WM – 10. Spieltag, Nachmittagssession: es hätte ein Auftakt nach Maß werden sollen, stattdessen die Frage: „Darf man das Wort mit „sch“ im Fernsehen sagen?“

Großartige fünf Teilnehmer hatte Deutschland nach London entsandt, vier davon waren in der dritten Runde angelangt. Ein historisches Ergebnis in der Darts-Geschichte, sozusagen die Weihnachtsgratifikation für alle Fans. Auch sonst hagelte es ein paar deftige Sensationen, unter anderem das verblüffend häufige Ausscheiden von gesetzten Spielern. Mit zu den größten Überraschungen zählte mit Sicherheit das Zweitrundenaus von Peter Wright, Nathan Aspinall und James Wade. Aber auch Akteure wie Danny Noppert, Kim Huybrechts und Josh Rock, hatte man eigentlich in der nächsten Runde erwartet. Ein anderer gesetzter Niederländer, Dirk van Duijvenbode, schied nicht wirklich überraschend aus, die Schulterverletzung machte einfach zu massiv zu schaffen. Der sehr wohl stark agierende Underdog, Boris Krcmar, stattdessen eine Runde weiter. Ebenfalls beinah mühelos weiter: Richard Veenstra und Berry van Peer, nicht unbedingt die niederländischen Namen, die man zwangsläufig auch nach Weihnachten noch auf der Anzeigentafel erwartet hatte. Andere gesetzte Spieler hatten erstaunlich viel Mühe, sich durchzusetzen, weil sie sich wie Jonny Clayton, weiterhin in der Formkrise, das Leben selber schwer machten, oder wie Chris Dobey und Brendan Dolan, erstklassig aufspielende, ungesetzte Teilnehmer wie William O`Connor und Mickey Mansell als Gegner hatten. In jedem Fall gab es unfassbar tolle Duelle, es war durchwegs für Spannung und Kurzweile gesorgt und der „Big Fish“ wurde auch schon vier Mal gezogen. Drei „Angler“ jedoch bereits ausgeschieden: Lee Evans, Danny Noppert und Jermaine Wattimena. Nur Ross Smith konnte erfolgreich „zum Fischen gehen“ und das Match dennoch gewinnen.

Heute also gleich mit zwei Deutschen der Start in die dritte Runde

Es gab drei Matches pro Session, und es wurden nochmal zwei Sets auf die Maximalausbeutungsmöglichkeit draufgepackt, somit galt ab jetzt der Best-of-7-Sets Modus.

Und schon ab Spiel Eins nach Weihnachten standen wir bereits knietief drin, im Saft der kondensierten Aufregung. Denn im ersten Match des Nachmittags trat Martin Schindler an, sein Gegner Scott Williams. Martin Schindler hatte vor Weihnachten mit Jermaine Wattimena (3:1) kurzen Prozess gemacht, Scott Williams war derjenige, der den gesetzten Danny Noppert (3:0) nach Hause geschickt hatte. Kleiner Fun Fact: somit hatte jeder einen „Big Fish-Angler“ aus dem Turnier genommen.

Scott Williams hatte das Ausbullen für sich entschieden, also den ersten Anwurf. Die erste 180 von „Shaggy“ ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten, und als sich der dritte Legdart in der Double-4 einfand, war auch der erste Durchgang auf Williams` Legkonto gelandet. 1:0. „The Wall“ war mit ähnlich starkem Scoring unterwegs und im zweiten Durchgang genauso schnell bei seinen Legdarts angekommen, wie vorher sein Kontrahent. Mit 20, Triple-20 und Double-8 die 96 mühelos gelöscht und der Ausgleich war da. 1:1. Im dritten Durchgang dann auch die erste 180 von Martin Schindler, während auf der anderen Seite Scott Williams hervorragende und grottenschlechte Aufnahmen munter miteinander vermischte. Der Deutsche war derweil auf dem niedrigsten High-Finish von exakt hundert Punkten angekommen: auf dem üblichen Weg mit Triple-20 und Double-20 weggewischt, Martin Schindler übernahm mit Break die 2:1-Führung. Im vierten Durchgang warfen beide die 180, und beide trafen zwischendurch auch mal die einfache Fünf. Doch obgleich nur der 27-Jährige aus Strausberg zusätzlich noch unwillig die einfache Eins miteinstreute, war ihm die Bestätigung des vorher herausgespielten Breaks nicht mehr zu nehmen. Leg und Satz für Martin Schindler, der mit der 1:0-Satzführung die kurze Werbepause wohl etwas zufriedener angehen konnte als sein Gegner.

