Vor 25 Jahren – Das erste Turnier des WDC


Am 11. Oktober 1992 ging das erste Turnier zu Ende, das vom World Darts Council, dem Vorläufer der Professional Darts Corporation, veranstaltet wurde.

Das WDC – eine Vereinigung aus führenden Darts-Spielern, Beratern, Veranstaltern und Herstellern, die den professionellen Dartsport wiederbeleben wollten – veranstaltete vom 9. bis 12. Oktober 1992 mit dem „Lada UK Masters“ in Norwich sein erstes offizielles Turnier, das vom englischen Privatsender „Anglia Television“ übertragen wurde. An den Start gingen die 15 besten Dartspieler der damaligen Zeit sowie der Qualifikant Paul Hartshorn. Das Turnier wurde im „Equal Darts”-Modus ausgetragen (beide Spieler hatten dieselbe Anzahl an Darts, um ein Leg zu checken, d.h. wenn der Spieler ein Leg zumachte, das er begonnen hatte, konnte der andere noch einen bis drei Pfeile nachwerfen, um ebenfalls auf null Punkte zu kommen) und war mit insgesamt 23.000 Pfund an Preisgeldern dotiert.

Im ersten Teil der Serie blicken wir auf eines der bemerkenswertesten Turniere in der Geschichte dieser Sportart zurück und stellen die wichtigsten Personen vor, die am „Lada UK Masters“ beteiligt waren.

DIE VORGESCHICHTE

Marcus Robertson, heute Mitglied im Aufsichtsrat der PDC, war über seine PR-Agentur „Craigie Robertson“ mit dem WDC verbunden, als die Organisation ihre Arbeit aufnahm. „Meine Firma war im Wesentlichen daran beteiligt, Fernsehsender zu finden, welche die Turniere des WDC übertragen sollten. Die BDO gehörte ebenfalls dem WDC an und (BDO-Gründer) Olly Croft leitete die Sitzungen. Irgendwann fanden wir Fernsehsender, die an Darts interessiert waren, und daraufhin kam Olly aus unerfindlichen Gründen nicht mehr zur nächsten Sitzung. Wir riefen ihn an und er meinte, er würde nicht mehr kommen, wenn die BDO die Kontrolle über die TV-Vermarktung verliert. Doch genau zu diesem Zweck wurde das WDC ja überhaupt erst gegründet und die BDO spielte darin neben den Managern und Herstellern die Hauptrolle.“

„Die BDO zog sich unvermittelt zurück, als die Fernsehübertragungen ins Gespräch kamen, daher sahen wir uns mit der Möglichkeit konfrontiert, dass alles den Bach runtergeht, doch – angeführt von (den Spielerberatern) Dick Allix und Tommy Cox – entschlossen wir uns, es alleine zu machen. Obwohl es faktisch noch nicht zu einer Abspaltung gekommen war und die Spieler bei der nächsten BDO-Weltmeisterschaft am Jahresende antraten, entstanden hier die ersten Risse. Wir machten ohne Ollys Einwilligung weiter und das kam bei der BDO offenbar gar nicht gut an. Es gab Leute, und zu denen gehörte ich, die alles unternommen haben, um die BDO an Bord zu behalten. Michael Lowy von Unicorn übernahm den Vorsitz des WDC und wir versuchten Olly davon zu überzeugen, dabei zu bleiben, doch er sah das scheinbar anders. Wir konnten nichts mehr machen, also kümmerten wir uns um das Lada UK Masters in Norwich.“

