WM – 12. Spieltag: der Nachmittag mit gleich zwei walisischen Hoffnungen, einer Ikone und einem, der es mit Sex-Appeal probierte

Das Leben musste weitergehen, die WM auch. Doch bevor wir uns der letzten Session, in der alle drei Partien noch Drittrundenmatches waren, widmen wollten, hier nochmal der kurze Rückblick. Schon am gestrigen Nachmittag war Florian Hempel auf einen überirdisch stark spielenden Stephen Bunting gestoßen, während Ricardo Pietreczko seine unfassbar grandiose Performance gegen den drei Sets lang ungewöhnlich schwach agierenden Luke Humphries, zum Ende hin doch nicht vergolden konnte. Es würde eine Zeitlang dauern, bis wir unsere Wunden geleckt haben, aber mit etwas Abstand werden wir feststellen, wie großartig sich unsere deutschen Darts-Helden geschlagen haben, wie fantastisch die Individualleistungen waren und was wir als Team Schwarz-Rot-Gold Außergewöhnliches erreicht haben. Und wir sind schließlich auch auf stichhaltige Thesen der Vernunft gestoßen, denn spätestens seit Gabriel Clemens wissen wir: „Morgen geht die Sonne auch wieder auf“.

Dieses Jahr wurden, laut PDC, so viele Tickets wie nie zuvor, (ca. 25%) ans deutsche Publikum verkauft. Nachdem mittlerweile das deutsche Drittrundenquartett aber komplett ausgeschieden war, ergab eine (nicht-repräsentative) Umfrage unter den deutschen Zuschauern, dass man daher nun Gary Anderson „adoptiert“ habe. Demnach freuten sich schon jetzt alle auf die Abendsession. Zudem erlebten wir gestern Nachmittag noch den extrem hart erkämpften Einzug von Chris Dobey ins Achtelfinale. Ihm hatte Ross Smith den Kampf angesagt und es war einer auf Augenhöhe. Am Abend war Daryl Gurney zunächst massiv ins Schleudern geraten, als Ricky Evans ihm die Darts rapide erst um die Ohren und dann auch noch ums „super chin“ warf. Doch der Nordire wusste sich zu wehren, sowohl gegen das englische Publikum als auch gegen die Wurfgeschwindigkeit des Gegners. Ein anderer Nordire sorgte gestern für die Überraschung des Tages. Wie der „History Maker“ Brendan Dolan den Weltmeister von 2021, Gerwyn Price, aus dem Turnier nahm, reichte natürlich nicht für die Geschichtsbücher, aber für ein krachendes „Bäng!“ bei dieser WM genügte es allemal.

Danny Noppert, Dirk van Duijvenbode – das waren die Niederländer, die man in der dritten Runde erwartet hatte. Stattdessen standen dort Richard Veenstra und Berry van Peer. O.k., dass „Flyers“ hier an einem fest entschlossenen Michael van Gerwen gescheitert ist, war vermutlich keine zu große Überraschung, aber noch hatte der andere Underdog aus dem Oranje-Land, Berry van Peer, ja die leise Hoffnung auf das Achtelfinale. In dem Moment, als Berry van Peer aufgerufen wurde, musste man den Begriff „leise“ jedoch umgehend revidieren, von „leise“ konnte bei seiner Walk-on Hymne „The Darkside“ (von Tharoza & Spitnoise) nun wirklich keine Rede sein. Interessant, dass gerade die Niederländer fast alle die harten, unrhythmischen Metallklänge als persönlichen Motivator auswählen. Dabei macht „Bionic“ so einen ruhigen Eindruck, wenn er relativ unauffällig ans Oche tritt. Alles andere als unauffällig war hingegen seine Performance gegen den Nachwuchsstar Josh Rock. Auffällig effektiv hat van Peer hier seine Chancen genutzt, um den Nordiren eindrucksvoll auszuspielen.

