WM – 8. Spieltag: Die Abendsession avanciert zur deutschen Sensation

Die nächsten vier Zweitrundenmatches standen am Abend an. Kein Abend wie jeder andere, denn heute war unter anderem Florian Hempel am Start. Und war er am Sonntag bei seinem Erstrundenmatch, bei welchem er Dylan Slevin überzeugend abserviert hatte, noch der erste und an diesem Tag einzige Repräsentant der schwarz-rot-goldenen Farben, so bekam er heute Abend prominente Unterstützung. „The Wall“ Martin Schindler stand kurz vor seinem ersten diesjährigen WM-Auftritt. Als weitere gesetzte Spieler warteten dann noch Darts-Legende Raymond van Barneveld und Chris Dobey auf ihr persönliches Auftaktspiel.

Flo Hempels Gegner heute: Dimitri Van den Bergh. Wie man den Belgier besiegt, hatte der ehemalige Handballtorwart bei der PDC-WM 2022 vorgemacht. Bei seinem beeindruckenden 3:1-Erfolg gegen den gebürtigen Antwerpener, der dieses Jahr immerhin zum neunten Mal in Folge bei der WM dabei ist, ließ Florian Hempel als WM-Debütant, der damaligen Nummer fünf der Weltrangliste nicht den Hauch einer reellen Chance. Bei der WM 2023 erreichte der „Dream Maker“ jedoch traumhaft stark das Halbfinale, wo er allerdings wiederum mit einer 0:6-Klatsche von Michael van Gerwen gebügelt wurde.

Beim Walk-on ertönte der verpflichtend bestellte „Kölsche Jung“ von Brings, was sollte heute da noch groß schiefgehen?! Dimitri Van den Bergh lief obligat „Happy“ (Pharrell Williams) auf, aber der Deutsche wollte unbedingt dafür sorgen, dass sein Kontrahent am Ende des Matches nicht mehr ganz so happy sein würde.

Dimitri Van den Bergh hatte das Ausbullen gewonnen, Florian Hempel hielt das nicht davon ab, das erste Leg mit Break an sich zu reißen, 1:0. Im zweiten Durchgang hatte der 29-jährige Belgier die Chance auf umgehendes Re-Break, doch noch umgaben ihn massive Doppelprobleme. Nachdem er fünf Legdarts am Checkout vorbeigesetzt hatte, versenkte er den sechsten im Doppel, es war jedoch eindeutig das Falsche. Statt der Double-5 die Double-20 getroffen, Flo Hempel schlug Profit daraus und ging mit 2:0 in Führung. Der „Dream Maker“ weiterhin traumwandlerisch mit Double-Trouble, aber inzwischen verstand er, wie man die Legs trotzdem noch abräumt. Im dritten Durchgang benötigte Van den Bergh zwar abermals vier Legdarts, aber diesmal machte er den Sack zu, Anschluss zum 1:2. Dann gelang es dem Belgier einen Gang höher zu schalten, das erste High-Finish, 117 (T20, 17, D20) des Matches zum 1:0-Satzgewinn das Resultat dessen.

High-Finish kann natürlich auch Florian Hempel, es war sogar das Shanghai-Finish, mit dem er das erste Leg des zweites Sets herausnahm. 1:0. Dimitri Van den Bergh war jedoch mittlerweile im Flow angekommen und räumte unaufhaltsam die nächsten drei Durchgänge ab. Die 2:0-Satzführung war schneller zementiert, als man „oje“ sagen konnte.