„Wir hatten absolut keine Ahnung, was auf uns zukommen würde, und die Ehre für das, was auf die Beine gestellt wurde, gebührt Dick und Tommy, denn Dick schaute zusammen mit den Sendern, was von der kreativen Seite her für das Spiel gebraucht wurde und wir setzten dann in Bezug auf das Profi-Darts komplett neue Maßstäbe. Dick und Tommy machten es möglich. Sie - und natürlich die Spieler, die in Anbetracht der widrigen Umstände unglaublich mutig waren - haben sich getraut, es durchzuziehen. Dick wollte etwas zeigen, das in vielerlei Hinsicht – auch wenn es nicht genau dem entspricht, was wir heute vorfinden – ein großer Unterschied zu dem war, was die BDO in der Vergangenheit unternommen hat. Mit der Produktion dieser ersten Veranstaltung haben Dick und Tommy völlig neue Standards gesetzt.“

Dick Allix – der damalige Manager von u.a. Eric Bristow – blickt zurück: „Es war ein Kampf. Steve Ryan, den ich aus der Musikbranche kannte, und John Raby stellten uns ihre Bühnentechnik zur Verfügung, sodass wir beispielsweise über große Bildschirme verfügten. Wir kannten diese Dinge von unseren Musikveranstaltungen und den Messen und wir wollten unbedingt eine gute Show liefern.“

„Beim ersten Turnier in Norwich hatten wir noch nicht so viele Zuschauer und wir mussten die Leute bitten, sich auf bestimmte Plätze zu setzen, damit sie im Kamerabild waren. Auch Leute wie Marcus und ich saßen im Publikum, um die Reihen irgendwie zu füllen. Wir unternahmen alles, was in unserer Macht stand, damit das Turnier ein Erfolg wurde und wir ließen uns nicht unterkriegen.“


DAS TURNIER

In der ersten Runde schlug John Lowe den Qualifikanten Paul Hartshorn. Rod Harrington, Alan Warriner, Peter Evison, Bob Anderson, Cliff Lazarenko, Ritchie Gardner und Kevin Spiolek mussten ebenfalls schon nach der ersten Runde die Segel streichen.

Phil Taylor, Weltmeister von 1992, verlor im Viertelfinale gegen Dennis Priestley, Jamie Harvey besiegte Eric Bristow, Jocky Wilson warf Keith Deller aus dem Turnier und Mike Gregory setzte sich gegen John Lowe durch. Im Halbfinale verpasste Gregory Jockey Wilson einen Whitewash. Priestley setzte sich mit 7:3 gegen Harvey durch.

Gregory, der WM-Finalist von 1992 und laut „Darts World“ „offensichtlich in der Form seines Lebens“, gewann das Finale mit 8:5 gegen Priestley, was ihm 5.000 Pfund an Preisgeldern und einen Lada einbrachte. „Darts World“ berichtete, dass die Veranstaltung von einem „fachkundigen, begeisterten und sehr aufmerksamen“ Publikum verfolgt wurde und ließ WDC-Sprecher Allix zu Wort kommen: „Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und hat gezeigt, dass das WDC in der Lage ist, ein internationales Majorturnier für Darts-Profis erfolgreich zu organisieren und durchzuführen. Dies ist der Beginn der Wiederbelebung des professionellen Dartsports im Fernsehen.“

John Gwynne, der damals für Anglia TV von dem Turnier berichtete, erinnert sich: „Es wurde im ‚Equal Darts‘-Format gespielt und das sorgte für zusätzliche Spannung und verwirrte manchmal die Schiedsrichter Freddie Williams und Bruce Spendley. Es war eine sehr unterhaltsame Veranstaltung, die als Taufe des WDC gilt und kurz nach dessen Geburt, sprich Gründung, erfolgte.“

„Es lag eine Stimmung in der Luft, die ich als stille Verbitterung bezeichnen würde, doch diejenigen von uns, die in irgendeiner Form am Beginn der Abspaltung beteiligt waren, fanden das alles natürlich sehr aufregend. Bei den ersten Wettbewerben, die aufgezeichnet und nicht live gesendet wurden, kündigte ich die Spieler als ‚Master of Ceremony‘ an und eilte dann sofort zum Kommentatorenpult. Dave Lanning und ich kommentierten, und ich weiß noch, dass wir so nah an den Spielern dran waren, dass Dennis Priestley seine Aufnahme unterbrach und zu mir meinte, dass er mich hören könne, selbst wenn ich nur ganz leise redete!“

