Masters 2024 – 1. Spieltag mit zwei deutschen Teilnehmern am Start

An diesem verlängerten Wochenende (2. bis 4. Februar) öffnete die Marshall Arena in Milton Keynes ihre Pforten auch wieder für den Dartsport, denn das Masters klopfte an die Tür. Für diesen Austragungsort würde das Masters 2024 ein Besonderes sein, denn das Einladungsturnier findet hier bereits zum zehnten Mal statt. Insgesamt ist es die zwölfte Auflage des Masters, 2013 und 2014 wurde das Major-Turnier noch in der Hauptstadt Schottlands, also in Edinburgh ausgerichtet. An den Start dürfen die Top-24 der Order of Merit, eine zusätzliche Qualifikation für das Masters ist ausgeschlossen. Wobei das Reglement zwischen 2013 und 2020 lediglich die Top-16 an den Start ließ, 2021 wurde die Teilnehmeranzahl dann um acht Spieler auf 24 erweitert. Wer gegen wen spielt, wird nicht ausgelost, sondern streng nach dem Prinzip der Setzlistenpositionierung ermittelt, die wiederum exakt der Weltrangliste entspricht. Wobei das erspielte Preisgeld in keine Rangliste einfließt. In jüngerer Vergangenheit bekamen die Masters-Titelträger, sozusagen als ungenannten Bonus, noch eine Wildcard für die Premier League draufgelegt. Doch hat man auf jene Handhabe diesmal wieder verzichtet, nachdem doch sehr viele kritische Stimmen laut geworden waren, und vor allem wäre es dieses Jahr vom zeitlichen Ablauf auch gar nicht möglich gewesen. In 2024 ist die Premier League Darts-Saison bereits am gestrigen Abend, sprich vor dem Masters, in die erste Runde gegangen.

Nimmermüde auf der Jagd nach dem Erfolg

Rekordtitelträger beim Masters ist einmal mehr Michael van Gerwen. Von den bisherigen elf Austragungen konnte er das Turnier fünfmal in Folge für sich entscheiden (2015 bis 2019). Titelverteidiger ist hingegen Chris Dobey, der 2023 mit dem Triumpf beim Masters auch gleichzeitig seinen ersten Major-Erfolg feierte. Chris Dobey gehört zu der Sorte Spieler, die stetig auf der Basis des Erreichten aufbauen, sich konstant weiterentwickeln und dabei immer mehr zu einem kompletten Spieler reifen. Bei der WM 2024 hatte Dobey allerdings Höhen und Tiefen gleichermaßen erleben dürfen, können und müssen. Herausragend gut unterwegs, erreichte der Engländer mit dem Nickname „Hollywood“ das Viertelfinale, welches er zu beherrschen schien. Hier war er gegen Rob Cross bereits mit 4:0 in Sätzen in Führung gegangen, der Sieg war ihm scheinbar nicht mehr zu nehmen. Es fehlte ihm nur noch ein Satzgewinn bis zum Einzug ins Halbfinale und, dass er urplötzlich fünf Sätze lang komplett aus dem Match genommen würde, mutete eher unmöglich an. Aber statt dem zum Greifen nahen Traumsieg wandelte sich das Match für Dobey zum wahrgewordenen Albtraum. Rob Cross legte ein unfassbar geniales Comeback aufs Parkett, nachdem er eigentlich schon so gut wie ausgeschieden zu sein schien. Mit unvorstellbarer Nervenstärke drehte „Voltage“ das Spiel noch zu seinen Gunsten, machte aus einem 0:4-Satzrückstand einen 5:4-Matcherfolg und zog seinerseits ins WM-Halbfinale ein. Als aktuell Weltranglistensechster muss Rob Cross in der ersten Runde des Masters noch nicht antreten, sein erstes Match bestreitet der Engländer am morgigen Samstag, wobei der Gegner heute zwischen Gabriel Clemens und Damon Heta ermittelt wird.

Da der Masters Titelverteidiger, Chris Dobey weder in Bahrain noch beim Dutch Masters zum Starterfeld gehörte und auch für die Premier League 2024 diesmal keine Nominierung erhielt, wird dies sein erster Auftritt seit jener kolossal enttäuschenden Viertelfinalniederlage sein. Es bleibt also abzuwarten, wie effektiv er den monströsen Rückschlag verdaut hat. Sein heutiger Auftaktgegner ist Andrew Gilding.

