Suljovic nicht in der Premier League wäre ein Skandal

Mensur Suljovic besiegt Phil Taylor
Mensur Suljovic besiegte vor wenigen Wochen zum ersten Mal in seiner Karriere Phil Taylor (10:3). Foto: Lawrence Lustig/PDC

Die PDC und Sky Sports kommen nicht mehr um Mensur Suljovic herum. Es käme einem Skandal gleich, wenn „The Gentle“ nicht für die Premier League Darts 2017 nominiert werden sollte. Suljovic hat in der laufenden Saison nach Michael van Gerwen und Peter Wright das meiste Geld für die „PDC Order of Merit“ eingespielt. Aufgrund seiner Leistungen machte der 44-jährige Österreicher in der Weltrangliste einen riesigen Satz nach vorne. Nach der „PDC World Championship 2016“ stand Suljovic auf Platz 20. In den vergangenen Monaten gewann er beachtliche 163.750 Pfund an Preisgeldern, wodurch er sich aktuell auf den siebten Platz der Weltrangliste vorgeschoben hat.

Doch damit scheint der Finalist der European Darts Championship noch nicht an seine Grenzen gelangt zu sein. Der Rückstand auf James Wade (Rang sechs, Anm. d. Red.) ist gering und da Suljovic in den nächsten Monaten nur wenig Preisgeld verteidigen muss, kann er sogar bis auf den fünften Platz vorrücken, der momentan von Peter Wright gehalten wird. Wenn man die Preisgelder der Players Championship Finals 2014 und der PDC-WM 2015 abzieht, beträgt der Abstand zu Platz 5 nur 19.500 Pfund. Demnach kann „The Gentle“ in der Weltrangliste bis zum Jahresende noch ein paar Plätze gutmachen.

Parallel zu seinen ausgezeichneten Ergebnissen in dieser Saison hat Mensur natürlich auch sein Leistungsvermögen erheblich gesteigert. Konnte der Sieger der „International Darts Open“ in der Vergangenheit häufig durch gute Finishes überzeugen, so zeigte er in den letzten Monaten ein stark verbessertes Scoring. Der Österreicher erzielte in diesem Jahr dreimal häufiger einen Average von über hundert Punkten als letztes Jahr. Und bei der diesjährigen Darts-EM gelang Suljovic in drei Partien ein Average von mehr als hundert Punkten. Der Average alleine ist oft nicht besonders aussagekräftig, bei Suljovic jedoch schon, weil ihm das Scoring früher Probleme bereitete. Aufgrund seiner Resultate und Spielstärke ist Suljovic nunmehr bereit für die Premier League Darts. Dass „The Gentle“ ein deutschsprachiger Spieler ist und aus Österreich kommt, wird bei der PDC sicherlich als zusätzlicher Anreiz gesehen.

Mensur Suljovic mit dem EM-Pokal
Mensur Suljovic erreichte einigermaßen überraschend das Finale der European Darts Championship 2016. Foto: Lawrence Lustig/PDC

Der einzig verbliebene Kritikpunkt ist seine Wurfgeschwindigkeit. Es heißt, dass Suljovic zu langsam wirft und manchmal lese ich auch Kommentare von Darts-Fans, die ihm „Foulspiel“ vorwerfen, weil er sich vor und manchmal auch bei seinen Aufnahmen lange Konzentrationsphasen gönnt. Tatsache ist jedoch, dass Suljovic im Regelfall nicht unbedingt langsamer wirft als Phil Taylor, geschweige denn als Justin Pipe oder Dennis Priestley. Ich habe noch niemanden jammern hören, dass Phil Taylor ein langsamer Spieler sei oder dass er seinen Gegner lange warten lässt, weil dies zu seiner „psychologischen Kriegsführung“ gehört. Und wenn man ehrlich ist, muss man festhalten, dass Suljovic seit ein paar Monaten schneller spielt. Ein weiteres Argument für Suljovic in Hinblick auf Spieler wie Pipe und Brendan Dolan ist, dass „The Gentle“ bei seinen Auftritten genügend Emotionen zeigt. „Mensur ist ein langweiliger Spieler“ kann daher nicht als Argument gegen seine Teilnahme an der Premier League gelten.

Ohnehin drängen sich für das Teilnehmerfeld der Premier League Darts 2017 nur wenige andere Kandidaten auf. Michael van Gerwen, Phil Taylor, Gary Anderson, Adrian Lewis und Peter Wright sind mit Sicherheit dabei. Somit wären noch fünf Plätze zu vergeben. Ich gehe davon aus, dass James Wade, Dave Chisnall und Raymond van Barneveld ebenfalls eine Einladung erhalten, womit noch zwei Plätze übrig bleiben. Ebenso bin ich mir sicher, dass wir Michael Smith und Robert Thornton bei der nächsten Ausgabe des besten Darts-Wettbewerbs der Welt nicht mehr sehen werden. Sie haben in diesem Jahr bislang noch keinen Nachweis erbracht, berechtigte Ansprüche auf eine erneute Einladung stellen zu können. Und wie bereits gesagt: Die PDC und/oder Sky Sports kommen in meinen Augen nicht mehr um Suljovic herum. Daher tippe ich, dass er der neunte Spieler sein wird.

Meiner Ansicht nach streiten sich Jelle Klaasen und Simon Whitlock um den letzten freien Platz. Jelle Klaasen hat in diesem Jahr einige hervorragende Leistungen gezeigt, doch neben seiner Halbfinalteilnahme bei den UK Open müsste er eigentlich noch ein weiteres gutes Ergebnis bei einem TV-Turnier erzielen. Im Gegensatz zum Vorjahr hat „The Cobra“ 2016 noch keine (Pro Tour-) Titel gewonnen. Das spricht wiederum nicht unbedingt für ihn, auch wenn er sich mittlerweile bis auf Rang 10 der Weltrangliste vorgearbeitet hat. Whitlock hingegen konnte gleich zwei Turniere der Pro Tour gewinnen. „The Wizard“ befand sich in den letzten beiden Jahren in einer schweren Formkrise, hat aber nach der Sommerpause gezeigt, dass er wieder auf dem Weg zurück zu alter Stärke ist. Der Australier gewann Anfang Oktober die Players Championship 18, u.a. durch einen Sieg über Michael van Gerwen, und drei Wochen später beim nächsten Players Championship-Turnier schlug Whitlock erneut zu.

Beim World Grand Prix und der European Championship lieferte der ehemalige Darts-Europameister dem niederländischen Weltranglistenersten einen großen Kampf und trat somit den Beweis an, dass er auf höchstem Niveau wieder mithalten kann. Ich sehe Jelle zurzeit auf der „Pole Position“ für die zehnte Einladung, doch wenn Whitlock seine guten Ergebnisse fortsetzen kann, würde es mich nicht überraschen, wenn er wieder mit dabei sein darf.

Doch wenn es jemanden gibt, der sich seine Einladung wirklich verdient hat, dann auf jeden Fall Mensur Suljovic. Sollte er keine Einladung erhalten, wäre dies eine skandalöse Entscheidung.

Text: Pieter Verbeek, 31. Oktober 2016
Übersetzung: Martin Rönnberg @ darts1.de

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