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George Silberzahn interviewt mich

Kürzlich wurde ich von George Silberzahn interviewt, der amerikanische Dartlegende und Buchautor ("How to Master the Sport of Darts" und Darts "Beginning to End"). Hier folgt das komplette Interview. Nehmt Euch einen Augenblick Zeit und lernt mehr über die Geburt und die Entwicklung von Dartoid (und mich), wie wir mit Darts in Kontakt kamen, was wir denken, warum wir tun, was wir tun und wie wir die Zukunft des Sports sehen…

Wie es kam, dass ich "Dartoid" in mein Leben ließ? Das war ein Zufall, ein kompletter und totaler verflixter Zufall und ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei allen, vor allem bei meiner Frau, dafür zu entschuldigen.
Ihr müsste wissen, dass es am Anfang keinen Dartoid gab. Da gab es nur mich, Paul Seigel, und ich habe Darts gespielt.
Dann wurde eines Tages America Online eingeführt, für mich war das eine völlig neue Technologie, aber ein Freund von mir, Tom Moliterno, war dort Mitglied und war vollkommen begeistert. Er nahm an Sugar Daddys Chatroom teil und gab vor, Film Produzent zu sein. Er ging in den Chatroom der Lesben und gab vor, selbst lesbisch zu sein. "Du würdest Dich als Lesbe gut machen", sagte er eines Tages zu mir. Ich sagte: "Melde mich an"!
Als Tom zu dem Punkt kam, an dem man einen Nutzernamen eingeben sollte, fragte er mich: "Was hättest Du denn gerne für einen Nutzernamen"? Ich hatte keine Ahnung was das überhaupt sein sollte, aber nachdem Tom es mir erklärt hatte, fing ich an mit Nutzernamen um mich zu werfen: "Dartboy, Dartguy, Dartdude…" Die waren aber alle schon vergeben. So kam es, dass Tom sich schließlich selbst etwas einfallen ließ und "Dartoid" eingab und der wurde angenommen.
Ein Jahr später schockierte mich ein Brief von einem Kerl aus New York - er hieß Allan Mandeville - der mir erklärte, dass in der medizinischen Fachsprache "Dartoid" das gleiche bedeutete wie "Hodensack". Das ist wahr, schau mal bei Google nach und überzeuge Dich selbst. Eines Tages werde ich es Tom Moliterno heimzahlen. Ich habe Photos von seiner Junggesellen-Party….
Wie auch immer, das alles fand vor rund 15 Jahren statt. Ich kaufte mir ein jährliches AOL Abo für $ 19. Hätte ich damals für $ 1000 AOL Anteile gekauft, wären die heute rund $ 75 000 wert. Da sieht man wieder einmal welche Opfer Paul Seigel aufbrachte, um Dartoid zum Leben zu erwecken.

Im Mai 1995 wurde Dartoid, wieder genauso zufällig, der respektlose Dart Humorist, der seit damals rund 400 Kolumnen rund um den Sport veröffentlicht hat. Damals gab es die ganzen Web Seiten noch gar nicht, die es heute gibt, es gab nur rund eine Handvoll. Eine dieser Seiten war Rick Osgoods "CyberDarts" in Houston.
Rick und ich schickten uns häufig E-Mails wenn ich auf Reisen war und er hatte auch einen Chatroom, in dem ich ab und zu auftauchte. Eines Tages, als ich in Peking war, kamen Rick und ich ins Gespräch und er schlug vor, ich sollte doch eine Dart Bar in China ausfindig machen und darüber einen kurzen Artikel verfassen, den er auf seiner Webseite veröffentlichen würde. Marylou, meine Frau, stolperte vor kurzem über meine Kolumne aus Peking und meinte das wäre "Mist". Wie dem auch sei, das war auf jeden Fall die allererste Kolumne, die auf meiner Webseite aufgeführt wird. Ich habe kein einziges Wort daran verändert, weil ich meiner Frau wenigstens einmal die Chance geben wollte, dass sie recht behält…
Das sich das alles so entwickelt hat ist also einzig und alleine die Schuld von Tim Moliterno und Rick Osgood. Mach sie dafür verantwortlich!
Ich fing an meine ersten Kolumnen mit "From the Field Dartoid" zu unterschreiben. Das mache ich immer noch so. Zu Beginn war Dartoid wirklich nur ein Nutzername, ein Künstlername - der Charakter war überhaupt noch nicht entwickelt und erst am Anfang. Zu dieser Zeit war Dartoid einfach nur Paul Seigel, der eine tolle Zeit dabei verbrachte, um die Welt zu reisen und über Darts zu schreiben. Ich ging irgendwo in eine Bar ohne jegliches Wissen über die dortige Dartszene. Ich fragte einfach einen Taxifahrer oder eine Empfangsdame im Hotel, wo ich ein Dartboard finden könnte.
Irgendwann zu dieser Zeit überredete mich ein Freund von mir aus Südafrika, Dave Barrett, der eine Public Relations Firma besaß, die Dartoid Idee weiterzuentwickeln und dem Charakter eine Persönlichkeit zu geben. David setzte einen fantastischen Graphiker auf die Sache an, Malcolm Allen, der leider vor einiger Zeit verstorben ist. Es war Malcolm, der das Dartoid Logo entwickelte mit dem drolligen Flieger aus dem ersten Weltkrieg der rittlings auf dem Dart sitzt, der um die Welt saust. Und das war die Geburt des Dartoid Charakters. Manche glauben, dass Dartoid einfach ein Alter Ego von Paul Seigel ist, aber das stimmt nicht. Er könnte das Alter Ego des 20jährigen Paul Seigel sein. Wäre er das Alter Ego des heutigen Paul Seigel, der Mitte 50 ist, könnte ich nicht mit ihm mithalten. Eins ist ganz klar. wir zwei sind nicht identisch. Ich, zum Beispiel, trinke nicht, fluche nicht und schaue nicht den Frauen nach….
Es gibt Leute, die mir vorwerfen das ganze sei eine "Masche" und ich wäre vielleicht verwirrt und wüsste nicht so recht wer ich sei oder - was noch schlimmer ist - ich wüsste genau wer ich bin, würde mich aber hinter der Person "Dartoid" verstecken, um das los zu werden, was ich mich sonst nicht trauen würde zu sagen. Meine Antwort an diese Leute von Paul Seigel lauter: Ich respektiere diese Ansicht, aber ihr habt keine Ahnung, wovon ihr redet". bzw. die Antwort von Dartoid: "Leckt mich doch!"