Damon Heta hatte in der zweiten Runde hingegen wenig Gegenwehr von Martin Lukeman erfahren. Der Australier verzichtete diesmal beim Walk-on auf zusätzliche Kostümierung, gut, die eigenwillige Gesichtsbehaarung des seitlich herunterfliehenden „Moustache“, sehen auch einige als Karnevals-gerechte Verkleidung an. Im Gegensatz zur sonstigen Dekoration legte Damon Heta den Schnauzbart aber kurz vor Spielbeginn heute natürlich nicht ab. Er wollte ihn ursprünglich übrigens nur für das letzte Major-Turnier ausprobieren, entschloss danach aber, über Social Media eine Umfrage zu starten: „Ist das Kunst oder kann der weg?“ Dass die Entscheidung pro Schnäuzer ausfiel, muss man selbstverständlich nicht verstehen. Alles eine Frage des Gustos. Obgleich Damon Heta diesmal seinem Walk-on keine weiteren Kostümierungseffekte hinzufügte, hielt das ihn aber nicht davon ab, das übliche Entertainment zu präsentieren. Zu „Stayin` Alive“ (Bee Gees) einzulaufen, bringt aber auch schon fast zwangsläufig höchsten Unterhaltungswert mit sich.

Sex-Appeal hin oder her, der Mann ist im Achtelfinale

Berry van Peer startete sein Drittrundenmatch, wie er sein Zweitrundenspiel beendet hatte – entschlossen und mit aller Willenskraft. Und genau mit diesen Zutaten bekam er auch das erste Set gebacken. Zwei Durchgänge solide ohne größeren Wumms geholt, 2:0. Im dritten Durchgang setzte er dann auch gleich ein zusätzliches Ausrufezeichen hinter seinen heutigen Anspruch: das High-Finish, 142 (T19, T19, D14) und die 1:0-Satzführung war eingesackt.

Im ersten Durchgang des zweiten Satzes konnte dann auch „The Heat“ endlich seinen ersten Leggewinn des Nachmittags verbuchen, ließ dem gleich den zweiten folgen, 2:0. Zum Satzgewinn reichte es trotzdem nicht, denn Berry van Peer räumte zum zweiten Mal in diesem Match drei Legs in Folge ab. Im fünften Durchgang hatte Damon Heta zwar einen Versuch aufs Doppel, ließ den aber fahrlässig liegen. Van Peer, der in diesem Durchgang zweimal die 180 geworfen hatte, (im Vergleich dazu: Heta mit einer 180), hatte die Zeit für vier Breakdarts und sicherte sich damit die 2:0-Satzführung.

Beim Australier läuteten mittlerweile alle Alarmglocken, „Stayin` Alive“ avancierte nun auch zum Motto des Spiels. Den dritten Satz begann Damon Heta mit Break, ließ entschlossen und zielgerichtet zwei weitere Leggewinne folgen, und der Satzanschluss war hergestellt. Der Niederländer konnte in diesem Set keinen einzigen Versuch aufs Doppel anstrengen. 1:2.

Auch im vierten Set war der ehemalige Feuerwehrmann weiter „on fire“. Damon Heta ging mühelos 2:0 in Führung, Berry van Peer hatte kurzzeitig nicht mehr stattgefunden. Doch „Bionic“ kam zurück. Die nächsten zwei Durchgänge bewies van Peer, dass mit ihm sehr wohl noch zu rechnen war, Ausgleich zum 2:2. Es ging in den Decider. Und in dieses Entscheidungsleg startete „The Heat“ mit sieben perfekten Darts. Der achte Pfeil landete im Einfachsegment, ein brillanter 10-Darter wurde es trotzdem. Den 2:2-Satzausgleich feierte der Australier, als habe er bereits das Match gewonnen. Doch soweit war es noch lange nicht. Nun meldete sich auch die „Barney Army“ zu Wort. Nein, bis zu dessen Matchbeginn sollte es noch einige Zeit dauern.

Ab dem fünften Set war Berry van Peer endgültig wieder im Match zurück, zwei 140ern ließ er die 180 folgen, o.k., die nächste Aufnahme war Schrott, aber der Leggewinn dennoch eindrucksvoll. 1:0. Auch im zweiten Durchgang präsentierte „Bionic“ wieder eine 180, die übrigen Aufnahmen jedoch eher unterdurchschnittlich. Damon Heta, der sowohl im vorigen als auch in diesem Leg ebenfalls die 180 bemüht hatte, machte es mit durchschnittlichen Aufnahmen zur Ergänzung des Maximums etwas besser, das 1:1 war die Belohnung dafür. Auch in den folgenden beiden Durchgängen spielte „The Heat“ immer wieder mal eine Spur besser, ging somit zum ersten Mal auch in Sätzen in Führung, 3:2.

