Lerchbacher macht das Comeback perfekt

Gestern war es der Abend des Phil Taylor im Londoner Alexandra Palace – doch viel Zeit zum Rückblick und zur Erholung blieb dem englischen und internationalen Publikum nicht. Denn bereits am Samstagnachmittag um 13:30 deutscher Zeit nahm das Geschehen wieder Fahrt auf. Ein Vorrundenspiel – Alan Ljubic gegen Brendan Dolan – und drei Erstrundenspiele standen auf dem Programm. So spielte Benito van de Pas gegen Steve West, Mervyn King bekam es mit dem Österreicher Zoran Lerchbacher zu tun und Robert Thornton wartete auf den Sieger des ersten Spiels des Tages.

Starker West lässt van de Pas keine Chance

Dementsprechend ging also mit der Vorrundenbegegnung zwischen Alan Ljubic aus Kroatien und Brendan Dolan aus Nordirland los. Dolan hatte sich als Zweitplatzierter des PDPA-Qualifiers für die Weltmeisterschaft qualifiziert, nachdem es für ihn über die Ranglistenpositionen nicht gereicht hätte. Ljubic debütiert beim wichtigsten Turnier des Jahres, seine Startberechtigung holte er sich als Sieger des osteuropäischen Qualfikationsturnieres. Und Dolan kam gut ins Spiel rein. Im ersten Leg bei gegnerischem Anwurf warf er gleich ein Maximum und checkte 82 Punkte zu einem 12-Darter. Doch gleich das Leg danach war dann deutlich schwächer vom „History Maker“, sodass er das direkte Rebreak hinnehmen musste. Der bisherige Verlauf setzte sich auch im folgenden Leg fort, sodass der Mann aus Nordirland jetzt mit 2:1 im ersten Satz führte. Drei Fehler auf der doppelten im folgenden Leg kosteten Ljubic dann den ersten Satz: Dolan vollendete 25 Punkte und ging also mit 1:0-Sätzen in Front. Dolan wollte jetzt natürlich möglichst schnell durchkommen und gewann auch das erste Leg im zweiten Satz. Das größte Highlight gelang Dolan dann im darauffolgenden Leg, als er unter Druck 104 Punkte zum Break auscheckte, ein Leg trennte ihn jetzt noch vom Erstrundenduell mit Thornton. Und diesem dritten Leg des zweiten Satzes warf Dolan zu einem genialen Zeitpunkt eine 180 und stellte sich damit 76 Rest, die er mit drei Darts auf Null brachte. Der Sieger spielte zwar einen Average von nur knapp 90 Punkten, konnte mit einer Doppelquote von über 55 Prozent in dieser Hinsicht aber überzeugen. Ihn sehen wir also im letzten Spiel der Nachmittagssession wieder.

Jetzt ging also mit der ersten Runde weiter, konkret spielten jetzt Benito van de Pas. Der Niederländer als Nummer 14 der Setzliste war gegen West als favorisiert anzusehen. West, seinerseits über die ProTour Order of Merit qualifiziert, kam besser in Spiel rein. 100 Punkte checkte er sauber mit zwei Würfen und breakte so gleich im ersten Leg. Ein weiteres schönes Finish zeigte West dann bei eigenem Anwurf, als er unter Druck (van de Pas stand bei 20 Restpunkten) 78 Punkte auslöschte. Auf der doppelten 9 machte West dann ein perfektes Set komplett, gewann dieses folglich zu null und führte satzmäßig mit 1:0. Van de Pas wollte diesen schwachen Start natürlich so schnell wie möglich korrigieren und so gelang ihm auf der doppelten 10 und dem daraus resultierenden Break der perfekte Start in Satz Nummer zwei. Weil „Big Ben“ im Leg danach einen Dart auf Doppel-19 für ein 158er-Checkout verpasste, gelang West das direkte Rebreak. Und West setzte auch danach seine starke Performance fort: Nachdem er zunächst das Bullseye für 164 knapp verfehlte, waren die 25 Rest danach aber kein Problem mehr, ein Leg fehlte ihm noch zum zweiten Satz. Im vierten Leg des zweiten Satzes hatte er sich bereits Tops gestellt, doch van de Pas durfte bei 122 Restpunkten zuerst ran und checkte tatsächlich auf dem Bullseye. Der zweite Satz brachte also ein entscheidendes Leg, welches West beginnen durfte. Da er jedoch drei Darts auf Doppel-12 vergab, durfte sein niederländischer Gegner mit 49 nochmal ans Oche treten. Dieser war allerdings zunächst nicht in der Lage, die große 9 zu treffen und verpasste dann am Ende der Aufnahme auch eine Chance auf Doppel-16. West ließ sich dann nicht nochmal bitten und vollendete zum 2:0 in den Sätzen aus seiner Sicht. Auf der doppelten 8 holte sich der Niederländer zunächst das erste Leg im dritten Satz, ehe West sich auf der Doppel-2 den Ausgleich holte. Ein Checkout in Höhe von 68 Punkten ließ van de Pas dann erneut in Front gehen. Weil van de Pas dann 97 Punkte nicht für seinen ersten Satz checken konnte, traf West die doppelte 8, sodass auch im dritten Satz in ein Entscheidungsleg ging. Würde West dieses gewinnen, wäre er durch, allerdings durfte van de Pas anwerfen. Und es war für West ein Deja-Vu-Ereignis, bezogen auf das vorherige 122er-Finish von van de Pas. West hatte sich auch in diesem Leg 40 Rest gestellt, und van de Pas musste unbedingt 124 checken. Tatsächlich gelang ihm dieses Highfinish, anstatt auszuscheiden verkürzte er also auf 1:2. Und van de Pas wollte diesen Schwung mitnehmen und verpasste im ersten Leg des vierten Satzes nur knapp ein 160er-Checkout. West bestrafte ihn dafür eiskalt und checkte 106 zum insgesamt vierten Highfinish der Partie. Im Leg danach traf West dann die doppelte 10, damit breakte er erneut. Wiederum fehlte ihm nur noch ein Leg. Van de Pas, der das ganze Match über mit nicht wenigen Abprallern zu kämpfen hatte unterliefen auch diesem Leg zwei Bounceout. West zog in der Folge davon und krönte seine Leistung mit einem abschließenden 141er-Finish, seinem dritten über 100. West gewinnt also etwas überraschend mit 3:1 und überzeugt dabei mit einem Durchschnitt oberhalb der 95 Punkte und einer Doppelquote von fast 40 Prozent. Mit van de Pas ist somit der erste Spieler aus den Top-16 ausgeschieden.


