Premier League 2024 – 1. Spieltag mit Luke gegen Luke, Michael gegen Michael und etlichen anderen Spannungsfaktoren

Das Warten hat ein Ende! Das Prestigeturnier par excellence begann dieses Jahr am 1. Februar, erste Station war das walisische Cardiff, hier wurde in der Utilita Arena die Premier League Saison 2024 eröffnet.

Außer den Top-4 der Order of Merit, namentlich sind das Luke Humphries, Michael van Gerwen, Michael Smith und Nathan Aspinall bekamen natürlich auch dieses Jahr vier weitere Topspieler eine der ausgesprochen begehrten Wildcards: Gerwyn Price, Rob Cross, Peter Wright und Luke Littler.

2022 wurde der Spielmodus nochmal rigoros modifiziert. Seither werden an 16 Spieltagen außer der gewohnten Punktevergabe zusätzlich 16 Tagessieger ermittelt, bevor am finalen Donnerstagabend (dieses Jahr ist es der 23. Mai) die Play-Offs stattfinden, sprich die Top-4 der Tabelle fighten um den Premier League Sieg 2024.

Zweimal wurde das neue Spielverfahren mit 16 separaten Tagessiegern bereits angewendet, es gab aber seit besagter Modus-Umstellung erst einen Namen in der Liste der Finalsieger, denn Michael van Gerwen beendete sowohl die Premier League Saison 2022 als auch 2023 als Titelgewinner. Summa Summarum heißt das auch, dass „MvG“ in 2024 nicht nur Titelverteidiger, sondern mit mittlerweile insgesamt sieben Erfolgen der alleinige Titelrekordhalter der angesehenen Turnierserie ist. Bereits 2013, 2016, 2017, 2018, 2019 und eben auch 2022 und 2023 konnte sich der Niederländer die imageträchtige Premier League-Krone aufsetzen. Und Michael van Gerwen steht noch bei einem weiteren statistischen Wert an der Spitze des diesjährigen Teilnehmerfeldes: das Turnier wird dieses Jahr zum 20. Mal ausgetragen und „Mighty Mike“ ist bereits zum zwölften Mal (in Folge) dabei. Knapp dahinter befindet sich Peter Wright, für ihn ist es die elfte Teilnahme in Folge, allerdings liest sich hier die Erfolgsbilanz relativ konträr zu der des erfolgsverwöhnten Niederländers. Während Michael van Gerwen das Finale des bedeutungsvollen Einladungsturniers neunmal erreichen und davon sieben Mal für sich entscheiden konnte, war es „Snakebite“ Peter Wright nur einmal gelungen ins Finale (2017) zu kommen und das verlor er, wenn auch äußerst knapp (10:11) gegen „MvG“. Wenn man herausfinden möchte, wann Peter Wright das letzte Mal nur mit Wildcard an der Premier League teilnehmen durfte, muss man weit zurückgehen und zwar ins Jahr 2016. Als damaliger Weltranglistenfünfter erhielt der Schotte da seine dritte (Debüt 2014) und bis dato letzte Wildcard für die Premier League. Seit 2017 hatte sich Peter Wright beständig über die Order of Merit qualifiziert. Obgleich er in all den Jahren höchste Formstabilität mit herausragenden Performances an den Tag legte, konnte man sich dennoch des Eindrucks nicht erwehren, dass der zweifache Weltmeister die Premier League nie wirklich zu „seinem“ Turnier machen konnte. Und so war er bei der Premier League 2023 auch der einzige Teilnehmer, der keinen einzigen Tagessieg einfuhr, auch wenn er am zehnten Abend zumindest einmal am Sieg schnupperte, dann aber doch knapp (5:6) gegen Jonny Clayton verloren hatte. Die mangelnde Formbeständigkeit in 2023, wo Peter Wright die gesamte Palette zwischen grandioser Brillanz bis abgrundtief grottenschlecht ans Oche trug, bescherte ihm den aktuell achten Platz in der Order of Merit, so dass der populäre Schotte 2024 wieder auf die Gunst der Wildcard angewiesen war.