Aber auch Berry van Peer hatte sich für den Nachmittag mehr als nur zwei Satzgewinne vorgenommen. Damon Heta ging zunächst auch im sechsten Satz wieder 1:0 in Führung, bevor der Niederländer zum Zwischensprint ansetzte. Wobei es nicht wirklich einem „Sprint“ ähnelte, vor allem wenn Berry van Peer sich nochmal ausgiebig Zeit nahm, um besonders relevante Aufnahmen anzugehen. Fair enough, denn hier ging es um nicht weniger als den Verbleib in diesem Turnier. Und so sah man den 27-jährigen Spieler, der im niederländischen Roosendaal geboren wurde und mittlerweile in Sprundel zuhause ist, immer wieder zurücktreten, manchmal gar an den Tisch zurückkehren, einen Schluck Wasser nehmen, tief durchschnaufen und erst dann ging es ans Oche. Da dem Niederländer hier ja „nur“ ein Australier gegenüberstand, ignorierte das Publikum dieses Ritual zunächst, irgendwann waren doch erste Unmutsäußerungen hörbar, doch bald kippte das Ganze in ein lustiges „Gesellschaftsspiel“. Die Zuschauer pushten und quittierten jeden einzelnen Wurf mit den entsprechenden Klanglauten, die Menge hörte sich an, wie ein in die Jahre gekommener Synthesizer. Ob dies Berry van Peer störte, weiß man nicht, aber es hielt ihn zumindest nicht davon ab, wiedermal seinerseits drei Legs in Folge an sich zu nehmen. Das zweite Leg holte er hierbei mit High-Finish, 108 (T19, 19, D16), und in den dritten Durchgang war er gar mit sechs perfekten Darts gestartet. Dass Damon Heta im zweiten Leg einen Versuch aufs Doppel und im dritten Durchgang gar vier Legdarts gehabt hatte, musste ihn insofern besonders frustrieren, da er bei optimaler Chancenausbeutung schon das Match in der Tasche gehabt hätte. So aber hatte Berry van Peer den Satzausgleich erzwungen und es stand 3:3.

Im anschließenden Interview verriet Damon Heta übrigens, dass er, egal wie viele Rückschläge er im Match einstecken musste, nur ein Mantra kannte: „Get the job done! Get the job done! Get the job done! …“ Das war es, was er sich immer wieder tretmühlenartig eintrichterte. Und diesen Job erledigte er im siebten Set wirklich mehr als überzeugend. Es ging also gleich im ersten Match des Tages über die volle Satzdistanz. Den ersten Durchgang strich Heta relativ unspektakulär ein, 1:0. Der zweite Leggewinn mit High-Finish, 114 (20, T18, D20) erregte da schon etwas mehr Aufmerksamkeit, 2:0. Ein letztes Aufbäumen des niederländischen Kontrahenten, mit aller Kraft grätschte er nochmal dazwischen, 1:2. Doch den Abschluss dieses Matches absolvierte „The Heat“ in style: das High-Finish, 151 (T20, T17, D20) ward gelöscht - the job was done! Der Australier erklärte im Anschluss „wie sexy“ er dieses 151er-Checkout befand. Ja, da stimme ich völlig zu! Aber dann fällt mein Blick auf den Schnauzbart und … - vorbei ist es mit der Sexyness.

Damon Heta 4:3 Berry van Peer
96,06 Average 88,29
13 180s 11
151 High-Finish 142
2 100+ Checkouts 2
15/43 Finishing 13/34

„Get the job done as well, Jonny!“

Wer hätte gedacht, dass es Jonny Clayton und Jim Williams sein würden, die die letzten WM-Hoffnungen in Wales noch am Leben erhalten konnten. Während Raymond van Barneveld im letzten Match des Nachmittags versuchen würde, den walisischen Erwartungen ein Ende zu setzen und „The Quiff“ nach Hause zu schicken, bekam es „The Ferret“ mit Krzysztof Ratajski zu tun. Und letztere zwei Akteure waren auch die Paarung für die nachfolgende Partie.

