Premiere League 2024 – 2. Spieltag: das gelungene Berlin-Event mit reichlich Quantität und besonders reichhaltiger Qualität

Die Mercedes-Benz Arena in Berlin hat ihre Pforten für den zweiten Premier League Abend der Saison 2024 geöffnet. Im Vorfeld gab es eigentlich fast nur ein Thema: jeder wollte Luke Littler bei seinem ersten Auftritt in Deutschland sehen. Schon letzten Donnerstag hat der 17-jährige Shootingstar eindrücklich unter Beweis gestellt, dass ihm auch solch ein Prestigeturnier wie die angesehene Premier League nicht in Schockstarre zu versetzen vermag. Gegen den amtierenden Weltmeister, Luke Humphries, gelang „The Nuke“ bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die erfolgreiche Revanche für das verlorene WM-Finale. Erst in der Halbfinalpartie des ersten Premier League-Spieltags musste sich Luke Littler nach großartigem Fight dem späteren Tagessieger Michael Smith, dem es gelungen war, sich von Spiel zu Spiel noch zu steigern, geschlagen geben. Trotzdem konnte der Nachwuchsstar erhobenen Hauptes von der Bühne gehen, denn er hatte sich hinreichend überzeugend präsentiert und in allen bisherigen Turnieren, an denen er dieses Jahr bereits teilgenommen hat, ausschließlich herausragende Leistungen gezeigt. War das Duell Humphries – Littler in der Vorwoche noch eine Wiederauflage des WM-Finales, so würde uns heute Abend eine Neuauflage des WM-Halbfinales, Rob Cross versus Luke Littler, erwarten. Rob Cross hatte am ersten Spieltag zuerst einen formschwachen Peter Wright in die Schranken verwiesen, bevor er selbst gegen Gerwyn Price gnadenlos unterging.

Das erste Match würden heute Michael van Gerwen und Nathan Aspinall bestreiten, die letzten Donnerstag im walisischen Cardiff, wo die Premier League-Saison startete, zwar beide sieglos blieben, beim anschließenden Masters in Milton Keynes jedoch mitunter äußerst beeindruckende Performances an den Tag legten. Im zweiten Spiel des Abends kam es zur Wiederauflage des letztwöchigen Finales, Michael Smith gegen Gerwyn Price. Bis zum Duell, als es um den Tagessieg ging, hatte der „Iceman“ beständig großartiges Niveau demonstriert, dann hatte seine Treffsicherheit jedoch schon frühzeitig Feierabend gemacht, den Dienst quittiert und ward zum Finale verschwunden. Michael Smith war hingegen in der komfortablen Lage, sein Leistungsvermögen innerhalb von drei Spielen anzuheben und vor allem auch zu stabilisieren. Das genügte für den Tagessieg. Beim Masters präsentierte sich der „Bully Boy“ dagegen völlig chancenlos gegen die aktuelle Nummer 14 der Weltrangliste, Dimitri Van den Bergh. Gerwyn Price hatte beim Masters freiwillig pausiert, somit sollte er heute Abend wieder komplett frisch antreten können. Zudem stand für ihn ja eine besondere Revanche offen, hatte er gegen Michael Smith letzte Woche doch obendrein vor heimischem Publikum verloren. In der letzten Partie der ersten Runde sollte Peter Wright den Weltranglistenersten, Luke Humphries, fordern. Beide sind momentan äußerst schwer einzuschätzen. Bei „Snakebite“ dominiert weiterhin die Wechselhaftigkeit. Beim Masters zeigte der Schotte in Runde Zwei gegen Krzysztof Ratajski eine ausgezeichnete Vorstellung und zudem sein großes Kämpferherz, während er im Achtelfinale gegen den späteren Masters-Sieger, Stephen Bunting, nicht den Hauch einer Chance besaß. Und letzte Woche beim Premier League-Auftakt offenbarte Peter Wright einmal mehr, dass er dieses Turnier trotz elfmaliger Teilnahme in Folge noch immer nicht wirklich zu seinen Favoriten zählen kann. Bei „Cool Hand Luke“ wiegt möglicherweise die Bürde schwerer als gedacht, von John McDonald mittlerweile als Weltmeister und Weltranglistenerster aufgerufen zu werden, sodass man derzeit auch beim ihm nicht sicher sein mag, woran man ist. Wohingegen man zu hundert Prozent gewiss sein kann, dass es nicht an einem potentiellen Mangel an Trainingseinheiten liegt. Der Weltmeister steht auch nach dem Titelgewinn unverändert kontinuierlich am Board und arbeitet sein Übungspensum beständig und fortdauernd ab. Daran hat auch der Triumpf am 3. Januar 2024 nicht das Geringste geändert. „Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit“ – das ist sein persönliches Motto, an dem er strengstens festhält. Vielleicht muss er gar lernen, von dem einen oder anderen Gedanken loszulassen und im Kopf wieder etwas freier zu werden, um auch seine „Coolness“ zurückzuerlangen. Hatte Luke Humphries in der Vorwoche in Cardiff seine liebe Not mit vollständig deplatzierten Störgeräuschen aus dem Saal, so wirkte er bei seinem Masters-Auftaktmatch gegen Stephen Bunting extrem verkrampft und alles andere als cool. Heute Abend würde sich zeigen, wie der Weltranglistenerste vor dem Berliner Publikum performt.