Richtungsweisende Resultate

In gewisser Weise kann man die ersten beiden PDC World Series of Darts-Turniere des Jahres, das Bahrain Masters und das Dutch Masters, sicherlich als eine Art Richtungsweiser betrachten, im Hinblick darauf, in welcher Form sich die Spieler bereits respektive immer noch befinden. Wenn man diese beiden Events als Orientierungshilfe nimmt, müssten sich derzeit zwei Spieler theoretisch eigentlich wenig bis keine Sorgen machen: Luke Littler und Michael van Gerwen, die beiden Sieger der genannten Turniere.

Wobei Luke Littler bei seinem Debüt bei den World Series mit dem Bahrain Masters, zwei Tage vor seinem 17. Geburtstag, nicht nur sein erstes Turnier auf der Profitour gewann, er konnte dabei auch noch mit dem Kunststück aufwarten, den Neun-Darter auszupacken. Damit hat der junge Engländer auch den inzwischen zur persönlichen Liste angewachsenen Rekorden („Jüngster Spieler, der jemals …“) noch einen weiteren Historienstein hinzugefügt: der zu diesem Zeitpunkt noch 16-Jährige ist der bislang jüngste Spieler, dem vor TV-Kameras ein Neun-Darter gelang. Und es waren alles andere als No-Names, die „The Nuke“ auf dem Weg zum Turniererfolg bezwungen hatte. Nachdem Luke Littler im Auftaktmatch mit Man Lok Leung, einen der talentiertesten jungen asiatischen Dartspieler besiegt hatte, zählten in den darauffolgenden Runden prominente Namen wie Nathan Aspinall und Gerwyn Price zu den Unterlegenen, bevor er im Finale Michael van Gerwen mit 8:5 niederrang. Doch damit war die Siegesserie des britischen Teenagers noch lange nicht beendet. Eine Woche später setzte sich Luke Littler beim Dutch Darts Masters erst völlig souverän gegen Dirk van Duijvenbode durch, bevor ihm im Viertelfinale gegen Luke Humphries mit 6:5 die Revanche für die WM-Finalniederlage gelang. Im Halbfinale war es Gerwyn Price, dem er innerhalb von acht Tagen zum zweiten Mal in Folge das Nachsehen gab. Erst im Finale endete die Siegesserie des 17-Jährigen, hier musste er sich Michael van Gerwen mit 6:8 geschlagen geben. Somit hatte der Niederländer seinerseits erfolgreich Revanche für die Bahrain-Finalniederlage genommen. „Mighty Mike“ war übrigens bis zum Bahrain Darts Masters der Rekordhalter des jüngsten Spielers, der einen Neun-Darter vor TV-Kameras geworfen hatte. Sein erster Neun-Darter innerhalb einer Fernsehübertragung gelang Michael van Gerwen Mitte Februar 2007 im Halbfinale des Masters of Darts, etwas mehr als zwei Monate vor seinem 18. Geburtstag.

Der Weltranglistenerste, Luke Humphries, sollte es am ersten Spieltag der Premier League 2024 erneut mit seinem WM-Finalgegner zu tun bekommen, d. h. neuerliche Wiederauflage des WM-Endspiels. Die erste Neuauflage dieses Duells fand, wie gesagt, beim Dutch Masters im niederländischen Den Bosch statt, dabei konnte sich diesmal Luke Littler durchsetzen.

Die Bürde, erstmals Weltmeister und Weltranglistenerster zu sein

Im Jahr zuvor hatte Michael Smith als amtierender Weltmeister und erstmals auch die Nummer Eins der Order of Merit, zehn Tage nach seinem WM-Triumpf auch gleich den nächsten Titel eingeholt, das 2023 zum ersten Mal ausgetragene Bahrain Darts Masters. Damit hatte es der „Bully Boy“ geschafft, seine fantastische WM-Form bis zum nächsten Turnier zu transportieren, die Formkurve verlief jedoch im Anschluss sukzessive nach unten. Auch Luke Humphries gewann sein erstes Spiel nach der WM, sogar mit einem Whitew Wash, allerdings gegen einen völlig unbekannten Abdulla Saeed. Bereits im nächsten Spiel unterlag er Gerwyn Price 4:6. Und wie schon angemerkt, verlor „Cool Hand“ Luke auch beim Dutch Masters das Viertelfinale gegen seinen heutigen Gegner. Daher war es schwer einzuschätzen, in welcher Form sich der amtierende Weltmeister heute präsentieren würde.

