Premier League 2024, 12. Spieltag: Der „Big Fish“ als Appetizer, doch das eigentliche Bravourstück wurde anderweitig serviert

Die Premier League ist diese Woche in die Niederlande gereist, dort legte sie bezüglich ihres zwölften Spieltags einen Stopp in Rotterdam ein, die Ahoy Arena war dafür Ort des Geschehens. Doch bevor wir uns dem widmen, müssen wir natürlich einen Blick zurückwerfen auf Riesa: Herzliche Gratulation an Martin Schindler, der hier zunächst Jan Dückers, Joe Cullen und Richard Veenstra souverän das Nachsehen gegeben hatte, gegen Danny Noppert im Viertelfinale gar einen Matchdart gegen sich überstand, im Halbfinale den formstarken Chris Dobey plättete und auch Gerwyn Price im Finale letztendlich keine Chance ließ. Nach Max Hopp (hatte sich 2018 beim German Darts Open in Saarbrücken durchgesetzt) und Ricardo Pietreczko (holte sich vergangenes Jahr im Oktober in Hildesheim den German Darts Championship-Pokal), ist Martin Schindler der dritte deutsche Spieler, der ein Turnier der European Darts Tour für sich entscheiden konnte. Und: mit dem Titelgewinn bei den International Darts Open, den er sich wie ein Mauerfels in der Brandung gesichert hat, ist „The Wall“ de facto auch die neue deutsche Nummer Eins. In der Order of Merit hat sich Martin Schindler nunmehr auf die Nummer 22 vorkatapultiert, knapp dahinter auf Position 23 befindet sich aktuell Gabriel Clemens, der in Riesa in der dritten Runde gegen Chris Dobey einen „White Wash“ einstecken musste.

Wo man fast ausschließlich auf Orange blickt

Mit den Glückwünschen an Martin Schindler, kehren wir in die Ahoy Arena nach Rotterdam zurück, wo Michael Smith und Luke Littler den Anfang gestalten sollten. Luke Littler schrammte letzte Woche knapp am Tagessieg-Hattrick vorbei, musste nach überragender Performance im Halbfinale gegen Luke Humphries, dann aber im Finale Michael van Gerwen den Vortritt lassen. Möglicherweise war die abrupt abgesunkene Leistungskurve den Ergebnissen auf einem anderen Premier League-Schauplatz, genannt Fußballfeld, geschuldet, denn der Tatsache, dass Jürgen Klopps FC Liverpool letzten Donnerstag in der Europa League eine herbe Klatsche einstecken musste, hatte Luke Littler offenbar reichlich Aufmerksamkeit gewidmet und auch mit der entsprechenden Häme versehen. Heute steht auf besagtem Nebenschauplatz für die Klopp-Elf das Rückspiel an, bleibt zu hoffen, dass Luke Littlers Konzentration dennoch den ganzen Abend fortdauernd in Rotterdam verweilt. Und der 13. Spieltag der Premier League Darts wird obendrein in Liverpool stattfinden – mal schauen! Doch noch sind wir in den Niederlanden, da trifft Luke Littler in seinem Viertfinalmatch auf Michael Smith. Luke Littler hatte beim Turnier für Tour Card Holder Qualifier gegen den Niederländer Jitse van der Wal verloren und somit kein Startplatzticket für Riesa. Michael Smith hingegen schon, doch das Ergebnis des „Bully Boys“ ließ hier eher zu wünschen übrig. Schon sein Auftaktmatch verlor er gegen Richie Edhouse im Decider. Letzten Donnerstag konnte Michael Smith das Halbfinale erreichen, unterlag da aber dem späteren Tagessieger Michael van Gerwen.