Im zweiten Set mauerte „The Wall“ mit durchwegs konstantem Scoring und schaffte sich somit die massiv solide Grundlage für drei Leggewinne in Folge, während gegenüber Scott Williams die gewohnte Scoring-Power komplett abhandengekommen zu sein schien. Mit 99 – 137 – 133 – 92 und der Double-20 ging es für den Deutschen zur 1:0-Führung. Im zweiten Durchgang ließ seine Konstanz geringfügig und ebenso kurzzeitig nach, aber da er weiterhin solide Aufnahmen mit im Gepäck hatte, während „Shaggy“ so ziemlich gar nichts Vernünftiges mehr ans Board brachte, war auch das 2:0 nichts Unvorhersehbares. Das dritte Leg begann Martin Schindler etwas schwächer mit der 58, ließ aber stante pede Aufnahmen von 125 – 134 – 140 folgen, und das Auschecken der 44 war dann auch kein Problem mehr. 2:0 in Sätzen für den Deutschen.

Ab Set Drei hatte Scott Williams seine Scoring-Kraft wiedergefunden, einen weiteren Satz gegen den Anwurf zu verlieren, wäre dem Spieler aus dem englischen Boston wohl auch mehr als ungelegen gekommen. Im ersten Durchgang brachte Schindler selbst die 180 als Set-up-Shot nichts mehr, Scott Williams holte sich trotzdem sein Leg, 1:0. Zweiter Durchgang und „Shaggy“ vermochte es, noch eine Schippe draufzulegen. Klasse High-Finish, 152 (T20, T20, D16) und die 2:0-Führung war ihm sicher. Das nächste Leg holte sich Williams inklusive einer weiteren 180 und errang damit den Satzanschluss, 1:2.

Spätestens ab Set Vier entwickelte sich das Match zum absoluten Drama: Martin Schindler begann den Satz, ließ aber zwischenzeitlich seinerseits unterirdische Aufnahmen miteinfließen. Und als er auch noch Legdarts ausließ, bestrafte sein Gegner dies – zwar nicht wirklich prompt und überzeugend, aber er hatte halt auch die Zeit dazu. Den sechsten Breakdart versenkt und der Engländer schritt gegen den Anwurf 1:0 voran. Das Break bestätigte er dann überzeugend, High-Finish, 146 (T19, T19, D16) – auch das 2:0 war im Kasten. Dass „Shaggy“ das Publikum zwischendurch immer wieder mit großen Gesten aufheizte – für meine Begriffe nicht nur too much, sondern much too much – hielt Martin Schindler nicht davon ab, drei grandiose Aufnahmen am Stück ins Board zu feuern. Völlig unbeeindruckt und gleichsam unbeirrt vom unkollegialen Publikums-Pushen des Gegners, nahm der Deutsche hintereinander 134 – 180 – 171 Punkte heraus. Dass er sich dann beim Versuch, die Double-8 zu löschen, selbst überwarf und eine weitere Aufnahme benötigte, war in diesem Durchgang nur ein kleiner Schönheitsfehler. Umgehend korrigiert, hatte „The Wall“ den Anschluss 1:2 hergestellt. Und auch im vierten Leg war die Scoring-Power von Schindler, wenn auch nicht durchgehend, wieder zugegen. Die nächste 180 plus eine 145 genügten als Basis, um mit dem dritten Breakdart auf Double-18 den Ausgleich zu erringen, 2:2. Es ging in den Decider, den Martin Schindler beginnen durfte, somit waren alle Chancen gegeben, das Set zuzumachen. Doch der anfänglichen 100, ließ der gebürtige Strausberger Aufnahmen von 57 – 55 – 45 – 45 folgen. Damit kommt man vom Ausgangspunkt 401 auf dem Weg nach unten nicht sehr weit. Scott Williams nahm da schon weit größere Schritte, den Satzausgleich hat er sich somit legitim abgeholt. 2:2.