Michael Smith selbst hatte als Titelverteidiger beim Bahrain Masters immerhin noch das Halbfinale erreicht, wo er Michael van Gerwen mit 6:7 nur sehr knapp unterlag. Beim Dutch Masters hingegen scheiterte der „Bully Boy“ bereits in der ersten Runde kläglich mit 3:6 an Gian van Veen. Auch Rob Cross hatte beim Turnier in Den Bosch die erste Runde nicht überstanden, er fiel mit 5:6 Raymond van Barneveld zum Opfer. Nicht viel besser war es für „Voltage“ in Bahrain gelaufen. Nachdem er in Runde Eins Tomoya Goto noch souverän im Griff gehabt hatte, war im Viertelfinale gegen „MvG“ relativ früh Schluss für den Weltmeister von 2018.

Schauen wir bei Gerwyn Price auf Bahrain und das Dutch Masters: bei beiden Turnieren kam das Aus für den Waliser im Halbfinale, beide Male hieß sein Bezwinger Luke Littler. Obwohl der „Iceman“ das Premier League-Finale 2023 gegen Michael van Gerwen mit 5:11 relativ eindeutig verloren hatte, war er über die gesamte Strecke der 16 Miniturnier-Donnerstage gesehen, der erfolgreichste Spieler was gewonnene Spiele (24) und Tagessiege (4) betrifft. Michael Smith konnte 2023 ebenfalls vier Tagessiege erringen, er gewann jedoch insgesamt weniger Spiele (20). Drei Tagessiege erzielte letztes Jahr „Mighty Mike“, viel wichtiger für ihn war dann aber natürlich der Erfolg am Finaltag.

Last not least der nähere Blick auf Nathan Aspinall. Auch „The Asp“ ist in Bahrain an Luke Littler gescheitert und zwar schon im Viertelfinale. Noch schlimmer verlief für Nathan Aspinall das Dutch Masters, hier kassierte er mit 2:6 eine frustrierende Erstrundenniederlage gegen Danny Noppert. Bei der Premier League 2023 musste er bis zum 12. Abend warten, errang dann aber einen durchaus überzeugenden Tagessieg.

Soweit der Rückblick auf die Premier League 2023 respektive der Einblick in die potentielle Form der aktuellen Teilnehmer. Gespielt wird auch dieses Jahr im „Best-of-11-Legs“-Modus, sprich der Spieler, der zuerst sechs Legs für sich verbuchen kann, kommt ins Halbfinale bzw. ins anschließende Finale des jeweiligen Turniertages.

„Game on“ für die Premier League 2024

Als erstes standen sich Peter Wright und Rob Cross gegenüber. Rob Cross durfte die letzten beiden Jahre bei der Premier League nicht mitwirken, wird sich also für diese Saison einiges vorgenommen haben, während sich Peter Wright schon fast überrascht zeigte, dass er dieses Jahr nominiert wurde. Der beliebte Schotte wurde auch in Cardiff freudig empfangen, der Engländer musste sich hingegen nicht nur beim Walk-on mit einigen Buhrufen abfinden.

Rob Cross hatte das Ausbullen gewonnen, begann also das allererste Leg der diesjährigen Premier League-Saison, hielt seinen Anwurf auch und ging zunächst 1:0 in Führung. Peter Wright tat es ihm gleich, auch er holte sein Leg, 1:1. Im dritten Durchgang dann die erste 180 der Premier League 2024 – Rob Cross war der ausführende Werfer. Auch in den Durchgängen Drei und Vier verlief alles nach Plan, jeder holte sich relativ unspektakulär seinen Anwurf, 2:2. Im fünften Leg machte Rob Cross es dann etwas spannender. Als „Snakebite“ noch auf der 240 verweilte, hatte der Weltmeister von 2018 bereits die Chance, das Leg auszumachen. Doch die Double-18, sonst ein durchaus präferiertes Doppel des Engländers, wollte heute nicht funktionieren. Hatte Cross lediglich zehn Darts gebraucht, um zum Checkout-Point zu gelangen, benötigte er nunmehr acht weitere Pfeile, um schlussendlich dem „Madhouse“ zu entkommen. 3:2. Auch Peter Wright brauchte ungewöhnlich viele Versuche, um im sechsten Durchgang 20 Punkte zu löschen. Sechs Würfe aufs Doppel, erst dann war der Ausgleich hergestellt. 3:3. Das 4:3 erzielte „Voltage“ dann wieder völlig souverän, bevor ihm im achten Leg mit High-Finish, 109 (20, T19, D16) auch das erste Break dieser Premier League Saison gelang. 5:3. Rob Cross hatte nunmehr mit der Bestätigung des Breaks die Chance, seinen allerersten Tagessieg überhaupt einzufahren. Bei Cross` letzter Premier League-Teilnahme (2021) gab es ja diese modifizierte Regelung der 16 Miniturnier-Spieltage noch gar nicht. Doch der Schritt über die Ziellinie fiel schwerer als erwartet. Erneut war es die Double-18, die den Engländer im Stich ließ. Peter Wright bekam zwischenzeitlich noch eine letzte Möglichkeit, mit der Double-20 das Re-Break zu erringen und somit die Verlängerung zu erzwingen, doch der Schotte vergab seine Chance. Der fünfte Versuch von „Voltage“ auf die Double-18 saß, (6:3), und somit war der erste Tagessieg von Rob Cross im ersten Spiel der Premier League-Saison 2024 eingetütet.