So langsam kam die Befürchtung auf, das könnte es jetzt für den Deutschen gewesen sein – mit der WM 2024 und mit der Tour-Card für 2024. Es wurde immer enger für Flo Hempel. Doch ein „Kölsche Jung“ gibt nie auf und Hempel sowie nicht. Ab Satz Drei fing der gebürtige Dessauer an, immer dann konsequenter zur Stelle zu sein, sobald die belgische Nummer eins etwas Relevantes ausließ. Die eigene Scoring-Performance hob Flo auch nochmal ein Stück an, und die Kombination aus dieser neuen Taktik sollte sich auszahlen. Van den Bergh hatte im ersten Durchgang Anwurf, ließ aber Legdarts liegen, schon griff der Deutsche zu. Break zum 1:0. Im zweiten Durchgang musste der „Dreammaker“ Scoring-technisch relativ deutlich abreißen lassen, Florian Hempel konnte das Break einigermaßen komfortabel bestätigen. 2:0. Im dritten Leg beide mit unwillkommenen Problemen vor allem auf Doppel, Van den Bergh machte einen Fehler weniger, das verhalf ihm zum 1:2. Im anschließenden Durchgang verschaffte sich der Belgier mit der einleitenden 180 eine nette Basis für das vierte Leg, und nachdem Florian Hempel eine High-Finish-Chance vergeben hatte, war der Ausgleich durch Dimitri Van den Bergh errungen. Der Decider sollte entscheiden, ob der „Dream Maker“ sich seinen Traum von der nächsten Runde erfüllen und Flo Hempel seiner Tour-Card „Auf Wiedersehen“ sagen würde, oder ob der Deutsche noch im Match verbleiben konnte. Dementsprechend war es ein Zitterleg für beide, mit dem besseren Ende für Florian Hempel. Wie der Wahl-Kölner alle Nerven nochmal gebündelt und die Double-2 ausradiert hat, nachdem Van den Bergh fahrlässig Leg, Satz und Match aus der Hand gegeben hatte, bleibt ein Rätsel. Satzanschluss 1:2.

Vierter Satz: Flo Hempel mit wenig Konstanz im Scoring, Van den Bergh wusste das zu nutzen und erzielte das Break, 1:0. Auch im zweiten Durchgang war der Deutsche weit weg von der Musik, der „Dream Maker“ hatte leichtes Spiel, das Break zu bestätigen, 2:0. Der Belgier brauchte nur noch ein einziges Leg, um den Matcherfolg abzusichern. Florian Hempel unstrittig mit dem Rücken zur Wand. Selbst die größten Optimisten mussten eingestehen: Das war`s eigentlich! Auch wenn Weihnachten vor der Tür stand, glaubte kaum noch einer an ein deutsches Dartswunder.

Der Wendepunkt

Dimitri Van den Bergh mit dem ersten Matchdart auf Bullseye – weit daneben. Florian Hempel derweil auf der 151 angekommen. Und dann checkt dieser Wahnsinnsspieler die 151! Wo kam das denn her?? Aus dem Nichts holte er urplötzlich so ein Hammer-Finish raus. Und zwar nicht Fünf Minuten vor Zwölf, sondern fünf Sekunden vor High-Noon! Flo Hempel stand kurz vor der Heimfahrt, die Koffer waren schier schon hergerichtet, da donnert der einfach nochmal die Überraschung ans Board. Das Wunder war eingetreten, der 1:2-Anschluss überlebenswichtig. Und gleichzeitig der Wendepunkt. Im vierten Durchgang hämmerten beide eine 180 and Board, doch Dimitri Van den Bergh, offensichtlich nervlich schon angefasst, vergab weitere zwei Matchdarts. Man war geneigt, darüber wenig Überraschung zu empfinden, so ausgelaugt wie der junge Belgier wirkte. Flo Hempel hatte hingegen richtig Blut geleckt und war dynamisch auf Hochtour angekommen, die Double-6 kein Problem und der sensationelle Ausgleich zum 2:2 war Fakt. Der Deutsche hatte sich mittlerweile schier in einen Rausch hineingespielt, verbündete sich mit den Triple-Segmenten für eine fortan unzertrennliche Freundschaft, und auch die Double-18 beim Abschluss dieses Sets war kein Thema mehr. Satzausgleich 2:2.

