UK Open 2024: Schon das Achtelfinale machte klar, dass ein neuer Name die Siegerliste zieren wird

Am Nachmittag war mit Martin Schindler der letzte deutsche Hoffnungsträger ausgeschieden. Über weite Strecken hielt sich noch die Erwartung, dass der Deutsche dem englischen Nachwuchsstar, Luke Littler, Paroli bieten könnte, was Martin Schindler teilweise durchaus gelungen war. Für kurze Zeit war der Strausberger gar mit dem kleinen Sicherheitspolster des Breaks in Front marschiert. Doch dann vergab er zu viele Chance beim Checkout und holte damit seinen Gegner ins Spiel zurück.

Ansonsten gab es in der fünften Runde so manch überraschendes Ergebnis, denn, dass mit Nathan Aspinall, Michael Smith und Danny Noppert weitere Akteure aus den Top-10 ausscheiden würden, damit hatte nicht unbedingt jeder gerechnet. Der Titelverteidiger, Andrew Gilding hat sich ebenfalls bereits verabschiedet, dafür sind einige Namen verblieben, die man ursprünglich kaum auf dem Schirm hatte. Wer die Achtelfinals überstehen sollte, das würde sich in den nächsten Stunden zeigen. Heute Abend wurde nurmehr auf zwei Bühnen gespielt, lediglich die Distanz „Best-of-19-Legs“ war weiterhin dieselbe.

Und dann hieß es auch schon wieder „Game on“ für das Achtelfinale. Am Hauptboard duellierten sich zunächst Jonny Clayton und Dimitri Van den Bergh. Der Belgier hatte das Ausbullen gewonnen, zeigte sich im ersten Durchgang treffsicher und ging souverän mit 1:0 in Führung. Im zweiten Leg schaffte es Jonny Clayton nicht, mit sechs Darts 20 Restpunkte zu löschen und öffnete damit dem Gegner die Tür weit auf. Der nahm die Einladung dankend an, marschierte durch und sammelte das Break zum 2:0 ein. Kaum eine Aufnahme, in der Dimitri Van den Bergh nicht mindestens eine, wenn nicht gar zwei oder drei Triple-Felder traf und auch die Doppelausbeutung konnte sich absolut sehen lassen. Daraus resultierte ein flottes 3:0. Auch im vierten Durchgang vergab „The Ferret“ sein begonnenes Leg, weil er partout kein Checkout-Segment zu treffen vermochte. 4:0 für den Belgier, der seinerseits mittlerweile auch nicht mehr unbedingt jeden Dart im Doppel versenkte, doch dann irgendwie zumindest das bessere Timing fand. Erst im fünften Durchgang hatte Jonny Clayton ins Spiel gefunden, demonstrierte dann aber auch gleich einen imposanten 12-Darter, wobei er die verbliebenen 99 Punkte eindrucksvoll mit 19, Tops-Tops löschte und damit gar ein Break erzielte, 1:4.

Doch schon im sechsten Durchgang waren dem Waliser wieder die Triple abhandengekommen, Dimitri Van den Bergh nutzte die erneute Schwächephase des Gegners zum Re-Break, 5:1. Seinen Anwurf im siebten Durchgang hielt der Belgier ungefährdet, 6:1. Einen weiteren Anlauf für ein effektives Comeback nahm Jonny Clayton im achten Durchgang. Aufnahmen von 121 – 45 – 180 ließen ihm 155 Punkte Rest. Und als er das nächste Mal ans Oche trat versenkte er seine Pfeile in der Triple-20, der Triple-19 und der Double-19. Er konnte es also doch noch. Nach diesem beeindruckenden 12-Darter stand es aus seiner Sicht: 2:6. Im nächsten Durchgang packte Clayton Aufnahmen von 140 – 122 – 177 – 62 aus und verkürzte mit diesem 11-Darter auf 3:6. „Warum nicht von Anfang so?“, wird sich der Waliser gefragt haben. Trotzdem war die kleine Serie an dieser Stelle für ihn erstmal beendet, denn zwischenzeitlich meldete sich auch Dimitri Van den Bergh wieder zur Stelle. Entschlossen führte er das zehnte Leg zum Break und baute seinen Vorsprung wieder etwas weiter aus, 7:3.