Van Gerwen und die Kleinigkeiten, die es zu verbessern galt

Doch zunächst starteten Michael van Gerwen und Nathan Aspinall in ihr Match. „MvG“ hatte vor dem Match betont, wie sehr er sich auf Berlin freue und wie gern er hier spiele. Zudem unterstrich van Gerwen, dass er, obwohl er dieses Jahr schon dreimal im Finale stand, von denen er eines gewonnen hatte, noch längst nicht bei seiner eigentlichen Form angekommen sei und viele Kleinigkeiten verbessern wolle. Seine „eigentliche Form“ wäre es vermutlich gewesen, wenn er alle drei Finalspiele für sich entschieden hätte – diesen Anspruch an sich hat der niederländische Superstar nun mal. Dann wurde nochmal nachgefragt, was es zu korrigieren gäbe. „Hier und da, überall gäbe es immer wieder kleine Details, an denen man schrauben und feilen könne.“ Vor allem hatte er sich vorgenommen diese Woche einen wesentlichen Aspekt zu korrigieren: er wollte seine Spiele gewinnen. Ein weiteres Mal nachgehakt, was der Niederländer denn explizit verbessern wolle, gab „Mighty Mike“ folgendes preis: „Sometimes it`s better to shut my mouth“. Also nichts! Auf jeden Fall erinnerte er sich daran, dass er auch letztes Jahr schwach in die Premier League-Saison gestartet war, sich dann aber sukzessive zu steigern vermochte.

Den ersten Anwurf hatte Nathan Aspinall, hielt diesen auch und ging 1:0 in Führung. Im zweiten Durchgang servierte „The Asp“ Aufnahmen von 140 – 180 – 135 – 46 und mit diesem 11-Darter holte sich der Engländer auch das Break zum 2:0, während „MvG“ noch auf der 220 festhing. Beim 3:0 für Nathan Aspinall war es „nur“ ein 13-Darter, sehenswert allemal. Michael van Gerwen war noch gar nicht wirklich im Spiel angekommen, dies holte er in Durchgang Vier nach. Als auch Aspinall mal drei Breakdarts ausgelassen hatte, nutzte der Niederländer die Möglichkeit zum 1:3. Erst im fünften Durchgang die erste 180 von „Mighty Mike“, doch die nächste Aufnahme startete er mit der einfachen Eins, das Break wollte ihm so auch nicht gelingen. Stattdessen löschte „The Asp“ die glatte 100 (20, T20, D10) und ging mit 4:1 in Front. Zwischenzeitlich hatte van Gerwen sein System offenbar nochmals kalibriert, denn während Nathan Aspinall anfing, sichtlich nachzulassen, begann der dreifache Weltmeister augenscheinlich seine Performance nach oben zu schrauben. Daraus resultierend: das Shanghai-Finish zum 2:4, ein effektives Break zum 3:4 und eine überzeugende Bestätigung des Breaks zum Ausgleich, 4:4. Hatte „The Asp“ im siebten Durchgang noch alle Chancen, das Break zu verhindern und seinen Anwurf zu halten, so war er im achten Durchgang aussichtslos auf 240 Punkten zurückgeblieben. Im neunten Leg sah man den Engländer auf der vergeblichen Suche nach den Triple-Feldern, während van Gerwen sein Comeback konsequent durchzog, sein viertes Leg in Folge gewann und somit zum ersten Mal in diesem Match in Führung ging, 5:4. Auch im zehnten Durchgang wollte „Mighty Mike“ nichts mehr anbrennen lassen, mit Hilfe eines 13-Darters hatte er einen 1:4-Rückstand in einen 6:4-Sieg gewandelt. Auffallend war in diesem Match vor allem ein Fakt: nachdem sich Michael van Gerwen mittlerweile schon seit Jahren immer wieder mit unwillkommenem Double-Trouble auseinandersetzen muss, sprach die Checkout-Quote von 66,67% heute eine ganz andere Sprache. Zum Vergleich: Nathan Aspinall hatte 28,57% im Doppel versenkt.

