Eine Legende und sein Pokal – Sid Waddell

Sid Waddell war die englische Stimme des Dartsports. Er genoss hohes Ansehen, war immer elektrisierend, brachte das Feuer rüber und trug mit dazu bei, unseren Sport dorthin zu führen, wo er heute ist. Seine Sprüche sind legendär. Seit der WM 2013 trägt die wichtigste Trophäe seinen Namen. Fast fünf Jahre ist Sid Waddells Tod bereits her, mit ihm ging eine außergewöhnliche Persönlichkeit des Darts.

Ängste bestimmen seine Kindheit

Sid Waddell wurde am 10. August in Alnwick, England geboren. Er erhielt nach der Schule ein Stipendium für das „St. Johns College“ in Cambridge, wo er „Neuere Geschichte“ studierte und auch den Abschluss schaffte. Währenddessen spielte er bereits im Rugbyteam der Universität. Doch eine Verletzung warf ihn diesbezüglich zurück. Er war auf der Suche nach einer neuen Sportart und wurde durch einen Kommilitonen auf Darts aufmerksam gemacht. Er beschrieb ihn als Gauloises-rauchenden, Rapportmusterjacken-tragenden Jean-Luc Godard-Fan. Dieser lud ihn ein sich dem Universitätsteam anzuschließen und schnell wurde Sid besessen von dem Sport.

Nicht immer aber war das Leben des großen Newcastle United-Fans unbeschwerlich. Bereits als kleiner Junge hatte er mit vielen Ängsten zu kämpfen. Sein Vater arbeitete in einem Bergwerk und hatte dort einen sehr gefährlichen Job. Seine Familie lebte nicht weit weg und immer, wenn eine Sirene erklang, war ein Unfall passiert. Die Furcht davor, dass seinem Vater etwas zugestoßen sei, war allgegenwärtig für den achtjährigen Sid. Eine Erinnerung, die er nie so ganz verarbeiten konnte. In der Zeit bis er 13 Jahre alt war ging er sehr häufig in die Kirche, betete für seinen Vater. Er war auch sehr abergläubisch, so berührte er den Zaun dort fast täglich neun Mal, was Glück bringen sollte. Auch an der Universität lief es nicht immer gut für Waddell. Durch seinen Geordie-Akzent, einem Dialekt aus dem Raum Newcastle, geriet er oft in Prügeleien mit Studenten aus öffentlichen Schulen. Diese Leute, südenglischer Herkunft, hielten seinen Dialekt für die deutsche Sprache, so sagt Sid Waddell, und so relativ kurz nach dem Krieg war dies natürlich ein Problem. Waddell aber durchstand auch diese Phase und verlor nie seine Freude am Leben. Damals war ihm noch nicht klar, dass dieser Akzent ihn eines Tages beliebt und berühmt machen sollte.

Sid Waddell

Die Anfänge im TV-Business

Die ersten Auftritte im Fernsehen hatte Sid Waddell nicht als Journalist, sondern als Folksänger. Mit Charles E. Hall bildete er das Duo „Gravy Boatmen“ und trat in der BBC-Sendung „Tonight“ auf. 1966 wurde er dann von „Gravity Television“ unter Vertrag genommen, wo er für Lokalnachrichten zuständig war. Nur zwei Jahre später wechselte er dann zu „Yorkshire Television“, wo er über 600 Ausgaben der Nachrichtensendung „Calendar“ produzierte. In dieser Zeit übertrug ITV 1972 erstmals die „News oft the World Darts Championship“, was Sid Waddell als Beobachter im Alexandra Palace verfolgte. Davon angestachelt unternahm er einen ersten Versuch Darts populärer zu machen, indem er die „Indoor League“ ins Leben rief. Dort wurden verschiebene Kneipenspiele wie Poolbillard, Tischkegeln, Armdrücken oder eben Darts gespielt und auf „Yorkshire Television“ übertragen. Von 1973-1977 übernahm dies ITV, bis zur vorletzten Staffel mit Waddell.

1976 nahm Waddell ein Angebot der BBC an und war fortan dort tätig. Dort redete er ständig über Darts. Er sagte, er ging mit seinen Erzählungen über dicke Männer die Metall an die Wand werfen vor allem einer Frau auf die Nerven. Diese war glücklicherweise die Sekretärin des damaligen Sportchefs der BBC, Nick Hunter. Dieser gab ihm 1977 die Chance als Dartskommentator. Als er seine erste Übertragung an einem regnerischen Abend in Stoke mit Anspielungen zu Rod Stewart, Shakespeare, Milton, dem Alten Testament und Ivanhoe begann, wollte ihm Hunter den Kopf abreißen. Doch nur kurz nach der Standpauke kam der Sportchef wieder und nahm sein Urteil zurück, weil der Sendechef die Ausführungen als „besten Sportskommentar den er seit Ewigkeiten gehört hat“ bezeichnete. Auch dadurch wurde er einer der Kommentatoren der ersten Darts-Weltmeisterschaft 1978. Insgesamt blieb der dem Sender ganze 16 Jahre lang treu. In dieser Zeit entwickelte er sich auch bereits zur Stimme des Dartsports, da er bei allen Dartevents, die von der BBC ausgestrahlt wurden, beteiligt war. Das Finale der BDO-Weltmeisterschaft 1994 sollte sein letzter Einsatz für die BBC werden. Die ersten vier Sätze des Duells zwischen John Part und Bobby George kommentierte Sid Waddell.