So bin ich also rein durch Zufall und ohne Weitblick in die ganze Sache hineingerutscht, wusste auch nicht, wohin sich das entwickeln würde und hatte keinen Business Plan. Dartoid tauchte einfach in meinem Kopf auf und entwickelte sich langsam durch meine Erfahrungen und Kleinigkeiten, die Andere hinzufügten. Mit der Zeit reifte Dartoid auch ein bisschen und wurde aus einem saufenden, Dart werfenden und die Frauen beäugenden Kerl zu jemandem, der sich gelegentlich dazu berufen fühlte, den Zustand des Dartsports ernsthaft zu kommentieren. Das sind dann die Momente, in denen Dartoid seine Kolumne mir überlässt.
Mein Ziel, dass ich mit der Hilfe von Dartoid erreichen möchte, ist eigentlich ganz einfach: Ich möchte den Spaß, den ich durch den Dartsport habe, mit anderen teilen. Ich versuche die passenden Worte zu finden, um zu beschreiben, wie es so ist, wenn man ein Dartboard durch den Regenwald am Kongo schleppt, es an einen Baum nagelt und dort seine Darts wirft zum ununterbrochenen Chor von Billionen von Insekten und unter einem gigantischen Sternenhimmel. Ich möchte die Erfahrung mit Euch teilen, wie es ist, wenn man in einem fremden Land in eine Bar geht und dort mit jemandem spielt, der kein Wort Deiner Sprache spricht, mit dem Du aber trotzdem - Dank der gemeinsamen "Sprache" Deines Sports, die Feinheiten des Spiels besprechen kannst, der mitfühlt, wenn Du Fehlwürfe oder Bouncer hast und mit dem Du Dich über Fehler beim Score-Schreiben streiten kannst.
Dartoid und Dartoid´s World sind im Grunde ganz einfach: Ich möchte den Sport, den ich liebe, fördern und Andere ermutigen, es auch damit zu versuchen. Und dieses Ziel wird sich auch nie ändern. Manchmal befinde ich es für notwendig, Dartoid auf die Reservebank zu schieben und etwas Ernsthaftes zu schreiben, etwas, was ich zu Gunsten unseres Sports einfach schreiben muss. Ich denke, dass es ganz einfach falsch wäre, nachdem ich mich schon eine Dekade in diesem Sport auf allen Levels bewegt habe, stumm zu bleiben, wenn die Lage ernst ist.

Rund die Hälfte des Jahres bin ich unterwegs und mit mir auch Dartoid. Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, waren unter den regelmäßigen Lesern von Dartoids World Menschen aus 104 verschiedenen Ländern. Die Hits auf meiner Seite gehen rauf und runter. Wenn ich eine neue Kolumne veröffentliche, habe ich Spitzenwerte von Tausenden von Lesern an diesem Tag und am Tag danach. Zwischen den einzelnen Veröffentlichungen sackt die Zahl auf wenige Hundert ab. Paul Seigel ist in 65 - 70 Ländern gewesen, auch in einem Dorf namens England, dass irgendwo in Irland liegt. Dartoid war ein ein paar weniger Ländern, weil er nicht in alle hineingelassen wurde.
Dartoid zahlt nie für sich selbst. Paul Seigel bezahlt seine Rechnungen. Dartoid hat eine Vorliebe für White Castle Cheeseburger und Skyline Chilli Dogs - ist also nicht besonders teuer.
Dartoid hat hart daran gearbeitet, um auf die verschiedenste Weise die Dartwelt zu bereichern. Aber ich kann nicht sagen, was und ob er etwas bewirkt hat. Das ist etwas, worüber Andere urteilen sollen. Ich hoffe aber, dass es ihm gelungen ist zu vermitteln, was ihn zu diesem Sport gezogen hat und auch dort festhält und dass er dadurch auch andere Menschen dafür interessieren kann. Noch einmal - das ist das Hauptanliegen. Wenn jemand Dartoid´s World liest, dann in ein Flugzeug springt, den Pub auf der anderen Seite der Welt findet, über den Dartoid berichtet hat und dort seinen Spaß hat - das ist doch etwas, was mich nur mit Zufriedenheit erfüllen kann.

Dartoid´s World war auch an vorderster Front, als es darum ging das Konzept einer National Darts Regulation Authority in Amerika unter die Leute zu bringen. Das sollte nicht nur eindimensionaler Verband sein, der sich in der amerikanischen Dart Organisation darum kümmert, dass keine Unsportlichkeiten vorfallen, sondern wirklich eine Organisation, die sich darum kümmert, dass sich alle Spieler, egal welcher Organisation sie angehören, entsprechend verhalten.
Und darüber hinaus - was eigentlich selbstverständlich sein sollte( aber bis heute nicht so ist) - wenn jemand bei einem von der ADO sanktionierten Turnier jemanden verprügelt oder ihm die Reifen zerschneidet und erwischt wird, kann er von der ADO betraft werden, es sollte aber nicht möglich sein, dass die Person dann einfach zu einer anderen Organisation wechselt, aber weiter den Namen des Sports schädigen kann. Da läuft etwas falsch und das musste geändert werden. Solche Leute sollte man für immer aus dem organisierten Dartsport verbannen. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Organisationen ist notwendig, um das positiv zu verändern.
Natürlich finde ich auch, wie ja allgemein bekannt ist, dass ein Sexualstraftäter, besonders einer, der Straftaten mit Kindern begangen hat und im nationalen Register der Sexualtäter verzeichnet ist, nicht an sanktionierten Dart-Turnieren teilnehmen dürfte und auch aus Internet Dartforen verbannt werden sollte.
Darts ist ein Sport der Gentlemen - einen Sport, der mit einem Handschlag beginnt und beendet wird, sollte man deshalb auch respektieren können und damit auch seine Geschichte und seine Traditionen. Darts ist auch eine Aktivität für die ganze Familie und jeder sollte seine Kinder zu einem Turnier mitnehmen können und dort positive Erfahrungen machen können. Während sich Dartoid mehr um den Spaß und die Kameradschaft kümmert - darum geht es ja auch bei 99% der Spieler, die beteiligt sind, kümmert sich die Kolumne doch auch um wichtige Dinge, die eine Auswirkung auf den Sport haben. Ich hoffe, dass solche Abweichungen von der humorvollen Seite, die ja nur ab und zu stattfinden, vielleicht manche Leute doch zum Nachdenken zwingen.