Michael van Gerwen 6:4 Nathan Aspinall
100,30 Average 93,81
3 180s 5
120 High-Finish 100
1 100+ Checkouts 1
6/9 Finishing 4/14

„Zweimal Big-Fish, bitte!“

Im Anschluss das Finalduell der letzten Woche: Michael Smith gegen Gerwyn Price. Nach Cardiff hatte sich der Waliser auch heute eine neue Einlaufhymne ausgebeten: „Belter“ von Gerry Cinnamon. So richtig festlegen, zumindest musikalisch, will sich der „Iceman“ derzeit wohl nicht, während bei Michael Smith das übliche „Shut up and Dance“ (Walk the Moon) erklang.

Der „Bully Boy“ mit dem ersten Anwurf, aber Gerwyn Price holte sich mit starkem Scoring das Break zum 1:0, bevor er dieses auch souverän bestätigte, 2:0. Michael Smith präsentierte ebenfalls ansprechendes Scoring-Niveau, unter anderem mit der 180 sowie der 161 innerhalb des dritten Durchgangs, trotzdem reichte dies nicht aus, sodass der Engländer auch seinen zweiten Anwurf an den „Iceman“ abtreten musste, 3:0. Zu diesem Zeitpunkt schien es, als wenn Gerwyn Price alles daran setzte, die Schmach der Finalniederlage aus der letzten Woche heute wieder korrigieren zu wollen. Doch der Weltmeister von 2023 spielte heute Abend keineswegs schlecht, hatte bis dahin nur noch nicht die richtigen Momente auf seiner Seite gehabt. Doch bereits im vierten Durchgang schnappte sich der „Bully Boy“ das Re-Break, und somit war auch er endlich auf der Anzeigengrafik angekommen. 1:3. Ein richtiges Ausrufezeichen setzte Michael Smith dann im fünften Durchgang, hier war es der „Big-Fish“, den er aus dem Darts-Meer angelte, Anschluss zum 2:3. Michael Smith war nun richtig in Fahrt gekommen, obgleich sein Gegenüber keinesfalls signifikant nachgelassen hatte, war auch der Ausgleich im Nu hergestellt, 3:3. Im siebten Durchgang hatte sich Gerwyn Price das „Shanghai-Finish“ aufbereitet, doch er sollte nicht mehr dazu kommen, sich daran auszuprobieren, denn Michael Smith brauchte nur einen Dart, um die verbliebene 40 auszuradieren. Somit die erste Führung in diesem Match für den Mann aus St. Helens, 4:3. Und um Haaresbreite wäre es Smith im achten Durchgang auch noch gelungen, das fünfte Leg in Folge zu holen, doch der einzige Breakdart landete weit daneben, statt dem Zwei-Leg-Vorsprung für den „Bully Boy“, damit der Ausgleich, 4:4. Im neunten Durchgang gingen beide Spieler relativ synchron in den Endspurt, doch Michael Smith hatte den Vorteil des Anwurfs, damit hatte er sich auch die ersten Möglichkeiten aufs Doppel erspielen können, die nutzte er, 5:4. Im zehnten Leg dann nicht nur der zweite „Big-Fish“ an diesem Abend, sondern auch der zweite „Big-Fish“ in diesem Match. Diesmal war der Waliser derjenige mit der Anglerbeute. 5:5. So hatte er abermals den Ausgleich und folgerichtig auch den Decider erzwungen. Den startete Gerwyn Price jedoch ausgesprochen belanglos, während Michael Smith, der den Durchgang auch begonnen hatte, ausgesprochen stark, nämlich mit der 180 ins Entscheidungsleg ging. Price kam zwar nochmal auf, doch der „Bully Boy“ hatte nicht nur den Vorteil der drei zusätzlichen Darts auf seiner Seite, sondern sich mit dem Maximum auch ein wichtiges Polster geschaffen. Auch dieser Decider ging an den Engländer, 6:5 für Michael Smith.