Entscheidungssatz! Wer hatte beim 0:2-Satzrückstand noch einen Deut daran geglaubt, dass es überhaupt dazu kommen könnte?! Florian Hempel offensichtlich schon, und er schien ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nicht mehr aufzuhalten zu sein. Im ersten Durchgang des fünften Sets gleich zweimal die 180 vom Deutschen – ja, war denn heut` schon Weihnachten? Das gab es doch gar nicht, wie der ehemalige Handballer mittlerweile in Schuss war. Das musste auch Dimitri Van den Bergh zur Kenntnis nehmen, denn als Flo die Double-18 auscheckte war der Belgier noch im Nirgendwo-Land unterwegs. 1:0. 140, 180 – name it, Florian Hempel lieferte jetzt im Minutentakt. Auch Van den Bergh wollte noch mal kurz mitspielen, bekam sogar eine Chance auf Break, doch die ließ er liegen. Hempel hier ausnahmsweise ebenfalls mit drei Fehlwürfen auf Doppel, der Belgier durfte nochmal ans Oche, vergab abermals drei Möglichkeiten. Ein weiteres Mal ließ sich Flo Hempel nicht bitten, 2:0. Der Deutsche deutete in Richtung seines Teams die Eins an, das hieß nur noch ein Leg zum Matchgewinn. Im dritten Durchgang brauchte er dafür die Double-5, und das war auch das Doppelfeld, das zum Wunder gereichte. Florian Hempel hatte es geschafft. Nach schier hoffnungslosem Rückstand und mit mehreren Matchdarts gegen sich, hat der Deutsche diesen Mammutkampf gegen die aktuelle Nummer 15 der Weltrangliste schlussendlich sogar noch leicht für sich entschieden. Damit ist nicht nur die dritte Runde, sondern auch die Tour-Card für nächstes Jahr gesichert. Gratulation!

Florian Hempel 3:2 D. Van den Bergh
91,78 Average 90,77
5 180s 6
151 High-Finish 117
2 100+ Checkouts 1
12/19 Finishing 10/36

Damit nicht genug, ein weiterer Deutscher stand bereit

Der Puls hatte sich noch lange nicht beruhigt, da standen schon Martin Schindler und Jermaine Wattimena bereit. Martin Schindler wollte es seinem Landsmann gleich tun. Den Aspekt des nervenaufreibenden Dramas brauchte er dabei zwar nicht unbedingt, aber im Hinblick darauf, dass er als der gesetzte Spieler antrat, sollte es auch nicht eine solch enge Angelegenheit werden. Der Deutsche ging eindeutig als Favorit ins Match. Aber ob spannungsträchtig knapp oder überlegen, ganz egal, Hauptsache der Sieg musste her.

Jermaine Wattimena, zum zehnten Mal in Folge bei der WM dabei, hatte sich bei den royal angehauchten Fans damit unbeliebt gemacht, dass er in der ersten Runde „The Queen of the Palace“ Fallon Sherrock höflich, aber bestimmt des Alexandra Palaces verwiesen hatte. Bereits mit einem Sieg im Rücken lief es sich natürlich nicht komplett unkomfortabel auf, aber ein Ruhekissen war das natürlich nicht. In jedem Fall musste man auch die Nummer 51 der Order of Merit entsprechend ernst nehmen.

„Another Brick in the Wall“ (Pink Floyd) ertönte, und „The Wall“ Martin Schindler trat an, um einen weiteren Siegesmeilenstein zu setzen. Doch zunächst ging der Niederländer 1:0 in Führung, es war jedoch sein eigenes Leg, somit kein Grund zur Beunruhigung (wäre es zu diesem Zeitpunkt natürlich auch sonst nicht gewesen). Der Ausgleich durch Martin Schindler, eine Frage der Zeit. 1:1. Im dritten Durchgang ließ Wattimena Legdarts liegen, „The Wall“ griff umgehend zu, 2:1. Dass er im Anschluss das Break auch gleich bestätigte, machte die Satzführung frühzeitig klar. 1:0.

Im zweiten Set holte zunächst jeder seinen Anwurf, 1:1. Der Deutsche wiederholte die übliche Pflichtaufgabe auch im dritten Durchgang, sein eigenes Leg gesichert, und es stand 2:1. Im vierten Durchgang servierte er sich selbst den optimalen Set-up-Shot (174) und löschte den Restbetrag von 24 Punkten bei der nächsten Aufnahme mit einem Versuch auf die Double-12. Da Schindler das Set begonnen hatte, hätte er natürlich auch mit dem ausschließlichen Gewinn seiner eigenen Legs das Set heimholen können, aber darauf wollte er nicht warten. Mit diesem Break hatte er das 2:0 in Sätzen vorzeitig klargemacht.