Durch den Dartsport habe ich eine große Zahl von Freunden gewonnen und Dartoid hat mir dabei geholfen, weil er gelesen wird und viele dann die Person kennen lernen wollen, die Dartoid schreibt. Fast überall, wo ich heute hinkomme, wird mir ein Spiel angeboten (und Freibier noch dazu!!). Wenn es Dartoid nicht geben würde, wäre es mir nicht möglich gewesen, gelegentlich die besten Spieler - und auch die schlechtesten - der Welt zu treffen und gegen sie zu spielen und mit ihnen einen Drink zu nehmen. Kein Schwein ist daran interessiert sich mit Paul Seigel zu treffen. Alle wollen Dartoid treffen. Und da will ich auch gleich betonen, was manche vielleicht eher nicht so schätzen werden - natürlich will Dartoid sie auch treffen. Dartoid bezieht seinen Spaß nicht nur aus dem Spiel. Es macht ihm genauso viel Spaß dauerhafte Freundschaften außerhalb der wirklichen "Business-Welt" aufzubauen, mit Menschen, deren Leben sich um Darts dreht. Bei Dartoid und bei Paul Seigel haben alle ihre besten Freund mit dem Dartsport zu tun.
Wenn ich es mal ganz eigennützig betrachte, ist für mich eine willkommene Abwechslung zu meiner Arbeit, in den Dartoid Charakter zu schlüpfen und über Darts zu schreiben. Mein Beruf ist sehr intensiv, ernsthaft, voller Stress und Pausen habe ich auch keine. Manche Menschen gehen joggen. Manche arbeiten im Garten oder lesen. Und Paul Seigel als Dartoid schnappt sich seine Darts oder fängt an zu schreiben und schon wird das Leben entspannter und sonniger.
Nicht, dass sehr viele Menschen die Möglichkeit haben so wie ich um die Welt zu reisen. Das kann ich aber nicht wegen der Darts, sondern wegen meines Berufs. Vor vielen Jahren war es immer so wenn ich unterwegs war - manchmal auch drei oder vier Wochen am Stück: Die Meetings begannen mit dem Frühstück und gingen bis zum Abendessen und das ging so jeden Tag. Da gab es keine Pause. Dann, eines Tages - es war so eine Art Dreikönigsfest - dachte ich mir, diese Art von Routine wäre ja beinahe lächerlich und ich müsste damit aufhören. Also veränderte ich etwas und holte mir wenigstens die Abende für mich zurück. Und seit dieser Zeit sind meine Abende und meine Wochenenden unterwegs den Darts gewidmet. Und dann schreibe ich auch darüber.

Ich bin ein Geldbeschaffungs-Berater. Ich helfe internationalen non-profit Tierschutzorganisationen für ihre Aktivitäten Geld aufzutreiben. Das ist eine Kurzbeschreibung meines Berufs. Wenn ich die Wahrheit sagen soll, hatten meine beiden Eltern, die inzwischen verstorben sind, nie die leiseste Ahnung davon, was ich eigentlich tue. Und manchmal habe ich auch den Eindruck, dass meine Klienten keine Ahnung davon haben, was ich tue!
Meine Klienten sind über die ganze Welt verteilt. Als Beispiel: ein paar Leute erkennen die Sea Sheperd Conservation Society, gegründet von Captain Paul Watson, an. Er war einer der Mitbegründer von Greenpeace. Die Organisation ist in Friday Harbor in Washington zuhause. Über die letzten beiden Jahre hatten sie eine Dokumentation laufen, die man auf Animal Planet sehen konnte. Sie hieß Whale Wars. Dabei kämpfte die Crew der Sea Sheperds gegen die japanische Walfänger Flotte im Schutzgebiet im südlichen Ozean in der Antarktis. Um das tun zu können, was die Sea Sheperds taten - die Schiffe zu betanken und auszurüsten, die Crew mit Proviant zu versorgen und überall auf der Welt Kampagnen anzuleiern - braucht man jede Menge Geld. Das gilt für alle nicht profit-orientierten Organisationen. Und da kommen dann die professionellen Geldbeschaffer wie ich ins Spiel.
Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten für eine nicht-profitorientierte Gesellschaft an finanzielle Mittel zu kommen. Auf der unteren Ebene der so genannten Geldbeschaffungs "Pyramide", gibt es kleine Spenden, die normalerweise direkt an die Organisationen überwiesen werden. Dafür gibt es verschiedene Wege: mit der Post, auf dem elektronischen Internet-Weg, monatliche Spenden, große Geschenke, Veranstaltungen, gemeinsame und Stiftungs- Programme und dann gibt es den großen Bereich der speziell zugeschnittenen Spenden Programme - von den einfachen Nachlässen über jährliche Wohltätigkeits- Renten, wohltätige Renten-Trusts bei denen steuerliche Vorteile mit wohltätigen Zwecken verbunden werden können.
Normaler weise fragen die Leute zuerst nach einem Developement Audit (eine Art Revision der Bücher) oder einer Schätzung. Ich schaue dann nach, was eine Organisation bisher dafür getan hat, um ihre Programme zu finanzieren und schätze Schwächen und Stärke, Möglichkeiten und Bedrohungen ein und bewerte, wie das, was sie tun oder nicht tun mit ihrer Kommunikation und ihren Kampagnen abgestimmt werden kann. Diese Einschätzungen fließen in einen (Geldbeschaffungs-)Entwicklungsplan ein, den ich dann durchführe oder bei dessen Durchführung ich beratend zur Seite stehe. In vielen Situationen schicke ich Abschriften per Mail; in anderen suche ich und verhandle mit geldkräftige Sponsoren oder disponiere Spenden. Mein durchschnittlicher Tag beginnt lange vor Tagesanbruch mit Telefongesprächen nach Europa oder Asien und endet spät mit ähnlichen Gesprächen mit meinen Klienten an der Westküste. Jetzt wisst Ihr, was ich tue.

