Suljovic, Anderson und van Gerwen in Runde drei

Am Freitagabend stand die zweite Zweitrundensession der Weltmeisterschaft auf dem Programm. Und rein von den Namen her versprach sie noch höherklassiger als die erste Session zu werden, denn gleich drei Spitzenspieler aus den Top-5 der Welt traten ans Oche. Die Nummer 5, Mensur Suljovic machte dabei den Auftakt gegen Robert Thornton. Danach war die Nummer 3, Gary Anderson gegen den Publikumsliebling Paul Lim an der Reihe und der Weltranglistenerste Michael van Gerwen beendete gegen James Wilson einen tollen Darts-Freitag.

Suljovic ringt Thornton nieder

Los ging es wie oben angesprochen mit dem aus deutschsprachiger Sicht interessantesten Akteur: Mensur Suljovic bestritt seine zweite Runde gegen Robert Thornton, an Position 28 gesetzt. Das Spiel begann etwas gemächlich, Mensur sicherte sich mit einem 89er-Checkout sein selbst begonnenes Leg, Thornton kam gleich danach zum Ausgleich und breakte im Anschluss dank eines 110er-Highfinishes, ehe er die von ihm favorisierte Doppel-20 traf und den ersten Satz nach Schottland holte. Bis hierhin hatte Thornton noch keinen Pfeil auf Tops vorbeigeworfen. Ein 116er-Finish auf der doppelten 18 bedeutete für Mensur das erste eigene Break, im Leg danach bestätigte er dieses mit einem Treffer in sein Lieblingsdoppel, der 14. Schon wenige Minuten später traf Mensur auch die doppelte 8, griff sich diesen zweiten Satz mit 3:0 und glich insgesamt betrachtet auf 1:1 aus. Zu Beginn des dritten Satzes gelang „The Thorn“ dann ein relativ ungefährdetes Break, auch das Leg danach gewann er, in diesem Fall per 92er-Checkout auf der Doppel-12. Mit einem 120er-Highfinish wollte Mensur auch noch Ambitionen auf den Satzgewinn anmelden, diese wurden aber zunichtegemacht, weil Thornton 57 auf null brachte und sich den dritten Satz sicherte. Auch in den vierten Satz startete der Schotte besser und checkte 68 zum 1:0, Mensur konterte dies direkt per 96er-Finish. Vier Fehler von „The Gentle“ kosteten ihn das dritte Leg des vierten Satzes, Thornton war vorerst der Nutznießer, allerdings glich Mensur gleich danach wieder aus, es musste also ein fünftes Leg über den Satzgewinner entscheiden, welches Thornton beginnen durfte. Mensur hatte sich bereits 36 Restpunkte gestellt und der Schotte hätte 112 Punkte mitnehmen müssen, um das Set zu gewinnen. Er bekam auch eine Möglichkeit auf Tops, verfehlte aber knapp und Mensur gelang der 2:2-Ausgleich in den Sätzen.

Thornton war es, der besser in Satz Nummer fünf hineinfand und 86 Punkte zum Break löschte, vorher hatte Mensur einen Dart auf Tops ausgelassen. Umgekehrt passierte ähnliches im nächsten Leg: Weil Thornton gleich vier Pfeile auf Doppel ausließ, gelang dem Mann aus Wien der Ausgleich. Ein schönes 114er-Finish brachte Mensur dann die 2:1-Führung im fünften Satz, ehe Thornton seinerseits ein Highfinish in Höhe von 104 gelang. Dementsprechend musste auch in Satz fünf ein entscheidendes Leg her, welches Suljovic eröffnen durfte. Während Thornton bereits bei 16 Restpunkten auf seine Chance wartete, durfte sich Mensur in diesem Leg zunächst an 104 Punkten versuchen. Ihm misslang ein Wurf auf die Doppel-14, allerdings vergab auch Thornton alle drei Möglichkeiten auf Doppel. Mensur durfte also nochmal ran und traf die doppelte 7 zum 3:2 in den Sätzen. Ebenfalls die Doppel-7 war es, die Mensur das erste Leg im sechsten Satz einbrachte, per 52er-Checkout verdoppelte er diesen Vorsprung, sodass ihn nur noch ein Leg vom Sieg trennte. Nachdem Thornton zunächst das 1:2 geschafft hatte, bekam Mensur jetzt bei eigenem Anwurf die große Chance zum Matchgewinn. Da er jedoch einen Matchdart auf die Doppel-20 zu hoch ansetzte, kam Thornton nochmal ran und traf die Doppel-19, sodass auch in diesem Satz ein Entscheidungsleg den Sieger ermitteln musste. Beide punkteten hier sehr ähnlich und spielten sich gleich schnell auf 121 Restpunkte runter. Da Thornton das Leg begonnen hatte, durfte er sich zuerst versuchen, er vergab nach Treffern in die einfache 20 und dreifache 17 aber äußerst knapp den Wurf auf das Bullseye. Jetzt kam Mensur mit der Chance zum Matchgewinn ans Board, er traf direkt die Triple-20 und legte die einfache 11 nach. Anders als Thornton traf er aber die Mitte der Scheibe und sichert sich einen umkämpften 4:2-Erfolg. Eine gute Doppelquote von 43 Prozent und ein ausbaufähiger Durchschnitt von gut 90 Punkten pro Aufnahme helfen Mensur zum Weiterkommen. In der dritten Runde trifft er auf einen formstarken Dimitri van den Bergh, gegen den Mensur mit Sicherheit eine bessere Leistung wird aufrufen müssen.