Jonny Clayton war sich bewusst, dass ihm nicht mehr allzu viel Zeit blieb, wollte er in diesem Achtelfinale noch ein Wörtchen mitreden. Im elften Leg kämpfte er wieder erheblich mit dem Double-Trouble, doch diesmal war es ihm gelungen, sich weiter abzusetzen und dadurch hatte er sich mehr Zeit verschafft für die zahlreichen Checkout-Versuche. Das 4:7 brachte ihn wieder geringfügig näher an den Gegner heran. Das High-Finish, 122 (T18, T18, D7) im zwölften Durchgang bescherte Clayton das 5:7, bevor auch der „Dreammaker“ wieder mal seine Fühler nach dem Leggewinn ausstreckte. Durchgang 13 konnte sich Dimitri Van den Bergh mit einem 14-Darter greifen, 8:5. In den nächsten zwei Durchgängen war abermals Jonny Clayton am Zug, inklusive dieser beiden Leggewinne hatte der Waliser nach einem 1:6-Rückstand bis zum Anschluss 7:8 aufgeholt und konnte nun hoffen, doch noch eine Chance aufs Viertelfinale zu erhalten. Aber Dimitri Van den Bergh, der die Führung das ganze Match über innehatte, dachte gar nicht daran, an diesem Fakt irgendeine Korrektur zuzulassen. Bevor sein Kontrahent abermals zuschlagen konnte, um den Ausgleich zu erzielen, beeilte sich der 29-jährige Antwerpener, das 9:7 einzutüten. Und um auf der ganz sicheren Seite zu sein, packte der „Dreammaker“ im 17. Durchgang auch noch das High-Finish, 107 (19, T16, D20) aus. 10:7 für Dimitri Van den Bergh, den wir auch morgen wieder am Oche erleben dürfen. Jonny Clayton hatte das Match über sogar den geringfügig höheren Average gespielt, doch sein Checkout ließ heute einfach zu häufig zu wünschen übrig.

Parallel dazu hatte Ricky Evans inzwischen an Board zwei seinen rasanten Siegeszug fortgesetzt. Luke Woodhouse war es lange gelungen das rapide Tempo mitzugehen, doch irgendwann hatte Ricky Evans seinen Gegner abgehängt und mit 10:6 bezwungen.

„Chizzy“ und die Major-Misere

Am Hauptboard trafen sich nun Luke Littler und Dave Chisnall. Luke Littler hatte den ersten Anwurf, aber Dave Chisnall setzte das erste Ausrufezeichen. Nach ausgezeichnetem 12-Darter vollendete „Chizzy“ das Break mit High-Finish, 122 (T18, 18, Bullseye), 1:0. Im zweiten Durchgang bestätigte der Spieler aus St. Helens dieses Break und lag mit 2:0 vorne. Ab Leg Drei war auch Luke Littler im Match angekommen, 13 Darts später stand es 1:2. 13-Darter kann auch Dave Chisnall, Folge dessen hieß es nach dem vierten Durchgang 3:1. Der 17-jährige Engländer war nun richtig im Flow, die nächsten drei Durchgänge gab es kein Halten für ihn und im Nu hatte Luke Littler den 1:3 Rückstand in eine 4:3-Führung transformiert. Noch hatte sich der Gegner nicht im Kopf von Dave Chisnall eingenistet, unbeirrt zauberte der den nächsten 12-Darter aus dem Hut und erzielte den Ausgleich, 4:4.

Dann häuften sich die Aussetzer aufseiten des 43-Jährigen, der seit man zurückdenken kann, seinem gelben Trikot treu ist. Luke Littler nutzte diese Phase für drei unbeständig durchwachsene Leggewinne in Folge, spätestens ab Durchgang Elf war seine gewohnte Durchschlagskraft wieder zurückgekehrt. 7:4. Im zwölften Durchgang grätschte Dave Chisnall nochmal entschlossen dazwischen, 5:7. Das sollte es dann aber auch für „Chizzy“ gewesen sein, denn fortan spielte nur noch einer: Luke Littler. Die letzten drei Durchgänge dieses Matches gehörten dem Nachwuchsstar. Wobei besonders der 12-Darter in Leg 14 ausgesprochen bemerkenswert war, als er der 180 eine 171 folgen ließ und anschließend auch die verbliebene 94 mit nur einer Aufnahme selbstsicher herausnahm. Wie Luke Littler hatte auch Dave Chisnall einen Average über 100 gespielt, doch zu mehr als fünf Leggewinnen sollte dieser Durchschnitt für „Chizzy“ nicht reichen. 10:5, Luke Littler im Viertelfinale.