Erstmals zwei Deutsche im Starterfeld

Besonders erfreulich aus deutscher Sicht ist, dass dieses Jahr zum ersten Mal gleich zwei Deutsche zum Teilnehmerfeld zählen. Da ist zum einen Gabriel Clemens, aktuell die Nummer 22 in der Order of Merit und zum anderen Martin Schindler, der sich momentan in der Weltrangliste nur einen Platz dahinter aufhält. „The German Giant“ ist nach 2022 und 2023 bereits zum dritten Mal dabei, während Martin Schindler dieses Jahr sein Masters-Debüt abliefern wird. Bei der Weltmeisterschaft 2024 blieb Gabriel Clemens weit unter seinen Erwartungen, zeigte sich nach seiner 1:4-Niederlage gegen Dave Chisnall in der dritten Runde höchst unzufrieden ob seiner eigenen Leistungen, veröffentlichte mit etwas Abstand aber dann auch das Statement: „Aufgeben ist keine Option“. Und so kennen wir den Mann aus dem Saarland auch: Nach dem Fall nüchtern analysieren, bodenständig verarbeiten, aufstehen, Krone richten und „morgen geht die Sonne auch wieder auf!“. Vielleicht war die Erwartungshaltung nach Clemens` WM-Halbfinaleinzug 2023 auch einfach etwas zu hoch angesetzt. Da ist die Fallhöhe dann eben auch eine weit größere. Bei seinen Masters-Auftritten 2022 und 2023 war für „Gaga“ jeweils schon nach der ersten Runde Schluss, da kann es eigentlich nur noch besser werden, oder?!

Wobei sein heutiger Gegner Damon Heta ebenfalls noch eine WM-Rechnung zu begleichen hat, weniger mit seinem heutigen Gegner als mit dem Thema „Achtelfinale“ per se. Heute geht es ja praktisch um den Einzug ins Masters-Achtelfinale. Den Thriller ums WM-Achtelfinale hatte „The Heat“ zwar noch für sich entscheiden können, leistete sich dort aber eine ganze Galerie an ebenso drastischen wie überflüssigen Leichtsinnsfehlern, die der vermeintliche „Underdog“, Scott Williams nutzte, um den Australier mit 4:1 regelrecht zu frühstücken.

Eigentlich unbelastet könnte Martin Schindler in dieses Turnier gehen, denn er ist Masters-Debütant und da sind die Maßstäbe eben doch nicht von vorneherein festgelegt, so dass „The Wall“ wirklich erstmal seine eigene Duftmarke setzen kann. Martin Schindler muss gegen den besagten WM-Bezwinger seines hochgeschätzten Kollegen antreten, d. h. Dave Chisnall steht ihm heute Abend gegenüber. Martin Schindler wusste bei der WM 2024 durchaus zu überzeugen, lieferte sich aber im Kampf ums Achtelfinale ein exorbitantes Drama mit Scott Williams, bei dem er schlussendlich doch noch unterlag. Der Deutsche hatte bereits eine 2:0-Führung auf seinem Satzkonto verbuchen können, doch jener Scott Williams, der im Anschluss auch Damon Heta aus dem Turnier warf, hatte sich mittlerweile dermaßen festgebissen, dass er sich partout nicht mehr abschütteln ließ. Auch Schindlers heutiger Gegner, Dave Chisnall, ist natürlich keiner, den man mal so eben nebenbei besiegt. Daher dürfte das beste Rezept für uns Außenstehende lauten: ohne größere Erwartungshaltung einfach der Dinge harren und sehen, wohin uns der Matchverlauf führt.

„Game on“ für das Masters 2024

Den Beginn des Masters machten Dirk van Duijvenbode und Ryan Searle. Dirk van Duijvenbode, so etwas wie das ultimative Sorgenkind des Dartsports, denn bei ihm dreht sich mittlerweile alles wirklich nur noch um die eine Frage: Inwiefern ist seine Schulterverletzung auskuriert? Dass der „Titan“ über gigantisches Können am Oche verfügt, ist unbestreitbar, doch all das hängt von seiner körperlichen Verfassung ab. Sein erster Auftritt 2024 beim Dutch Darts Masters, wo er gegen Luke Littler, vor heimischem Publikum in der ersten Runde, 2:6 unterging, lässt Böses erahnen. Und da muss man auch nichts schönreden, wie fantastisch Luke Littler bei den beiden diesjährigen PDC World Series of Darts-Turnieren schon unterwegs war, einen Dirk van Duijvenbode erteilt man nicht so ohne weiteres eine 6:2-Klatsche, wenn dieser in Topform ist. In Anbetracht seiner Darts Masters-Performance bleibt die Skepsis natürlich bestehen, dass er heute wieder einigermaßen regeneriert an den Start gehen kann.