Im Gegensatz zur Meinung vieler Leute, die davon ausgehen, dass ich meine Kolumne nur schreibe um sie zu verarschen, kann ich nur sagen, auch wenn das passiert, ist das nicht der eigentliche Sinn von Dartoids World. Aber im Gegensatz zu dem was viele glauben, habe ich auch außerhalb des Dartsports, meines Berufs und meiner Schreiberei ein Leben.

Ich wurde als Sohn eines verarmten Schwarzen geboren. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, war es nicht leicht als Schwarzer in einer Welt der Weißen aufzuwachsen. Hier spricht wieder einmal Dartoid und das Ganze ist aus einem Film geklaut.
Tatsächlich wurde ich 1953 geboren und bin damit jetzt rund 35 Jahr alt. Als Kind bin ich geschwommen und war auf dem College. Ich besuchte auch die United States Military Academy in West Point, verließ sie aber ohne Abschluß (wenn ich auch durchaus ein Experte für glänzende Schuhe bin). Jahrelang war ich als politischer Geldbeschaffer tätig bevor ich in den 1980er Jahren in den gemeinnützigen Bereich wechselte.
1980 haben meine Frau Marylou und ich geheiratet - das ist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist. Nächsten Herbst werden wir 30 Jahre verheiratet sein. Wir haben eine Tochter, Jami, die in Columbus in Ohio lebt und arbeitet. Und wir haben immer schon ein Haus voller Golden Retriever gehabt.
Für eine Beziehung ist der Dartsport hart, aber ich habe nicht den Eindruck, dass Dartoid in irgendeiner Weise einen negativen Einfluss auf meine Ehe hat. Es ist schon so, dass Marylou auch nach all diesen Jahren immer noch nicht verstehen kann, wie jemand pausenlos und rund um die Uhr über Darts reden kann. Aber sie muss, wenn auch widerstrebend, zugeben, dass sie inzwischen mehr darüber weiß, als viele Leute, die ich kenne und die ständig in die Dartszene involviert sind.
Marylou hat ihre eigenen Interessen - Musik gehört dazu. Sie hat wahrscheinlich 3000 CDs, von denen ich vielleicht 10 gehört habe. Sie ist Schriftstellerin und hat mehrere Romane geschrieben. Im Augenblick arbeitet sie an einem Drehbuch und zwei Büchern - eines ist über George Harrison, das andere eine Art Abenteuer Thriller, in dem es um den Handel mit aussterbenden Tierarten geht - er hat aber auch eine deutliche Darts Thematik. Wofür Marylou sehr viel Verständnis hat, ist die Notwendigkeit, eine Pause einzulegen und dass es für mich einfach ein Bedürfnis ist, Dart zu spielen und darüber zu schreiben. Früher begleitete sie mich zu allen meinen Ligaspielen und Turnieren und sie ist auch mit mir um die ganze Welt gereist. Aber im Augenblick hindert sie unser Golden Retriever Bentley daran und außerdem betrachtet sie, wie viele andere auch, den Zigarettenrauch in den Veranstaltungsräumen als eine Zumutung.
Ja, es ist wirklich wahr, ich habe ein Buch geschrieben. Es heißt: "It´s a funny game, Darts, Life. Ich weiß nicht, was meine Erwartungen an das Buch waren. Ich habe meinem Verleger von Anfang an gesagt, dass ich keine Erwartungen habe, dass ich es nicht wegen des Gelds geschrieben habe. Ich denke, es war einfach so, dass ich es für eine coole Idee hielt, ein Buch auf den Markt zu bringen. Aber was denken auch die Leute, wenn sie sich auf so etwas einlassen? Wahrscheinlich gab es schon etwas in mir, das an das Fantastische glaubte. Vielleicht würde ich ja Millionen verdienen? Vielleicht würde ein Produzent aus Hollywood an mich herantreten und mir Millionen für die Filmrechte bieten?
Ich weiß es wirklich nicht. Was ich aber weiß ist, dass sich alle möglichen Erwartungen oder unterschwelligen Hoffnungen nicht erfüllt haben. Das Buch wird man in dem einen oder anderen Buchregal finden können - das ist alles. Der Verleger dürfte auch noch einen Stapel davon im Keller haben. Weil ich keine richtigen Erwartungen hatte, dürften diese wohl erfüllt worden sein.
Ich bin ohnehin nicht sicher, dass sich irgendein Buch - schon gar nicht die üblichen Lehrbücher - in größerer Stückzahl verkaufen lassen. Es gab ein paar Romane (auch für meine Frau bin ich optimistisch, dass es einen Markt für einen gut geschriebenen Roman mit Dartthema gibt), eine Bootsladung solcher Lehrbücher und ein paar Veröffentlichungen, die irgendwo zwischen drin stehen. Mein Buch war eine Sammlung ausgewählter Dartoids World Kolumnen, aber ich glaube, dass zwischen den Buchdeckel nicht der richtige Inhalt, der für einen Erfolg notwendig ist, steckte. Ganz bestimmt war nicht viel dabei, was nicht schon weit bekannt war. Wenn ich jetzt so auf die ganze Buchangelegenheit - und auch auf meine Kolumnen - zurückschaue, denk eich, dass ich vielleicht besser über Poker hätte schreiben sollen. Nicht dass ich über Poker mehr oder weniger Bescheid weiß als über Darts - einmal habe ich $ 400 beim Indian Poker verloren - aber viele der Leute, die über Texas Hold`em schreiben oder kommentieren wissen auch nicht mehr und manche verdienen damit viel Geld zum Ausgeben.