Rob Cross 6:3 Peter Wright
93,65 Average 83,78
1 180s 0
109 High-Finish 65
1 100+ Checkouts 0
6/19 Finishing 3/9

Mit neuer Hymne und erneuertem Fitnessprogramm

Es folgte der Auftritt von Gerwyn Price (mit neuer Einlaufmusik „Don’t Stop Believin’“ von Journey) gegen Nathan Aspinall. Klar, dass im walisischen Cardiff der Waliser enthusiastischer bejubelt wurde, als der Engländer. Der „Iceman“ hatte den Vorteil des ersten Anwurfs, konnte den aber nicht nutzen. Nicht nur, dass Nathan Aspinall mit der 180 ins Match startete, auch seine Treffsicherheit aufs Doppel war zu Beginn weitaus konstanter als die des Walisers, so dass ihm gleich zu Beginn das Break zum 1:0 gelang. Im zweiten Durchgang hatte Gerwyn Price alle Chancen, das Re-Break einzuholen, doch acht Versuche genügten dem Weltmeister von 2021 nicht, um 40 Punkte zu eliminieren. So hatte „The Asp“ auf der anderen Seite innerhalb von zwei Aufnahmen drei Darts Zeit, um das Break zu bestätigen. 2:0. Ab Durchgang Drei war dann auch Gerwyn Price im Match angekommen: dreimal die 140 in Folge und auch die verbliebenen 81 Punkte waren inklusive Bullseye mit vier weiteren Darts in sehenswerter Manier gelöscht, 1:2. Beim Break im vierten Durchgang legte der „Iceman“ gar noch eine Schippe in Sachen Augenschmaus drauf: 140 – 137 – 100 und das High-Finish von 124 Punkten checkte „Gezzy“ mit Triple-20, 14 und Bullseye aus. 2:2. Im fünften Durchgang brillierte Price einmal mehr mit gekonntem Set-up-Shot (138) und so ward binnen kürzester Zeit aus dem 0:2-Rückstand eine 3:2-Führung gemacht, während „The Asp“ innerhalb der letzten drei Legs so gut wie gar nicht stattgefunden hatte, beim Checkout des Walisers zum 3:2, gar noch auf der 220 verharrend zurückgeblieben war. Im sechsten Durchgang endlich wieder ein Lebenszeichen des Engländers. Während der Versuch des „Iceman“, die 164 auszumachen, diesmal am Bullseye scheiterte, das er in den vorausgegangenen beiden Legs problemlos getroffen hatte, nutzte Nathan Aspinall seine in diesem Durchgang stabileren Aufnahmen, um sich nach drei verlorenen Legs in Folge, den Ausgleich zum 3:3 zu sichern. Das war aber nur sein eigener Anwurf, den er gehalten hatte, und dasselbe tat Gerwyn Price im siebten Durchgang, 4:3. Bereits im nächsten Leg gelang dem Waliser das nächste Break, 5:3. Doch auch Gerwyn Price offenbarte heute sichtliche Schwierigkeiten beim Gang über die Ziellinie. Beim Stand von 207 Punkten feuerte er noch überzeugende 171 als Set-up-Shot ins Board. Drei Matchdarts aufs Doppel, doch der Restbetrag von 36 Punkten wollte partout nicht mehr raus. Diese Chance zum Re-Break nutzte „The Asp“ und holte sich den Anschluss zum 4:5. Im zehnten Durchgang hatte man schon fast den Eindruck, als habe Gerwyn Price seine eigenen Faxen dicke, mit dem „Shanghai-Finish“ machte er den Deckel aufs Match drauf. 6:4.