Dolan verliert trotz fünf Highfinishes

Weiter ging es dann mit dem ersten Auftritt eines deutschsprachigen Akteurs. Zoran Lerchbacher aus Österreich bekam es mit Mervyn King, Nummer 22 der Setzliste, zu tun und war naturgemäß Außenseiter. Das erste Leg der Partie ging in Richtung Lerchbacher, der auf der doppelten 7 checkte. King gelang es dann auszugleichen, ehe der Österreicher auf Tops zur erneuten Führung kam. Auf dem Bullseye verpasste Lerchbacher dann eine Chance zum Satzgewinn, King war zur Stelle und machte etwas unerwartet 112 Punkte aus, sodass gleich der erste Satz im fünften Leg entschieden werden musste. Beide spielten sich auf 56 Punkte runter, weil Lerchbacher das Leg beginnen durfte, durfte er sich auch hier zuerst versuchen, allerdings verpasste er Tops zweimal wirklich knapp. King spielte seine ganze Erfahrung aus, checkte ebenjene 56 mit zwei Darts und sicherte sich den ersten Satz. Nur ganz knapp verpasste Lerchbacher zum Auftakt des zweiten Satzes ein 150er-Finish zum Break. King bestrafte ihn und checkte 40 mit dem letzten Dart. Das nächste knapp verpasste Highfinish musste Lerchbacher im Leg danach hinnehmen, als er das Bullseye für 128 nur um Millimeter verfehlte. Diesmal war King allerdings nicht zu Stelle und Lerchbacher glich zum 1:1 in Satz zwei aus. Auf der Doppel-16 ging King dann wieder in Front, ehe er zwei Pfeile zum zweiten Satz vergab. Lerchbacher war da, checkte 60 Punkte, sodass es wieder in ein Entscheidungsleg ging, dieses Mal durfte aber King anfangen. King punktete in diesem Moment sehr stark, stand nach zwölf Darts bei 16 Rest und traf die Doppel-8 auch sofort, 2:0 lautete seine komfortable Satzführung. Mit einem 76er-Finish kam Lerchbacher gut in Satz Nummer drei rein. Anschließend kam es zu einer planwidrigen Unterbrechung. King monierte Unzufriedenheit mit den äußeren Bedingungen, allem Anschein nach ging es um die Beleuchtung, sodass beide Kontrahenten und die Offiziellen die Bühne für einige Minuten verließen. Nachdem das Problem und die unfreiwillige Pause vorbei waren, vergab Lerchbacher eine Chance auf Tops, um in Satz drei mit 2:0 zu führen, stattdessen glich King zum 1:1 aus. Dank eines schönes Highfinishes von 107 auf der Doppel-14 fehlte Lerchbacher jetzt noch ein Leg zu seinem ersten Satzgewinn. Lerchbacher erhielt im darauffolgenden Leg zunächst einen Satzdart auf Doppel-16, vergab aber. Weil King sich jedoch bei 20 Rest per Doppel-15 überwarf, durfte der Österreicher nochmal ran und versenkte. Auf der doppelten 8 verkürzte er auf 1:2-Sets. Mit einem 72er-Checkout gelang Lerchbacher danach das Break und die 1:0-Führung in vierten Satz. Währenddessen schienen bei King ernsthafte Schmerzen eingetreten zu sein, wohl als Folge des Aufhebens eines Darts. Nach jeder Aufnahme verzerrte er das Gesicht. Lerchbacher wusste die Schwäche des Gegners nutzen und checkte 42 zum 2:0 in Satz vier. Im Anschluss vergab er zunächst eine Chance auf Doppel-14 zum Satzgewinn, durfte aber nochmal ran und checkte auf der doppelten 7 zum 2:2-Ausgleich. Das Comeback war also geschafft, aber noch nicht vollendet. Im fünften Satz durfte Lerchbacher dann im ersten Leg anwerfen und brachte dieses sicher nach Hause. Mit dem Break im nachfolgenden Leg, als er 76 checkte, schien das Match entschieden zu sein, da ihm nur noch ein einziges dieser Art fehlte. Und nach zwölf Pfeilen hatte er sich 40 Rest gestellt, King war da noch nicht im Finishbereich. Lerchbacher traf dann gleich seinen ersten Matchdart und dreht einen 0:2-Rückstand gegen einen angeschlagenen King zum 3:2-Sieg. Besonders überzeugen konnte der Sieger mit einer Quote von 50 Prozent auf die Doppelfelder. Schöner Nebeneffekt für Lerchbacher: Durch den Erfolg sichert er sich eine Platzierung in den Top 64 der Order of Merit. Folglich hat er eine Tourkarte für das nächste Jahr sicher und muss keine Q-School spielen.