Ryan Searle war hingegen eigentlich sehr stark in die WM 2024 gestartet, offenbarte dann aber in seiner Drittrundenpartie gegen Joe Cullen massive Probleme aufs Doppel und dieser Double-Trouble kostete ihn definitiv den Einzug ins WM-Achtelfinale. Dafür erwies er sich im WM-Finale als „Best Mate“, als er im Publikum saß, um seinen Freund Luke Humphries mit aller Loyalität zu unterstützen. Luke Littler hatte Romeo Beckham als prominenten Unterstützer aus der Kategorie Sport im Saal sitzen, Luke Humphries war hingegen glücklich über die Anfeuerung durch Best Buddy, Ryan Searle. Beim Masters kämpft natürlich erstmal wieder jeder für sich oder anders ausgedrückt: Ryan Searle duellierte sich heute Abend am Oche mit Dirk van Duijvenbode, und Luke Humphries würde morgen gegen den Sieger aus der heutigen Partie Stephen Bunting versus Ross Smith antreten.

Wie fit ist der „Titan“?

Dirk van Duijvenbode hatte das Ausbullen gewonnen, begann auch megastark mit der 180, um im Anschluss innerhalb von fünf Aufnahmen, bis auf eine einzelne Triple-19, kein einziges Triple-Segment mehr zu treffen. Man konnte es fast schon als folgerichtig bezeichnen, dass sein Kontrahent aus dieser Dauermisere Kapital schlug und das Break zum 1:0 landete. Den zweiten Durchgang startete auch Ryan Searle mit der 180, und obgleich er ebenfalls die eine oder andere Niete zog, hielt er das Trefferniveau dennoch so gut wie möglich aufrecht, bestätigte das Break und zog auf 2:0 davon. Im dritten Durchgang zeigte der Niederländer zwar kein übermäßig herausragendes Scoring, brachte aber zumindest eine gewisse Stabilität in sein Spiel, und vor allem präsentierte er ein ansehnliches Checkout: bei 82 Restpunkten versenkte van Duijvenbode den ersten Pfeil bombensicher im Bullseye, bevor er auch die Double-16 mühelos herausnahm. 1:2. Im vierten Durchgang waren beide Akteure Scoring-technisch auf Augenhöhe, nur bei den Versuchen aufs Doppel kamen massive Unterschiede zum Vorschein. Auch Ryan Searle hatte die Aufnahme zuvor noch mit sicherem Wurf aufs Bullseye abgeschlossen, bevor er, in der Hoffnung, den Dart in der Double-18 zu versenken, mehrfach kläglich scheiterte. Der „Titan“ nutzte inzwischen seinen heute wirklich fabelhaften Draht zum Bullseye, platzierte dort einen weiteren Pfeil, ließ dem den Treffer in der 20 und der Double-10 folgen, und damit war auch das Break zum Ausgleich 2:2 in trockenen Tüchern. Doch „Heavy Metal“ demonstrierte auch heute auf den Punkt, dass er sich weiterhin in stabiler Form befindet, antwortete binnen weniger Augenblicke mit dem erneuten Re-Break. 3:2. Erstaunlich standfest vermochte sich mittlerweile Dirk van Duijvenbode zu präsentieren und ließ sich einfach nicht abschütteln, weiter ging es mit dem Break-Festival, 3:3. Um der Break-Serie endlich mal Einhalt zu gebieten, packte der niederländische Dartsprofi, dessen andere Leidenschaft auf dem Auberginen-Feld zu finden ist, im siebten Durchgang auch endlich das erste High-Finish aus. Die 121 löschte er mit 17, Triple-18 und Bullseye. Wie gesagt, es herrschte heute Abend eine besondere Freundschaft zwischen dem „Titan“ und dem Bullseye. 4:3. Achter Durchgang: Ryan Searle mit 130 Punkten vor der Brust. Zweimal die Triple-20, prächtig getroffen. Doch dann verweigerte die Double-5 dem Engländer den Zutritt. Van Duijvenbode hatte es auf der anderen Seite jedoch ebenso nicht geschafft, der 135 Herr zu werden, sodass Searle eine weitere Chance bekam, die restlichen 5 Punkte auszuradieren, Ausgleich zum 4:4. Nachdem es beiden Akteuren gelungen war, den letzten eigenen Anwurf zu halten, war es nunmehr an der Zeit wieder einige Breaks zu landen. Ryan Searle begann mit dieser fast schon traditionell gewordenen Marschroute, 5:4. Dirk van Duijvenbode zog nach, 5:5. Es ging in den Decider und den begann der Niederländer. Und wie er ihn begann, nämlich mit der 180. Und weil es so schön war, ließ er nach der 100 gleich noch ein Maximum folgen, Restbetrag: 41 Punkte. „Heavy Metal“ zu diesem Zeitpunkt noch auf der 280, und das war das große Glück für den „Titan“. Denn beim Versuch, die 41 zu eliminieren, benötigte er weitere drei Aufnahmen, inklusive Überwerfens. Der sechste Dart saß dann endlich im Ziel, wobei dies allerhöchste Eisenbahn gewesen war, denn der Gegner war inzwischen bei 40 Punkten angelangt und somit bereits bedrohlich nahegekommen. 6:5 für Dirk van Duijvenbode. Keine überragende Performance des „Titans“, aber zumindest schon mal wieder ein kleines Lebenszeichen.

