WM – 5. Spieltag: der Nachmittag konnte nicht mehr Überraschungen bieten

Wozu ein WM-Debütant befähigt sein kann, zeigte gestern Abend Man Lok Leung. Mit einem Average, der bedrohlich nah an die 100 herankam, der höchste Erstrunden-Average bislang in diesem Turnier, sowie elf 180ern hatte der Mann aus Hongkong eine Bravour-Leistung an den Tag gelegt, die ihresgleichen sucht. Und dieses Power-Scoring hielt er das ganze Match über aufrecht, obwohl ihm sein Gegner, Gian van Veen, der vollkommen unter seinen Möglichkeiten blieb, dennoch abgefeimt die ersten zwei Sets in Folge stahl. Die Tatsache, dass Man Lok Leung sein sensationelles Comeback noch mit dem entsprechenden Matcherfolg belohnen konnte, war mehr als verdient. Und dass sich die Marseillaise als Ohrwurm in meinem Kopf eingenistet hat, daran bin ich vermutlich selbst schuld. Obwohl, eigentlich trägt Thibault Tricole dafür die Verantwortung. Der Dartsprofi aus der Bretagne hatte sich im besten Sinne als „Französische Bulldogge“ erwiesen, einmal in den Gegner verbissen, ließ er nicht mehr locker. Mario Vandenbogaerde hatte sich durchaus in Spiellaune gezeigt, doch jegliche seiner Eigeninitiativen wurde im Keim erstickt. Hier soir, le joueur français nous a encore offert un jeu de fléchettes historique. In der nächsten Runde muss Tricole gegen einen ehemaligen Weltmeister ran, Rob Cross ist da der Gegner. Martin Lukeman präsentierte eine mehr als solide Leistung, sein Sieg über Haupai Puha, genannt „Hopes“ zerstörte alle Hoffnungen Neuseelands, aber der tapfer aufspielende Routinier Puha konnte zumindest noch den Ehrensatz retten. Gerwyn Price zeigte gestern Abend mal wieder erste Sahne-Darts und ließ seinem jungen Herausforderer Connor Scutt keine Chance.

Heute ein besonders aufregender Tag für Darts-Deutschland, gleich zwei Akteure aus der Heimat werden an den Start gehen, allerdings erst am Abend, (so wie es sich für besonders wichtige Partien gehört).

Der geschliffene Diamant gegen den bislang noch ungeschliffenen Rohdiamanten

Am Nachmittag das erste echte Generationenduell, Ian White und Tomoya Goto bestritten das Auftaktmatch. Ian „Diamond“ White (auf diese Reihenfolge hat er mal äußersten Wert gelegt, inzwischen hat er sich wohl damit abgefunden, dass der „Diamond“ nicht mehr im Namenssandwich steckt) aus Stoke-on-Trent hat schon länger nicht mehr mit bemerkenswerten Ergebnissen auf sich aufmerksam machen können. Es ist die zwölfte WM-Teilnahme des Engländer, davon seit 2012 elf in Folge. 2023 legte er eine unfreiwillige WM-Pause ein, so dass der diesjährige Startplatz fast schon als kleiner Erfolg angesehen werden muss. Sein bisher bestes WM-Resultat erzielte der mittlerweile 53-Jährige 2014, als er das Viertelfinale erreichte, sich dort einen mitreißenden Fight mit Simon Whitlock lieferte, dann aber eine bittere 4:5-Niederlage hinnehmen musste. Dass er bei der WM 2024 ebenfalls bis ins Viertelfinale vordringen kann, damit ist in seiner derzeitigen Form nicht wirklich zu rechnen.

Zunächst galt es für ihn, sich mit Tomoya Goto zu messen. Die bisherige Bilanz des 27-jährigen WM-Debütanten betrachtet, der bei seinen beiden Junioren WM-Teilnahmen (2018, 2019) nicht über die Gruppenphase hinauskam, erweckte Hoffnung für den Engländer, da sollte eigentlich nichts anbrennen. Doch die ersten vier Spieltage haben uns bereits gelehrt, dass im Ally Pally alles möglich ist.