Den Abschluss der Nachmittagssession machten zwei sehr erfahrene Akteure: Brendan Dolan, der sich wie oben beschrieben in der Vorrunde durchgesetzt hatte, bekam es jetzt mit Robert Thornton, an Position 28 gesetzt, zu tun. Auf der Doppel-16 holte sich Dolan dann das erste Leg, ehe „The Thorn“ 73 Restpunkte zum Ausgleich löschte. Nur mit Mühe gewann Dolan anschließend das Leg bei eigenem Anwurf. Thronton hatte sich schon 40 Rest gestellt, als Dolan 124 auf der doppelten 11 zum 2:1 im ersten Satz ausmachte. Auf der Doppel-18 schnappte sich Thornton das vierte Leg, sodass ein entscheidendes fünftes hermusste. Thornton warf zu einem genialen Zeitpunkt ein Maximum und stellte sich 90 Rest. Da Dolan trotz Anwurfs noch nicht im Finishbereich war checkte Thornton diese 90 sehr souverän über Bullseye und Doppel-20 zum Satzgewinn. Nachdem der Mann aus Schottland zum Auftakt von Satz zwei ein 117er-Highfinish knapp verpasste machte es Dolan bei 126 besser und checkte auf dem Bullseye zum Break. Mit seinem dritten Highfinish, diesmal waren es 104 Punkte, erhöhte Dolan die Führung im zweiten Satz auf 2:0. Ein viertes Highfinish, das dritte in diesem Satz (!), brachte Dolan dann das 3:0 in Satz zwei und den Ausgleich insgesamt ein. 100 Punkte hatte er perfekt mit zwei Darts ausgecheckt. Und im dritten Satz machte der „History Maker“ da weiter, wo er vorher aufgehört hatte: dieses Mal fielen ihm 107 Punkte auf der Doppel-14 zum Opfer. Danach zeigte Thornton, dass auch er hohe Checkouts draufhat: 144 waren sein erstes Highfinish und das sechste insgesamt in der Partie. Auf der doppelten 12 holte sich Thornton das Break, mit dem Plan, sich im anschließenden Leg Satz Nummer drei zu sichern. Er vergab aber drei Darts auf Doppel, sodass Dolan ausgleichen konnte und jetzt ein ganz wichtiges Entscheidungsleg auf die Akteure wartete. Dolan warf an und traf kein Triple mit ersten sechs Darts, Thornton warf eins aus sechs, konnte danach aber eine 180 nachlegen. Thornton stellte sich 24 Rest, sodass Dolan gezwungen war, 142 Punkte auszumachen. Da er aber bereits das erste Triple verpasste traf Thornton das Doppelfeld im ersten Versuch und ging mit 2:1-Sätzen in Front. Zu Beginn des nächsten Satzes vergab Dolan im ersten Leg eine wichtige Breakchance. Thornton war zu Stelle und checkte 76 zum 1:0 in Satz vier. Nachdem Dolan ausgeglichen hatte, warf Thornton sechs perfekte Pfeile. Der siebte ging allerdings deutlich am gewollten Triplefeld vorbei und landete in der einfachen 5. Nichtsdestotrotz holte sich „The Thorn“ das Leg per 12-Darter, ein Leg fehlte ihm noch zum Zweitrundeneinzug. Per Doppel-8 erzwang Dolan dann das entscheidende Leg in Satz vier, welchen er unbedingt gewinnen musste, zu seinem Leidwesen durfte aber Thornton beginnen, der aus sechs Würfen vier Triplefelder traf. Dadurch, dass Dolan mit sechs Pfeilen keins traf, war das Leg praktisch entschieden. Thornton stellte sich nach zwölf Darts 24 Punkte Rest, Dolan war noch nicht im Finish und Thornton versenkte seinen ersten Matchdart zum 3:1-Erfolg. Der Sieger glänzte sowohl mit einem Average von knapp 99 Punkten und einer 60-prozentigen Doppelquote, während sich Dolan bei einer Doppelquote von 69 Prozent und insgesamt fünf Highfinishes für seine Leistung keineswegs verstecken muss.

Alexander Kuck

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