Paul Lim verpasst 9-Darter um Millimeter

Weiter ging es mit der Nummer drei der Welt. Gary Anderson, seines Zeichens Doppelweltmeister und heute auch noch Geburtstagskind, bekam es mit dem ältesten Teilnehmer des Turniers zu tun. Paul Lim aus Singapur hatte sich sehr überraschend in Runde eins gegen Mark Webster durchgesetzt und sich mit seiner Performance in die Herzen der Fans gespielt; deshalb war es auch heute zu erwarten, dass das Publikum hinter Lim steht. Doch bei allem Respekt für Webster war Anderson natürlich noch einer Nummer größer und dieser begann auch entsprechend, als er sich das erste selbst begonnene Leg auf der doppelten 5 holte. Auf der Doppel-20 legte Anderson ein Break nach, um im Leg danach nach 19 geworfenen Pfeilen das Doppel zu treffen, was Lim vorher in drei Versuchen nicht gelungen war; auf diese Weise sicherte sich der „Flying Scotsman“ den ersten Satz zu null. Er legte das vierte Leg in Folge nach, weil Lim die Doppelfelder zweimal nicht traf und ließ mit einem Treffer in der doppelten 14 das fünfte in Serie folgen. Dann endlich schien es, als sei ein Leggewinn für den „Singapore Slinger“ möglich. Er warf eine 177 und ließ dieser eine 180 folgen, es wurde laut im Alexandra Palace. Paul Lim traf auch danach zwei Pfeile in die dreifache 20, verpasst aber zur Enttäuschung aller Anwesenden (auch Anderson war dies deutlich anzusehen) die Doppel-12 für einen 9-Darter. Mit dem Alter von 63 Jahren und 27 Jahre nach seinem legendären perfekten Spiel bei der BDO-WM hätte Lim ein weiteres Mal Darts-Geschichte geschrieben. Aber er konnte dieses Leg einfach nicht für sich entscheiden und verpasste sechs weitere Versuche. Anderson war mittlerweile herankommen und checkte 68 zum 2:0 in den Sätzen.

Nachdem die allgemeine Betroffenheit über den knapp verpassten 9-Darter einigermaßen verflogen war, sicherte sich der Schotte das siebte Leg in Folge. Diese Serie durchbrach Lim im Leg danach, indem er die doppelte 18 für einen extrem starken 10-Darter treffen konnte. Weil Anderson im Leg danach drei Darts auf Doppelfelder verpasste, kam Lim zum Break, welches er im darauffolgenden Leg per 68er-Checkout veredelte. Paul Lim hatte gegen Gary Anderson einen Satz gewonnen. Im vierten Satz wollte Anderson dann das Tempo wieder verschärfen, dies tat er auch, sodass ein 104er-Checkout einen schnellen 3:0-Satz für den Favoriten besiegelte, mit 3:1 führte er jetzt nach Sätzen. Die doppelte 3 traf der „Flying Scotsman“ zum 1:0 im fünften Satz, ehe er zwei Chancen auf Doppelfelder ausließ, sodass Lim zum 1:1 ausglich. Nachdem Anderson den Pfeil in der Doppel-7 unterbringen konnte, war er soweit, dass ihm nur noch ein Leg zum Weiterkommen fehlte. Dank eines 80er-Checkouts hielt sich Lim jedoch zunächst im Spiel, Anderson hatte schon bei 62 Restpunkten gewartet. Ein Entscheidungsleg musste den Sieger des fünften Satzes herbeiführen, und Lim musste dieses unbedingt gegen den Anwurf gewinnen. Beide starteten schwach in dieses Leg, der Schotte warf mit neun Pfeilen kein Triple, sein Gegner traf bei gleicher Anzahl eins der dreifachen Felder. Dann kam Anderson allerdings wieder in sein Scoring, auch Lim gelang noch eine 180. Dr Mann aus Singapur hätte bei 105 Rest noch eine Chance gehabt, im Spiel zu bleiben, konnte sie aber nicht nutzen. Stattdessen war Anderson da, checkte 73, gewann dieses Spiel mit 4:1 und beendete ein tolles Turnier des Paul Lim. Gary Anderson spielte ganz bestimmt nicht sein bestes Spiel, aber der Average von knapp 98 Punkten gepaart mit einer Doppelquote von 34 Prozent waren für einen ungefährdeten Erfolg ausreichend.