Etwas mehr Dramatik bot der dritte Satz: in den ersten beiden Durchgängen wieder das gewohnte Bild, jeder gewann ein Leg, allerdings diesmal gegen den Anwurf. Im dritten Durchgang dann der vorläufige Höhepunkt des Spiels, Jermaine Wattimena zog als vierter „Angler“ im laufenden WM-Turnier den „Big Fish“ und ging folgerichtig damit 2:1 in Führung. Nachdem die vorigen beiden Durchgänge im Break entschieden worden waren, holte sich hier wieder ein Spieler seinen Anwurf, das tat allerdings auch Martin Schindler im nachfolgenden Durchgang, 2:2. Es ging in den Decider. Im Schlussspurt des fünften Durchgangs Martin Schindler auf 125 Restforderung. Der in Strausberg geborene 27-Jährige traf die Triple-20 und die Triple-15. Somit fehlte nurmehr die Double-20 zum Gewinn dieses Zweitrundenmatches. Doch der erste Matchdart ging knapp daneben, es sollte nur die einfache 20 sein. Jermaine Wattimena ergriff die letzte Chance, zumindest ein Set zu holen und im Spiel zu bleiben, mit beiden Händen. Der Satzanschluss zum 1:2 vielleicht die einzige Belohnung für den „Big Fish“. Trotz Satzgewinn hatte man nicht den Eindruck, dass Jermaine Wattimena das Spiel nochmal drehen könnte, er wirkte entgegen sporadischer Momente einfach nicht überzeugend genug. Würde hier der nächste „Big-Fish“-Angler am Ende leer ausgehen?

Im dritten Satz ließ Martin Schindler dann nichts mehr anbrennen. Drei grundsolide Durchgänge am Stück brachten drei Leggewinne hintereinander, den zweiten Matchdart ließ der „The Wall“ auch nicht mehr liegen. 3:1 und somit der zweite deutsche Tagessieger im zweiten Abendmatch. Summa Summarum war zudem der dritte Deutsche gesichert in der dritten Runde, Gabriel Clemens hatte ja schon gestern sein Weiterkommen fix gemacht. Das gab es auch noch nie. Und es könnte ja morgen noch einer dazukommen.

Martin Schindler 3:1 Jermaine Wattimena
96,93 Average 89,85
2 180s 2
74 High-Finish 170
0 100+ Checkouts 1
11/21 Finishing 5/12

Der erste Auftritt von Darts-Ikone Raymond van Barneveld

Aber bevor wir uns über den Samstag Gedanken machen konnten, ertönte schon das im Darts-Geschehen wohlbekannte „Eye of the Tiger“ (Survivor). Natürlich stand unten Raymond van Barneveld bereit. Er schien sich heute besonders viel vorgenommen zu haben, denn John McDonald hatte kaum ausgesprochen, da war der Niederländer schon fast oben auf der Bühne angekommen. „Barney“, der Niederländer, der zwischenzeitlich in London zuhause ist, musste gegen Radek Szaganski ran, den in Irland beheimaten Polen, der in der ersten Runde nach engem Match, dem in Finnland lebenden Finnen, Marko Kantele, eine empfindliche Niederlage beigebracht hatte.

Kaum waren die ersten beiden Durchgänge ausgespielt, die sie sich 1:1 teilten, schon meldete sich aus dem Publikum lauthals die „Barney Army“. Das erste Leg hatte sich Radek Szaganski, der auch den ersten Anwurf hatte, noch geholt, danach kam er in diesem Set nicht mehr zum Zuge. Die nächsten zwei Durchgänge souverän eingetütet, und Raymond van Barneveld ging 1:0 in Sätzen in Führung.

Im zweiten Set machte „Barney“ mit seinem Gegner unumwunden kurzen Prozess. Das 1:0 mühelos. Im zweiten Durchgang hatte Radek Szaganski beim Versuch auszuchecken, zwar das Bullseye getroffen, doch beim anschließenden Versuch, auch die Double-16 zu löschen, scheiterte er gleich zweimal kläglich. Van Barneveld bedankte sich mit seinem ersten High-Finish, 104 (20, T20, D12) und ging 2:0 in Führung. Der nächste Leggewinn und somit auch der Satzgewinn nur noch Formsache für den Niederländer, 2:0.