Alle Hoffnung aus Wales ruhte auf ihm

Die nachfolgende Partie, Jonny Clayton gegen Krzysztof Ratajski, war eine Neuauflage des Drittrundenduells der WM 2024. Hier hatte der Waliser den „Polish Eagle“ mit 4:2 niedergerungen, bevor er selbst im Achtelfinale eine herbe 0:4-Niederlage gegen Rob Cross einstecken musste. Nichtsdestotrotz war „The Ferret“ damit bei der Weltmeisterschaft zumindest eine Runde weiter gekommen, als die eigentliche Nummer eins der Waliser, der Weltmeister von 2021, Gerwyn Price, der bereits nach der dritten WM-Runde gegen Brendan Dolan ausgeschieden war. Auch beim Masters ist Jonny Clayton der einzig verbliebene Hoffnungsträger der Waliser, nachdem Gerwyn Price seine Teilnahme kurzfristig absagen musste.

Jonny Clayton begann das Match, und er begann schwach. 41 Punkte mit der ersten Aufnahme, und auch bei den darauffolgenden war kein nennenswerter Wurf dabei. Ganz anders das Bild auf der gegenüberliegenden Seite. Der polnische Topspieler präsentierte solides Scoring und treffsichere Checkouts, sodass Break und Bestätigung dessen eigentlich nur eine Frage der Zeit waren. 2:0. Im dritten Durchgang vermengte der Waliser gute mit sehr guten und schlechte mit sehr schlechten Aufnahmen – aus diesem bunten Durcheinander mixte er irgendwie den Anschluss zum 1:2. Mit dem Auftrieb dieses Legerfolges im Rücken, gelang es Jonny Clayton ausgesprochen vielversprechend in den vierten Durchgang zu starten, doch kaum hatte er sein erstes Maximum erzielt, begann der Abstieg auch schon wieder und zwar in bedrohlich rasanter Manier. 25 Restpunkte waren einfach nicht zu knacken, was das Break in unerreichbare Ferne rückte, während Krzysztof Ratajski auf der anderen Seite ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt bekam, um die schwachen Aufnahmen dieses Durchgangs wieder auszumerzen. 3:1. Im fünften Leg war „The Ferret“ dann mal wieder in der Lage, seinen Anwurf mehr schlecht als recht zu halten, 2:3. Obwohl auch Ratajski zwischendurch viel Fragwürdiges einstreute, hatte er im sechsten Durchgang kaum Mühe, sein Leg durchzubringen 4:2. Der siebte Durchgang abermals fast schon repräsentativ für Jonny Claytons heutiges Auftreten: er begann mit der 180, ließ dem Maximum zweimal die 100 und einmal die 96 folgen und stand dann zum wiederholten Male auf einem kleinen Restbetrag wie der 25, an der er sich schier die „Ferret“-Zähne ausbiss. O.k., diesmal war der Gegner noch in weiter Ferne, sodass der sechste Dart aufs Doppel endlich die Erlösung brachte, aber solch einen Zeitvorsprung konnte man eben nicht immer als gegeben nehmen. 3:4. Und das war`s dann eben auch schon mit der Seligkeit des Glücks, denn ab dann ließ Krzysztof Ratajski einfach gar nichts mehr zu. Mit zurückerlangter Souveränität holte er sich sein Leg im achten Durchgang, 5:3, und auch in Durchgang Neun hatte der „Polish Eagle“ rasch die Fährte zum Break aufgespürt und die dann auch gnadenlos verfolgt. Inklusive seiner dritten 180 machte Krzysztof Ratajski den Deckel aufs Match drauf, (6:3), die Revanche für die WM-Drittrundenniederlage war geglückt, und so darf er sich nun auf seine morgige Partie gegen Peter Wright freuen.