Der Engländer hatte nach 0:2-Satzrückstand den Ausgleich erzwungen, höchste Zeit für „The Wall“ die Verhältnisse wieder klar zu stellen und eine neuerliche Führungsmauer zu errichten, gegen die der Kontrahent vergeblich anlaufen sollte. Das war zumindest der Plan, der zunächst auch aufging. Williams hatte (mäßigen) Anwurf, während Martin Schindler dessen Leg mit der nächsten 180 begann. Ein perfekter Set-up-Shot von 150 Punkten brachte den Deutschen in die optimale Position für das Break und die 1:0-Führung. Als Schindler das Break ohne Umschweife bestätigte, hatte er seinen Gegner auf der 248 abgehängt. 2:0. Im dritten Durchgang setzte der mittlerweile in Rodgau beheimatete Dartsprofi noch eins drauf: das High-Finish von 161 Punkten erstklassig mit Triple-20, Triple-17 und Bullseye ausradiert, und die Satzführung für den Deutschen, (die Leg-Nullnummer für den Gegner im Paketpreis inbegriffen), war wiederhergestellt. 3:2.

Da Martin Schindler das Set zuvor gegen den Anwurf gewonnen hatte, hätte er im sechsten Satz eigentlich nur noch seine eigenen Legs durchbringen müssen und der Matchsieg wäre der Seinige gewesen. Aber wie das halt mit dem Konjunktiv so ist: hätte, hätte, Enttäuschungskette. Seinen ersten Anwurf holte „The Wall“ noch souverän, 1:0. Scott Williams griff sich sein Leg gar noch souveräner, Schindler noch auf der 224, da war der Engländer schon beim Ausgleich angelangt, 1:1. Im dritten Durchgang dann ein geschmeidiger 12-Darter (180 – 100 – 140 – 81) von Williams, und schon hatte er das notwendige Break eingesackt. 2:1. Im vierten Durchgang ließ Martin Schindler dann drei Möglichkeiten zum Re-Break liegen, machte so den Weg für „Shaggy“ frei, abermals den Satzanschluss herzustellen. 3:3.

Damit ging es schon im ersten Match nach der Weihnachtspause über die volle Distanz von sieben Sets. Das Drama gönnte sich seine Fortsetzung und unseren Nerven nicht die geringste Ruhephase. Scott Williams hatte ausgerechnet hier wieder den ersten Anwurf, leistete sich aber gehörig schwache Aufnahmen. Das wusste Martin Schindler zu nutzen, trotz der Tatsache, dass er zwei Aufnahmen und vier Legdarts brauchte, gelang ihm das unbedingt notwendige Break zum 1:0. Doch schon im zweiten Durchgang bewies der Engländer nicht nur die Rückkehr seiner Scoring-Kraft, sondern auch unglaubliche Nervenstärke und damit untrennbar verbunden, gediegene Treffsicherheit. Bei der vorletzten Aufnahme den Pfeil noch mal eben im Bullseye versenkt, löschte er im Anschluss die 90 mit Triple-20 und Double-15 zum Re-Break, 1:1. Beide Spieler mit sensationell vielen 180ern unterwegs, Schindler traf in diesem Durchgang schon zum zwölften Mal, Williams „erst“ seine Siebte. Doch diese 180 gereichte dem Engländer zum Restbetrag 90. Schon wieder die 90, schon wieder mit Triple-20 und Double-15 herausgenommen, somit hatte Scott Williams das Break bestätigt und ging 2:1 in Führung. Durchgang Vier: Martin Schindler mit der 180 Nummer Dreizehn, „Shaggy“ mit seiner Achten. Und diesmal war es der Deutsche, der die 90 als Restforderung vor sich sah – die Triple-20, Double-15 kann auch er. Schindler glich zum 2:2 aus. Fünfter Durchgang: beide Akteure mit konstant solidem Scoring auf dem Weg in die Zielgerade, doch Williams wusste den Vorteil des Anwurfes zu nutzen, plus seiner neunten 180, so ging er wieder in Führung, 3:2. Damit hatte er das Match aber noch nicht gewonnen, denn ab hier galt die Two-Clear-Legs Regel. Sollte es auch bei den Legs die volle Distanz geben? So weit wollte es der Engländer nicht kommen lassen, befand, dass es der beste Zeitpunkt sei, um bei den 180ern ebenfalls zweistellig zu werden und servierte sich seine zehnte maximale Ausbeutung des Triple-20-Segments als perfekten Set-up-Shot. Als er im Anschluss den ersten Matchdart in der Double-18 versenkte, war der Deutsche noch weit dahinter auf der 211 verblieben.