In der zweiten Partie des Abends war die Begegnung zwischen Rob Cross und Gerwyn Price angesagt. Bei den International Darts Open hatte Rob Cross zunächst Gian van Veen nach Hause geschickt, zog aber eine Runde später seinerseits den Kürzeren. Wie zuvor Michael Smith, musste auch Rob Cross Ritchie Edhouse zum Sieg gratulieren. In der Premier League läuft für den Weltmeister von 2018 so gut wie gar nichts mehr zusammen, erneute Erstrundenniederlage in der letzten Woche, da war es Luke Littler, der ihn nach harter Auseinandersetzung, abermals im Entscheidungs-Leg bezwang. Gerwyn Price verlor in Birmingham ebenfalls sein Viertelfinalspiel, Michael Smith hatte da weit weniger Mühe, dem „Iceman“ das Nachsehen zu geben. Auch im Finale von Riesa, welches Gerwyn Price nach Siegen über Brendan Dolan, Ricardo Pietreczko, Ross Smith und Stephen Bunting erreicht hatte, war der favorisierte Waliser, beim Versuch der Titelverteidigung, klar gescheitert – wie gesagt, hier war Martin Schindler der eindeutig Stärkere. Dass Gerwyn Price im Nachgang noch heftig gegen das Publikum polterte, war irgendwie zu erwarten.

Anschließend stand das Match, Peter Wright versus Nathan Aspinall auf dem Programm. Peter Wright, der sich sukzessive immer weiter steigert und sich häufig auf dem besten Weg zu alter Form zu befindet, schafft derzeit den letzten Schritt nicht. Mit zum Teil überdimensional guten Averages, scheitert er oft genug an der letzten, manchmal auch schon an der vorletzten Hürde. Eigentlich ist er ja routiniert und nervenstark genug, aber offensichtlich geht ihm derzeit die Luft aus, sobald er in die Zielgerade einbiegt. Letzte Woche war der Schotte furios ins Viertelfinalmatch gestartet, hatte bereits eine 4:1-Führung gegen Luke Humphries inne, nur um sich dann doch noch vom Gegner abfangen zu lassen und mit 4:6 zu verlieren. Auch in Riesa konnte Peter Wright keine Bäume ausreißen, nicht einmal einen dünnen Zweig. Gleich in der ersten Runde verlor er gegen Gabriel Clemens im Decider. Ebenfalls eher suboptimal lief es an gleicher Stelle für Nathan Aspinall, nachdem er Owen Bates und Jonny Clayton erlegt hatte, musste „The Asp“ in der dritten Runde eine heftige 2:6-Niederlage gegen den formstarken Danny Noppert verkraften. Bei der letztwöchigen Premier League förderte er kein allzu hohes Niveau zutage, Michael van Gerwen setzte schon im Viertelfinale allen Ambitionen des Engländers ein rasches Ende.

Den Abschluss dieser ersten Runde würden Michael van Gerwen und Luke Humphries bestreiten. Der Niederländer mit dem Birmingham-Tagessieg womöglich wieder „Back on Track“ und zudem mit Heimvorteil, könnte dem amtierenden Weltmeister heute gefährlich werden. Im Vorfeld auf seine Schulter angesprochen, erklärte „MvG“, dass er dank einer Spritze momentan schmerzfrei sei und, dass der enge Terminkalender einfach keine Schulterprobleme erlaube. Bei den letztjährigen International Darts Open war Michael van Gerwen im Finale gestanden, das er aber gegen Gerwyn Price verloren hatte, dieses Jahr hatte der erfolgsverwöhnte Niederländer Riesa abgesagt. Luke Humphries dagegen war zwar am Start, kam aber nicht allzu weit. José de Sousa hat er noch überlegen mit 6:2 niedergestreckt, doch in der dritten Runde war der Weltranglistenerste gegen Stephen Bunting schon an der Endstation angelangt.

Ist Michael Smith so etwas wie ein Angstgegner für den Shootingstar?