In den ersten zwei Durchgängen passierte wenig Spektakuläres, die erste 180 von Ian White fast schon der aufregendste Moment. 1:1. Im dritten Leg hatte sich „Diamond“ die Double-16 selbst zugebaut, fand nur noch das einfache Segment und ließ den Kontrahenten wieder ran. Der konnte die Chance nicht nutzen, White kam ans Oche zurück, diesmal war es die Double-8, die zum Abschuss frei stand. Erledigt, 2:1. Auch im nächsten Leg vollbrachte noch keiner Außergewöhnliches, Goto groovte sich zum Ausgleich, 2:2. Im Entscheidungsleg präsentierte sich ein extrem zorniger Ian White, so sieht man den Engländer auch nicht alle Tage wüten. Grund für sein kurzzeitiges Toben waren vier vergebene Satzdarts. Tomoya Goto (oder wie man in Japan sagt: Goto Tomoya) zog daraus die Konsequenzen. Dank einer vorausgegangenen 114, bei der er zweimal die Triple-19 traf, hatte er ausreichend Zeit, um mit sechs Setdarts Leg und Satz auszumachen. 1:0 Satzführung für den aus Tokio stammenden Spieler.

Der zweite Satz war da schon mit weitaus mehr Aktion versehen. Ian White lieferte mit Triple-17, Double-16, Double-8 ein tolles 99er-Checkout, ging 1:0 in Führung und erhöhte im zweiten Durchgang souverän auf 2:0. Doch Tomoya Goto hatte dieses Set noch nicht abgeschrieben. Im dritten Durchgang mit einer 180 nach der anderen, ein Klasse 12-Darter, inklusive High-Finish, 124 (T20, T16, D8) und es stand 1:2. Dem ließ der japanische WM-Debütant das 2:2 folgen, und auch der Satzgewinn war bald nicht mehr außer Reichweite. Nach 0:2-Rückstand hatte sich Tomoya Goto vorbildlich zurückgekämpft, die 2:0-Satzführung war die Belohnung. Im dritten Set gelang es auch Ian White endlich mal, die begonnene Arbeit zu Ende zu bringen. Die Basis mit zweimal 180 in Folge war gelegt, so dass auch drei vergebene Legdarts die 1:0-Führung für Ian White nicht mehr verhindern konnten. Im zweiten Durchgang dann sogar das High-Finish, 146 (T20, T18, D16) für den „Diamond“, er glänzte mit 2:0. Im dritten Durchgang wollte sich Tomoya Goto abermals gegen den drohenden Satzverlust stemmen, holte sich das 1:2. Doch der hohe Checkout-Erfolg im zweiten Satz hatte Ian Whites angeknackstes Selbstbewusstsein provisorisch zusammengeflickt, der Satzanschluss zum 1:2 war ihm nicht mehr zu nehmen.

Doch immer noch wirkte der Man-Lok-Leung-Effekt auf dieser Bühne nach, Goto entsann sich dessen und wusste, auch für ihn war heute eine Überraschung greifbar. Und als bei Ian White im ersten Durchgang des vierten Satzes die Double-20 mal wieder nicht funktionierte, griff der Japaner zu, 1:0. Das zweite Leg versah Tomoya Goto einmal mehr vorsorglich mit zwei 180ern, immer ein effektiver Weg, um Legs zu gewinnen und so hieß es bald 2:0 für ihn. Im dritten Durchgang musste auch der japanische Newcomer feststellen, dass der Weg über die Matchziellinie nochmal ein ganz besonders Nervenaufreibender ist, zwei Matchdarts am Doppel vorbei. In der nächsten Ausnahme nutzte er jedoch dann gleich die erste Chance. Ian White hatte einmal mehr das Nachsehen. 3:1 für Tomoya Goto. Auch der Japaner hatte immerhin siebenmal die 180 rausgenommen, für einen WM-Debütanten im Erstrundenmatch ist auch dies ein herausragender Erfolg. Am Abend vor Heilig Abend wird Goto auf hartes Metall stoßen, Ryan Searle ist sein nächster Gegner.