Raymond van Barneveld, der wahrscheinlich über den geschmeidigsten Wurfstil im Darts-Circus verfügt, war nurmehr einen Satzgewinn von der dritten Runde entfernt. Doch das dritte Set startete erstmal der „Harp Boy“ mit seinem ersten High-Finish, 118 (20, T20, D19), 1:0. Van Barneveld konterte mit dem nächsten Finish über Hundert: 113 (T20, 13, D20) ausgemacht und der Ausgleich wieder hergestellt. 1:1. Doch Szaganski, der in diesem Set weiterhin mitspielen wollte, für ihn überlebenswichtiger Fakt, holte sich den nächsten Durchgang. 2:1. „Barney“ glich abermals aus, 2:2. Im Decider, der gebürtige Pole hatte das Leg begonnen, war van Barneveld einfach naturgegeben eine Aufnahme zu weit hinten, Szaganski nutze diesmal seine Chance und erzwang den Satzanschluss, 1:2.

„The Harp Boy“ hatte bis dahin alles andere als schlecht gespielt, konstant starkes Scoring gezeigt, allein es fehlten ihm die Momente. Der erfahrene fünffache Weltmeister war ihm natürlich weit überlegen, wenn es darum ging, den richtigen Touch ins Spiel zu bringen, das perfekte Timing an den Tag zu legen und auch permanent den Überblick zu behalten. Und im vierten Set spielte Raymond van Barneveld nun all diese Routine aus. Als nicht zu unterschätzendes Pfund hatte der Niederländer obendrein den ersten Anwurf sowie das Publikum auf seiner Seite. In den ersten vier Durchgängen griff sich jeder sein Leg. Dass Radek Szaganski nun auch noch gegen die Buhrufe der „Barney Armey“ ankämpfen musste, half dem Polen nicht wirklich, seine Legs holte er trotzdem. 2:2. Im entscheidenden fünften Durchgang brachten dreimal aufeinanderfolgend die glatte 100 dem „Harp Boy“ aber nichts mehr, van Barneveld machte sich die Tatsache zunutze, dass er bildlich gesehen drei Darts mehr in der Hand hatte und versenkte mit unbeirrbarer Sicherheit den ersten Matchdart im Ziel. 3:1. Darts-Legende Raymond van Barneveld werden wir nach Weihnachten wiedersehen.

R. van Barneveld 3:1 Radek Szaganski
99,81 Average 93,64
4 180s 1
113 High-Finish 118
2 100+ Checkouts 1
11/20 Finishing 6/18

Power-Scoring im Sekundentakt

Das letzte Match dieses aufregenden Abends bestritten Chris Dobey und William O´Connor. Chris Dobey mittlerweile auch schon bei seiner achten WM-Teilnahme angekommen, das beste Ergebnis konnte er letztes Jahr mit dem Viertelfinale erspielen, wo Michael van Gerwen ihm jedoch mit 5:0 zeigte, wo der Mighty-Hammer hängt. Im heutigen Abendmatch wollte Chris Dobey seinerseits dem Kontrahenten, William O´Conner, vorführen, wo ein amtierender Masters-Sieger den Maßstab ansetzt. O`Connor hatte in der ersten Runde mit Bhaf Patel zwar einen Gegner, der ihm wenig entgegenzusetzen hatte, doch vielleicht war gerade das Indiz dafür, wie konzentrationsstark der Ire bei dieser WM unterwegs ist. Ein Pferd springt nur so hoch wie es muss … Unsinn! William O`Connor packte unaufhörlich hohes Scoring aus. Offenbar hat auch er sich für dieses Jahr einiges vorgenommen. Und dass wir bisher dachten, Limerick ist nur ein lustiges Gedicht, da hat uns der in Limerick, Irland geborene William O`Connor auch eines Besseren belehrt.