Dann ging es los, unter großem Jubel betraten Michael Smith und Luke Littler die Bühne der Ahoy Arena. Michael Smith, einer der wenigen Spieler mit positiver Bilanz gegen Luke Littler, hatte den ersten Anwurf, doch Luke Littler startete nicht nur mit der 180, sondern beendete das Leg auch noch mit High-Finish. Mit zweimal Triple-19 und Bullseye checkte er 164 Punkte aus und ging so nach 12 Würfen, mit Break 1:0 in Führung. Michael Smith antwortete postwendend mit Re-Break. Auch wenn das 132er-Checkout am Bullseye gescheitert war, musste Luke Littler hier mit einem ähnlichen Schicksal hadern, auch er verpasste das Bullseye in diesem Durchgang, beim Versuch, die 124 herauszunehmen. Michael Smith nutzte die nächste Aufnahme, die verbliebene 25 zu löschen, Ausgleich zum 1:1. Im dritten Durchgang bediente der „Bully Boy“ Aufnahmen von 100 – 140 – 180 – 81, dieser geschmeidige 11-Darter bescherte ihm die Bestätigung des Breaks und das 2:1. Wackelig, aber irgendwie doch, holte sich Luke Littler im vierten Leg den Ausgleich, 2:2. Nicht viel besser erging es Michael Smith im fünften Durchgang, das war ebenfalls eher ein holpriges Stolpern, aber auch er griff sich sein Anwurf-Leg relativ ungefährdet, 3:2. Im sechsten Durchgang schaltete der Weltmeister von 2023 ein bis zwei Gänge höher, 14 Darts später hatte er das nächste Break eingefahren. Für den siebten Durchgang brauchte er gar einen Wurf weniger, ein optimaler Set-up-Shot (140) tat das Seinige dazu, schon stand es 5:2. Im achten Leg bäumte sich Luke Littler nochmal ein wenig auf, daraus resultierte das 3:5. Doch im neunten Durchgang hatte es Michael Smith besonders eilig, einschließlich zweimal der 180, allein in diesem Leg, machte er nach 13 Darts den Deckel drauf. Nach dem ersten verpassten Matchdart hatte Luke Littler noch eine allerletzte Chance gehabt, aber man hatte nicht das Gefühl, dass er seinem Gegner heute viel entgegenzusetzen gehabt hätte, damit war Michael Smith mit 6:3 eine Runde weiter.

Michael Smith 6:3 Luke Littler
100,34 Average 102,32
4 180s 4
81 High-Finish 164
0 100+ Checkouts 1
6/10 Finishing 3/8

Beim Walk-on erklang erst „Hot Hot Hot“, gefolgt von „Ice Ice Baby“ – mehr Widerspruch geht nicht

Als zweite Partie des Abends das Duell: Rob Cross gegen Gerwyn Price, beide zollten dem Gastgeberland mit überwiegend orangefarbenen Trikots den Tribut. In gemäßigtem Tempo sicherte sich in den ersten beiden Durchgängen jeder sein begonnenes Leg, 1:1. Im dritten Durchgang zog Gerwyn Price signifikant am Geschwindigkeitshebel, mit einem 12-Darter festigte er das 2:1. Auch Rob Cross war im vierten Leg bedeutend rasanter unterwegs, auch wenn damit nicht die Wurfbewegung gemeint ist. Nicht zuletzt der passende Set-up-Shot (126), ermöglichte „Voltage“ nach 14 Würfen den erneuten Ausgleich, 2:2. Auch in den nächsten zwei Durchgängen hielt jeder seinen Anwurf unangefochten, wobei in diesem Fall vor allem Rob Cross mit dem 12-Darter überzeugen konnte. 3:3. Ab dem siebten Durchgang nahm der „Iceman“ seinen Gegner aus dem Spiel respektive nahm der sich eigentlich selber heraus. Gerwyn Price holte sich zunächst souverän das 4:3, beim 5:3 brauchte er ein paar Darts mehr, und auch im neunten Leg war kaum noch Gegenwehr vorhanden. Der erste Matchdart saß, und Gerwyn Price zog, ebenso wie vorher Michael Smith, mit 6:3 ins Halbfinale ein.