Darts wird größer, Sid auch

Ab 1994 arbeitete Sid dann bei Sky Sports. Zwar war er freiberuflicher Kommentator, doch hauptsächlich trat er für Sky bei Darts-Turnieren auf. Das World Matchplay 1994 in Blackpool war der erste Wettbewerb, bei dem er zum Einsatz kam. Die folgenden 17 Jahre arbeitete er ununterbrochen als Kommentator und berichtete von allen Turnieren, von denen Sky nach der Gründung der PDC sendete. Durch die intelligente Vermarktung wurde der Sport einem breiteren Publikum immer bekannter und mit ihm auch die Stimme von Sid Waddell. Neben seinem Akzent fiel er vor allem durch seine lockeren, humorvollen Sprüche auf, die ihm auch den Beinamen „Thief of Bad Gags“ einbrachten. Einige seiner besten Sprüche sind bis heute unvergessen:

„Wilhelm Tell konnte einem einen Apfel vom Kopf schießen, Taylor würde sogar eine verdaute Erbse treffen.“

„Selbst die Hypotenuse hätte Probleme, diese Winkel zu berechnen.“

„Wie Freud in Wien zu Jung sagte: Man kann sich auch zu sehr an einem Darts-Spiel hochziehen.“

„Mit 33 Jahren war Alexander der Große sehr traurig, weil es keine Welten mehr zu erobern gab... Bristow ist erst 27!“

„Er sieht ungefähr so glücklich aus wie ein Pinguin in der Mikrowelle.“

„Das war wie die Feinarbeit eines Chirurgen in der Nähe eines heiklen Bereichs.“

„Cliff Lazarenkos Vorstellung von Training ist es, in einem Raum mit offenen Fenstern zu sitzen und sich ein kühles Bierchen aufzumachen.“

„Er ist in etwa so berechenbar wie eine Wespe auf Speed.“

„Sie hätten auch die Pupille im Auge einer Fliege getroffen.“

„Die Stimmung ist total angespannt. Wenn Elvis jetzt mit einer Tüte Chips hereinkommen würde, könnte man die Gewürzmischung in ihr knistern hören.“

„Dieses Darts-Match dreht sich hin und her wie eine Klapperschlange mit Bandscheibenvorfall!“

„Dafür gibt es nur ein Wort - magische Darts!“

2011 wurde bei Waddell Darmkrebs diagnostiziert. Er konnte diesen allerdings zunächst besiegen und kommentierte im Frühjahr 2012 die Premier League Darts. Nach dem Halbfinale zwischen Phil Taylor und James Wade, welches er komplett kommentierte, war er auch noch für den ersten Teil des Endspieles zwischen Taylor und Simon Whitlock zuständig. Dies sollte jedoch sein letztes, kommentiertes Spiel bleiben. Sein letztes Interview gab er im Juni 2012, ehe er am 11. August 2012 doch seinem Krebsleiden erlag. Dieses letzte Interview wurde fünf Tage nach seinem Tod auf Sky Sports unter dem Titel „Sid Waddell – A Life in His Own Words“ veröffentlicht. Sid Waddell hinterließ seine Frau Irene und die gemeinsamen fünf Kinder Nick, Lucy, Emma, Charlotte und Dan.

Sid Waddell bleibt in Erinnerung

Waddell hat in seinem Leben insgesamt elf Bücher geschrieben, die veröffentlicht wurden. Dabei verfasste er auch einige Biografien bekannter Dartspieler, darunter John Lowe, Jocky Wilson und Phil Taylor. Auch sein Buch „Bellies and Bullseyes“ feierte große Erfolge. Es kam im Jahr 2008 in die engere Auswahl für den „British Sports Book Award“. Seine Sprüche und Stimme sowie sein Einsatz für diesen Sport werden immer in engem Bezug zum Darts stehen. Dies dachten sich auch die Offiziellen der PDC, als sie 2012 entschieden den wichtigsten Pokal der Professional Darts Corporation, den WM-Pokal, nach Sid Waddell zu benennen und ihm ein neues Design zu verpassen.

Der Pokal wurde im Beisein von Rekordweltmeister Phil Taylor, dem damals amtierenden Champion Adrian Lewis sowie Sids Sohn Dan präsentiert. Für „The Power“ war es ein großer Wunsch diese Trophäe bei der Weltmeisterschaft 2013 zu gewinnen. Er wollte der erste sein, der die Sid Waddell-Trophy in die Höhe stemmt und hielt diese Art dem sympathischen Kommentator zu gedenken für brillant. Der Traum wurde wahr. Taylor sagte im Anschluss an die Partie, dass die Fans während einer 180 Sid Waddells Namen riefen und es sich für ihn anfühlte, als ob Waddell ihm dieses Maximum geschenkt hatte. Auch bezeichnete er Sid nach dem Finale als Vaterfigur, erklärte, dass er Waddell liebte und dass die Nacht in der er den Sid Waddel-Pokal gewann, die größte Nacht seines Lebens war.

Die Trophäe ist gut 70 Zentimeter groß, wiegt knapp unter 23 Kilogramm. Sein Fuß, bestehend aus dem gleichen seltenen Marmor aus dem auch Michelangelos Sixtinische Kapelle gefertigt wurde, trägt vier Plaketten. Eine davon zeigt Sid Waddells Unterschrift. Aus diesem Fuß ragen sechs Silberstreben, die diesen mit einer ebenfalls silbernen Erdkugel verbinden. Auf dieser befindet sich ein 20-Karat-Granatstein, der an das Bullseye auf dem Dartboard erinnern soll. Entworfen wurde die Trophäe vom Goldschmied Mike Shorer aus Sussex, der auch den Pokal für den Premier League-Sieger entwarf. Mit diesem massigen Pokal wurde der Dartslegende ein würdiges Erbe gesetzt und so wird man auch in den kommenden Jahren immer wieder seinen Namen hören, wenn der wichtigste Pokal des Dartsports dem besten Spieler der Welt überreicht wird.

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