Obgleich Scott Williams beim abschließenden Blick auf die Zahlen, in fast allen Statistikwerten schlechter abschnitt, war ihm der 4:3-Matcherfolg nicht mehr zu nehmen. „The Wall“ hatte mit 95,15 einen leicht höheren Average aufzuweisen, (Williams: 94,36), er traf 13 Mal die 180 (Williams: 10x) und Martin Schindler versenkte mit 161 Punkten das höhere High-Finish (Williams: 152). Aber auch wenn die Checkout-Quote mit 38,89% nur geringfügig niedriger als die des Gegners (42,42%) war, so gab dies doch schlussendlich den Ausschlag für die Niederlage des Deutschen, der zwischenzeitlich schon mit 2:0 in Sätzen vorne gelegen hatte. Es war ein bitterer Matchverlust für Martin Schindler, der es aber im nachfolgenden Interview weniger bitter als vielmehr sportlich mit der Anerkennung der heutigen Leistung des Gegners betrachtete und diesem den letztendlich verdienten Erfolg zugestand.

Scott Williams 4:3 Martin Schindler
94,36 Average 95,15
10 180s 13
152 High-Finish 161
2 100+ Checkouts 2
14/33 Finishing 14/36

Kein solches Drama, aber die nächste Tragödie ereilte uns im zweiten Duell

Das nervliche Saftkonzentrat sollte heute vollständig ausgeschöpft werden, denn schon folgte das Duell Gabriel Clemens gegen Dave Chisnall. Gabriel Clemens hatte das Ausbullen gewonnen, das sollte dann aber fast schon der einzige Tageserfolg bleiben, der für ihn eine minimale Bedeutung haben würde. Sein erstes Anwurfleg holte „Gaga“ noch, (1:0), ab dann regierte eigentlich nur noch einer im Alexandra Palace: Dave Chisnall. Zumindest in den ersten drei Sets. Die nächsten drei Durchgänge in Folge geholt, den letzten sogar mit High-Finish, 100 (T20, D20) und das 1:0 in Sätzen war eingetütet.

Im zweiten Set kam „The German Giant“ dann gar nicht zum Zuge, „Chizzy“ räumte hier ganz souverän drei aufeinanderfolgende Durchgänge ab. 2:0 in Sätzen.

Das dritte Set begann der Engländer erstmal mit Break, 1:0. Zweiter Durchgang: das Break ebenso sicher wie unaufgeregt bestätigt, 2:0. Im dritten Durchgang hatte es fast den Anschein, als wenn Gabriel Clemens hier ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk in Empfang nehmen konnte, denn er bekam sieben Legdarts Zeit, um den 1:2-Anschluss auszumachen. Das war aber lediglich sein Anwurfleg. Dave Chisnall griff sich seinerseits gleichfalls das nächste eigene Leg, die 3:0-Satzführung damit ebenso in trockenen Tüchern.