Gerwyn Price 6:3 Rob Cross
97,87 Average 93,60
3 180s 4
92 High-Finish 81
0 100+ Checkouts 0
6/10 Finishing 3/7

Wenn man nicht gefordert wird, genügt auch Mittelmaß zum Erfolg

Anschließend empfing die Halle Peter Wright und Nathan Aspinall, auch diese beiden Protagonisten huldigten dem Huis Oranje-Nassau. Nathan Aspinall hatte wie Gerwyn Price und Rob Cross das Orange in sein Trikot integriert, Peter Wright trug hingegen die Skyline von Rotterdam auf dem Shirt. Nathan Aspinall mit dem ersten Anwurf und dem ersten Leggewinn, 1:0. Relativ bedächtig hatte der Engländer im zweiten Durchgang auch ausreichend Zeit für das Break, 2:0. Im dritten Leg war Nathan Aspinall in der Lage, ein Schippchen draufzulegen, mit 14 Darts holte er sich das 3:0. Peter Wright hatte sich in jenen drei Durchgängen irgendwo im Nirgendwo aufgehalten, zwischen 101 und 262 geparkt, da zog der Kontrahent bereits die Pfeile zum Leggewinn aus dem Board. Erst im vierten Durchgang gelang es „Snakebite“, kurzzeitig ins Spielgeschehen einzugreifen, mühsam eroberte er das 1:3. Auch Nathan Aspinall zeigte in dieser Partie alles andere als fulminante Leistungen, aber sein Gegenüber verlangte ihm auch einfach nichts ab. Dementsprechend schleppend brachte der Weltranglistenvierte im fünften Durchgang das 4:1 ins Ziel. Im sechsten Leg ein müdes Lebenszeichen vom Schotten, nachdem Nathan Aspinall vier Checkout-Darts verschleudert hatte, verkürzte Peter Wright nochmal auf 2:4. Im siebten Durchgang hatte „The Asp“ seine Sicherheit auf Doppel zurückerlangt, das 5:2 folgte auf dem Fuße. Im achten Leg packte der 32-jährige Engländer aus Stockport das High-Finish, 110 (20, T18, D18) aus und verlieh dem eher unterdurchschnittlichen Duell damit zumindest noch einen würdevollen Abschluss, 6:2. Peter Wright musste heute mit dem Fazit “Das war absolut nichts!“ vorliebnehmen, Nathan Aspinall im Halbfinale.

Nathan Aspinall 6:2 Peter Wright
93,53 Average 77,48
0 180s 0
110 High-Finish 52
1 100+ Checkouts 0
6/11 Finishing 2/4

Heimspiel – Segen und Fluch zugleich

Es wurde extrem laut im Saal, denn nun stand der niederländische Darts-Held par excellence am Start: Michael van Gerwen, der es gleich zum Auftakt mit Luke Humphries zu tun bekam. Luke Humphries hatte das Ausbullen für sich entschieden, den Leggewinn zum 1:0 gestaltete er ohne viel Federlesens zu machen. Michael van Gerwen wusste, was er der enthusiastisch anfeuernden, orange gekleideten Menge schuldig war, versenkte im Endspurt des zweiten Durchgangs seine Pfeile in der Triple-19, Triple-20, Double-16 und dieses High-Finish, 149, gereichte ihm zum 1:1. Dem wollte er im dritten Leg allzu gerne das 164er-Checkout folgen lassen, aber nach zweimal Triple-19, nahm er nur den halben Bullseye-Wert heraus und ließ den Gegner wieder ran. Doch Luke Humphries ließ fünf Darts auf Doppel liegen, das bestrafte „Mighty Mike“ schlussendlich mit dem Break zum 2:1. Im vierten Durchgang hämmerte „Cool Hand Luke“ zweimal die 180 ins Board, und nachdem van Gerwen obendrein zwei Checkout-Darts ausgelassen hatte, steckte sich Humphries mit insgesamt 13 Darts das Re-Break schnellstmöglich in die Tasche, 2:2. Michael van Gerwen musste im fünften Durchgang zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, dass weder die Triple-1 noch die Triple-3 besonders zielführend ist, wenn man noch 166 Punkte auf dem Konto hat. Der Weltmeister war auf der anderen Seite weit effektiver unterwegs und strich derweil das 3:2 ein. Im sechsten Durchgang packte Luke Humphries noch eins drauf und machte das High-Finish, 106 (T20, 14, D16) aus, 4:2. Ein Leg später verbuchte der Engländer das 5:2 für sich, wohlgemerkt stets gegen das Wunschkonzert des Publikums. Im achten Durchgang bekamen die Zuschauer dann mal wieder ihren Willen, mit äußerstem Kampfgeist errang „MvG“ das 3:5. Im neunten Leg bündelte Michael van Gerwen noch mehr Willensstärke, mit 13 Darts gelang ihm hier gar das Break, und er verkürzte auf 4:5. Die niederländischen Hoffnungen lebten wieder auf. Doch es sollte nicht reichen, um das Break auch zu bestätigen. Obwohl Luke Humphries alles andere als im Einklang mit der Zuschauergunst war, trotzte er den Unmutsbekundungen und eliminierte die verbliebenen 75 Punkte mit zwei Würfen zum 6:4-Erfolg über den Lokalmatador.

