Darts1 bei der League of Legends 2008

Ein persönlicher Erfahrungsbericht

Wer möchte nicht gerne die Legenden des Dartsport noch einmal oder überhaupt zum ersten Mal "live" erleben? Einmal Bobby Georges Walk-on? Oder den "Craftey Cockney"? Oder den, wie man vielleicht sagen könnte Grand Seigneur des Sports, John Lowe?

Mit der League of Legends ist das dieses Jahr möglich geworden und nachdem auch mein Freund Bob Anderson die PDC Turniere zugunsten der Legends an den Nagel gehängt hatte, war für mich klar, dass ich so einen Abend mit erleben wollte.

Ich suchte mir Reading aus, das von London Heathrow mit dem Bus einfach zu erreichen ist. Dass an diesem Tag ein Streik der Lufthansa in vollem Gange sein würde, natürlich ausgerechnet mein Flug gestrichen wurde, und ich, statt bequem von Stuttgart aus fliegen zu können, erst einmal mit dem Zug zum Frankfurter Flughafen umgeleitet wurde, dass ins Stuttgarter Stellwerk ausgerechnet zu meiner Reisezeit der Blitz einschlug und den S-Bahn und Zugverkehr vollständig lahm legte, machte meine Anreise bis zum letzten Augenblick spannend. Der Frankfurter Flughafen erwies sich auch nicht unbedingt als schrecklich übersichtlich. Trotzdem gelang mir noch so etwas wie eine "Punktlandung", Schlag 19 Uhr erreichte ich das Rivermead Leisure Centre in Reading, eine nicht unbedingt aufregende Allzweckhalle, die recht gut gefüllt, aber bei weitem nicht ausverkauft war, und bei näherem Hinsehen waren rund ein Viertel der Leute genau wie ich "Guests", hatten also keinen Eintritt bezahlt. Man sagte mir, ich könnte mir in Bühnennähe einen Platz suchen und tatsächlich fand ich dort auch Bobs Frau Sally Sekunden bevor mit Peter Evison und Eric Bristow die ersten Spieler des Abends ihren Auftritt hatten.

Die Auftritte sind ähnlich wie bei den PDC Turnieren in Szene gesetzt: Auftrittsmusik, Nebelschwaden und Walk-on Girls, die allerdings eher "bescheiden" mit Jeans Hotpants und Betfred T-Shirt bekleidet sind.

Bristow ist eindeutig der Spieler mit mehr Persönlichkeit, er spielt auch gerne mit dem Publikum, wenn er einen besonders schlechten Wurf erzielte, drehte er sich zum Publikum und forderte es auf an seiner Stelle ans Oche zu treten. Er hat einen ganz eigenartigen Wurf, er verdreht sein Handgelenk beim Abwurf. Evison kann da nicht mithalten, er wirkt ziemlich blass, sowohl von der Persönlichkeit als auch von seinem Spiel her.
Das Spiel selbst war nicht besonders gut, wobei Bristow aber entgegen meinen Erwartungen eigentlich eine gute Leistung zeigte und durchaus alte Größe aufblitzen ließ, leider brachte ihn aber seine Doppelschwäche um den Sieg. Evison zeigte weder bedeutende Scores noch eine besondere Doppelsicherheit, brauchte aber eben doch die entscheidenden Darts auf Doppel weniger.

Nach dem Spiel wurden die Spieler kurz interviewt, wobei hier tatsächlich die Interviews auch für die Live-Zuschauer zu hören sind, und dann mussten sie alles signieren, was den Zuschauern so untergekommen war.

Viel Zeit hatten sie dafür nicht, die nächsten Beiden, John Lowe und Bobby George standen schon bereit. Zuerst erschien John Lowe, ein eher unauffälliger Auftritt, wobei gegen Bobby George wahrscheinlich jeder verblassen würde! Und da kam er dann auch, brennende Kerzen im Leuchter, mit gleich zwei Walk-On Girls, die sein Cape wie eine Schleppe tragen und zur Feier des Tages mit einer glitzernden grün-goldenen Maske vor dem Gesicht. Schon alleine wegen dieses Auftritts hat sich die Anreise gelohnt!!!