Aus irgendwelchen Gründen werde ich, sobald ein Buch über Darts erscheint, immer gefragt, ob ich nicht einen Buchbesprechung schreiben möchte. Wahrscheinlich liegt es daran, dass es Leute gibt, die Lesen was ich schreibe. Die Autoren rechnen sich aus aus, wenn ich eine Besprechung schreibe - und selbst wenn es ein Verriss ist - werden sich Menschen das Buch kaufen und es lesen und entweder meiner Meinung sein oder auch nicht. Deshalb betrachten sie es als kostenlose Promotion, wenn ich mich darauf einlasse.
Es gibt nicht so viele Leute, die Dart Bücher besprechen. Da gibt es natürlich sicherlich meinen guten Freund Patrick Chaplin. Er wird oft gefragt, wahrscheinlich immer. Dann gibt es Andy Fairclough, den Begründer von Superstars of Darts. Und dann gibt es Jay Tomlinson von Bull´s Eye News - auch ein guter Freund von mir. Und dann gibt es noch mich. Sollte ich ein hoffnungsvoller Dartbuch Autor sein, hätte ich Bedenken ein Besprechungsexemplar an mich zu schicken!
Und ich bin auch weiter ein aufstrebender Dartbuch Autor und da wird noch einiges kommen. Auf jeden Fall wird wieder eine Zusammenstellung von Kolumnen veröffentlicht werden. Bald wird ein Buch mit dem Titel: Ein Jahr im Dartsport - 2008 herauskommen. Ich schrieb dieses Jahr eine Serie mit Betrachtungen über den Dartsport 2008, die im neuen Buch zusammengefasst werden. Dann wird es ein Buch über die World Series of Darts geben. Dieses Turnier wird wahrscheinlich nie wieder stattfinden und ich habe 2006 rund 25 Kolumnen dazu verfasst. Dann ist noch eines über die Las Vegas Dessert Classics in Planung. Und dann gibt es noch eines, das fertig zum Druck ist und das "A brief History of Darts" heißt und zum dem Patrick Chaplin das Vorwort geschrieben hat. Und dann gibt es da noch den Roman meiner Frau, zu dem ich ein bisschen beigetragen habe. Der wird natürlich viel besser sein, als alles, was ich jemals geschrieben habe, weil sie tatsächlich eine wirkliche Schriftstellerin ist, nicht so ein Trottel wie ich.

Ich hatte keine buchreife Dartkarriere. Ich habe in vielen Ländern meine Darts geworfen, auch an vielen entlegenen und exotischen Orten, aber von einem Profispieler bin ich sehr sehr weit entfernt. Ich weiß wie es geht. Ich kann es aber nicht beständig tun. Im Augenblick spiele ich nicht mehr in der Liga. Ich trainiere nicht. Vor einem Turnier fange ich vielleicht eine Woche vorher an zu spielen. Ich spiele immer noch vielleicht einmal im Monat ein Turnier. Meine "Karriere" hat genau wie die von Dartoid und Dartoid`s Welt mehr zufällig begonnen.
Ich habe ein Dartboard geschenkt bekommen - so ein billiges aus Papier gewickeltes - als ich vielleicht 10 Jahre alt war. Auf der Rückseite hatte es ein Baseball-Spiel. Ich hatte überhaupt keine Ahnung davon. Ich warf einfach jede Menge Darts auf das Bullseye. Ich konnte zu einem Zeitpunkt gut ein Dutzend Mal treffen. Das war viel besser als Hausaufgaben.
Vor rund 20 Jahren wartete ich mit meiner Frau und einem anderen Ehepaar in einem Restaurant darauf, dass unser Tisch fertig gemacht wurde. Da spielte ein Paar Darts gegen dieses Ehepaar und die Frau meines Freundes fragte, ob ich nicht mit ihr spielen wolle und gegen den Sieger antreten wolle. Ich sagte, ich hätte keine Ahnung von Darts. Sie sagte mir, was zu tun war. Das hat sie auch getan und ich habe ihre Anweisungen befolgt und wir haben gewonnen!!!
Dann gingen wir alle ins Restaurant und rund eine Stunde später kam ich wieder heraus, um mir ein Bier zu holen. Da war so ein kleiner haariger Kerl hinter der Bar, der fragte mich, ob ich früher schon Darts geworfen hätte und ich musste lachen und sagte nein. Er kommentierte, dass es eigentlich vorhin schon so ausgesehen hätte, als würde ich den Weg ums Board kennen. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass der haarige kleine Kerl blind war?
Aber im Ernst - sein Name war Chris James und wir sind enge Freunde geworden. Er stand nicht nur hinter der Bar - ihm gehörte der ganze Laden - das Pizza Valley in Yarmouthport auf Cape Cod. Chris erzählte mir, dass er ein Darts Team habe, das in der Liga spielen würde. Er lud mich ein, doch einmal vorbei zu kommen und mir das anzusehen. Ein Dart Team? Eine Dart Liga? So etwas Verrücktes hatte ich noch nie gehört. Keine Chance, dass ich mich auf so einen Blödsinn einlassen würde.
Sechs Monate später fuhr ich so um Mitternacht an dem Lokal vorbei und da parkten einige Autos davor. Ich dachte mir, wirf doch mal einen Blick hinein und trink ein Bier. Drinnen war gerade ein wichtiges Spiel im Gange. Eine Reihe von "D" Teams der Cape Cod Liga waren daran beteiligt und hatten ihren Spaß. Ein halbes Dutzend Biere später war ich Mitglied des Teams.
Wir wurden die "Village Idiots" genannt und nach ein paar Jahren schafften wir es vom "D" bis zum "A" aufzusteigen - um dann im Finale zu verlieren.
Wie ich schon erwähnte wurden Chris und ich gute Freunde und er zeigte mir alle Bars mit ihren Boards und davon gab es auf dem Cape jede Menge. Wir bestellten ein Bier, spielten ein Spiel, tranken das Bier aus und weiter ging's zur nächsten Bar. Ein paar Abende der Woche spielten wir in "Luck of the Draws" mit. So fing meine Bessenheit an und Chris war daran schuld.
Ich habe dann mehrere Jahre in dieser Liga gespielt und Teil der Saison auch in der MMDL. Zu dieser Zeit fuhr ich auch einmal im Monat für eine Woche nach England und spielte dann in einem Team in Crowborough in East Sussex. Ich spielte in Tampa, Virginia Beach und Philadelphia in der Liga und war auch einmal einen Monat lang in Philly im Ligavorstand, na ja richtiger gesagt eigentlich nur für eine Sitzung. Es ging nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum", aber ich habe doch herausgefunden, dass es nichts für mich ist Team-Kapitän zu sein oder Turniere zu organisieren oder im Vorstand zu sitzen. Ich will einfach nur spielen. Und schreiben.