Auch wenn das Ergebnis der vorausgegangenen Runde (jeweils 3:1), eine andere Sprache sprach, die beiden nächsten Duellanten, Jonny Clayton und Krzysztof Ratajski (Jamie Hughes) hatten durchaus ihre liebe Mühe, sich durchzusetzen. Wobei „The Polish Eagle“ seinen Gegner Jamie Hughes schneller in den Griff bekommen hatte, als dies Jonny Clayton gegen Steve Lennon gelungen war. „Scuba Steve“ kämpfte schließlich nicht nur gegen den Kontrahenten, sondern auch um der Erhalt seiner Tour-Card. Trotz Sieg musste „The Ferret“ sich eingestehen, dass er weiterhin etliche Meilen von seiner eigentlichen Form entfernt war,. Dennoch präsentierte er sich hoffnungsfroh, wenn auch nicht allzu selbstsicher. Er wusste dass bei ihm trotz Zweitrundensieg noch reichlich Luft nach oben war.

Auf die Relevanz der Premier League angesprochen, machte er sich keine Illusionen bezüglich eines Startplatzes, rechnete sich aus, dass er dafür mindestens das Viertelfinale erreichen müsste. Doch obgleich die Premier League einen wichtigen Platz in seiner persönlichen Wertschätzung einnimmt, stellt sie nicht wirklich die Motivation dar, wenn er versuche, Runde für Runde weiterzukommen. Die Premier League sei wichtig, ja, aber weitaus relevanter sei für ihn die Weltmeisterschaft per se. Hier strebt er den Titel an, aber der Grund dafür liege naturgegeben nicht darin, dass er dann auch gesichert wieder bei der Premier League antreten dürfe. Die langsamere Spielweise des „Polish Eagle“ liege ihm nicht wirklich, aber der Glaube, dass er sich wieder auf dem rechten Weg befände, Darts-technisch an seine alte Form anknüpfen zu können, mache ihn zuversichtlich.

Seit langem fast nur wie eine Art „Abziehbild“ des eigentlichen Jonny Clayton unterwegs, hatte sich der Waliser heute vorgenommen, als erfolgreicher „Ferret“ endlich mal wieder den Jonny Clayton des Jahres 2021 auszubuddeln. In 2021 hatte er die Premier League, das Masters, den World Grand Prix plus die Word Series Finals gewonnen – an diese Zeiten wollte er anknüpfen. Entsprechend ging es mit Johnny B. Goode (Chuck Berry) auf die Bühne und die Aufforderung „Go, Jonny, go!“ sollte in diesem Spiel sein Wahlspruch werden.

Der Waliser startete mit dem entsprechenden Elan, holte sich das Break und ging 1:0 in Front. Doch trotz seiner ersten 180 in diesem Match, schaffte er es nicht, das Break auch zu bestätigen, Krzysztof Ratajski griff sich das Re-Break und glich zum 1:1 aus. Im dritten Durchgang ließ „The Polish Eagle“ wieder liegen, und Clayton setzte die Breakserie fort, 2:1. Um diesmal bei der Breakbestätigung ganz sicher zu gehen, produzierte Jonny Clayton im vierten Durchgang gleichmal das erste High-Finish, die 126 schoss er mit Triple-19, 19 und Bullseye ab. 1:0-Satzführung.

Im ersten Durchgang des zweiten Sets dann auch die erste 180 von Krzysztof Ratajski, die beste Grundlage für ein Break. 1:0-Führung für den Topspieler aus Warschau. Das Break bestätigte er auch relativ souverän, 2:0. Auch Jonny Clayton hatte längst festgestellt, dass der Start ins Leg mit der 180 die beste Basis kreiert, um einen Durchgang mit oder gegen den Anwurf zu holen, im Fall des dritten Legs war es sein eigenes, 1:2. Und als es Ratajski im vierten Durchgang mit sechs Versuchen nicht gelingen wollte, die 24 zu löschen, weil er letztendlich aus dem Madhouse nicht mehr herausfand, schnappte sich „The Ferret“ auch dieses Leg, 2:2. Im Decider hielt Jonny Clayton einfach nur seinen Anwurf, schritt folgerichtig mit der 2:0-Satzführung zur Pause.

Die „Barney Army“ wurde derweil wieder ungeduldig, forderte das Erscheinen ihres Helden, doch dessen Einsatz musste noch auf den Beginn der nächsten Partie warten.