Tomoya Goto 3:1 Ian White
90,71 Average 93,39
7 180s 6
124 High Finish 146
1 100+ Checkouts 1
10/21 Finishing 7/27

Der Neu-Schwede gegen „Madhouse“ Edhouse

Das nächste Erstrundenduell lieferten sich Ritchie Edhouse und Jeffrey de Graaf. Edhouse, „The Madhouse“, in London geboren und zwischenzeitlich in Hastings zuhause, ist dieses Jahr 40 Jahre jung geworden. Dreimal hat er die Qualifikation für die WM (2020, 2022, 2023) geschafft, die ersten beiden Teilnahmen waren dabei seine erfolgreichsten. Beide Male scheiterte er in Runde Zwei nur an äußerst renommierten Namen, 2020 war es James Wade, der ihn rigoros 0:3 aus seiner Geburtsstadt verdrängte, 2023 erledigte der „Iceman“ dieses eisige Unterfangen mit 3:1.

Jeffrey de Graaf, „The Rebel“, in den Niederlanden geboren, ist mittlerweile in Stockholm zuhause und startet seit diesem Jahr auch vermeintlich rebellisch für Schweden. Bei der PDC-WM war er zweimal dabei (2017, 2019) damals noch als Niederländer, beide Male kam er nicht über die erste Runde hinaus. Dies ist demnach die erste WM für Jeffrey de Graaf als Schwede.

„Our House“ (von Madness) erklang für Ritchie Edhouse, und man fragte sich, ob er oder womöglich sein heutiger Kontrahent, das Ally Pally-Haus einen Nachmittag lang ihr eigen nennen würden. Die beiden lieferten sich von Anbeginn ein durchaus hochklassiges Duell auf Augenhöhe, im ersten Satz fünf spannende Durchgänge, zunächst gerecht geteilt, dann aber mit dem besseren Ende für Ritchie Edhouse. 1:0. Auch im zweiten Set das bewährte Wechselspiel bei der Legverteilung, 2:2, bevor es abermals in den fünften Durchgang ging. Der weiterhin hervorragend agierende, dennoch glücklose Jeffrey de Graaf vergab sieben Satzdarts! Das gab dem Engländer ausreichend Zeit, sein anfangs mageres Leg in Ruhe runter zu spielen, bevor er dann auch noch ein kleines Ausrufezeichen zu setzen vermochte. High-Finish, die 110 (20, T20, D15) ward ausgecheckt, glücklich ergatterte 2:0-Satzführung für Ritchie Edhouse.

Auch im dritten Satz gaben sich die beiden Akteure die volle Packung, sprich die volle Distanz. Der Niederländer holte sich den ersten Durchgang relativ sicher, bevor Edhouse im zweiten Leg das High-Finish, 117 (20, T19, D20) auspackte, 1:1. Im dritten Durchgang sah man „Madhouse“ im Madhouse, aus dem er aber souverän herausfand, man kennt sich halt aus, in den eigenen vier Wänden. 2:1. Jeffrey de Graaf, der Neu-Schwede, glich abermals aus, 2:2, es wäre ja auch völlig absurd gewesen, wenn nicht auch dieser Satz fünf Durchgänge bekommen hätte. Diesmal ließ sich de Graaf nicht die Butter vom Brot nehmen. Gut, er brauchte drei Satzdarts, aber dann war endlich das erste Set eingetütet.

Vierter Satz, erster Durchgang: die 180 als Set-up-Shot kam für den Engländer zu spät, Jeffrey de Graaf schloss die 50 mit 14 und Double-18 ab und ging 1:0 in Führung. Auch das 2:0 kein Thema für den ehemaligen Niederländer. Eine weitere 180 von Ritchie „Madhouse“ Edhouse kam diesmal rechtzeitig, um sich den Anschluss zu sichern, 1:2. Auch das 2:2 gelang dem 40-jährigen Routinier relativ problemlos, auch der vierte Durchgang bekam die Verlängerung. Doch im fünften Leg verließ Edhouse das Scoring fast vollständig, und nachdem er vorher einen 0:2-Legrückstand mit viel Kampfgeist aufgeholt hatte, stand er hier auf verlorenem Posten und de Graaf kurz davor, mit ebenso viel Kampfgeist den 0:2-Satzrückstand aufzuholen. Der Satzverlust für „Madhouse“ eine Frage der Zeit, und der Neu-Schwede benötigte nur wenige Minuten. Ruckzuck das Leg rausgenommen, Satzausgleich zum 2:2.