Luke Humphries 6:4 Michael van Gerwen
100,34 Average 96,54
5 180s 3
106 High-Finish 149
1 100+ Checkouts 1
6/17 Finishing 4/12

Ist das „Mit-sich-hadern“ ansteckend?

Im ersten Halbfinale standen sich Michael Smith und Gerwyn Price gegenüber. Beide starteten mit der 180, und obwohl Gerwyn Price in diesem Leg noch ein weiteres Maximum folgen ließ, verstand es Michael Smith, den Vorteil des Anwurfs zu nutzen, vor allem weil der Waliser 40 Restpunkte nicht zu handhaben wusste. 1:0. Im zweiten Durchgang verpasste der „Bully Boy“ das 150er-Finish nur ganz knapp. Gerwyn Price, der in seiner vorherigen Aufnahme erneut einen Dart auf Double-20 hatte liegen gelassen, machte diesmal seinen Fehler bei der nächsten Aufnahme wieder wett, 1:1. Mit einem starken 14-Darter sicherte sich Gerwyn Price im dritten Durchgang das Break zum 2:1, verlor aber sein Guthaben im nächsten Leg gleich wieder, als es ihm zum x-ten Mal nicht gelang, der 40 Restpunkte Herr zu werden. Michael Smith hatte sich auf der anderen Seite, mit cleverem Set-up-Shot (112) ebenfalls die 40 gestellt, die war nach der Folgeaufnahme Geschichte. 2:2. Im fünften Durchgang nahm der Engländer die nächste Restforderung von 40 Punkten heraus, vergleichsweise hatte er diese heute ebenso oft gelöscht, wie sein Gegner sie verpasst hatte, 3:2. Gerwyn Price ließ sich im sechsten Durchgang, nach 121er-Set-up-Shot, 8 Punkte stehen, die Double-4 funktionierte weit besser, 3:3. Im achten Durchgang das alte Lied: der „Iceman“ mit der 64 vor der Brust, traf die Triple-8, es blieben 40 Punkte, abermals landeten zwei Darts im Nirgendwo. Michael Smith hatte sechs Darts auf Doppel Zeit, um auf 4:3 in Front zu ziehen. Im achten Leg steckte Michael Smith auf der 240 fest, Gerwyn Price konnte sich eine zweite Aufnahme für die Double-20 diesmal locker leisten, der starke 13-Darter verhalf ihm zum Ausgleich, 4:4. 180 – 90 – 180 – 51, mit dem noch imposanteren 12-Darter sicherte sich der „Bully Boy“ die erneute Führung, 5:4. Aber Gerwyn Price machte es spannend, glich auch noch zum 5:5 aus und erzwang die volle Distanz. Im Decider streuten beide zahlreiche Fehler ein und bewegten sich fast im Synchronschritt von der 501 herunter, doch Michael Smith hatte hier den Anwurf gehabt und daraus schlug er Kapital, 6:5 für den Engländer.