Das Turnier kam nicht ohne Anlaufschwierigkeiten aus, wie der Schreiber Graham Fairhurst – der heutige Turnierdirektor der PDC – am ersten Abend feststellen musste. „Keith Bisby und ich waren die Schreiber und am Ende des ersten Legs des Eröffnungsspiels rissen wir die Blätter vom Scoreboard und suchten vergeblich nach einer Öffnung, durch die wir sie durchstecken konnten", erinnert er sich. „Wir schauten uns kurz entgeistert an, falteten die Blätter dann und steckten sie in unsere Jackentaschen. In der ersten Pause konnten wir endlich unsere Taschen entleeren, und so haben wir es dann den ganzen ersten Abend über gemacht.“

„Als ich am nächsten Tag zum Veranstaltungsort kam, hörte ich, wie auf der Bühne gesägt und gehämmert wurde, und es war John Raby, der die Löcher in der Wand hinter dem Scoreboard anbrachte, damit wir die Blätter bei den restliche Partien unauffällig loswerden konnten.“

VIDEO AUS DEM ARCHIV


DIE AUSWIRKUNGEN

Das Turnier leitete den „Darts Split“ im Jahr 1993 ein, als die meisten Spieler, die am „Lada UK Masters“ teilnahmen, die BDO verließen, um unter der Regie des WDC zu spielen, nachdem sie im April 1993 von allen BDO-Veranstaltungen ab der Bezirksebene ausgeschlossen worden waren.

Rod Harrington, der später die Weltrangliste anführte, zwei World Matchplay-Titel gewann und heute im Aufsichtsrat der PDC sitzt, meint: „Ich kann immer noch nicht glauben, dass schon 25 Jahre vergangen sind. Ich war einer der Spieler, die von Anfang an in die Gründung des Unternehmens und das Gerichtsverfahren involviert waren. Als wir die Turniere ans Laufen brachten, merkten wir schnell, dass es funktionierte.“

„Anglia TV und Lada kamen an Bord und das führte dazu, dass sich andere regionale Fernsehsender für uns interessierten, was bis dahin nicht der Fall war. Wir hatten alle Hersteller und Manager hinter uns, das war sehr hilfreich. Wir bündelten unsere Kräfte für diese erste Veranstaltung, sie wurde ein Erfolg und der Rest ist Geschichte. Es fühlte sich merkwürdig an, weil es von nun an keinen Grund mehr gab, bei der BDO zu bleiben. Wir zogen das Ding einfach durch, weil wir nichts zu verlieren hatten.“

Allix bekräftigt, dass der Erfolg dieser ersten Veranstaltung den Weg für die Aufnahme des „UK Matchplay“ und des „Samson Darts Classic“ in den noch jungen WDC-Terminkalender des Jahres 1993 ebnete.

„Die Spieler waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgeschlossen, doch wir standen mit dem Rücken zur Wand“, fügt Allix hinzu. „Darts steckte in einer tiefen Krise und die BDO hatte zehn ihrer elf TV-Turniere verloren. Die BDO reagierte sehr träge und musste Veranstaltungen streichen, doch Olly Croft wies immer nur auf die Wirtschaftskrise hin, anstatt Präsenz bei den Fernsehsendern zu zeigen. Tommy, John Markovic und ich standen vor den ins Trudeln geratenen Karrieren unserer Spieler und wollten einfach nicht glauben, dass es vonseiten der Fernsehanstalten kein Interesse gab.“