Es war fast selbstverständlich, dass ein Match, welches bis dahin in allen Sets die volle Distanz überquert hatte, auch in den Sätzen die komplette Strecke bekommen würde. Fünfter Satz: Jeffrey de Graaf hatte so viel Mühe in sein Comeback investiert, das wollte er jetzt auch zu Ende bringen. 1:0. Die elf Punkte im zweiten Durchgang war nicht die gewöhnlichste Restforderung, hielt den „Rebel“ aber nicht vom Leggewinn ab, 2:0. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Ritchie Edhouse mittlerweile durch war. Trotzdem bäumte sich der Engländer mit aller Kraft nochmal zum 1:2 auf. Jeffrey de Graaf wollte jedoch mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, verhindern, dass auch dieser Satz in die Verlängerung gehen würde. Bevor dies passieren konnte, nahm er schnellstmöglich das vierte Leg heraus und es stand 3:2 in Sätzen. Ritchie Edhouse entpuppte sich auch dieses Jahr wieder so ein bisschen als tragische WM-Figur, Jeffrey de Graaf freut sich hingegen auf José de Sousa.

Jeffrey de Graaf 3:2 Ritchie Edhouse
93,29 Average 89,23
5 180s 7
90 High Finish 117
0 100+ Checkouts 2
13/31 Finishing 11/25

Das Humor-Highlight des Nachmittags

John McDonald rief Boris Krcmar auf, allein es war Keegan Brown, der zum Einlauf bereitstand. Der Engländer, der sowieso ausgesprochen gut gelaunt nach London angereist war, nahm es mit Humor, sang den Walk-on Song „Don`t stop me now“ von Queen frohgemut mit und umarmte den Master of Ceremonies erstmal herzlich, bevor er bestens eingestimmt ins Geschehen, die Bühne erstürmte. Boris Krcmar dürfte das Ganze noch eine Runde gleichgültiger gewesen sein, „der will nur spielen“. Im Vorfeld darauf angesprochen, wer eigentlich seine Einlaufmusik ausgesucht hat, antwortete der Kroate: „Irgendjemand von der PDC“. Es konnte ihm nicht weniger wichtig sein, denn wie immer hatte er seinen Fokus ausschließlich aufs Pfeile schmeißen gerichtet. In früherer Zeit musste er vor dem Start auch mal sein Shirt wechseln, auch da hat „irgendjemand von der PDC“ ihm eins rausgesucht. Das hatte aber weniger modische Gründe, vielmehr war die Tatsache, dass die WM-Sponsoren-Sticker nicht aufs von Krcmar gewählte Trikot draufpassten, ausschlaggebend. Der stets freundliche Boris Krcmar, der unglaubliche Popularität in Asien genießt, weswegen er auch seinen ehemaligen Nickname „Dum Dum“ (offensichtlich kein allzu netter Ausdruck in Asien), bereitwillig wieder abgelegt hat, ist immer für eine Anekdote gut. Aufgrund seiner Körpergröße mittlerweile „The Biggest“ genannt, nimmt der 43-jährige Kroate zum fünften Mal an der PDC-WM teil. 2011 sein erster Versuch, erst zehn Jahre später, 2021 der zweite, dann ohne weitere Unterbrechung bis zur diesjährigen WM. Letztes Jahr, die zweite Runde, in der er Nathan Aspinall 1:3 unterlag, war bislang sein bester Auftritt.