Michael Smith 6:5 Gerwyn Price
101,35 Average 104,21
7 180s 2
170 High-Finish 170
1 100+ Checkouts 1

Berlin freut sich auf Luke Littler

Es folgte das Spiel, worauf sich laut gefühlter Umfrage die meisten gefreut hatten: der erste Auftritt von Luke Littler in der Mercedes-Benz Arena, heute ging es gegen seinen WM-Halbfinalgegner, Rob Cross. Der 17-Jährige hatte das Ausbullen für sich entschieden, begann das Match auch gleich mit der 180, und als sein Gegner noch auf der 216 festsaß, zog Luke Littler schon seine Darts zum 1:0 aus dem Board. Doch Rob Cross verstand es, zu kontern, indem auch er zumindest sein begonnenes Leg hielt, 1:1. Für die 2:1-Führung präsentierte „The Nuke“ sein erstes High-Finish des Abends, die 130 machte er mit 20, Triple-20 und Bullseye aus. Dem ließ er umgehend das nächste High-Finish, 103 (20, T17, D16) folgen, Break zum 3:1. Auch Rob Cross ist natürlich jederzeit in der Lage, den Anwurf des Kontrahenten, unabhängig wie dieser heißt, zu durchbrechen, Re-Break zum 2:3. Und da „Voltage“ im darauffolgenden Durchgang auch sein eigenes Leg nach Hause brachte, war in diesem Moment der Ausgleich wieder hergestellt. 3:3. Im siebten Durchgang demonstrierte Luke Littler einmal mehr seine ungebremste Brillanz: 134 – 180 – 147 – 40, der 11-Darter bescherte ihm das 4:3. Doch auch Rob Cross wollte nicht lockerlassen: das High-Finish, 144 (T18, T18, D18) nahm er mit geschmeidiger Wurfbewegung raus, während diesmal Luke Littler noch der 224 hinterherblickte. 4:4. Doch schon im neunten Durchgang gelangen dem Juniorenweltmeister identische Aufnahmen mit den ersten neun Darts, wie er sie in Durchgang Sieben ans Board gefeuert hatte. Abermals war es 134 – 180 – 147, was ihm 40 verbliebene Restpunkte hinterließ. Diesmal benötigte er jedoch vier statt zwei Pfeile zum Auschecken, d.h. summa summarum wurde es hier ein immer noch hervorragender 13-Darter, 5:4. Im zehnten Leg streute Luke Littler dann reichlich Ausreißer mit ein, sodass „Voltage“ ausreichend Zeit für Double-Trouble hatte und den siebten Legdart dennoch unterbrachte. 5:5. Den Decider begann Luke Littler, und wenn jemand so konsequent einen 13-Darter abliefert und den auch noch mit einem einzigen Matchdart auf der Double-15 ausmacht, tja, dann hat er den Sieg wohl auch mehr als verdient. Es war knapp, vor allem was die Checkout-Quote betraf, aber im Average lag doch ein kleines Universum zwischen den beiden. Rob Cross mit 95,2, während Luke Littler gar 104,2 im Schnitt aufwies.