Als dem „Flying Scotsman“ die Flügel gestutzt wurden

Am Nebenboard trafen sich Gary Anderson und Martin Lukeman, deren Matchverlauf man mit Fug und Recht als größere Überraschung bezeichnen darf. Vor allem da der charismatische Schotte in den letzten Wochen und Monaten immer wieder überragende Performances an den Tag gelegt hatte und eine Formstärke aufwies, die an seine besten Zeiten erinnerte. Gut, Martin Lukeman hatte gestern den eher unscheinbaren UK-Champion von 2022, Danny Noppert, aus dem Turnier verabschiedet, aber da war der Matchverlauf durchaus ausgeglichen. Hier ging der Engländer jedoch zuerst mit 3:0, dann gar mit 6:1 und anschließend auch nochmal mit 7:2 in Front. Gary Anderson schaffte es dann zwar, zumindest noch auf 5:7 zu verkürzen, das war es dann aber auch schon wieder für den Doppelweltmeister. Martin Lukeman ließ sich bis zum 10:5 nicht mehr stoppen.

Der König findet seinen Meister

Auf der Hauptbühne war nun der amtierende Weltmeister eingetroffen: Luke Humphries wurde heute Abend von Mervyn King gefordert, der bis einschließlich Runde fünf in der Lage gewesen war, immer wieder seine alten Stärken aufblitzen zu lassen. Aber mit Luke Humphries stand heute Abend eben der aktuelle Weltranglistenerste gegenüber und da brauchte es mehr, als Routine und großen Erfahrungsschatz. Vor allem, wenn „Cool Hand Luke“ den „Humphries Express“ ins Rennen schickte und genau das tat er im heutigen Abendmatch auch von Anbeginn. Im Schnelldurchgang räumte der 29-jährige Engländer mit dem lässigen Wurfstil sechs Durchgänge in Folge ab, wobei er insbesondere im fünften Leg zu beeindrucken wusste, als er mit Aufnahmen von 140 – 180 – 145 – 36 einen imposanten 10-Darter hinlegte. 6:0. In Durchgang Sieben schaffte es auch Mervyn King, sich auf der Grafiktafel zu manifestieren, zumindest der erste Leggewinn war ihm sicher, 1:6. Hatte der „King“ hier nur seinen Anwurf gehalten, so gelang ihm ein Durchgang später gar das Break und damit die Verdoppelung der Anzahl seiner gewonnenen Legs auf der Anzeigentafel, 2:6. Das Break bestätigte Mervyn King im Anschluss auch noch, der Hattrick war gelungen. 3:6. Zwischenzeitlich hatte der „Humphries-Express“ seinen kurzzeitigen Halt beendet, womöglich hattte er die Gelegenheit auch genutzt, um nochmal nachzutanken, denn mit höchst konstanten Aufnahmen tütete Luke Humphries auch Durchgang Zehn bis Zwölf ein, 9:3. Im 13. Leg noch ein letztes kaiserliches Aufbäumen des „Kings“ zum 4:9, bevor ihm der Weltmeister im 14. Durchgang endgültig das Zepter aus der Hand nahm. 10:4 für Luke Humphries.

Damon Heta spricht zwei Sprachen: Englisch und Klartext

Damon Heta hatte am Nachmittag noch erklärt, wie viel Arbeit hinter dem Erfolg steht, sowohl was das Training am Board betrifft, wie auch das körperliche Fitnessprogramm. Dass man all diese Dinge, die wirklich wesentlich sind, als Außenstehender gar nicht wahrnimmt. Zudem betonte der Australier, dass ihm die fehlende mediale Aufmerksamkeit relativ egal ist, aber er möchte nicht als der Profi gelten, der keine Beständigkeit ans Oche bringen kann. Zudem ärgerte sich Damon Heta über eigene Momente, wo er im Spiel zu emotional reagiert und deswegen Legs unbewusst wegwirft. Heute Abend bekam der ehemalige Feuerwehrmann im Match gegen den niederländischen Shootingstar, Gian van Veen, gleich eine weitere Gelegenheit, um zu beweisen, dass er die Konstanz seiner Treffsicherheit das ganze Turnier über aufrecht erhalten kann. Und genau das tat er auch. In einem unglaublich starken Kopf-an-Kopf-Rennen gegen Gian van Veen, gelang es Damon Heta immer wieder, die Nase vorne zu halten und letzten Endes sicher über die Ziellinie zu traben. 10:8 für den Australier.