Keegan Brown durfte schon einmal einen PDC-Weltmeisterpokal in die Höhe hieven, allerdings „nur“ den der Junioren. 2014 hatte er sich selbst zum Jugendweltmeister gekrönt. Einen krönenden Auftritt, der immens viel Aufsehen erregt hatte, erlebte er bereits in 2013, als er bei einem Players Championship Turnier Phil Taylor einfach so mal mit 6:1 abservierte. Der Startplatz bei der WM 2024 ist für den 31-Jährigen, der den Spitznamen „The Needle“ trägt, schon der Achte, das Achtelfinale 2018 war für ihn bislang der Ally Pally-Höhepunkt. Bezeichnenderweise revanchierte sich in dem Jahr Phil Taylor mit einer 4:0-Klatsche. Übrigens verhinderte letztes Jahr Florian Hempel mit einem 3:2-Erfolg Browns Weiterkommen in die zweite Runde.

Im ersten Satz hielt jeder seinen Anwurf, und wie das immer so ist, gewinnt natürlich der das Set, der Leg Eins, Drei und Fünf beginnt. Das war Keegan Brown, 1:0. Im zweiten Satz war der Engländer dann völlig von der Rolle, die Treffsicherheit und auch die frohe Stimmung waren gewichen, an deren Stelle war Unsicherheit und auch so ein wenig Unbehagen nachgerückt. Ganz anders die Performance von Boris Krcmar, der trat mit großem Selbstverständnis ans Oche und brachte die entsprechende Leistung ans Board. Drei Leggewinne in Folge, der Satzausgleich, 1:1. Das dritte Set begann der Kroate identisch wie das zweite, die 25 mit 9 und Double-8 ausgecheckt, 1:0. Auch in den nächsten beiden Durchgängen blieb Keegan Brown extrem blass und das im wahrsten Sinne des Wortes. Man musste befürchten, dass er sich auch körperlich nicht mehr wirklich wohl fühlte. Den Satz schloss Boris Krcmar diesmal mich High-Finish, 106 (20, T18, D16) ab, 2:1.

Im vierten Set legte Krcmar eine kurzzeitige Scoring-Pause ein, ganz anders der Engländer, der jetzt nochmal kurz aufzukommen schien. Zumindest was einzelne Aufnahmen betraf, konnte Brown einen Durchgang lang nochmal solide abliefern, ging 1:0 in Führung. Doch es dauerte nicht lange, da war „The Biggest“ wieder zur Stelle, 1:1. Auch im dritten Durchgang ließ der Junioren-Weltmeister von 2014 nochmal kurz aufhorchen. Mit 17, Double-17, Double-20 löschte er die 91 zur 2:1-Führung. Wieder ließ der Ausgleich nicht lange auf sich warten 2:2. Im Entscheidungsleg war jedoch wieder deutlich ersichtlich, dass es nicht der Tag des Keegan Brown war, während Boris Krcmar einen Sahnetag erwischt hatte. „The Needle“ noch auf der 218, da machte der kroatische Routinier das nächste High-Finish aus. Er bespielte sämtliche 18er-Segmente, das heißt mit Triple-18, einfacher 18 und Double-18 war die 108 Geschichte. 3:1. Keegan Brown schien froh, die Bühne verlassen zu können, Boris Krcmar war positiv angefasst, mit trockener Freude und feuchten Augen nahm er den Matchgewinn zur Kenntnis und wirkte, als wenn er den Erfolg erstmal sacken lassen musste.

Boris Krcmar 3:1 Keegan Brown
91,05 Average 82,97
3 180s 0
108 High Finish 91
2 100+ Checkouts 0
11/30 Finishing 5/9

Sensationell!

Das erste Zweitrundenmatch des fünften Spieltags stand an. James Wade, der zweifelsohne schon lange zu den interessantesten Kultspielern zählt, gegen den Kanadier Matt Campbell, der in der ersten Runde den Comeback-Erfolg von Lourence Ilagan gerade noch so verhindern konnte. John McDonald kündigte Matt Campbell an, der betrat die Bühne. Dann der Aufruf: James Wade, auch das war der richtige Name, „The Machine“ stand bereit. Das hatte schon mal geklappt.

Vom Start weg wollte James Wade klarmachen, wer hier der gesetzte Spieler ist. Matt Campbell, der das Ausbullen gewonnen hatte, holte sich trotzdem seinen Anwurf, 1:0. Im zweiten Durchgang hatte der Kanadier sogar reelle Breakchancen, scheiterte aber am Madhouse. Derweil nahm Wade die 100 mit Triple-20, Double-20 raus, 1:1. Dasselbe machte er im dritten Durchgang, nochmal die 100 gelöscht, 2:1. Viertes Leg: trotz vier Fehlwürfen auf „seine“ Double-10, sicherte sich James Wade auch diesen Durchgang, 1:0 in Sätzen für den Engländer.