Gerwyn Price 6:4 Nathan Aspinall
100,24 Average 88,99
0 180s 2
124 High-Finish 80
2 100+ Checkouts 0
6/19 Finishing 4/11

Michael versus Michael

Dann das Duell der beiden Michaels: Michael van Gerwen versus Michael Smith. Van Gerwen hatte das Ausbullen für sich entschieden, Michael Smith holte sich dennoch das erste Leg. 1:0. Im zweiten Durchgang bestätigte der „Bully Boy“ das Break mit dem „Shanghai-Finish“ und ging 2:0 in Front. „Mighty Mike“, der einstige Dominator, der weiterhin immer wieder vom Double-Trouble heimgesucht wird, bekam im dritten Durchgang endlich seine erste Möglichkeit ein kleines Ausrufezeichen zu setzen. Der Versuch, die 142 auszuchecken, begann vielversprechend, scheiterte dann aber an der Double-11. Stattdessen traf er die einfache 8, doch die Double-7 bei der nächsten Aufnahme, bescherte „MvG“ doch noch den 1:2-Anschluss. Auf der anderen Seite hatte Michael Smith mittlerweile beim Scoring erheblich nachgelassen, so dass der Ausgleich zum 2:2 nurmehr eine Frage der Zeit sein konnte. Im fünften Durchgang war der Engländer dann wieder im Vollbesitz seiner Scoring-Power, und somit fand die Breakserie ihre Fortsetzung, 3:2. Irgendwie bekam man jedoch auch zeitweise den Eindruck, dass Double-Trouble ansteckend zu sein schien, denn im sechsten Durchgang musste der „Bully Boy“ nach mehreren Anläufen den Ausweg aus dem Madhouse finden, was ihm letztendlich auch gelang. 4:2. Nun war es wieder an Michael van Gerwen, zwei Legs hintereinander zu gewinnen. Die Aufgabe erfüllte er nicht problemlos, dennoch mit hartnäckig dranbleibender Beharrlichkeit, 4:4. Im neunten Durchgang war der Kontrahent noch nicht einmal im Checkout-Bereich, als sich „MvG“ zum ersten Mal in diesem Match die Führung ergatterte, 5:4. Den zehnten Durchgang empfand Michael Smith wohl als idealen Zeitpunkt für seine zweite 180 in diesem Match – van Gerwen hatte da übrigens schon fünfmal die 180 ins Board gepfeffert. Auf jeden Fall war das für den Engländer die optimale Basis, um sich den 5:5-Ausgleich zu sichern. Es ging in den Decider, den der Niederländer begann. Und mit der 140 startete er sehr gut, ließ dieser jedoch konstant schlechte Aufnahmen folgen. Vier Aufnahmen in Folge, jeweils um die 58 Punkte, ohne ein einziges Triple-Segment zu treffen. Der Mangel an Qualität ließ sich aber noch toppen. Beim Stand von 130 Restpunkten schoss „Mighty Mike“ mit 1 – 19 – 1, zusammengerechnet 21 Punkte ab. Auch Michael Smith streute derweil einige haarsträubend unterirdische Aufnahmen ein, war jedoch nicht ganz so beständig in der Fehlerhaftigkeit unterwegs und versenkte letztendlich doch seinen ersten Matchdart in der Double-20. 6:5. Erwähnt sei hier noch, dass das höchste Checkout vom dreifachen Weltmeister, Michael van Gerwen, in diesem Spiel 40 Punkte betrug. Michael Smith hatte immerhin einmal die 120 gelöscht.

