Martin 'The Wall' Schindler
Martin "The Wall" Schindler

Martin Schindler
Portrait Teil 2

Vor anderthalb Jahren trafen wir Martin Schindler zu einem Interview. Damals hatte er gerade sein erstes DDV-Event im Einzel gewonnen und sich bereits ein Mal für ein European Tour Event qualifiziert. In der Zeit bis heute ist eine Menge passiert und so suchten wir ihn erneut auf. Wir sprachen mit ihm über seinen Fortschritt, seine Ziele, besondere Matches und die allgemeine Entwicklung im deutschen Dartsport.

Das Phil Taylor-Phänomen

Martin „The Wall“ Schindler aus Strausberg steckte beim letzten Treffen noch im Abiturstress. Inzwischen hat er die Schule beendet und strebt eine Ausbildung als Industriekaufmann an. Aber auch seine Dartskarriere nimmt einen immer größeren Bestandteil seines Lebens ein. Inzwischen hat er mit One80 Darts einen Sponsor, der aktuell auch Martins erste eigene Darts produziert. Trotz seiner starken Ergebnisse, sieht der 27-Jährige sein Können eigentlich nicht auf einem höheren Level als beim letzten Mal: „Ich spiele eigentlich noch auf dem gleichen Niveau. Der Unterschied ist, ich bin konstanter geworden, vor allem in wichtigen Momenten. Ich bin selber sehr fasziniert von dieser Entwicklung. Allerdings sind meine Ausgaben für Turniere inzwischen gesichert, sodass ich viel befreiter aufspielen kann, das spielt natürlich auch mit rein.“

Martin Schindler bei der European Darts Trophy 2015 in Mülheim
Martin Schindler bei der European Darts Trophy 2015 in Mülheim

Die Ruhe in einem dieser wichtigen Momente hat er bei den World Masters 2015 behalten. Er bekam es nach einem Sieg gegen Mark Westgarth in der Runde der letzten 80 mit dem zweimaligen BDO-Weltmeister Ted Hankey zu tun. „Ich wusste genau gegen wen ich da spiele und mir war klar, ich musste alles aus mir raus holen, um eine Chance zu haben“, erinnert sich Martin. Und er rief sein Können ab. Warf Ted eine 180, konterte Schindler mit einer eigenen 180. Auch auf die Doppel war er sehr gut und so siegte er schlussendlich mit 3:0 in den Sätzen. Ähnlich wie bei Spielern die Phil Taylor bei einer WM schlagen und eine Runde später ausscheiden, erging es dann auch Martin. Er unterlag Kyle McKinstry mit 0:3 und schied aus. „Das Problem damals war, dass ich nach dem Spiel mit Ted Hankey nur etwa fünf Minuten Zeit hatte um runterzukommen. Ein Gang zur Toilette war noch drin, aber so richtig verarbeiten konnte ich den Erfolg nicht“, erzählt „The Wall“. So kam es, dass er im nächsten Match anfing nachzudenken, was seinem Spiel schadete. Aber auch aus dieser Situation konnte er die richtigen Schlüsse ziehen und sich weiter verbessern.

„Ich will Weltmeister werden“

Am 18. Juni qualifizierte sich Martin nun zum zweiten Mal für die Junioren-Weltmeisterschaft der PDC. Dort gibt es für ihn nur eine Zielsetzung: „Ich will Junioren-Weltmeister werden, ganz klar.“ Schindler weiß, dass dort Spieler wie Dimitri van den Bergh, Keegan Brown, Nathan Aspinall und Titelverteidiger Max Hopp antreten, er hält aber jeden Spieler dort für durchaus schlagbar. „Ich weiß was ich kann. Natürlich haben die Spieler dort weit mehr Erfahrung auf großen Bühnen als ich, aber bis auf das Finale spielen wir auf keiner großen Bühne. Dennoch wird es natürlich extrem schwer den Titel zu gewinnen, ich werde aber alles geben und glaube an mich“, so Martin. Bis zum Oktober hat der 20-Jährige noch Zeit, bis die Junioren-WM startet. „Solange versuche ich noch an mir zu arbeiten und dann hoffentlich optimal vorbereitet ins Turnier starten.“