Im zweiten Set stellte Matt Campbell den Spielverlauf mal eben komplett auf den Kopf. Wir hatten hier den identischen Zahlenverlauf wie im ersten Satz, nur eben mit umgekehrten Vorzeichen. Das heißt, „The Machine“ holte sich Leg Eins, während der „Ginja Ninja“ die nächsten drei Legs in Folge abräumte und somit ein wenig überraschend den Satzausgleich erzielt hatte, 1:1. James Wade hatte in diesem Set gar nicht schlecht gespielt, trotzdem war hier nicht ganz so offenkundig, wer tatsächlich der gesetzte Spieler war.

Das wollte der passionierte Autoliebhaber im dritten Satz schnell wieder klarstellen. Im ersten Satz präsentierte Campbell überaus ordentliches Scoring, ging 1:0 in Führung. Es war dringend notwendig, einen, am besten gleich mehrere Gänge hochzuschalten, das tat „The Machine“. Im zweiten Leg die 80 gelöscht, 1:1. Im dritten Leg dann ein James Wade-würdiges Glanzstück par excellence. Der 140 ließ er mal eben die 171 folgen, Restbetrag: 132. Der Engländer wieder an der Reihe: 25, Triple-19, Bullseye. Wade zog auf 2:1 davon, auch Matt Cambell nickte anerkennungsvoll. Das dritte Leg dann nur noch Formsache, und James Wade ging wieder mit 2:1 in Sätzen in Führung.

Doch abermals musste man feststellen, dass James Wade seine Momente für heute schon fast aufgebraucht hatte. Im vierten Set kam er überhaupt nicht zum Zuge, drei Legerfolge für den Kanadier und plötzlich war der Satzausgleich da, 2:2. Auch hier ging es über die volle Satzdistanz, wer hätte dies vorher getippt?! Fünfter Satz: Matt Campbell spürte, dass James Wade heute besiegbar war, ging 1:0 in Führung. Im zweiten Durchgang landete der Kanadier im Madhouse, das hielt ihn nicht davon ab, auch das 2:0 an sich zu nehmen. Im dritten Leg, dann die erste Möglichkeit für den „Ginja Ninja“, der heute so ein bisschen einem gutmütigen, rotbehaarten Yeti glich, die Sensation perfekt zu machen. Doch die Nerven versagen gelegentlich auch bei Yetis, Campbell ließ den ersten Matchdart liegen. James Wade ergriff den Strohhalm und sprang ins 1:2-Rettungsboot. Im vierten Durchgang ließen die Nerven und auch die Double-20 dann den Engländer im Stich. „The Machine“, der sonst immer so nervenkonstant auftritt, zeigte massives Flattern. Einen weiteren Matchdart traute sich Campbell nicht zu vergeuden, traf die Double-18 im ersten Anlauf, und die Sensation war perfekt. 3:2 für Matt Campbell gegen James Wade.

Der war sichtlich bedient, nahm den Handschlag seines Gegners kaum wahr, machte den Eindruck, als habe er sich in einem schlechten Trance-Zustand verloren und rauschte missgestimmt von der Bühne. Matt Campbell wirkte hingegen eher ein wenig verloren, irgendwie schien er nicht zu wissen, wie ihm geschah, und die ausgebliebene Gratulation des Gegners machte es nicht besser. Die Freude wird trotzdem da gewesen sein, und Weihnachten kann für den Kanadier jetzt kommen.

Matt Campbell 3:2 James Wade
96,28 Average 92,30
3 180s 1
98 High Finish 132
0 100+ Checkouts 3
11/34 Finishing 8/23

Was für ein sensationeller Nachmittag. Da der Abend viel Schwarz-rot-goldenes zu bieten hat, verabschieden wir uns rasch in die Pause.

Fotos © PDC @ Darts1

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