„The Wall“ vor seinem Debüt

Als drittes Spiel des Abends folgte der Masters-Debütauftritt von Martin Schindler, sein heutiger Gegner war Dave Chisnall. Der Deutsche hatte das Ausbullen gewonnen, durfte somit das Match beginnen. Und er donnerte umgehend die 180 ins Board, wobei auch Chisnall postwendend mit dem Maximum antwortete. Und „Chizzy“ war heute so richtig in Spiellaune, denn der 180 ließ er gleich noch zweimal die 140 folgen, bevor er mit zwei weiteren Darts auch die verbliebene 41 ausradierte. Dieser geschmeidige 11-Darter bescherte dem Engländer das Break zum 1:0. Im zweiten Durchgang offerierte Martin Schindler abermals brillantes Scoring, aber Dave Chisnall verstand es stets noch eins drauf zu setzen. Und als „The Wall“ die Chance auf Double-8 und somit aufs Re-Break verstreichen gelassen hatte, bestrafte „Chizzy“ diese Fahrlässigkeit, ohne auch nur einen Dart zu zögern, 2:0. Für das Break zum 3:0 bediente sich der Spieler aus St. Helens eines High-Finishes, die 101 Punkte souverän mit Triple-20, 1 und Double-20 ausgecheckt, und schon war der Deutsche mehr als bedrohlich ins Hintertreffen gelangt. Auch im vierten Durchgang verpasste Martin Schindler wieder seine Chance aufs Break, diesmal machte ihm das Bullseye einen Strich durch die Rechnung, und wieder ließ ihn „Chizzy“ nicht ungestraft davonkommen, 4:0. Dass der gebürtige Strausberger im fünften Durchgang vier Darts Zeit bekam, um das Doppel auszumachen und somit doch noch auf der Leganzeigentafel zu landen, (1:4), mag für Martin Schindler wenig tröstlich gewesen sein, denn schon das nächste Leg begann Dave Chisnall mit sechs perfekten Darts. Und auch wenn „Chizzy“ für die Double-18 letztendlich noch drei Anläufe brauchte, war ihm das 5:1 nicht mehr zu nehmen. Und kurioserweise gelang dem Engländer das gleiche Kunststück im siebten Durchgang nochmal, d.h. auch dieses Leg begann Dave Chisnall mit sechs perfekten Würfen auf die Triple-20. Auch hier benötigte er weitere sechs Pfeile, um schlussendlich die 141 zu löschen, aber – Hallo?! – das ist jetzt schon Meckern auf reichlich hohem Niveau! 6:1 für den Engländer.

Wie auch immer, obgleich Martin Schindler zu keinem Zeitpunkt eine wirklich reelle Chance hatte, seinem Gegner heute gefährlich zu werden, kommt man nicht umhin zu konstatieren, dass er ein hervorragendes Match abgeliefert hat. Und es kommt auch nicht alle Tage vor, dass ein Spieler einen Average von 103,85 abliefert und die Partie trotzdem verliert. So etwas passiert halt nur, wenn der Gegner 109,26 im Average ans Board feuert. Es wird ihm kein Trost sein, aber wir stellen trotzdem fest, dass Martin Schindler beim Masters 2024 ein immens starkes Debüt hingelegt hat.

Darts-Deutschland darf immer noch hoffen

Es ging Schlag auf Schlag, denn schon folgte der zweite Auftritt eines deutschen Teilnehmers: Gabriel Clemens forderte heute Abend den Australier Damon Heta.

Damon Heta hatte das Ausbullen für sich entschieden, hatte somit auch den Vorteil des ersten Anwurfs, und absolut grundsolide holte er sich sein Leg zum 1:0. „Gaga“ Clemens stand ihm in Punkto Beständigkeit keineswegs nach, sicherte sich ebenfalls seinen Anwurf, 1:1. Im dritten Durchgang dann gleich drei Chancen für den Deutschen, das erste Break einzufahren, doch Gabriel Clemens wollte es nicht gelingen, die unverdrossen gesäten Früchte auch zu ernten. Damon Heta hatte ausreichend Zeit, die vorher eingestreuten Fehler zu kompensieren und sein Leg doch noch einzutüten, 2:1. Vierter Durchgang: der „German Giant“ mit durchwachsenem Scoring, während es dem Australier gelang, in jeder Aufnahme mindestens einen, wenn nicht zwei Triple-Treffer unterzubringen und selbst das Bullseye war im Paketpreis inbegriffen. Daraus resultierend: das Break zum 3:1 für Damon Heta. Auch im fünften Durchgang schaffte es „The Heat“, jeder Aufnahme mindestens ein Triple-Feld hinzuzufügen, auch hier waren es derer meistens sogar zwei. Gabriel Clemens versenkte ebenfalls reichlich Pfeile in den Triple-Segmenten, aber eben nicht mit dieser Konstanz. Daraus ergab sich das 4:1 für den Mann aus Perth, der zwischenzeitlich im englischen Ilkeston beheimatet ist. Viel Kampfgeist und Willensstärke demonstrierte „Gaga“ Clemens im sechsten Durchgang, belohnt wurde er mit dem 2:4, dennoch muss man auch hinzufügen, dass dies lediglich sein begonnenes Leg war. Den eigenen Anwurf zu halten, stellte für Damon Heta an diesem Abend so gut wie gar kein Problem dar, 5:2. Im achten Durchgang brillierte der Australier dann nochmal mit einem grandiosen 11-Darter: 140 – 180 – 131 – 50. Gabriel Clemens war ihm auch in diesem Leg stetig auf den Fersen, immer in Reichweite, um eventuell doch noch den einen oder anderen Fehler des Gegners ausnutzen, doch der trumpfte heute einfach nur imposant stark auf. Mit knapp über 99 im Average hatte auch Clemens kein schlechtes Match abgeliefert, aber es war halt die unterdurchschnittliche Checkout-Quote, die ihn heute vorzeitig ins Aus beförderte. 6:2 für Damon Heta, damit musste sich auch der zweite deutsche Teilnehmer vorzeitig wieder aus Milton Keynes verabschieden.