Jeder hat ja Dinge, die ihm besonders liegen. So ist das im Leben. Und man fühlt sich zu dem hingezogen, was einem am meisten Spaß macht und was man am Besten kann. Manchen macht es Spaß Turniere zu organisieren, Chris Bender zum Beispiel. Er leistet in Virginia Beach wirklich tolle Arbeit. Chris und ich haben uns in der Liga heftige Schlachten geliefert, wir haben aber auch wie Du und ich zusammen gespielt, aber genauso wie Du und ich waren auch George und ich ganz schrecklich erfolglos. Andere haben an anderen Aspekten des Sports ihre Freude.
Auch wenn ich mich nicht davon angezogen fühle, irgendeine führende Rolle zu übernehmen - als Kapitän oder Vorstands Mitglied oder Organisator - und auch wenn ich weit davon bin ein Profi zu sein - schätze ich doch die Leute sehr, die diese Rolle erreichen wollen und ausführen und ich empfinde tiefen Respekt für diejenigen, die hingebungsvoll und hart daran arbeiten, um wirklich gute Arbeit zu leisten.
Ich widerstehe der Versuchung darüber nachzudenken, wer am meisten in diesem Bereich leistet, würde ich ein paar von ihnen herausgreifen, würde das mit Sicherheit bedeuten, dass ich zu viele übersehen würde. Chris Bender habe ich ja schon erwähnt. Er ist auch ein guter Spieler, war ein hervorragender Kapitän und ist einfach super im organisieren der Turniere in Virginia Beach. Das macht er zusammen mit seiner Frau Linda und wie ihr seht, beeindruckt mich das sehr. Dutzende anderer fallen mir ein, darunter auch Pete Citera aus Chicago.
Aber da gibt es wirklich so viele, die ihr bestes geben, dass es schon wieder unfair ist, Chris und Pete zu erwähnen. Für mich sind John Lowe und der verstorbene Barry Twomlow die besten Botschafter der Welt für unseren Sport. Wie bedeutend es für die Dartgeschichte ist, was Patrick Chaplin tut, wird erst in der Zukunft richtig eingeschätzt werden.
Aber wo stehen neben denen, die ich erwähnt habe, was ich ja nicht hätte tun sollen, Phil Taylor, Eric Bristow, John Part, Tommy Cox, Dick Alix, Sid Waddell und zahllose andere? Ich habe bemerkt, dass Chris White und Robert Heckmann den Regierungsbeamten und den Organisatoren in Shanghai unter die Arme gegriffen haben, um das fantastische Turnier auszurichten. Was sie dem Sport geben, wird momentan nicht im Geringsten anerkannt. Ich arbeite gerade an einer Kolumne über dieses Turnier und ich werde sie entsprechend herausstellen - aber wie ich schon sagte, ist es eigentlich respektlos gegenüber den vielen anderen Chris und Robe und alle die ich erwähnt habe, herauszuheben.
Ein Name, der mir sofort einfällt, jemand der zumindest hier in Amerika mit die größten Auswirkungen auf den Sport hatte, sollten sie morgen alles hinschmeißen, ist Jay Tomlinson. Jay gibt die einzige Darts Zeitschrift Amerikas heraus und das tut er schon viele Jahre. Es ist eines der wenigen Dartmagazine der Welt und sollte er verschwunden sein, wenn Ihr morgen aufwacht, wüsste ich nicht, wer die Lücke füllen sollte.
Eine weitere Person, die enorme Wirkung hatte, was vielen nicht bewusst ist, weil er sehr ruhig und bescheiden ist, ist Glen Remnick, der Chef der ADA (American Darters Association). (dieses Interview fand am Tag vor Glens Tod statt und Paul wusste noch nichts davon). Er war im Wesentlichen verantwortlich für die Verordnungen der NDA und berät sie. Er bestimmte die Anfänge der ADO wesentlich mit. Er war schon in den Flegeljahren der MMDL dabei. Er promotet die Promoter, sein Name wird heute von den Leuten aber immer nur mit der ADA in Verbindung gebracht. Glen wird eine große Lücke hinterlassen. Allerdings weiß ich, dass Glen schon lange seinen fähigen Sohn Karl als Nachfolger aufgebaut hat.
Stacy Bromberg überragt seit Jahren alle anderen weiblichen Dartspielerinen Amerikas. Würde sie sich morgen zurückziehen, würden ihre Leistungen weiter unerreichtbleiben, aber es gäbe dennoch Nachfolgerinnen. Das gleiche gilt ja auch für Phil Taylor. Und so war es auch in den Tagen in denen Eric Bristow die Dartwelt aufgewühlt hatte. Darts wird weitergehen und wird wachsen. Es werden immer Spieler genug da sein und aus diesem Pool werden immer wieder herausragende Spieler hervorgehen - und auch solche, die sich um die schwierige Infrastruktur kümmern, auf der der Dartsport steht.

Neben dem Sport selbst sind die Spieler das Wesentliche. Jeder macht den Sport ein bisschen besser. Natürlich gebührt unser Respekt all den Barry Hearns, Jay Tomlinsons und Glen Remnicks der Dartwelt und all den vielen Anderen, aber ohne die Spieler würde es den Sport gar nicht geben. Die Arbeit der Anderen unterstützt den Sport nur.
Diese Anderen, ob sie nun Teamkapitän, Vorstandsmitglied, Turnierdirektor, Offizieller, Ausrüstungsverkäufer, Sponsor oder Promoter sind - sind alle zunächst Spieler gewesen. Wie ich ja schon sagte, treibt es die Menschen immer in Richtung dessen, was sie am besten können und was ihnen am meisten Spaß macht. Und so komme ich noch einmal auf das Produkt zu sprechen…
Wäre Darts nicht das was Darts ausmacht - Kraft und Genauigkeit, Anspannung aber auch Entspannung, im wahrsten Sinne des Wortes ein Krieg unter Freunden, und ganz grundlegend, zumindest in meinem Buch, auch etwas spirituelles, würde es schon Probleme geben. Aber weil dieses Produkt so außergewöhnlich ist und weil die Spieler, egal ob sie schon lange dabei sind oder Neulinge, alle gleichermaßen engagiert sind, bin ich fest davon überzeugt dass, sollte einer aus der so genannten Darthierarchie ausfallen, sofort neue Anführer hervorsprudeln würden.
Was ich damit sagen will ist, dass es wenn Darts nicht so wäre wie es ist, es auch keine Spieler geben würde. So aber gibt es Spieler und die Zahl wächst in den Vereinigten Staaten und rund um die Welt.