Luke Littler 6:5 Rob Cross
104,20 Average 95,20
3 180s 2
130 High-Finish 144
2 100+ Checkouts 1
6/13 Finishing 5/12

Die zwei Unberechenbaren

Zum Abschluss der Viertelfinalrunde das Duell Luke Humphries gegen Peter Wright, also amtierender Weltmeister versus Weltmeister von 2020 und 2022. Luke Humphries konnte seit dem Titelgewinn seine fließende Virtuosität noch nicht überzeugend aufs Board projizieren, während Peter Wright seit langem so schwankend wie kaum ein anderer Spieler agiert.

Nachdem Luke Humphries das Ausbullen für sich entschieden hatte und mit dem Maximum ins Match gestartet war, teilten beide Akteure die ersten vier Durchgänge gerecht unter sich auf, 2:2. Das erste Break in diesem Spiel erzielte Peter Wright, 3:2. „Cool Hand Luke“ ließ sich jedoch nicht lange bitten, und weil der Schotte im sechsten Durchgang gleich zwei Legdarts verpasst hatte, bestrafte Humphries dies umgehend, Re-Break und Ausgleich, 3:3. Im Endspurt des siebten Durchgangs Peter Wright noch auf der 116, Luke Humphries bereits auf der 61. Letzterer traf das Bullseye und die Drei, um sich Double-4 zu stellen, verpasste die aber um Haaresbreite. Mit 65 Punkten bei der nächsten Aufnahme kam Wright jedoch auch nicht entscheidend weiter. Humphries erneut mit der Chance, die nutzte er diesmal unverzüglich, 4:3. Im achten Durchgang benötigte auch der zweimalige bunte Weltmeister nur einen Dart aufs Doppel, um sein Leg zu halten, 4:4. Von vorne weg spielend war das 5:4 für „Cool Hand Luke“ ebenfalls kein wirkliches Problem, bevor ihm im zehnten Durchgang ein kleines aber effektives Paradestück gelang. Nachdem Peter Wright mit zwei 180ern in Folge schlichtweg zu spät kam, konnte Luke Humphries mit Aufnahmen von 140 – 180 – 149 – 32 zum besten Zeitpunkt einen genialen 11-Darter ans Board zaubern und sicherte sich so den 6:4-Erfolg über den Schotten.

Luke Humphries 6:4 Peter Wright
103,63 Average 94,19
4 180s 2
70 High-Finish 68
0 100+ Checkouts 0
6/11 Finishing 4/9

In den Halbfinals hieß es mal wieder Michael gegen Michael und Luke gegen Luke

Beide Partien hatte es in der ersten Runde des ersten Premier League-Abends ja auch schon gegeben. Im ersten Halbfinale trafen sich Michael van Gerwen und Michael Smith, der Niederländer hatte hier noch eine Rechnung offen. Zu Beginn noch ausgeglichen, teilten sie sich die ersten beiden Durchgänge, das Match hatte übrigens Michael Smith begonnen, 1:1. Dann legte der Niederländer einen kurzen Zwischenspurt ein, und nachdem der „Bully Boy“ im dritten Durchgang seinen einzigen Legdart aufs Bullseye weit daneben, in die Elf gesetzt hatte, holte sich „Mighty Mike“ zwei Legs in Folge, 3:1. Im fünften Durchgang war es nicht nur das Bullseye, das der Engländer ausließ, es waren gar drei weitere Legdarts, die er weit außerhalb des anvisierten Doppels versenkte, sodass Michael van Gerwen zu seinem nächsten Break gelangte, 4:1. Dann der Wendepunkt. Hatte „MvG“ in seinem heutigen Auftaktspiel gegen Nathan Aspinall noch seinerseits ein furioses Comeback hingelegt, war er nun derjenige, der der Aufholjagd des anderen fast ohnmächtig zuschauen musste. Vier Legs in Folge platzierte Michael Smith fast alles exakt dort, wo er es haben wollte. Herausragendes Bravourstück war dabei der achte Durchgang zum 4:4. Mit 180 – 140 – 170 – 11, gelang dem Weltmeister von 2023 ein besonders sehenswerter 11-Darter. Nun war der Engländer also zum ersten Mal in dieser Halbfinalpartie in Führung gegangen, 5:4. Doch Michael van Gerwen zog seine Socken hoch, resoluter denn je straffte er die strapazierte Fußbekleidung in die Höhe. Wir wissen natürlich genau, was das bedeutet … „Mighty Mike“ ließ Taten folgen, der Ausgleich zum 5:5 war das Resultat dessen. Zum dritten Mal ging es an diesem Abend über die volle Distanz. Michael Smith hatte den Vorteil des Anwurfs, doch van Gerwen pulverisierte den Bonus der drei zusätzlichen Pfeile mit sechs perfekten Darts. Nach sechs Würfen auf der 141 angekommen, benötigte er lediglich fünf weitere Versuche, um den 6:5-Erfolg einzuheimsen. Michael van Gerwen im Finale, während der Tagessieger der Vorwoche raus war.