Doch nicht nur die Junioren-Weltmeisterschaft hat Martin Schindler ins Auge gefasst. Er qualifizierte sich als Nachrücker für die Bulls Super League, bei der er einen furiosen Start hinlegte. „Bei meinem Debüt schlug ich Spieler wie Sascha Stein, Kevin Münch und Rene Eidams. Letzteren dann sogar mit 6:0. Das sind wirklich starke Spieler, ich war selbst überrascht wie gut das lief“, so Martin. Er sieht dort die Teilnahme am Finale durchaus als machbar, wenn er das, was er dort bisher zeigte, auch weiter abrufen kann. Aber es sei noch ein weiter Weg. Ganz nebenbei fuhr er am Tag nach der Qualifikation für die Junioren-Weltmeisterschaft zu den German Masters und konnte sich dort den Sieg im Einzel sichern. „Ich hatte ein gutes Gefühl und wusste, ich könnte sehr weit kommen. Auch wenn ich zwischendurch mit anderthalb Füßen im Aus stand, habe ich doch die Kurve gekriegt und bin sehr zufrieden, dass es für den Turniersieg reichte.“

„Ein Match gegen Adrian Lewis wäre der Hammer“

Martin Schindler fährt häufig zu Qualifier-Events der European Tour. Dort konnte er sich seit dem letzten Mal auch noch das eine oder andere Mal für das Hauptfeld qualifizieren. So zum Beispiel bei der European Darts Trophy 2015. Dort bekam er es in der ersten Runde mit James Wilson zu tun, gegen welchen er jedoch mit 4:6 unterlag. Ärgerlich für ihn war, dass sein Gegner in der zweiten Runde Adrian Lewis gewesen wäre. „Das wäre wirklich der absolute Hammer gewesen. Gegen den zweifachen Weltmeister, gegen einen der besten Spieler der Welt antreten zu dürfen. Ich bin mir sicher ich hätte ihm einen tollen Kampf geliefert, ich hätte alles aus mir rausgeholt“, sagt Martin.

Auch bei den Dutch Darts Masters 2016 war „The Wall“ mit dabei. Ein Event, welches ihn im Nachhinein noch ziemlich ärgerte, dabei fing alles so gut an. „Die Qualifikation war ja drei Wochen vorher, also konnte ich mich super vorbereiten. Beim Einwerfen warf ich dann auch einen 9-Darter, sodass ich merkte, dass ich in grandioser Form war“, erinnert sich Martin. Er bekam es dann in der ersten Runde mit Ritchie Edhouse zu tun und ging tatsächlich mit 4:1 in Führung. „Auch danach konnte ich mein gutes Level halten, jedoch bekam ich Probleme beim Auschecken. Ich stand bei 86 Rest, treffe die Triple-18, verpasse aber die Doppel-16. Ritchie machte aus. Gleiches Bild bei 71 Punkten Rest, es war sehr ärgerlich“, sagt Martin. Ärgerlich vor allem deshalb, weil er die Partie noch mit 4:6 verlor. In der folgenden Runde hätte er durch das krankheitsbedingte Fehlen Robert Thorntons ein Freilos gehabt und hätte direkt in Runde drei gestanden. „Das war eine riesige Chance, nur zwei Legs mehr und ich wäre der Europameisterschaft schon ziemlich nah gekommen. Ich habe mich da noch lange drüber geärgert, aber inzwischen habe ich es abgehakt“, erzählt Schindler.

„The Wall“ rockt die European-Tour

Martin Schindler unterliegt Robert Thornton äußerst knapp
Martin Schindler unterliegt Robert Thornton äußerst knapp

Das fällt auch nicht schwer, wenn man einen solch starken September hinlegen konnte. In dem Monat fanden insgesamt drei European Tour Events statt und Martin konnte sich bei zwei davon für das Hauptfeld qualifizieren. Dafür trat er auch unter seinem neuen Spitznamen „The Wall“ auf. „Der Spitzname kommt daher, dass ich einer der wenigen Spieler aus dem alten Ostdeutschland bin“, verrät Martin. Bei der European Darts Trophy in Mülheim gelang Schindler erstmals ein Sieg auf der größeren Bühne, als er Janos Vegsö bezwingen konnte. „Es war klasse mal in der ersten Runde eines European Tour Events zu gewinnen. Ich habe es immer wieder versucht auszublenden, dass mir das bis dahin noch nicht gelang. Denn ich wusste auch nach meiner Leistung in Venray schon, dass ich das Zeug zu mehr habe und ein Sieg nicht mehr weit weg war“, so Martin. Er traf in der zweiten Runde dann auf Robert Thornton und unterlag nur knapp mit 5:6. Die Fans waren auf seiner Seite und unterstützten ihn lautstark, was er versuchte auszublenden um sich voll auf sein Spiel fokussieren zu können.