Und wie passen nun Dartoid und Paul Seigel da hinein? Das ist eines der großen Geheimnisse des Dartsports! Ich denke, dass nach all diesen Jahren deshalb Leute mit ihren Fragen zu mir kommen, weil ich eine ungewöhnliche Sicht auf die Dinge habe. Ich denke, dass sie deshalb Dartoids World lesen, weil es in den Kolumnen meistens um die Lauterkeit des Sports geht. Sie sind amüsant. Sie sind respektlos. Sie sind selbstkritisch. Sie sind wirklich. Und meistens sind sie so aufgebaut, dass man nicht weiß, auf was die Sätze und Anschnitte hinauslaufen werden - oft haben sie eine Botschaft.
Ich würde gerne glauben, dass die Menschen die Kolumnen verfolgen, weil sie den Dartsport lieben und weil ihnen klar ist, egal, ob sie über ein bestimmtes Thema der gleichen Meinung sind oder nicht, dass sie von einem Gleichgesinnten - Dartoid - stammen, der sie zum Nachdenken und gleichzeitig zum in sich hineinlachen bringt.
Wenn es darum geht, was denn in der Darthierarchie wichtig ist, ist auch Dartoid oder Paul Seigel lediglich ein Dartspieler, und wir nehmen beide, dass was wir tun nicht wirklich ernst.
Die Geschichten in Dartoids World sind wahr. Ich führe ein interessantes Leben. Das macht Dartoid auch.
Paul Seigel versucht Gemeinsamkeiten zwischen dem Dartoid Charakter und dem gewöhnlichen Dartspieler herauszustellen und dessen Gedanken und Gefühle ans Licht zu bringen. Es gibt auf der ganzen Welt nur eine Handvoll herausragender Profi Spieler und auch die fingen als Freizeit-Spieler an, genauso wie ich das tat.
Ich glaube, dass in jedem von uns ein Stückchen Dartoid steckt und ich versuche Dartoid in einer Sprache sprechen zu lassen, in der sich alle Dart Enthusiasten wieder finden können.

Meine schlimmsten Dart-Erfahrungen? Da brauch ich nicht lange überlegen. Ich habe darüber geschrieben. Die Kolumne hieß "Sperrt Arschlöcher!". Ich war bei einem Turnier, spielte beim "Luck of the Draw" und der Partner, den ich zog hatte, was einem eben passieren kann - überhaupt keinerlei Turnier-Erfahrung. Die zwei, gegen die wir spielen mussten, waren beides erfahrene Spieler und einer von ihnen war auch schon von Zeit zu Zeit im ADO Ranking ziemlich weit oben gestanden.
Wir hatten im ersten Leg 51 Punkte Rest und mein Partner kam zum Wurf. Er wusste nicht, was er machen sollte und ich sagte ihm, er solle eine 19 werfen. Er hatte weder den Yips noch Dartitis, konnte aber einfach den Dart nicht loslassen. Er war einfach viel zu nervös. Dieser Kerl aus dem Ranking wurde hinter uns verrückt. "Schmeiß den Dart", brüllte er. "Doink, Doink," machte er weiter und wiederholte das immer wieder sehr agressiv. Dabei ließ er pantomimisch seine Darts fliegen.
Schließlich gelang es meinem Partner, seinen ersten Dart loszulassen und er traf die 19. Dann hatte er mit dem Finish zu kämpfen, er kam einfach nicht näher heran. Unsere Gegner beendeten schnell das Leg und holten sich das Spiel.
Das war aber nicht alles, was passierte, einiges davon habe ich glücklicherweise vergessen. Was ich aber noch in lebhafter Erinnerung habe ist, wie ich mich in diesem Moment fühlte. Ich fühlte mich beschämt und desillusioniert, dass einem Neuling so eine Erfahrung nicht erspart blieb. Diese Gefühle wurden noch dadurch verstärkt, dass es ja ein erfahrener Spieler war, der so etwas tat. Dieses Erlebnis war das genaue Gegenteil dessen, was ich, durch Dartoid, den Leuten vermitteln möchte, die ich für den Sport gewinnen möchte und denen ich den Spaß am Spiel, den ich empfinde, weitergeben möchte.
Inzwischen sind dieses Individuum und ich Freunde geworden - was aber das Geschehene nicht ungeschehen werden lässt. Glücklicherweise hatte ich nicht viele "schlimmste" Erfahrungen…

Genau anders herum ist es mit den "besten" Erfahrungen". Da gibt es unglaublich viele. Ich wüsste gar nicht, wie ich es anfangen sollte, da ein paar herauszusieben oder mich auf eine einzige festzulegen. Fast jedes Mal, wenn ich ausgehe - ob in eine Bar oder zu einem Turnier - habe ich einfach eine tolle Zeit. Also würde ich einfach einmal sagen, meine "beste" Erfahrung ist die, die ich zuletzt gemacht habe.
Heute wäre das also, nachdem ich gerade aus China zurückgekommen bin, das Shanghai International Darts Open. Sogar die PDC - die ja einige spektakuläre Shows im Programm hat - könnte von den Leuten, die dieses Turnier veranstalten noch etwas lernen. Da gab es farbenfrohe tanzende Drachen. Konfetti flog durch die Luft. Mädchen tanzten. Ein Goldmedaillen Gewinner im Turmspringen übergab einige der Trophäen. Die Teilnehmer kamen aus Malaysia, von den Philippinen, aus China, Taiwan, Hongkong, Japan, Russland, England, Neuseeland, den USA, Kanada und sogar aus der Mongolei. Das war schon ein toller Anblick.
Aber Shanghai ist wirklich nur momentan meine "beste" Erfahrung. Morgen werde ich mich mit drei Typen treffen, die ich noch nie gesehen habe: Scott Groves, Joe VanVorhees und Lance Kent und wir werden in Arlington ein paar Stunden spielen, bevor ich am nächsten Morgen ein Flugzeug am National Airport besteigen werde. Genauso sicher, wie ich im Augenblick hier sitze und mit Dir spreche, werde ich , wenn Du mich übermorgen nach meiner "besten" Erfahrung fragst, Arlington antworten und nicht mehr Shanghai. So sehr liebe ich den Sport.
Ich habe jede Menge Erinnerungen und jedes Mal, wenn ich Dart spielen gehe, habe ich einfach eine wunderbare Zeit.