Kann „The Machine“ dem „Dreammaker“ Paroli bieten?

Im Anschluss folgte das Duell James Wade gegen Dimitri Van den Bergh. James Wade hatte bei der WM 2024 das riesengroße Debakel erlebt, als erster gesetzter Spieler direkt nach seinem Auftaktmatch wieder nach Hause fahren zu müssen. Dem Kanadier Matt Campbell war es gelungen, alle Hoffnung des Engländers auf ein Weiterkommen bei der Weltmeisterschaft gleich zu Anbeginn erbarmungslos zunichte zu machen. Dimitri Van den Bergh war derjenige, dem Florian Hempel in einem sensationellen Wahnsinnsmatch den WM-Garaus gemacht hatte.

Dimitri Van den Bergh hatte den ersten Anwurf, und obgleich sein Gegenüber bei dessen erster Aufnahme direkt die 180 ans Board bretterte, hielt der Belgier sein Leg ohne größere Mühen. 1:0. Im zweiten Durchgang wird sich James Wade gefragt haben, wie es geschehen konnte, dass er mit Anwurf und Aufnahmen von 140 – 100 – 100 – 137, keine Chance mehr bekommen sollte, den Restbetrag von 24 Punkten herauszunehmen. Die Antwort: der Kontrahent spielte mit 140 – 134 – 180 – 47 einen ausgezeichneten 11-Darter und kam ihm damit zuvor. Break und 2:0 für den Belgier. Auch im dritten Durchgang behielt Dimitri Van den Bergh sein solides Handwerk bei, ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen und steuerte schnurstracks auf das 3:0 zu. Im vierten Durchgang dann Checkout-Drama auf beiden Seiten. Beide waren zu gegebenem Zeitpunkt im „Madhouse“ gelandet, und irgendwann lautete die Frage nurmehr, wer macht den letzten Fehler und wer macht einen Fehler weniger? Dimitri Van den Bergh hatte bereits sieben Darts verschleudert, als James Wade mit Legdart Acht, Neun und Zehn wieder an die Reihe kam. Er hatte in diesem Durchgang den Anwurf gehabt, somit den Vorteil der drei zusätzlichen Versuche. Und wahrlich – Trommelwirbel und Fanfare – der zehnte Dart fand den Weg ins Doppel. 1:3. Nach diesem kurzen Ausflug in die Ungewissheit, kehrte der „Dreammaker“ umgehend wieder auf den Traumpfad Richtung Zielgerade zurück, ohne größere Umwege zu nehmen, war auch das 4:1 direkt verbucht, während der Engländer, bei 197 angelangt, noch nicht einmal in die Nähe des Checkouts gekommen war. Im sechsten Durchgang musste „The Machine“ dann verdrossen und auch schon leicht demoralisiert feststellen, dass ihm heute nicht einmal seine präferierte Double-10 gewogen war. Van den Bergh konnte das nur recht sein, während er sich, wenn auch nur heimlich, über das 5:1 freute. In Leg Sieben ein letzter kleiner Hoffnungsschimmer für alle Wade-Fans, der Engländer stand auf der 121, versenkte seinen ersten Dart in der Triple-20, den zweiten in der 11 und visierte das Bullseye an. Doch mehr als 25 Punkte wollten nicht herausspringen, und so nutzte Dimitri Van den Bergh bei der dritten Aufnahme den fünften Matchdart, um das 6:1 nach Hause zu bringen. Eine Checkout-Quote von 28,57% reicht eigentlich so gut wie nie zum Sieg, wenn aber der Gegner, wie heute Abend James Wade, der eigentlich für seine enorme Konstanz beim Treffen der Doppelfelder bekannt ist, gerade mal mit einer Checkout-Quote von unterirdischen 6,25% aufwarten kann, tja, dann reichts wohl doch. Nach dem frühen Aus bei der WM 2024 markierte somit auch die erste Runde beim Masters 2024 die Endstation für den Masters-Sieger von 2014.