Van Gerwen verpasst Wilson den absoluten Whitewash

Den Abschluss machte dann noch der Titelverteidiger. Michael van Gerwen, logischerweise an Position eins gesetzt, traf auf James Wilson, der mit Position 32 der letzte Akteur der Setzliste ist. Und van Gerwen startete furios, checkte gleich im ersten Leg 142 Punkte auf der Doppel-11 zum Break und begann das zweite Leg mit einer 180. Dennoch erhielt Wilson bei 132 Restpunkten eine Chance zum Rebreak, nach zwei Darts im Bullseye verpasste er aber die übriggebliebene Doppel-16, van Gerwen kam ans Board und checkte. Im dritten Leg verpasste der Niederländer nur knapp ein 170er-Finish, hatte sich aber genug Vorsprung herausgespielt, um die verbliebenen 25 Punkte zum ersten Satz auf null bringen zu können. Vergleichbar zum ersten gestaltete sich auch der zweite Satz. Drei ganz schnelle Legs, insgesamt sechs waren es jetzt in Folge, brachten van Gerwen das 2:0 ein. Einen einzigen Versuch auf Doppelfelder hatte der Weltmeister seinem Gegner bis hierhin genehmigt.

Und die One-Man-Show setzte sich fort: Wilson wartete bei 120 Rest, um sich eventuell einen Dart auf Doppel erspielen zu können. Aber van Gerwen hatte da ganz andere Pläne und nahm 164 Punkte mit, als sei es das einfachste im Dartsport. Ein erneutes 25er-Checkout, nachdem er zum zweiten Mal die 170 nur um Millimeter verpasst hatte, brachte van Gerwen das 2:0 im dritten Satz; für Wilson konnte jetzt es nur noch um Schadensbegrenzung gehen. Seinen insgesamt zweiten Pfeil auf Doppel erhielt der „Lethal Biscuit“ im Leg danach, traf das Bullseye aber nicht, sodass van Gerwen das neunte Leg hintereinander zum 3:0 gewinnen konnte. Auch das erste Leg des vierten Satzes ging in Richtung van Gerwen, Wilson hatte zuvor seinen insgesamt dritten Wurf auf Doppel vorbeigeworfen. Größere Schwierigkeiten hatte van Gerwen im nachfolgenden Leg, als er zwei Darts an der doppelten 8 verlegte. Doch Wilson konnte 84 Punkte nicht checken, van Gerwen war mit der nächsten Aufnahme zur Stelle. Dies war Wilsons letzte Chance auf einen eigenen Leggewinn, van Gerwen brachte auch das zwölfte Leg der Partie zu sich und gewinnt dieses Spiel mit 4:0, ohne auch nur ein einziges Leg abzugeben. Mit einem Average von knapp 109 Punkten und einer Doppelquote von 55 Prozent sendet van Gerwen eine Machtdemonstration an die Konkurrenz. Insgesamt ist das Spiel aber ein wenig zu eindeutig ausgegangen, denn Wilson spielte einen ordentlichen Durchschnitt von fast 97 Punkten pro Aufnahme und hätte das ein oder andere Leg verdient gehabt, traf jedoch leider keinen von vier Versuchen auf Doppelfelder, von denen drei auf das Bullseye gezielt waren.

Alexander Kuck

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