Auf der Bühne wird das Cape dann erst einmal noch ausgebreitet, denn auch die Innenseite ist sehenswert. Dann verschwinden die Assecoires und nachdem sich Bobby George noch den Schweiß vom Gesicht gewischt hat, kann das Spiel beginnen.
Was dann folgt, war ein Spiel, das auch die Anreise lohnend machte. Ausgerechnet John Lowe, der ja im bisherigen Verlauf der Legends League so enttäuschend gespielt hatte, zeigte ein wirklich gutes Spiel , wahrscheinlich sein bestes Spiel der gesamten bisherigen Liga. Auch Bobby George spielt besser als die beiden vorhergehenden Spieler, aber mit John Lowe konnte er nicht mithalten. Während der ersten Legs haben beide Spieler Durchschnitte über 90, John Lowe kratzt sogar an einem 100er Durchschnitt, er zeigt hohe Scores, hervorragende Finishes und einige 180er. Gegen Ende lässt er leider wieder nach, aber eindrucksvoll war es auf jeden Fall und er lässt sich entsprechend feiern.

Während der Interviewpause hatten die Leute von Setanta den "PDC Besucher" des Abends im Publikum ausgemacht, da hatte sich doch tatsächlich James Wade unter die Zuschauer gemischt, in Anzug und Krawatte fast nicht zu erkennen.

Schon kamen die nächsten beiden Spieler eingelaufen. Keith Deller ganz konventionell, Bob Anderson in einem neuen roten Hemd mit weißen Fransen und Glitzersteinen an der Hose.
Auch das ist ein gutes Spiel, Bob Anderson kann trotz einiger verpasster Doppel einen Durchschnitt von rund 90 aufweisen und er bleibt weiter ungeschlagen. Wieder ist er seiner Favoritenrolle gerecht geworden.

Noch während auch Bob Anderson Autogramme verteilt, verziehe ich mich in die Players Lounge, wo ich eine Verabredung mit Bobby George habe. Und dann stand ich ihm also gegenüber, dem wahrscheinlich berühmtesten Dartspieler aller Zeiten, er war Gold behängt wie eh und je, wenn auch deutlich schon älter, und er ist in keinster Weise irgendwie überheblich oder einschüchternd, sondern ganz einfach sehr nett. Er hat eine Menge Charme und Persönlichkeit, er lacht gerne, auch über sich selbst, er redet gerne und schnell und viel in einem schauerlichen Dialekt. Man könnte ihm stundenlang zuhören, ich glaube nicht, dass viele der heutigen Größen eine derartige Ausstrahlung haben.

Dank dieses Dates habe ich nur wenig vom letzten Spiel sehen können, aber ein triumphierender Cliff Lazarenko ließ dem bisher ungeschlagenen Dave Whitcombe keine Chance.
Noch triumphierender war Bob Anderson, der nach seinem guten Spiel die Spitze der Tabelle übernommen hat und schon jetzt bewiesen hat, dass er nicht umsonst der Favorit ist.

Nachdem alle Spiele vorüber waren mischten sich Fans und Spieler, die Spieler sind hier wirklich Spieler zum Anfassen, man redet miteinander, lacht miteinander und trinkt natürlich auch miteinander. James Wade unterhält sich angeregt mit Bobby George, Peter Evison und Keith Deller sind ganz schnell verschwunden, ein PDC Offizieller unterhält sich mit den Leuten der Legends League und einigen der Spieler, Bob Anderson hat ein paar seiner Ligafreunde um sich versammelt, diese Zwanglosigkeit macht sicher den Reiz aus.

Mein persönliches Resümee ist, dass ich bei einer wahrscheinlichen zweiten Auflage der Legends wieder nach England fahren werde. Schließlich fehlt uns noch ein Interview mit John Lowe ...

League of Legends


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