Der Titelverteidiger tritt an

Der Auftritt des Titelverteidigers stand als nächstes auf dem Programm. Chris Dobey würde sich heute Abend mit Andrew Gilding messen müssen. Alles in allem kann Andrew Gilding auf ein sehr erfolgreiches 2023 zurückblicken, vor allem weil er durch den Erfolg bei den UK Open seinen allerersten Major-Triumpf feierte. Heute ging es also gegen den immer noch amtierenden Masters-Sieger, bei dem man jedoch nicht genau wissen konnte, wie gut er die albtraumhafte WM-Viertelfinalniederlage mittlerweile verarbeitet hat.

Offenbar recht gut, denn Chris Dobey hatte nicht nur das Ausbullen gewonnen, sondern holte sich das erste Leg auch gleich standesgemäß mit High-Finish, 116 (T20, 16, D20), 1:0. Auch „Goldfinger“ zeigte keinerlei Formschwäche, der Ausgleich zum 1:1 bereitete ihm wenig Mühe. Im dritten Durchgang bewies Dobey, dass auch er einen ausgezeichneten Set-up-Shot (105) zu platzieren weiß, und nachdem er die Double-18 bei der nächsten Aufnahme im Nu weggewischt hatte, ging er abermals in Führung, 2:1. Unbeeindruckt praktizierte Gilding seine gewohnten Rituale, und erst beim Versuch die unglücklich verbliebene Fünf im vierten Durchgang zu löschen, taten sich erste Schwierigkeiten auf. Doch nachdem er sich maßlos überworfen hatte, bekam er nochmals die Möglichkeit, die er letztendlich doch noch nutzte, und somit war der Ausgleich abermals hergestellt. 2:2. Im fünften Durchgang legte „Goldfinger“ gar noch einen Barren drauf, mit beständig solidem Scoring gelang ihm das Break, und erstmals in diesem Spiel ging er in Führung, 3:2. Irgendwie schien der plötzliche Rückstand bei „Hollywood“ sämtliche Alarmglocken läuten zu lassen, denn mit aller Entschlossenheit und unglaublicher Willensstärke rauschte der 33-jährige Engländer aus dem nordenglischen Bedlington, Northumberland, fortan fast unaufhaltsam in Front, holte sich im sechsten Durchgang nicht nur das Re-Break zum 3:3, sondern auch alle drei darauffolgenden Durchgänge. Andrew Gilding hatte sich weiterhin nicht aus der Ruhe bringen lassen, spulte immer noch ungestört sein Routine-Brimborium ab, musste irgendwann aber auch feststellen, dass sein Kontrahent nicht mehr einzuholen war. 6:3 für Chris Dobey.

„Rocky“ gegen den „Rockstar“

Im vorletzten Spiel des Abends traf Joe Cullen auf Josh Rock. Die Weltmeisterschaft 2024 barg einige gewaltige Dramen, bei denen der jeweilige Verlierer die Niederlage als wuchtigen Schlag mitten ins Gesicht empfinden musste. Chris Dobeys schicksalhaftes WM-Viertelfinale haben wir ja schon mehrfach erwähnt, aber auch Joe Cullen musste bei seiner Achtelfinalniederlage gegen Luke Humphries eine bittere Enttäuschung einstecken. Die Zwei hatten sich ein Duell auf Augenhöhe geliefert und theoretisch hätte es in beide Richtungen gehen können.

Dass sich Josh Rock bei seinem WM-Auftaktmatch dem niederländischen Außenseiter, Berry van Peer geschlagen geben muss, damit hatten wohl auch nur die wenigsten gerechnet. Das Bullseye-Duell um den ersten Anwurf hatte „Rocky“ heute Abend zumindest schon mal für sich entschieden und auch der erste Durchgang war rasch auf seinem Legkonto verbucht. 1:0. Als Joe Cullen im zweiten Durchgang jedoch seinerseits das Leg einholte, war der Nordire noch weit entfernt, die 223 leuchtete ihm da noch unfreundlich entgegen. 1:1. Das hielt den 22-Jährigen aber nicht davon ab, das dritte Leg wieder absolut souverän einzustreichen und erneut in Führung zu gehen, 2:1. Allerdings holte sich der „Rockstar“ im Anschluss nicht nur sein eigenes Leg, sondern auch gleich das Break zum 3:2. Aber auch Josh Rock wusste, wie man zwei Legs in Folge gewinnt, mit Re-Break und Bestätigung dessen, ging er abermals in Front, 4:3. Dies sollte jedoch auch „Rockys“ letzte Führung in diesem Match darstellen, denn fortan ließ der Engländer rein gar nichts mehr zu. Mit drei aufeinanderfolgenden Leggewinnen, wobei er Durchgang Neun gar mit High-Finish, 117 (20, T19, D20) abgeschlossen hatte, sicherte sich Joe Cullen den 6:4-Matcherfolg über Josh Rock.