„Ich war der Ansicht, dass sich das Fernsehen aus gesellschaftlichen Gründen zurückgezogen hatte und nicht weil die Zuschauerzahlen zurückgegangen waren. Es war nicht ausschließlich Ollys Schuld, doch er hat nicht versucht, es zu verhindern, er kehrte nicht zurück, um dafür zu kämpfen, sondern nahm es einfach hin. Ich ging zu Anglia und präsentierte dort die Spieler, die wir kriegen konnten, und das Gespräch dauerte vielleicht fünf Minuten. Ich dachte, dass die Verhandlungen sehr schwierig werden würden, doch sie verliefen in etwa so wie die Unterredungen mit Yorkshire TV und Tyne-Tees, die 1993 stattfanden.“

Rückblickend auf das „Lada UK Masters“ fügt Gwynne hinzu: „Das Turnier war die Initialzündung, der Moment, als deutlich wurde, dass unser Vorhaben Realität wurde und nicht bloß eine leere Hülle war. Es kennzeichnet den Beginn der Abspaltung, die durch dieses allererste Turnier Form annahm. Weitere Events folgten auf anderen Regionalkanälen in den Jahren danach, in Yorkshire und Tyne-Tees, doch das Lada UK Masters war das allererste Turnier und es war in verschiedenerlei Hinsicht ziemlich spannend.“

„Alle waren optimistisch und freuten sich auf die Veranstaltung, doch es gab auch Besorgnis. Es musste funktionieren, es musste gut werden und es sollte professionell rüberkommen, was auch gelang. Es war ein sehr gutes Turnier. In den nächsten paar Jahren folgten weitere Veranstaltungen wie das UK Matchplay, das Samson Classic und das UK Masters.“

„Bei einem Turnier ließen wir auf ein Quadro-Board spielen und ich denke, es war sehr wichtig, dass sich das WDC ein bisschen von dem abhob, was man gewohnt war. Ein wichtiger Vorteil des WDC war die Qualität der Spitzenspieler – die Besten der Welt – und ab 1996 oder 1997 hatten wir bei den Turnieren auch ein fantastisches Publikum.“


LADA UK MASTERS 1992 - ERGEBNISSE

Erste Runde

Keith Deller6:5Kevin Spiolek
Eric Bristow6:3Alan Warriner
Dennis Priestley6:4Cliff Lazarenko
Phil Taylor6:4Bob Anderson
Jocky Wilson6:3Ritchie Gardner
John Lowe6:5Paul Hartshorn
Jamie Harvey6:3Rod Harrington
Mike Gregory6:3Peter Evison

Viertelfinale

Jamie Harvey6:4Eric Bristow
Dennis Priestley6:3Phil Taylor
Jocky Wilson6:3Keith Deller
Mike Gregory6:1John Lowe

Halbfinale

Dennis Priestley7:3Jamie Harvey
Mike Gregory7:0Jocky Wilson

Finale

Mike Gregory8:5Dennis Priestley

DAMALS & HEUTE – WAS WAR VOR 25 JAHREN?

  • Der aktuelle Weltranglistenerste Michael van Gerwen war erst drei Jahre alt, als das „Lada UK Masters“ veranstaltet wurde, und der amtierende PDC-Juniorenweltmeister Corey Cadby war noch gar nicht geboren!
  • Beim „Lada UK Masters“ wurde auf eine „Nodor Supabull“-Dartscheibe gespielt, die damals noch mit dicken Runddrähten ausgestattet waren, weil es die ultradünnen Drähten der „Unicorn Eclipse“-Scheiben von heute noch nicht gab.
  • Die englische Premier League startete in ihre erste Saison, die mit dem Titelgewinn von Manchester United enden sollte. In der Bundesliga führte Bayern München im Oktober 1992 die Tabelle an. Meister wurde am Ende jedoch Werder Bremen.
  • John Major war Premierminister in Großbritannien. In Deutschland bekleidete Helmut Kohl schon fast zehn Jahre lang das Amt des Bundeskanzlers.
  • An der Spitze der deutschen Single-Charts stand die Band „Inner Circle“ mit ihrem Song „Sweat (A La La La La Long)“, in Großbritannien war es Tasmin Archer mit „Sleeping Satellite“
 Vor 25 Jahren – Der „Darts-Split“

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