Im vierten Satz war auch die deutsche Nummer Eins endlich im Match angekommen. Vier ausgelassene Legdarts seines Kontrahenten nutzte Gabriel Clemens diesmal zum Break und ging somit gegen den Anwurf 1:0 in Front. Dreimal die 140 innerhalb des zweiten Durchgangs, das gereichte „Gaga“ zur Bestätigung des Breaks, 2:0. Zum ersten Mal in diesem Spiel hatte der Deutsche also zwei Legs Vorsprung innerhalb eines Sets. Im dritten Durchgang spielte er abermals eine Aufnahme von 140 Punkten, traf zudem auch die 180, allein es half nichts, denn Dave Chisnall hatte hier den Anwurf gehabt und den Vorteil der drei zusätzlichen Darts in der Hand zu nutzen gewusst. 1:2. Im vierten Durchgang gelang es Gabriel Clemens gleich zwei Gänge nach oben zu schalten. Mit 180 – 140 – 136 und dem Checkout von 45 Punkten servierte er einen eindrucksvollen 11-Darter, während „Chizzy“ noch beharrlich die 230 anglotzte. Damit hatte der saarländische „German Giant“ zumindest einen Satzgewinn auf sein Konto gebracht, 1:3.

Der Verlust eines einzelnen Satzes konnte Dave Chisnall jedoch nicht aus seiner stoischen Ruhe bringen. Der Engländer beschloss dies als kosmetische Ergebniskorrektur ad acta zu legen und begann das vierte Set gleich wieder mit Break, 1:0. Das Break flugs bestätigt, 2:0. Im dritten Durchgang erinnerte sich „Gaga“ Clemens wohl daran, dass Aufnahmen von 140 und 180 dabei halfen, das eigene Leg zu halten, Anschluss zum 1:2. Vierter Durchgang: mit ähnlich konstant solidem Scoring schlug der Deutsche aus der Tatsache Profit, dass „Chizzy“ mittlerweile nicht mehr alle Triple-Felder so treffsicher abschoss, während Gabriel Clemens mit zwei Darts in der Hand die 72 souverän löschte. Ausgleich 2:2. Den Leggewinn gegen den Anwurf geholt, somit machte es der „German Giant“ in diesem Satz nochmal spannend. Doch „Chizzy“ tat nicht nur alles, um den deutschen Hoffnungen wieder einen gehörigen Dämpfer zu erteilen, sondern löschte auch das letzte Flämmchen auflodernder Erwartungen. Es ging ins Entscheidungsleg. Gabriel Clemens mit seiner sechsten 180, die beantwortete Chisnall mit seiner vierten 180. Kurz darauf revanchierte sich der 43-jährige Spieler aus St. Helens auch für das vorausgegangene Break mit dem neuerlichen Re-Break, holte sich damit Leg, Set und Match. 4:1. Die höhere Anzahl der erzielten 180er hatte dem Deutschen sogar einen leicht höheren Average verschafft (Clemens: 96,16 / Chisnall: 95,49). Aber mit einer Checkout-Quote von 24,14% kann man gegen Dave Chisnall (50%) keinen Blumentopf, geschweige denn ein Spiel gewinnen.

Dass Gabriel Clemens zwar über ausreichend Emotionen verfügt, diese aber nie unmäßig überkochen lässt, zeigte er einmal mehr im anschließenden Interview. Auf den Grund seiner Niederlage angesprochen, antwortete er mit einer Gegenfrage: „Darf man das Wort mit „Sch“ im Fernsehen sagen?“ Ja, durfte man. Wenn aber auch nichts anderes zutrifft?! Somit gab „Gaga“ folgende Analyse zum Besten: „Weil ich Scheiße gespielt habe.“ Dann wurde er noch gefragt, wie er damit umgehen wird. „Was soll ich jetzt hier rumheulen?! Ich werd` es sacken lassen und dann nächstes Jahr wieder die Darts in die Hand nehmen.“ Nüchterner kann man es nicht betrachten, und es bewies abermals: ob im Sieg oder in der Niederlage, Gabriel Clemens ist und bleibt ein Original.

Dave Chisnall 4:1 Gabriel Clemens
95,49 Average 96,16
4 180s 6
100 High-Finish 72
1 100+ Checkouts 0
13/26 Finishing 7/29

Der Schlussakkord des Nachmittags

Die letzte Partie des Nachmittags machten Rob Cross und Jeffrey de Graaf unter sich aus. Tonangebend war auch in diesem Duell vor allem einer, und auch hier war es der Engländer. Trotzdem erschien das Match weit ausgeglichener, zumindest phasenweise. Jeffrey de Graaf hatte sich sogar das erste Break geholt, was „Voltage“ aber umgehend mit Re-Break beantwortete. 1:1. In den nächsten drei Durchgängen holte sich jeder souverän seinen Anwurf, und da Rob Cross das Set begonnen hatte, war das Entscheidungsleg natürlich auch der ausschlagende Leggewinn, 1:0 Satzführung.