Kurzen Prozess machte im Anschluss Rob Cross mit seinem jungen Kontrahenten aus Irland, Keane Barry, dem er kaum Chancen einräumte. Ein 10:4 unterstrich die großartige Form des Engländers bei diesem Turnier.

Konnte Peter Wright seine Nachmittagsform in den Abend transportieren?

Die Abschlusspaarung der Achtelfinals bildeten Stephen Bunting und Peter Wright. Stephen Bunting, der das Ausbullen für sich entschieden hatte, stürmte erstmal mit 3:0 nach vorne. Herauszuheben ist hierbei der zweite Durchgang, in welchem „The Bullet“ nicht nur einen fabelhaften 12-Darter ans Board feuerte, sondern diesen auch mit dem High-Finish, 164 (T19, T19, Bullseye) krönte. Mit überzeugenden 14 Darts warf Peter Wright den Bremsklotz dazwischen, das 1:3 brachte auch ihn ins Spiel. Doch schon im vierten Durchgang demonstrierte Stephen Bunting wie zweckdienlich der „Big Fish“-Betrag als Set-up-Shot sein kann. Nachdem er sich mit 170 gelöschten Punkten die 32 aufbereitet hatte, war auch das 4:1 nur noch Formsache.

Peter Wright war klar, er musste schnell reagieren, weil sonst der Zug ins Viertelfinale für ihn früher abgefahren war, als ihm lieb sein konnte. Dreimal die 100 in Folge sowie 140 und 61 ausradiert – das 2:4 war dem Schotten sicher. Nachdem er zuvor nur seinen Anwurf gehalten hatte, vermochte Peter Wright im siebten Durchgang auch das Break zu erringen, 3:4. Und als „Snakebite“ jenes Break mit überzeugendem 13-Darter im achten Leg auch noch bestätigen konnte, war gar der Ausgleich hergestellt, 4:4. Stephen Bunting hatte sich die Aufholjagd in aller Seelenruhe angesehen und befand es nun an der Zeit, wieder selbst ins Geschehen einzugreifen. Seine erste diesbezügliche Maßnahme war das High-Finish, 114 (20, T18, D20) im neunten Durchgang, und damit ging er abermals in Führung, 5:4. Dem ließ der Engländer das Break im zehnten Durchgang folgen. Dass Peter Wright erneut mit Double-Trouble kämpfte, spielte Bunting dabei wunderbar in die Karten. 6:4.

Der Weltmeister von 2020 und 2022 antwortete mit dem Re-Break, konnte das im zwölften Durchgang auch bestätigen und hatte damit ein weiteres Mal den Ausgleich durchgesetzt, 6:6. Aber irgendwie erweckte es den Anschein, dass Stephen Bunting, fast schon kontrolliert, den Gegner zwar immer wieder herankommen ließ, dann aber rechtzeitig das Stoppschild rausziehen und (just in time) den diskreten Abstand wieder herstellen konnte. Abermals drei Leggewinne in Folge, und schon war der komfortable Vorsprung wieder in trockenen Tüchern. 9:6 für Stephen Bunting. Aber Peter Wright wirkte heute besonders entschlossen, holte nochmal alles an Kampfgeist aus dem Köcher, was er mitgebracht hatte und setzte zur nächsten Dreierserie an. Mit äußerster Willensstärke blieb der Schotte so lange am Drücker, bis er die Verlängerung erzwungen hatte, 9:9. Im Decider, in dem der Engländer den ersten Anwurf hatte, begannen beide stark, beide näherten sich rasant der Ziellinie, doch im entscheidenden Moment stellte sich Peter Wright mit der 163 eine Bogey-Zahl. Der Ärger darüber war ihm ins Gesicht geschrieben, während Stephen Bunting zu diesem Zeitpunkt nurmehr die 132 vor Augen hatte, für die er sich folglich sechs Würfe Zeit nehmen konnte. Die musste der BDO-Weltmeister von 2014 nicht mal komplett ausschöpfen, denn vier Darts später hatte er den Pfeil im Doppel versenkt. 10:9 für den amtierenden Masters-Sieger, Stephen Bunting.

Wie immer fand im Anschluss noch die Auslosung für die nächste Runde statt und die verriet uns, dass auch in den Viertelfinals hochspannende Matches auf uns warten. Morgen also der komplette Finaltag, bis dahin gute Erholung und stay bright, nice flight!

UK Open


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