In diesem Spiel waren die beiden Akteure noch lange nicht am Ende ihres Spiels angekommen, und offensichtlich war der Pole trotz mangelnder Tagesform auch noch nicht am Ende seines Lateins. Im ersten Durchgang des dritten Sets servierte Krzysztof Ratajski sich selbst das High-Finish, 104 (18, T18, D16), 1:0. Auch in den darauffolgenden Durchgängen ließ „The Polish Eagle“ nichts anbrennen, erzielte so den Satzanschluss, 1:2. Aber Jonny Clayton hatte heute richtig gutes Scoring im Gepäck mitgebracht. Gut, der Double-Trouble stand ihm des Öfteren im Wege, blockierte aber auch die Durchfahrt seines Gegners in gleichem Maße. So hatte der Waliser ausreichend Zeit, für das 1:0, das Ratajski umgehend mit dem 1:1 beantwortete. Auch in Durchgang Drei und Vier konnte sich Clayton etliche Versuche aufs Doppel leisten, dem sonst eher zielsicheren Krzysztof Ratajski wollte es in diesem Satz partout nicht gelingen, ihn noch abzufangen. 3:1-Satzführung für die walisische Nummer Zwei. Zur Erinnerung: auf Claytons Schultern ruhen inzwischen alle Hoffnungen des roten Drachen aus Cymru (Wales ist die englische Landesbezeichnung, original walisisch heißt es Cymru), nachdem die Nummer Eins, Gerwyn Price, ja schon überraschend früh ausgeschieden ist.

In den ersten beiden Durchgängen des fünften Sets sicherte sich erstmal jeder seinen Anwurf, 1:1. Auch im dritten Durchgang hielt Krzysztof Ratajski sein begonnenes Leg, 2:1. Wohlwissend, dass die WM für ihn bald vorbei sein konnte, zog „The Polish Eagle“ mit einem Flügelschlag nochmal das High-Finish, 115 (19, T20, D18) heraus und rettete sich damit ins nächste Set. 2:3 Satzanschluss.

Ja, „Barney-Army“, er kommt ja gleich!

Das Match war eine Kombination aus einem untypisch unsicher agierenden Krzysztof Ratajski und einem Jonny Clayton, der sich offensichtlich auf dem aufsteigenden Ast befand. Damit dies nicht nur ein dünner Zweig bleiben würde, musste der Waliser die heutige Performance nun aber auch noch über die Ziellinie bringen. Den Anfang machte er im ersten Durchgang des sechsten Sets, holte sich das 1:0. Das war aber nur das eigene Leg, auch Krzysztof Ratajski griff sich das seine, 1:1. Natürlich merkte auch „The Ferret“, dass der Pole heute bei weitem nicht sein A-Game zur Verfügung hatte und packte daher noch eine Schippe Entschlossenheit drauf. Ohne weitere Verzögerung (schließlich saß ihm ja auch die „Barney Army“ im Nacken) räumte Jonny Clayton zwei weitere Legs ab, den dritten Matchdart im Ziel versenkt, und die Waliser durften weiter hoffen. 4:2. „Y Ddraig Goch ddyry cychwyn“ (Der rote Drache rückt vor) – zumindest einer. Jonny Clayton resümierte im Interview nach dem Spiel: „I have total respect for Krzysztof. But I`ve done my job!“ Nach Damon Heta also noch einer, „who has done his job“.

Jonny Clayton 4:2 Krzysztof Ratajski
91,55 Average 92,94
5 180s 3
126 High-Finish 115
1 100+ Checkouts 2
13/35 Finishing 11/31

Endlich bekam auch die „Barney-Army“ ihren Willen

Ob auch der andere rote Drache ins Achtelfinale vorrücken durfte, sollte das nächste Duell zeigen. Jim Williams hatte mit Norman Madhoo kurzen Prozess gemacht, ohne die Leichtigkeit des (Match-)Seins überzubewerten. Auch Raymond van Barneveld war relativ gelassen über die Ziellinie flaniert, wobei „The Harp Boy“ Radek Szaganski erheblich mehr Gegenwehr an den Tag gelegt hatte, als dies vorher der Neuseeländer gegen Jim Williams leisten konnte.

Zu Matchbeginn musste Caller George Noble nochmal sein Mikrofon austauschen, denn nicht nur die „Barney-Army“ war mit einem kaputten Mikro nicht zu übertönen.