Michael Smith 6:5 Gerwyn Price
90,27 Average 94,70
4 180s 6
74 High-Finish 54
0 100+ Checkouts 0
6/16 Finishing 5/20

Das Comeback als Geniestreich

Das zweite Halbfinale bestritten Luke Humphries und Nathan Aspinall. Die Treffer in den Triple-Segmenten erwiesen sich im ersten Durchgang auf beiden Seiten eher als Mangelware, Luke Humphries holte sich das Leg gegen den Anwurf, 1:0. Auch im zweiten Durchgang tröpfelte es so ein wenig vor sich hin, eine einsame 180 von Nathan Aspinall, mehr Highlights hatte das Leg nicht zu bieten. Trotz des Maximums und einem Versuch aufs Doppel, konnte „The Asp“ das Re-Break nicht erzielen, Luke Humphries zog auf 2:0 davon. Im dritten Durchgang überzeugte Nathan Aspinall dann mit Aufnahmen von 180 – 135 – 137 – 49, der 12-Darter verschaffte ihm den Anschluss zum 1:2. Doch auch Luke Humphries hielt seinen Anwurf in Leg Vier, damit stand es 3:1. Das Bullseye verdarb Nathan Aspinall das Spiel mit 84er-Checkout, „Cool Hand Luke“ bestrafte dies mit dem Break zum 4:1. Double-Trouble auf beiden Seiten im sechsten Durchgang, das warf die Frage auf: wer würde einen Fehler weniger machen? Nie kam ein Bullseye-Treffer ungelegener als für Luke Humphries beim Stand von 65 Restpunkten. Diesmal war es nur der halbe Wert, den er anvisiert hatte, die gelöschte 50 machte es wesentlich mühseliger. Exakt diesen Rest von 15 Punkten wurde der Weltmeister innerhalb von zwei Aufnahmen nicht mehr los, und irgendwie schien das auch der Wendepunkt im Spiel gewesen zu sein. Nathan Aspinall brachte hingegen seinen sechsten Breakdart im Ziel unter, 2:4. Dies war der Beginn einer unfassbaren Aufholjagd, denn obgleich sich Luke Humphries im siebten Durchgang die 180 als Set-up-Shot kredenzte, reichte dies nicht aus, um den Kontrahenten auf dessen 13-Darts-Weg zum 3:4 aufzuhalten. Das nächste Break erkämpfte sich Nathan Aspinall im achten Leg, damit hatte er gar den Ausgleich hergestellt, 4:4. 96 – 140 – 171 – 94, zwölf Darts später ging der amtierende World Matchplay-Sieger zum ersten Mal in dieser Halbfinalpartie in Führung. Luke Humphries war noch auf der 221 verblieben, da stand es 5:4 für Aspinall. Weitere 14 Würfe später hieß der Gewinner dieses Duells: Nathan Aspinall. Mit fünf Leggewinnen in Folge hatte „The Asp“ einen 1:4-Rückstand in einen 6:4-Erfolg gewandelt – Respekt für dieses beeindruckende Comeback!

Nathan Aspinall 6:4 Luke Humphries
97,18 Average 92,17
3 180s 2
94 High-Finish 70
0 100+ Checkouts 0
6/20 Finishing 4/14

Reicht der „Big Fish“ als Hauptgang für den Tagessieg?

