gelang Taylor das „Shanghai“-Finish in Höhe von 120 Punkten und zog so den ersten Satz in seine Richtung. Der „Flying Scotsman“ spielte sich im zweiten Satz eine schnelle 2:0-Führung heraus, doch Taylor hatte den Satz noch nicht aufgegeben und glich zum 2:2 aus, dabei gelang ihm auch ein 11-Darter. Das Entscheidungsleg war also die Folge, Taylor durfte es beginnen, Anderson spielte es jedoch deutlich stärker. Ihm gelang ein 12-Darter inklusive 101er-Highfinish zum 1:1-Ausgleich in den Sätzen. Weil Anderson im Eröffnungsleg des dritten Durchgangs viermal auf Doppelfelder patzte, kam Taylor zum Break, welches er im Folgeleg per 99er-Finish bestätigen konnte. Ein 60er-Checkout besiegelte dann wenige Minuten später das dritte Leg hintereinander für „The Power“, verbunden damit war der Satzgewinn zum 2:1. Der erste größere Fehler unterlief Taylor im ersten Leg des vierten Satzes, als er gleich vier Möglichkeiten auf Doppel ausließ. Anderson nutzte das aus und breakte auf der doppelten 2. Auch im Leg danach patzte Taylor zweimal auf die Doppel-16, sodass der Schotte trotz zweier eigener Fehler davonkam und auf 2:0 erhöhte. Taylor hatte aber auch diesen Satz noch nicht abgeschrieben, kam dank zweier 64er-Checkouts zum 2:2. Das Entscheidungsleg im vierten Satz durfte der Rekordweltmeister dann auch eröffnen, und spielte sich einen ordentlichen Vorsprung heraus. Anderson kam nicht wirklich hinten, und als Taylor die Doppel-8 traf sah er sich mit einem 1:3-Rückstand konfrontiert.

Und auch der fünfte Satz startete alles andere als gut für den Schotten, er lag schnell mit 0:2 zurück. Und auch diesmal gab es keine Wende. Taylor griff sich auch das dritte Leg dieses Satzes mit einem 100er-Finish. Es war Taylors sechstes Leg in Serie, außerdem erhöhte er auf 4:1 in den Sätzen; einer fehlte ihm noch zum Halbfinaleinzug. Einen besseren Moment erlebte Anderson zu Beginn des sechsten Satzes, als er 115 Punkte auf null bringen konnte. Diese Führung konnte er verdoppeln, ehe Taylor auf der Doppel-12 verkürzen konnte. Dennoch konnte Anderson die Führung dieses Mal auch in den Satzgewinn ummünzen, 46 Punkte checkte er zum 2:4 aus seiner Sicht. Auf der doppelten 10 gelang Taylor ein Break zu Beginn des siebten Satzes, welches Anderson per 11-Darter egalisieren konnte. Ein nächstes Highlight des Matches lieferte Taylor, als er 126 Punkte auf Bullseye checkte und jetzt soweit war, als dass ihm nur noch ein Leg zum Sieg fehlte. Doch Anderson wollte noch nicht ausscheiden und sicherte sich das vierte Leg, sodass er siebte Satz in das Entscheidungsleg musste, Taylor warf jetzt zum Weiterkommen an, und er stellte sich 74 Restpunkte. Anderson war aber zuerst an der Reihe, löschte 81 Punkte und gewann den zweiten Satz nacheinander zum 3:4. Taylor war jetzt ein wenig ins Stolpern geraten und wollte das Match natürlich möglichst in diesem achten Satz beenden. Demzufolge traf er im ersten Leg die doppelte 19, musste aber den Ausgleich hinnehmen, weil Anderson mit 112 Punkten sein drittes Highfinish spielte. Nachdem Taylor im dritten Leg die Doppel-16 traf, war er wieder an der Stelle angelangt, an der ihm nur noch ein Leg zum Weiterkommen fehlte. Und dieses Mal sollte er gleich im Leg danach auch einen Matchdart erhalten. Bei 129 Rest traf er Triple-19 und Doppel-16, nur Tops wurde verfehlt. Anderson checkte 47 und hielt sich am Leben, erneut musste ein Entscheidungsleg den Sieger eines Satzes bestimmen; und erneut musste Anderson auf jeden Fall ein Break schaffen. Beide punkteten ähnlich und stellten sich 105 (Taylor) beziehungsweise 104 Restpunkte. Taylor durfte zuerst, bekam einen Matchdart auf Tops und vergab auch diesen um Millimeter. Anderson bekam aber kein Triple bei seiner Aufnahme, sodass Taylor nochmal ran durfte und letztendlich die Doppel-10 und durch den 5:3-Erfolg ins Halbfinale einzieht, wo er gegen Jamie Lewis spielen wird. Taylor spielte einen Average von 102 Punkten, gegen Ende des Spiels ist ihm aber merklich die Kraft ausgegangen.

Alexander Kuck

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