Das zweite Set nicht ganz so ausgeglichen, dafür drei sichere Leggewinne für den Engländer und die 2:0 Satzführung.

Drittes Set: Rob Cross machte da weiter, wo er in Satz Zwei aufgehört hatte, mit dem Einholen von Legs, 1:0. Den zweiten Durchgang startete „Voltage“ dann mit sechs perfekten Darts, doch de Graaf setzte dem dreimal in Folge die 140 entgegen. Und als Cross seinen einzigen Breakdart in diesem Leg vergeudete, nutzte der Neu-Schwede, der bis letztes Jahr noch für sein Geburtsland, die Niederlande, angetreten war, die Vorgabe, dass er Anwurf gehabt und somit faktisch drei Wurfmöglichkeiten mehr hatte. Mit vier Legdarts das Doppel getroffen, erzwang Jeffrey de Graaf den Ausgleich, 1:1. „Voltage“ schien die Faxen dicke zu haben und servierte nun das erste High-Finish, 148 (T18, T18, D20), nachdem er bis dahin seine Leggewinne eher nach dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“, konservativ mit niedrigeren Beträgen eingeholt hatte. 2:1. Im vierten Durchgang ließ Rob Cross nur einen Breakdart aus, das war dennoch einer zu viel, Jeffrey de Graaf mit dem Ausgleich zum 2:2. Es ging abermals in den Decider. Beim Versuch, die Double-18 zu treffen, versenkte der Engländer seinen Pfeil in der einfachen Vier. Diesen Fauxpas konnte der für Schweden spielende de Graaf nutzen und griff sich das Break zum Satzanschluss, 1:2.

In den ersten vier Durchgängen des vierten Sets nahm jeder seinen Anwurf an sich, wobei Rob Cross beim Auschecken zum 2:2 einen ebenso ungewöhnlichen wie beeindruckenden Weg gewählt hatte. Die 84 löschte er mit Triple-7, 13 und Bullseye – kann man auch mal so eben nebenbei praktizieren. Beim Versuch im Decider die 127 auszumachen, scheiterte Cross zwar dann am Bullseye, das Entscheidungsleg holte er sich trotzdem, 3:1-Satzführung.

Gleiches Spiel im ersten Durchgang des fünften Sets: hier verhinderte der Fehlversuch aufs Bullseye, dass „Voltage“ die 145 ausradierte, trotzdem holte er das Leg. 1:0. Die nächsten drei Legs in Folge räumte dann aber grundsolide (und vielleicht auch etwas überraschend) Jeffrey de Graaf, der „Rebel“ ab. Und plötzlich war da der Satzanschluss, 2:3.

Und auch im sechsten Satz ging de Graaf erstmal 1:0 in Führung. Das waren ausreichend Warnschüsse für den Weltmeister von 2018. Aufnahmen von 93 – 134 – 180 – 94, dieser nachdrückliche 11-Darter markierte den Beginn des englischen Schlussspurts. 1:1. Zwei weitere starke 14-Darter und der 4:1 Matchgewinn für Rob Cross war beschlossene und besiegelte Sache.

Rob Cross 4:2 Jeffrey de Graaf
101,32 Average 91,95
10 180s 8
148 High-Finish 78
1 100+ Checkouts 0
15/29 Finishing 11/33

Das erste Match auf Augenhöhe, mit Auf und Abs für beide Duellanten, leider mit dem schlechteren Ende für Martin Schindler, die anschließende Partie eine einseitige Angelegenheit, leider mit dem schlechteren Ende für Gabriel Clemens und das abschließende Spiel nur vermeintlich ausgeglichen, mit dem besseren Ende für Rob Cross. Es blieb wenig Zeit, um die deutschen Tränen zu trocknen, denn in Kürze würde es mit der Abendsession weitergehen.

Fotos © PDC @ Darts1

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