Damit stand die Finalpaarung fest: Michael Smith gegen Nathan Aspinall. Vielleicht nicht die Konstellation, die man für heute Abend auf dem Zettel hatte, aber spannend allemal. Michael Smith hatte das Ausbullen gewonnen, doch nachdem das 124er-Finish einmal mehr am Bullseye scheiterte, nutzte Nathan Aspinall seine Chance zum Break und ging 1:0 in Führung. Im zweiten Durchgang lieferte er das Maximum als Set-up-Shot und bestätigte mit der anschließenden Aufnahme das vorher errungene Break unangefochten zum 2:0. Michael Smith begann den dritten Durchgang mit der 180, ließ dem dann eine Aufnahme mit Triple-1, 20 und einfacher 1 folgen, bevor er wieder in die Spur zurückfand. Nathan Aspinall war in diesem Durchgang weniger erfolgreich auf der Suche nach Triple-Feldern unterwegs, das gab Michael Smith die Möglichkeit, das 1:2 auszumachen. Im vierten Leg hatte Nathan Aspinall die Triple wiedergefunden und auch das Doppel funktionierte recht flüssig, daraus resultierte das 3:1. Der geeignete Set-up-Shot (137) verhalf Michael Smith im fünften Leg zum 2:3, gerade noch rechtzeitig, denn sein Gegenüber stand schon wieder bereit. Die Aufholjagd im Halbfinale hatte Nathan Aspinall anscheinend komplett in den Flow befördert, denn im sechsten Durchgang gab er einen weiteren 13-Darter zum Besten, 4:2. Ein Michael Smith lässt sich natürlich nicht ohne weiteres abhängen, und als „The Asp“ im siebten Leg zunächst beim Versuch, die 131 mit Triple-17, Tops-Tops auszuradieren, die zweite Double-20 missglückte, um dann auch noch drei weitere Checkout-Darts ins Aus zu befördern, vermochte es Michael Smith, aus den Fehlern des Gegners wirkungsvoll zu profitieren, 3:4. Auch im achten Durchgang benötigte Nathan Aspinall, trotz starkem Set-up-Shot (105) wieder fünf Darts auf Doppel, doch diesmal war der „Bully Boy“ noch nicht einmal in der Nähe eines Checkout-Versuchs, um das 5:3 zu verhindern. Den Augenschmaus des Tages lieferte der Weltmeister von 2023: im neunten Durchgang standen beide Akteure im Endspurt auf der 170, Michael Smith war hier der erste, der ans Oche treten durfte … und er zog den „Big Fish“ an Land. Damit hatte er das 4:5 gesichert. Sein erstes sollte dann aber auch gleichzeitig sein letztes Highlight gewesen sein, denn im zehnten Leg schlichen sich schon wieder zu viele Fehler ein. Größere Beständigkeit im Scoring zeigte in diesem Durchgang Nathan Aspinall, nur das Auschecken bereitete ihm leichte Kopfschmerzen. Die waren aber rasch kuriert, als drei Aufnahmen später der fünfte Matchdart den Weg ins Ziel fand. 6:4-Erfolg für Nathan Aspinall.

Nathan Aspinall 6:4 Michael Smith
95,55 Average 96,16
3 180s 3
72 High-Finish 170
0 100+ Checkouts 1
6/20 Finishing 4/9

Nach dem fantastischen Comeback im Halbfinale gegen Luke Humphries, hatte man annehmen müssen, dass Nathan Aspinall nun erstmal eine Erholungspause gebraucht hätte, aber ganz im Gegenteil, „The Asp“ war dadurch erst so richtig in Fahrt gekommen und ließ sich auch im Finale von Michael Smith nicht mehr aufhalten. Damit feierte der Weltranglistenvierte seinen zweiten Tagessieg in der laufenden Premier League-Saison und schob sich in der Tabelle an Michael van Gerwen vorbei auf den dritten Platz. Der Niederländer musste in der Heimat, in Anwesenheit von Familie und Freunden eine besonders bittere Viertelfinalniederlage hinnehmen – das hatte er sich anders vorgestellt. Die Play-Off-Plätze bleiben weiter hart umkämpft, denn fünf Teilnehmer liegen hier relativ nah beieinander, vor allem die Duelle um Platz Drei und Vier dürften bis zuletzt für Spannung sorgen. Momentan befindet sich Michael Smith auf der undankbaren fünften Position, doch mit nur zwei Zählern Rückstand auf den viertplatzierten Michael van Gerwen, ist noch alles drin für den „Bully Boy“. Auch an der Tabellenspitze hat es einen Wechsel gegeben, hier hat Luke Humphries den heute sieglos gebliebenen Luke Littler abgelöst und wieder die Pole Position übernommen. Beide derzeit mit 26 Punkten gleichauf, aber der Weltmeister mit der besseren Siegbilanz.

Viertelfinals Halbfinals Finale
Best of 11 Best of 11 Best of 11
6 M.Smith
3 L.Littler 6 M.Smith
3 R.Cross 5 G.Price
6 G.Price 4 M.Smith
2 P.Wright 6 N.Aspinall
6 N.Aspinall 6 N.Aspinall
4 M.v.Gerwen 4 L.Humphries
6 L.Humphries

Mit dem European Darts Grand Prix beginnt morgen in Sindelfingen das vierte European Tour-Event, während die nächste Station der Premier League kommende Woche Liverpool ist. Bis dahin: Always Look on the Bright Side of the Flight!

Fotos © PDC @ Darts1

Premier League Darts


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