Was ich von der Soft-Tip Invasion halte? Ich beobachte die Ausbreitung des elektronischen Dartsports schon lange. Dartoid nahm das Thema regelmäßig auf, und bezeichnete es als "unrein" und schlecht für die Menschheit. Aber wir beide sind inzwischen anderer Meinung. Ich habe jetzt einige Zeit mit Lee Pepperd von Medalist verbracht und war dieses Jahr sogar in Las Vegas zur NDA Team Dart Extravaganza. Ich glaube inzwischen, dass das elektronische Spiel - und ganz besonders auch die Art wie die Turniere strukturiert sind, die ja alle Spieler gleichwertig machen, dem Sport eher gut tut. Neue und andere Menschen werden in den Sport hineingezogen.
Natürlich werden die Leute über die Größe der Doppel und Trippel-Felder lästern, darüber, dass Bouncer zählen, über die Freeze-Regel, dass elektronisch gerechnet wird, darüber, dass man Geld in die Automaten stecken muss und noch mehr - aber das Spielfeld ist letztendlich für alle gleich groß.
Deswegen denke ich, dass E-Dart doch sehr viel zu der positiven Zukunft, die ich für den Sport vorhersehe, beiträgt.
Irgendwie scheint es schon richtig zu laufen. Und irgendwo in einem Kabuff in Hollywood scheint das auch jemand so zu sehen, denn Du kannst heutzutage kaum den Fernseher einschalten oder ins Kino gehen- oder auch nur Werbespots ansehen -, ohne dass irgendwann ein Dartboard auftaucht. Natürlich ist das Board oft auf Hüfthöhe aufgehängt oder hinter einem Aktenschrank oder etwas ähnlichem, aber es gibt schon Leute, die sich der zunehmenden Popularität des Sport bewusst sind - gleichgültig ob E-Dart oder Steel-Dart.
In meinem nächsten Leben wäre ich wirklich gerne in Hollywood Berater dafür, wie man ein Dartboard richtig aufhängt. Ich könnte mir vorstellen, dass das ein guter Job wäre.

Und welche Zukunft zeigt mir jetzt meine Kristallkugel für den Dartsport? Was für eine Frage…Mir ist Bier über meine Kristall-Kugel gelaufen…
Ich denke, dass Barry Hearn mit seinem Versuch Olly Croft in Pension zu schicken erfolgreich sein wird. Ich glaube, dass deshalb in rund fünf Jahren die Dartwelt eine vereinigte Weltmeisterschaft sehen wird.
Ich glaube auch daran, dass wir noch vor dem Jahr 2020 einen asiatischen Weltmeister werden feiern können und dass er von den Philippinen stammen wird.
Ich glaube auch, dass wir den Tag erleben werden, an dem Darts eine vollwertige olympische Sportart sein wird. Und daran würde ich nicht glauben, wenn ich nicht sicher wäre, dass aus Seriosität Respekt entsteht und mit dem Respekt Fortschritt verbunden ist und dass die Tage gezählt sind, an denen man Darts mit Übergewicht, Bier trinken und Zigaretten rauchen verbindet und dass dem Sport stattdessen der Status zugebilligt wird, den er bereits jetzt (meistens) verdient.

Was ich sagen würde, wenn ich vor lauter Anfängern und Leute, die nur wenig über Darts wissen, aber Lust hätten mitzumachen, stehen würde?
Wie es manchmal so geschieht, befand ich mich vor ein paar Wochen in China zusammen mit Rob Heckmann, Chris White und David Fatum in genau dieser Situation. Die versammelte Gruppe bestand aus lauter Anfängern und sie fragten nach Tipps wie man trainieren sollte und lauter solchen Dingen. Rob, Chris und David - alles Profis - gaben ihnen freundlich die Antworten, die man erwarten konnte. Und ihre Antworten waren gut.
Meine Sichtweise ist vollkommen anders. Mein Rat wäre, dass Du erst einmal entscheiden solltest, was Du Dir erwartest. Wenn Du der Beste in Deiner Liga, Stadt oder in Deinem Land werden möchtest oder vielleicht sogar Weltmeister, dann gibt es sicher Dinge, die Du unbedingt beachten musst. Wenn Du aber nur ausgehen möchtest und mit Deinen Freunden eine gute Zeit haben willst, sind andere Dinge notwendig.
Natürlich ist am aller wichtigsten Training, Training und mehr Training, das ist die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg. Aber wem sage ich das? Ausgerechnet George Silberzahn….

Wenn es Dein Ziel ist, wenn also Dein Grund dafür ist, dass Du Dich auf den Dartsport einlässt, einfach mit Freunden einen netten Abend zu verbringen - so wie andere vielleicht Pool oder Fußball spielen oder irgendwelche Rätsel zusammen lösen - dann solltest Du Dir darüber im Klaren sein, dass Darts für Dich einfach Unterhaltung ist. Dafür musst Du keine Bestleistungen erzielen. Dafür brauchst Du auch nicht die neuesten Darts, die der Markt hergibt. Du musst auch nicht den Dart "richtig" halten oder eine perfekte Technik entwickeln. Du musst noch nicht einmal rechnen können.
Deswegen ist es ja auch so wichtig, dass Du herausfindest, was Darts für Dich bedeutet. Da musst auch dahinter stehen, dass Du deshalb dabei bist, weil Du Deinen Spaß haben möchtest. Du wirst Dich selbst dann verbessern, wenn Du mehr oder weniger alles falsch machst.
Nach meiner persönlichen Meinung kämpfen auch viele der besten Spieler, nachdem sie das höchste Leistungsniveau erreicht haben, damit, dass sie nicht mehr in der Lage sind, das alles so entspannt anzugehen, wie sie es konnten, als sie den Sport noch nicht so ernst nahmen.
Darts sollte mit Freundschaft und Spaß zu tun haben. Maxima sind toll. Hohe Finishes sind toll. Aber weder Paul Seigel noch Dartoid werden auch nur eine Minute kostbaren Schlafs verlieren, nur weil sie schlecht geworfen haben. Wir sind beide sowieso daran gewöhnt. Unsere Botschaft lautet: Genießt jede Minute die Ihr spielt und verliert nie Euren Spaß daran. Genau das werden wir auch beherzigen, so lange wir ans Oche treten können und natürlich auch beim Schreiben.

Vor Ort
Dartoid

48 - Dartoids Welt wird interviewt


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