Das Spiel mit Break begonnen, ging „Hollywood“ erstmal 1:0 in Führung. Im zweiten Durchgang die 100 als Set-up-Shot und anschließend derselbe Betrag als High-Finish (T20, D20), das Break war bestätigt, 2:0 für Chris Dobey. Im dritten Durchgang zeigte uns „Magpie“ William O`Connor den Weg aus dem Madhouse heraus, Anschluss zum 1:2. Ein Leg später verwendete Chris Dobey das Maximum 180 als Set-up-Shot, die Satzführung 1:0 war ihm nicht mehr zu nehmen.

Im zweiten Satz der komplett identische Spielverlauf wie im ersten Set, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Diesmal war es William O`Connor, der mit Break und Bestätigung desselben 2:0 in Führung ging. Hier grätschte Dobey für einen Leggewinn dazwischen, 1:2, bevor der Ire den 1:1-Satzausgleich durchwinkte.

Beide mit unfassbar starkem Scoring unterwegs, und auch die Treffsicherheit auf Doppel ließ keine Wünsche offen. Und tatsächlich schien es, als sei hier irgendwo eine Schablone angesetzt, denn auch der dritte Satz verlief komplett identisch, wiederum mit vertauschtem Rollenspiel. Chris Dobey mit Break und Breakbestätigung zum 2:0, „Magpie“ holte noch schnell das 1:2, bevor der Engländer im nächsten Durchgang erfolgreich zum Satzgewinn abschloss. 2:1.

Im vierten Set zum ersten Mal ein Abweichen vom bisherigen Verlaufsschema. Hatten beide das Triple-20-Segment bis dahin schon regelrecht wund malträtiert, so ließ Chris Dobey auch bei seinem Anwurf ins erste Leg eine weitere 180 folgen. William O`Connor machte es gar noch besser, warf siebenmal die 180, der 9-Darter lag einmal mehr in der Luft. Auch wenn der achte Dart nur das einfache Segment traf, der geschmeidige 11-Darter reichte dem Iren allemal zum Break, 1:0. Diesmal gelang es ihm nicht, das Break auch zu bestätigen, denn Chris Dobey zeigte mit 134 – 180 – 171 und Doppel-8, dass auch er blitzschnelle Leggewinne heute Abend beherrschte, 1:1. Beide führten den Reigen unfassbar powervollen Scorings fort, die nächsten beiden Durchgänge sicherte sich dabei „Magpie“ William O`Connor, der zum 2:2 in Sätzen ausglich.

Es ging in den Entscheidungssatz. Der Ire ging zunächst 1:0 in Führung, musste dann aber bei der überragenden Pace, die beide vorgelegt hatten, ein wenig abreißen lassen. „Hollywood“ hingegen konnte das Tempo weiterhin aufrecht erhalten, und so holte sich der Engländer die nächsten drei Durchgänge in Folge, und eine weitere epische Schlacht von unglaublich hoher Qualität war zu Ende gegangen. Dobey hatte allein zehnmal die 180 ans Board genagelt und einen Average von fast 104 abgeliefert. Auch O`Connor konnte immerhin einen Punktedurchschnitt knapp über 97 aufweisen, hatte siebenmal die 180 getroffen – respektable Werte, es reichte dennoch nicht. 3:2 für Chris Dobey.

Chris Dobey 3:2 William O'Connor
103,09 Average 97,22
10 180s 7
100 High-Finish 105
1 100+ Checkouts 1
11/32 Finishing 9/21

Für uns war dieser achte Spieltag eigentlich kaum zu überbieten, beide deutschen Teilnehmer werden auch nach Weihnachten wieder im Ally Pally auflaufen. Trotzdem oder gerade deshalb mussten mal wieder die Herztropfen aus dem Apothekenschränkchen geholt werden. Denn die Art und Weise, wie Florian Hempel sein Drittrundenticket gezogen hat, ist echt eine Geschichte für sich. Auch die „Barney Army“ konnte den Abend glücklich genießen. Nicht zu vergessen, welche Bravour-Leistung die beiden Akteure des abschließenden Abendmatches ans Oche gebracht haben. Der Adrenalin-Spiegel wird diese Nacht ganz schwer zu senken sein – viel Glück dabei und stay bright, nice flight!

Fotos © PDC @ Darts1

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