Michael Smith 6:5 Michael van Gerwen
94,13 Average 97,14
2 180s 5
120 High-Finish 40
1 100+ Checkouts 0
6/13 Finishing 5/11

Luke versus Luke

Nach dem Match der beiden Michaels, folgte das Match der beiden Lukes: Luke Humphries versus Luke Littler. Der weiteren Neuauflage des WM-Finales sah man mit erheblicher Spannung entgegen, und es war zu erahnen, dass es in jedem Fall eine temporeiche Angelegenheit werden würde. Schon beim jeweiligen Walk-on der beiden Engländer war klar, dass sich das Publikum eindeutig auf die Seite des 17-jährigen Shooting Stars geschlagen hatte.

Den ersten Anwurf hatte Luke Littler, der holte sich auch den ersten Durchgang. 1:0. Auch Luke Humphries zeigte in Durchgang Zwei noch, dass er sich auf sein Premier League-Debüt als amtierender Weltmeister und Weltranglistenerster optimal vorbereitet und ebenso gefreut hatte. Mit High-Finish, 108 (T19, 19, D16) glich er zum 1:1 aus. Der dritte Durchgang abermals eine sichere Angelegenheit für den Juniorenweltmeister, 2:1. „Cool Hand“ Luke hatte im vierten Durchgang die beste Möglichkeit, den „Big Fish“ zu ziehen, doch der Wurf aufs Bullseye hinterließ ihm 25 unwillkommene Restpunkte. Dass er diesen Restbetrag mit der nächsten Aufnahme nicht löschen konnte, war nicht zuletzt völlig deplatzierten Pfiffen aus dem Publikum geschuldet. Parallel hatte auch Luke Littler die 170 vor der Brust, und auch wenn er nicht auf dem „Anglerpfad“ unterwegs war, gelang ihm – ohne Pfiffe aus der Menge – das Break zum 3:1. Im fünften Durchgang dann wieder ein grandioser 11-Darter des jungen Nachwuchskünstlers: 180 – 140 – 127 – 54. Als sein Gegner auscheckte, stand der amtierende Weltmeister noch auf der 260. Somit hatte Littler das Break bestätigt und war 4:1 in Führung gegangen. Auch im sechsten Durchgang musste Humphries wieder mit Pfiffen kämpfen, dem trotzend versenkte er den vierten Versuch im angepeilten Doppel, 2:4. Weiterhin extrem stabil in allen Bereichen, war es alles andere als eine Überraschung, dass „The Nuke“ auch im siebten Durchgang völlig ungefährdet seinen Anwurf hielt, 5:2. Achter Durchgang: Luke Humphries hatte Anwurf und auch die erste Möglichkeit auszuchecken. Aber zum wiederholten Male an diesem Abend, ertönte just in dem Moment, als der Weltranglistenerste das Doppel anvisierte, der entscheidende schrille Pfiff. Den Fairplay-Pokal bekommt das Cardiff-Publikum schon mal definitiv nicht. Es war nicht verwunderlich, dass Luke Humphries die Freude an seinem Premier League-Debüt längst vergangen war. Auf der anderen Seite standen bei Luke Littler 85 Restpunkte zu Buche, die er mit zwei Darts hervorragend ausradierte. 6:2. Der 17-jährige Nachwuchsstar konnte seinen Debütauftritt in der Premier League in einen vollen Erfolg ummünzen, die Revanche für die WM-Finalniederlage war ihm ja schon beim Dutch Masters gelungen, während Luke Humphries komplett bedient ob der Publikumsstörungen, sichtbar verärgert von der Bühne stürmte.

Luke Littler 6:2 Luke Humphries
100,30 Average 93,26
2 180s 3
85 High-Finish 108
0 100+ Checkouts 1
6/10 Finishing 2/12