Michael van Gerwen 6:5 Michael Smith
107,10 Average 98,17
6 180s 3
87 High-Finish 96
0 100+ Checkouts 0
6/14 Finishing 5/11

Spannung pur bis zum Schluss

Wer heute Abend sein Finalgegner sein würde, wurde im nächsten Duell, Luke gegen Luke, ausgefochten. Die dritte Neuauflage des WM-Finales, Luke Humphries gegen Luke Littler, stand an. Luke Littler mit dem ersten Anwurf, und nachdem Humphries vier Breakdarts nicht nutzen konnte, ging der Shooting-Star mit 1:0 in Front. Littler hatte im zweiten Durchgang seinerseits eine Breakmöglichkeit (auf Bullseye), konnte die ebenfalls nicht in Kapital umwandeln, 1:1. Im dritten Durchgang dann einmal mehr ein fantastischer 11-Darter (134 – 131 – 140 – 96) vom 11 Jahre jüngeren Luke, 2:1. Mit 13 Darts im vierten Durchgang stellte sich Luke Humphries nicht weit hintendran, vor allem erzielte er damit den Ausgleich, 2:2. Das erste Break dieses Matches erzielte „Cool Hand Luke“ und zwar im fünften Durchgang, hierfür benötigte er gar nurmehr 12 Darts (140 – 180 – 140 – 41). 3:2. Es war eine hochklassige Auseinandersetzung, die alles hielt, was sie versprochen hatte, inklusive einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Entsprechend eng ging es weiter, beide starteten mit dem Maximum ins sechste Leg. Humphries ließ dem die 140, die 145 und die 36 folgen, der nächste 12-Darter, und das 4:2 war in trockenen Tüchern. Doch schon war „The Nuke“ wieder zur Stelle, holte sich seinerseits zwei Legs in Folge, und prompt war auch der Ausgleich wieder hergestellt. Wobei sich Littler im achten Durchgang gar fünf Breakdarts am Ziel vorbei leisten und seinem Kontrahenten dennoch das Leg abnehmen konnte. 4:4. In den nächsten beiden Durchgängen brachten beide wieder souverän ihren Anwurf durch, (5:5), und so ging es ein weiteres Mal über die volle Distanz. Beide mit ähnlich starkem Scoring unterwegs, doch Luke Littler wusste den Vorteil des Anwurfs zu nutzen und zog als 6:5-Sieger ins Finale ein. Diesmal war es Luke Humphries, der mit einem Average von 103,86 unterlag, während sein Gegner mit 98,78 im Durchschnitt überlegen war. Natürlich war es die weit bessere Checkout-Quote von Luke Littler (40%), die ihm den Sieg einbrachte. (Luke Humphries: 31,25%). Außer dem Finalticket bekam der Nachwuchsstar auch noch die herzliche Gratulation von Luke Humphries, der mit dem Berliner Publikum weit glücklicher sein konnte, als dies noch vor einer Woche in Cardiff der Fall gewesen war.