Auch in Sindelfingen reichte es nach einem klasse Erfolg gegen Andy Boulton für die zweite Runde. Dort folgte dann allerdings eine klare Niederlage gegen den Belgier Kim Huybrechts. „Ob ich mit den großen Namen schon mithalten kann, schwierige Frage. Wenn ich gegen die spiele, dann nur auf einer Bühne und dort passiert ja noch viel drum herum. Aber ich kämpfe um den Anschluss an die richtigen Profis und hoffe, dass ich denen eines Tages ordentlich einheizen kann“, sagt „The Wall“. Seine Leistungen bleiben aber auch jetzt schon nicht unentdeckt. Paul Nicholson outete sich bereits als großer Fan von Martin Schindler. Nicht nur sein Spiel gefällt dem Australier, auch sein ganzes Image. „Ich finde so eine Bestätigung wie die von Paul Nicholson total klasse. Er ist mal einer der besten der Welt gewesen und so ein positives Statement über mich ist natürlich super, das freut mich wirklich“, so Schindler. Doch auch diese Erfolge sollen ihn nicht verändern. Martin versucht der zu bleiben der er ist. „Ich wurde von meinen Eltern gutmütig erzogen und so bin ich auch zu anderen. Immer nett und freundlich, das gehört sich so“, erzählt der Strausberger.


Eine Stadt, ein Team, Vikings Berlin

Neben seiner Einzelkarriere spielt Martin noch für die Bundesligamannschaft der Vikings Berlin. Dort wird er auch nach der insgesamt enttäuschenden, letzten Saison weitermachen. Das Team konnte den Abstieg erst durch einen Schlussspurt abwenden. „Die eher schlechten Ergebnisse kamen dadurch zustande, dass Leistungsträger wegen Arbeit oder krankheitsbedingt ab und an absagen mussten. Dadurch, dass die Gegner auch immer stärker werden, verliert man dann schon mal öfter“, erklärt Martin. Das hat aber nichts an seiner Liebe zu dem Team geändert. Er möchte unbedingt nochmal mit „seinen Jungs“ zur Bundesliga-Endrunde fahren, weil solche Erfahrungen das Team unheimlich zusammenschweißen. „Wir haben einfach eine klasse Truppe. Ich verstehe mich mit allen am Board aber auch außerhalb super, die Jungs bringen mich immer zum Lachen. Ich schätze es sehr, ein Teil dieser Mannschaft zu sein“, schwärmt Martin.

Den Dartsport in Deutschland sieht Martin in einer sehr positiven Entwicklung. Er sieht durch die Bundesliga und seine Reisen zu den European Tour Qualifiers immer mehr starke Spieler. Ein Hauptgrund für die Entwicklung sieht Schindler in Max Hopp: „Deutschland profitiert unheimlich von ihm. Er zieht als junger Spieler viele mit. Die Leute denken sich ‚Das was er kann, das kann ich auch. Wieso ist er jetzt im Fernsehen und nicht ich?‘“, sagt Martin. Dies führe dazu, dass die Spieler immer mehr an sich arbeiten und alles aus sich raus holen. „Ich höre auch immer mehr junge Spieler die sagen, dass sie mal einer der besten Spieler der Welt sein wollen. Der positive Weg im deutschen Dartsport trägt langsam Früchte“, denkt Schindler.

Seine Ziele für die nächste Zeit kann Martin ganz klar formulieren. Er will den Junioren-Weltmeistertitel und damit Max Hopp als Weltmeister ablösen. „Durch diesen Sieg würde ich mich dann auch für den Grand Slam of Darts qualifizieren, was natürlich auch einfach fantastisch wäre“, sagt Martin. Natürlich wird er auch in naher Zukunft noch viele Qualifikationsturniere für die European Tour Events spielen und dort versuchen sich für das Hauptfeld zu qualifizieren. Ein weiteres großes Ziel sei die Qualifikation für die Weltmeisterschaft im Ally Pally am Ende des Jahres, dort möchte auch er stehen. „Ich weiß, die Ziele sind sehr hochgesteckt. Aber ich bin überzeugt davon, dass man sich solche Ziele auch setzen muss, um letztlich den Erfolg zu haben, den man möchte“, sagt Martin. Und mit etwas Glück treffen wir Martin Schindler ja in anderthalb Jahren wieder und sprechen dann mit ihm über seinen Junioren-Weltmeistertitel und seine Teilnahme am größten Dartsevent der Welt: der PDC World Darts Championship.

Tobias Gürtler

Martin Schindler Fakten
Name Martin Schindler Spitzname The Wall
Geburtsort Strausberg Geburtstag 16. August 1996
Darts 23g Gary Anderson Phase 3 Walk-On Song Another Brick in the Wall

 Martin Schindler Porträt Teil 1

 Martin Schindler Porträt Teil 2

 Martin Schindler Porträt Teil 3

 Martin Schindler Porträt Teil 4


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