Jim Williams bewies gleich mal, dass er keine Angst vor großen Namen hat, auch nicht vor ikonischen Legenden, traf im ersten Durchgang des ersten Sets das Bullseye, Triple-15 und Double-20, das Break gegen den Kultstar war in trockenen Tüchern. 1:0. Aber Raymond van Barneveld genoss nicht nur den besonderen Status, sondern hatte obendrein ja auch eine ganze Armee hinter sich. Mit so massiver Unterstützung im Rücken war das Re-Break im Nu rausgespielt, 1:1. Und als der Gegner im dritten Durchgang auch noch einen weiteren Breakdart liegenließ, war auch die 2:1-Führung nur noch Formsache für den populären Niederländer. Im vierten Durchgang holte wieder Jim Williams souverän sein Leg, 2:2, bevor er im Decider den Weg aus dem Madhouse heraus nicht mehr finden konnte. „Barney“ nutzte dies, um seinen Anwurf doch noch zu halten und übernahm die Satzführung. 1:0.

Im ersten Durchgang des zweiten Sets dann auch die erste 180 vom Niederländer, (Jim Williams hatte seine bereits im zweiten Durchgang des ersten Satzes geworfen), das Leg holte sich der Waliser, der hier auch Anwurf gehabt hatte, trotzdem. 1:0. Im zweiten Durchgang erzielte Williams seine zweite 180, diesmal war es van Barneveld, der trotzdem das Leg ausmachte, 1:1. Auch in den nächsten beiden Durchgängen hielt jeder seinen Anwurf, 2:2. Abermals ging es in den Decider. Diesmal war es „The Quiff“, der das Entscheidungsleg begann, und es war auch der Spieler aus Cardiff, der Leg und Set holte, Satzausgleich 1:1.

Im dritten Satz legte der fünffache Weltmeister die Latte dann beträchtlich höher, räumte drei Durchgänge hintereinander mit gewohnt lässig-eleganter Wurfbewegung, ohne jegliche sichtbare Mühe routiniert ab – die Folge dessen: 2:1-Satzführung.

Mit den gleichen Attributen radierte van Barneveld auch im vierten Set drei weitere Legs in Folge aus, völlig unaufgeregt und ohne jegliche Regung in der Gesichtsmimik. Sechs Durchgänge nacheinander hatte Jim Williams keinen Punkt mehr auf seinem Legkonto gesehen. Raymond van Barneveld zahlte hingegen alle sechs Durchgänge auf seine Haben-Seite ein. 3:1-Satzführung.

Fünfter Satz: siebter und achter Leggewinn in Folge waren nurmehr eine Frage der Zeit. Mittlerweile wirkte das Ganze schon fast wie eine Lehrstunde für den jüngeren Kontrahenten. Der Niederländer, der mittlerweile in London lebt, ging wieder 2:0 in Front. So konnte der ebenfalls nicht unerfahrene Jim Williams das natürlich nicht stehenlassen, grätschte nochmal mit Brachialgewalt dazwischen und schnappte sich das Break zum 1:2. Auch im vierten Durchgang warf der Waliser nochmal alles in die Waagschale, die 94 eindrucksvoll mit Bullseye, 12, Double-16 gelöscht, auch „The Quiff“ beherrscht das Dartspiel. 2:2. Aber „Barney“ ist nunmal „Barney“ und der war seiner „Army“ etwas schuldig. Den Decider hatte er begonnen, und so war es mehr als Pflicht, den lautstarken Gesängen Tribut zu zollen. Der 4:1-Matcherfolg war fix. Ein weiterer roter Drache sollte nicht in die nächste Runde vorrücken, aber zumindest war die tobende Menge im Saal zufriedengestellt.

R. van Barneveld 4:1 Jim Williams
89,16 Average 91,71
4 180s 5
96 High-Finish 135
0 100+ Checkouts 1
14/39 Finishing 7/28

So harren wir nur ganz kurz der Dinge, denn auch die große Menge deutscher Zuschauer will heute noch beglückt werden. Am Abend tritt der „neue Adoptivsohn“ Gary Andersson gegen Boris Krcmar an, des Weiteren warten schon die ersten zwei Achtelfinalpartien.

Fotos © PDC @ Darts1

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