Luke Littler 6:5 Luke Humphries
98,78 Average 103,86
2 180s 4
96 High-Finish 41
0 100+ Checkouts 0
6/15 Finishing 5/16

Auch das Finale ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Michael van Gerwen gegen Luke Littler, so hieß die Finalpaarung des zweiten Spieltags der Premier League-Saison 2024. Der Niederländer hatte nicht nur den ersten Anwurf, sondern auch die eine oder andere Anlaufschwierigkeit, sodass Luke Littler in rasanter Manier zunächst 2:0 in Führung ging. Dann zügelte der junge Engländer das Tempo seiner Treffsicherheit geringfügig, schon war „Mighty Mike“ auf dem Plan und schnappte sich seinerseits zwei Legs in Folge, 2:2. Im fünften Durchgang holte sich van Gerwen mit einem 11-Darter, inklusive zwei aufeinanderfolgender Maxima, das 3:2 und ging somit zum ersten Mal in diesem Finale in Front. Doch auch dieses Spiel sollte wieder eine ganz enge Kiste werden, der Ausgleich war nur ein paar Augenaufschläge entfernt, 3:3. Im Wechselschritt ging es weiter bis zum 5:5. Keiner schenkte dem anderen auch nur einen Millimeter, die Kontrahenten ließen sich gegenseitig kaum die Luft zum Atmen. Wobei zum Luftholen auch keine Zeit war, so rasend schnell hauten sie sich die Legsdarts um die Ohren. Zum fünften Mal an diesem Abend ging es ins elfte und entscheidende Leg. Wobei auch in den beiden übrigen Partien zehn Legs ausgespielt worden waren, über mangelnde Matchdauer konnte man sich in Berlin wahrlich nicht beklagen. „MvG“ begann den Decider, doch er brachte es lediglich auf magere 57 Punkte. Littler wollte dem offensichtlich nicht nachstehen, warf ebenfalls 57 Punkte. Dann ließ van Gerwen seine vierte 180 des Matches folgen, der 17-jährige Engländer tat es ihm zwei Aufnahmen später gleich, bei ihm war es das zweite Maximum in diesem Finale. Mit mehr oder minder großen Schritten ging es für beide Richtung Zielgerade. Der Niederländer mit dem ersten Matchdart, doch der Versuch aufs Bullseye ließ ihm 25 Punkte Rest. Auch Luke Littler sollte zwei Möglichkeiten bekommen, das Match zuzumachen. Und es war ausgerechnet sein Parade-Checkoutfeld, die Double-10, die er sonst noch im Schlaf trifft, doch diesmal bei zwei aufeinanderfolgenden Versuchen verpasste. „Mighty Mike“ war wieder am Zuge: zuerst die Neun, um sich Double-8 zu stellen. Doch statt in besagtem Doppelfeld, landete der Pfeil nur im einfachen 8er-Segment. Letzte Chance auf der Double-4. Und die traf er dann sicher und mittig. 6:5 für Michael van Gerwen, der somit den Tagessieg einfuhr. Luke Littler stürmte sichtlich bedient von der Bühne. Ob es die verpasste Gelegenheit war oder ob ihn irgendetwas anderes verärgert hatte, war nicht eindeutig auszumachen. Der niederländische Tagessieger, der im ersten Spiel des Abends schon beinah am Rande einer Niederlage angekommen und nur durch ein brillantes Comeback noch bis zum Finale dabei gewesen war, zeigte in jedem Fall ausgelassene Freude und Zufriedenheit.

Michael van Gerwen 6:5 Luke Littler
101,07 Average 100,28
4 180s 2
80 High-Finish 94
0 100+ Checkouts 0
6/15 Finishing 5/13

Alles in allem ein gelungener Abend in der Mercedes-Benz Arena, in der beste Stimmung herrschte, mit einem wunderbar motivierenden Publikum, erstklassigen Vorstellungen und einem prächtig aufspielenden Tagessieger, Michael van Gerwen. Bis nächste Woche: stay bright, nice flight!

Viertelfinals Halbfinals Finale
Best of 11 Best of 11 Best of 11
4 N.Aspinall
6 M.v.Gerwen 6 M.v.Gerwen
6 M.Smith 5 M.Smith
5 G.Price 6 M.v.Gerwen
6 L.Littler 5 L.Littler
5 R.Cross 6 L.Littler
6 L.Humphries 5 L.Humphries
4 P.Wright

Fotos © PDC @ Darts1

Premier League Darts


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