Die Halbfinals des ersten Spieltags

Somit waren die Halbfinalpaarungen fix. Im ersten Halbfinale standen sich Gerwyn Price und Rob Cross gegenüber. Während der Waliser in seinem ersten Match noch mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hatte, präsentierte er sich mittlerweile von Anbeginn in sehenswertem Flow. Das erste Leg gleich mal mit High-Finish, 117 (20, T19, D20) ausgemacht – Gerwyn Price wollte in der Vorschlussrunde keinen Zweifel aufkommen lassen, dass er jetzt bereit war, für alles und jeden, der an diesem Abend noch kommen mochte. 1:0. Aber auch Rob Cross wollte noch mitspielen und sich nicht widerstandslos geschlagen geben, 1:1. Aber der Waliser war nun so richtig in Fahrt gekommen, und so konnten ihn auch fünf Fehlwürfe aufs Doppel nicht von der 2:1-Führung abhalten. Um jedoch auch im vierten Durchgang das Break zu schaffen, waren vier Fehlversuche auf Checkout dann halt doch einer zu viel, und obgleich sein Gegenüber dann gar sieben Legdarts benötigte, war ihm der Ausgleich nicht mehr zu nehmen, 2:2. Im fünften Durchgang servierte sich Gerwyn Price mit 174 Punkten mal wieder einen seiner fast schon legendären Set-up-Shots. Auch die Double-10 traf er mit der nächsten Aufnahme problemlos, 3:2. Rob Cross hatte im sechsten Durchgang drei Darts in der Hand, um sie in der Double-16 zu versenken und damit erneut den Ausgleich zu erzielen, doch alle drei landeten im Nirgendwo. Der „Iceman“ wischte derweil 78 Punkte mit zwei Darts weg und landete damit das Break zum 4:2. Dieses bestätigte er im siebten Durchgang mühelos, 5:2. Spätestens im achten Durchgang war „Gezzy“ dann in optimaler Spiellaune angelangt, erzielte gleich zwei seiner insgesamt drei 180er-Aufnahmen, und auch mit der Restforderung von 87 Punkten machte er kurzen Prozess. Klar, dass der Waliser dieses Match in Style mit dem Checkout-Wurf aufs Bullseye beendete. 6:2.

Gerwyn Price 6:2 Rob Cross
101,84 Average 97,16
3 180s 1
117 High-Finish 32
1 100+ Checkouts 0
6/15 Finishing 1/11

Wer kann Luke Littler überhaupt noch stoppen?

Das zweite Halbfinale machten Michael Smith und Luke Littler unter sich aus. Michael Smith genoss den Vorteil des ersten Anwurfs, der beim „Best-of-11-Legs“-Modus entscheidend sein kann. Jedoch machte der „Bully Boy“ nicht allzu viel aus seiner ersten Aufnahme, es sprangen gerade mal magere 45 Punkte heraus. Allerdings antwortete Luke Littler ebenfalls mit kläglichen 42 Punkten, daher hatte keiner von beiden eine größere Katastrophe angerichtet. Den ersten Durchgang gewann Michael Smith in gemäßigter Gangart, 1:0. Im zweiten Durchgang hing er hingegen noch auf der 292 fest, als sein Kontrahent entschlossen, wie man ihn kennt, einfach nur einen Wirkungstreffer nach dem anderen setzte und scheinbar ohne jegliche Anstrengung, den 1:1-Ausgleich ans Board zauberte. Auch in den nächsten beiden Durchgängen gelang es beiden, ihre Stärken auszuspielen und den eigenen Anwurf ungefährdet zu halten, 2:2. Während man in 2023 das ganze Jahr über das Gefühl hatte, Michael Smith müsse die Erfolge des ersten Weltmeistertitels und auch des Nummer-1-Status` noch irgendwie verarbeiten, schien es heute, als könne der „Bully Boy“ zwischenzeitlich möglicherweise etwas befreiter aufspielen. Auf jeden Fall zeigte er sich furchtlos beim Wagnis, nicht auch auf der Liste der prominenten „Littler-Opfer“ zu landen. Das 3:2 strich Smith absolut problemlos ein und auch das Break zum 4:2 erwies sich als relativ sichere Angelegenheit für den 33-jährigen Engländer aus St. Helens. Doch das Re-Break ließ nicht lange auf sich warten. Die 85 checkte Luke Littler mit 15, 20 und Bullseye aus, und somit war der Anschluss zum 3:4 binnen weniger Minuten wieder hergestellt. Und natürlich kann auch der Shooting-Star zwei Legs in Folge, das 4:4 war lediglich Formsache. Dann ging es abermals im Wechseltakt zum 5:5, bevor der Decider anklopfte. Kein unwichtiger Aspekt war hierbei natürlich, wer das Entscheidungsleg beginnen durfte, und das war Michael Smith. Der Weltmeister von 2023 begann mit der 100, was schon mal nicht schlecht war. Wenn man allerdings mit der 180 startet, wie es Luke Littler tat, dann ist dies noch um einiges effektiver. Beide zeigten im Nachfolgenden gemischte Aufnahmen, die alle Qualitätsstufen enthielten. Luke Littler trug dabei unter anderem eine 171 im Erfolgsgepäck, während Michael Smith vor allem ein bedeutsamer Bouncer zu schaffen machte, der eine weitere 180 verhinderte. Letztendlich war es Luke Littler, dem der erste Matchdart zur Verfügung stand, doch der Versuch auf die Double-15 landete in der einfachen 15. Dann war Michael Smith wieder an der Reihe, er durfte zweimal das ersehnte Doppelfeld anvisieren. Der zweite Matchdart saß, 6:5 für den „Bully Boy“, und somit stand auch die Finalpaarung fest. Der abschließende Blick auf die Averages muss trotzdem nochmal gehörig erstaunen, denn Luke Littler verlor mit einem Average von 105,31 gegenüber 98,04 im Schnitt von Michael Smith – in Anbetracht dieser Durchschnittswerte musste man sich in der Tat nochmal etwas intensiver die Augen reiben.