Wer würde den Schlussakkord des ersten Spieltags setzen?

Abschließend gab es noch die Partie Stephen Bunting versus Ross Smith. Auch Ross Smith zählte bei der WM 2024 zu den Spielern, die sich mit ihren Gegnern sensationell hochklassige Duelle auf Augenhöhe lieferten, bei denen es eigentlich keinen Verlierer hätte geben dürfen, aber die Natur des Sportes sieht das halt etwas anders vor. Ross Smith musste sich in der dritten WM-Runde seinem Kumpel Chris Dobey geschlagen geben, hatte bis dahin aber ausgesprochen exzellente Leistungen an den Tag gelegt. Ebenfalls vorzügliche Darts präsentierte bei der WM 2024 auch Stephen Bunting, wobei dessen Performances jedoch gleichsam zwischen überirdisch grandios und „Was war denn mit dem heute los?“ wechselten.

Ross Smith hatte das Ausbullen für sich entschieden, doch Stephen Bunting beraubte ihn gleich zu Beginn des Anwurfvorteils, indem er mit Aufnahmen von 180 – 100 – 140 – 81 einen effektiven 11-Darter ans Board nagelte. Break zum 1:0. „Das kann ich besser“, dachte sich wohl Ross Smith, warf 140 – 180 – 140 – 41, und schon war das Re-Break wieder drin. 1:1. Der 11-Darter hatte ihm offensichtlich Freude bereitet und so wiederholte er das Ganze auch in Durchgang Drei: 180 – 140 – 100 – 81. Das war zwar diesmal vielmehr die Bunting-Version, aber was soll`s? Man muss das Haar auch mal in der Suppe lassen können. 2:1 für Ross Smith. Im vierten Durchgang schaltete „The Bullet“ zur Abwechslung eine Gangart runter, als er sich den Ausgleich zum 2:2 einverleibte. Nur Ross Smith bestand weiterhin darauf, auch jegliche Überholspur zu nutzen: 134 – 100 – 180 – 87. O.k., das war ein 12-Darter, aber auch der führte unumwunden zum Ziel, 3:2 für Smith. Im sechsten Durchgang schien es dann, als hätten beide ihr Pulver vorzeitig verschossen, die Treffer im Triple-Segment avancierten zur Mangelware. Unsägliche 19 Darts später, und Ross Smith hatte sich zum Break gequält, so dass er nunmehr mit zwei Legs Vorsprung in Führung gehen konnte. 4:2. In Durchgang Sieben war die Treffsicherheit des „Smudger“ wieder etwas präsenter, zumindest beim Auschecken, denn die 135 bekam er mit 25, Triple-20 und Bullseye ausradiert, und somit genoss er inzwischen sogar einen Vorsprung von drei Legs, 5:2. Ross Smith benötigte nur noch einen Leggewinn zum Sieg. Und diese Perspektive war offensichtlich auch der Weckruf für Stephen Bunting. Denn nun legte der seinerseits einen furiosen Endspurt hin, der wahrlich alles beinhaltete, vom Bullseye bis hin zum Checkout über Double-Double (D-18, D-20) im zehnten Durchgang. Auch Ross Smith hatte immer wieder Chancen, das Match zuzumachen, bestes Beispiel war Leg Neun, als er die 150 vor Augen, zwei Darts erfolgreich in der Triple-20 versenkte, dann aber an der Double-15 scheiterte. Es half alles nichts! Nach einem 2:5-Rückstand räumte Stephen Bunting rigoros vier Legs in Folge ab und verließ schlussendlich als 6:5-Sieger die Bühne.

Das war der ereignisreiche erste Spieltag des Masters 2024, leider auch mit dem frühzeitigen Ausscheiden der beiden deutschen Teilnehmer, Gabriel Clemens und Martin Schindler. Morgen geht es mit den Achtelfinals weiter, dann werden auch die Top-8 der Weltrangliste ins Spielgeschehen eingreifen. Bis dahin: stay bright, nice flight!

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