Zyklische Leistungsschwankungen



Der Schweinezyklus

"Vom heut'gen Tag, von heut'ger Nacht
verlange nichts, als was die gestrigen gebracht."

Johann Wolfgang von Goethe
(West-östlicher Divan)

Wettbewerbe sind Stunden der Wahrheit. Erfolge oder Misserfolge bemessen sich am jeweiligen Gegner, sind also relativ. Bevor jedoch das Ende einer Partie gekommen ist, werden Leistungen bereits einer Vorabkritik unterzogen. Sie müssen sich den eigenen Erwartungen stellen. Diese sind Maßstäbe, an denen wir unser Spiel messen. Das Verfehlen der eigenen Leistungserwartungen erzeugt den Eindruck, relativ schlecht zu spielen, obwohl die Leistungen objektiv genügen. So kann Verunsicherung den Spieler befallen und sein Spielvermögen beeinträchtigen. Im umgekehrten Fall kann es zu einer euphorischen Leistungsexplosion kommen.

Das Verfehlen eigener Erwartungen bewirkt, dass die Qualität unseres Spielens extremere Ausschläge bekommt, dass sie jene wellenförmige Gestalt annimmt, die in der Wirtschaftstheorie als Konjunktur bekannt ist. Tatsächlich lässt sich den Wirtschaftswissenschaften eine anschauliche Darstellung dieses Zusammenhanges entlehnen, deren Name dem ursprünglichen Untersuchungsgegenstand geschuldet ist, handelt es sich doch um den sogenannten "Schweinezyklus".

Dabei geht es um die modellhafte Darstellung des Angebotes auf einem Markt. Herrscht zu einem gegebenen Zeitpunkt ein hoher Preis vor, werden Erzeuger zu einer Ausweitung ihres Angebotes angeregt. Dieses kann jedoch erst zeitverzögert wirksam werden. Die Ausweitung führt zu einem Überangebot mit einhergehendem Preisverfall. Hierdurch wird nun - in Erwartung, diese Situation werde Bestand haben - die Produktion verringert, was in der nächsten Periode zu Unterangebot und Preisanstieg führt.

 Wikipedia Schweinezyklus

Es wird ersichtlich, dass die Schwankung in der Erwartung gründet, aktuell Beobachtetes werde auch künftig eintreten. Die zyklischen Schwankungen enden erst dann in einem Gleichgewicht, wenn die Erwartungen die Zukunft richtig abbilden.

Die skizzierten Vorgänge lassen sich auf das Spiel übertragen. Auch hier können Leistungsschwankungen beobachtet werden, deren Ursache eine unzureichende Selbsteinschätzung ist. So geschieht es nicht selten, dass an den Vortagen eines Turniers - oder gar beim Einwerfen - überdurchschnittliche Leistungen erbracht werden. Mit der Erwartung, diese auch im Wettbewerb zeigen zu können, tritt dann der Spieler ans "Oche". Durch die Anspannung - und allein schon aus statistischen Gründen - entspricht dann aber das Gezeigte dem langfristigen Durchschnitt. Die auf das kürzlich erbrachte Leistungsmaximum gerichteten Erwartungen lassen nun das Normale als krisenhaft und ungenügend erscheinen. Ein ungutes Gefühl bemächtigt sich des Spielers, dessen Gedanken abschweifen und sich der Ergründung des empfundenen Leistungsabfalls widmen. Dieser Konzentrationsmangel fördert Fehler. Es entsteht ein Abwärtsstrudel, durch den schließlich gar der Leistungsdurchschnitt verfehlt wird. Geläutert und mit geringen Erwartungen geht dann der Spieler in kommende Partien, wo ihm das Normalmaß als relativer Erfolg erscheint, was das Leistungsniveau beflügelt. Der Zyklus kann von Neuem beginnen - es ist ein Konjunkturzyklus.

"Oft schlägt Erwartung fehl, und dann zumeist,
Wo sie gewissen Beistand uns verheißt;
Und wird erfüllt, wo Hoffnung längst erkaltet,
Wo Glaube schwand und die Verzweiflung waltet."

William Shakespeare (Ende gut, alles gut.)
(1564 - 1616)

Sind Erwartungen unrealistisch hoch, werden sie zu Hürden, die einen Spieler straucheln lassen. Sind sie unrealistisch niedrig, gaukeln sie Scheinerfolge vor, die freilich kurzfristig beflügeln. Darts verlangt eine dauerhaft hohe Präzision und kluge Taktik. Der Erfolg fußt zu einem nicht geringen Teil auf Berechenbarkeit. Ein stetes Auf und Ab, wie es sich im Wirtschaftsleben in dem Phänomen der Konjunktur zeigt, erschwert die Aufgabe. Es ist ratsam, sich ein realistisches Bild des eigenen Spielvermögens anzueignen. Hierzu darf allein der langfristige Trend dienen, nicht aber kurzfristige Ausschläge. Das Spiel hält genügend weitere Faktoren bereit, die Schwankungen induzieren. Realistische Erwartungen helfen, diese zu glätten.

"Nichts schmerzt so sehr wie fehlgeschlagene Erwartungen, aber gewiß wird auch durch nichts ein zum Nachdenken fähiger Geist so lebhaft wie durch sie erweckt, die Natur der Dinge und seine eigene Handlungsweise zu erforschen, um die Quelle seiner irrigen Voraussetzungen zu entdecken und womöglich künftig richtiger zu ahnen."
Benjamin Franklin (1706 - 1790)
Politiker, Wissenschaftler, Erfinder und Schriftsteller

Thorsten Dodzuhn, Adaption Jürgen Schmitz



Darts1.de Counter Darts1.de Logo Darts1 Counter
Selbst Darts spielen mit dem Darts1 Counter
Darts1.de Counter Darts1.de Logo Darts1 Counter
Selbst Darts spielen mit dem Darts1 Counter