Michael Smith 6:5 Luke Littler
98,04 Average 105,31
3 180s 6
81 High-Finish 85
0 100+ Checkouts 0
6/12 Finishing 5/12

England – Wales, ein traditionsreiches Finale

Michael Smith hatte weitaus mehr Mühe und somit auch mehr Kraft gelassen, um ins Finale zu gelangen, zudem genoss Gerwyn Price den Heimvorteil, so dass man den „Iceman“ an diesem Abend eigentlich leicht favorisieren musste. Aber wieder einmal belehrte uns der Sport eines Besseren, denn das, was man in der Theorie annimmt und voraussetzt und für gegeben hält, kann in der Praxis schon wieder ganz anders aussehen. Gut, in den ersten beiden Legs ging alles noch seinen gewohnten Gang, jeder hielt seinen Anwurf, 1:1. Doch Michael Smith zeigte keinerlei Ermüdungserscheinungen, ganz im Gegenteil, nun war er derjenige, der richtig in Fahrt gekommen war. Mit geschmeidiger Wurfbewegung und in gewohntem Eiltempo holte er sich insgesamt fünf Leggewinne in Folge, wobei er Durchgang Fünf mit dem „Shanghai-Finish“ ausmachte und im sechsten Leg das nächste High-Finish, 107 (T7, T18, D16) folgen ließ. Auch Gerwyn Price lieferte im siebten Durchgang nochmal ein High-Finish, 100 (T20, 20, D10) ab, doch hatte man nicht das Gefühl, dass der Waliser hier noch ernsthaft an ein Comeback glaubte. In den meisten Legs war Price nicht mal in die Nähe des Checkouts gekommen, und irgendwie schien der „Iceman“ für heute bereits durch. Wenn er denn mal die Chance aufs Doppel hatte, nutzte er diese auch vorbildlich. Doch derer Möglichkeiten waren im abschließenden Finale einfach zu wenig vorhanden, und so wirkte das kurzzeitige Aufbäumen eher wie kosmetische Ergebniskorrektur, 2:5. Im achten Durchgang präsentierte der „Bully Boy“ bereits seine fünfte 180, während Gerwyn Price in diesem Match nicht ein einziges Maximum landen konnte. Mit aller Entschlossenheit bog der Engländer nicht nur in die Zielgerade ein, sondern schritt willensstark voran, um auch die letzten Meter zum Tagessieg stilvoll abzuschließen, 6:2.

Michael Smith 6:2 Gerwyn Price
98,11 Average 90,82
5 180s 0
120 High-Finish 100
2 100+ Checkouts 1
6/14 Finishing 2/3

Somit haben wir mit Michael Smith einen würdigen Auftaktsieger des ersten Spieltags der neuen Premier League Saison 2024 und verabschieden uns für heute mit dem liebgewonnenen Gruß: stay bright, nice flight!

Viertelfinals Halbfinals Finale
Best of 11 Best of 11 Best of 11
3 P.Wright
6 R.Cross 2 R.Cross
6 G.Price 6 G.Price
4 N.Aspinall 2 G.Price
5 M.v.Gerwen 6 M.Smith
6 M.Smith 6 M.Smith
6 L.Littler 5 L.Littler
2 L.Humphries

Fotos © PDC @ Darts1

Premier League Darts


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