Nach dem Rückstand überragend: Price bezwingt Cullen

Am Donnerstagabend wurden beim World Grand Prix 2022 die vier noch fehlenden Viertelfinalisten gesucht. Das Topspiel des Abends war die Begegnung zwischen dem Weltranglistenersten Gerwyn Price und dem Masters-Champion Joe Cullen. Auch im abschließenden Match zwischen Danny Noppert und Nathan Aspinall trafen zwei Profis aus der erweiterten Weltspitze direkt aufeinander. Darüber hinaus spielten Martin Lukeman und Ross Smith sowie Daryl Gurney und Madars Razma gegeneinander.

Zwei Debütanten kommen weiter: Siege für Lukeman und Razma

Gleich das erste Match bot sowohl für Martin Lukeman als auch für Ross Smith die große Chance, das Viertelfinale eines Major-Turniers zu erreichen – für Lukeman wäre es eine Premiere. Nach drei absolvierten Legs konnte Lukeman auf eine 2:1-Führung blicken. Allerdings hatte „Smash“ in beiden von ihm gewonnenen Legs das Glück, je einen Breakdart schadlos zu überstehen. Auf der anderen Seite erzwang Smith dank eines wichtigen 72er-Checkouts den Decider. Während Lukeman dort zwei Setdarts ungenutzt ließ, löschte Smith 67 Zähler und machte die 1:0-Führung perfekt. Zu Beginn des zweiten Satzes gelang Lukeman ein frühes Break, doch Smith konterte umgehend mit einem perfekt ausgeführten 100er-Finish. Im Gegensatz dazu gingen die beiden darauffolgenden Legs ohne weitere Breaks vonstatten, sodass auch Satz Nummer zwei über die volle Distanz ging. Dabei lief es diesmal genau andersherum als im ersten Durchgang: Smith setzte zwei eigene Setdarts in den Sand und ermöglichte es Lukeman, zum 1:1 auszugleichen. Im dritten Satz scheiterte Smith haarscharf an 139 Restpunkten, sodass Lukeman per 89er-Finish doch noch den eigenen Anwurf hielt. Davon erholte sich Smith im Laufe dieses Durchgangs nicht mehr, der „Smudger“ geriet ins Hintertreffen. Lukeman gewann somit alle drei Legs und hatte mit dem 2:1 die Führung erobert.

Wenige Minuten später beendete Smith die Serie von vier verlorenen Legs hintereinander, durfte sich im Anschluss daran jedoch ein 124er-Finish seines Konkurrenten anschauen. Auch die nächsten beiden Legs wurden fair aufgeteilt, wobei Lukeman mit einem 78er-Checkout auf das 64er-Finish von Smith antwortete. Es folgte nun ein weiterer Decider, den Smith zwingend für sich entscheiden musste. Das schaffte er letztlich auch. Nach einer perfekten 174er-Aufnahme traf Smith die Doppel-8 und sorgte für den fünften und entscheidenden Satz. Dort ließ Smith eine wichtige Breakchance liegen, war im zweiten Leg aber mit einem 72er-Finish erfolgreich. Nachdem sich Lukeman anschließend wieder in Front gebracht hatte, erhielt er bei 45 Restpunkten die Chance, das Match zu beenden. „Smash“ hatte in diesem so wichtigen Moment jedoch einen kompletten Blackout. Er traf statt der vorgesehenen großen 13 die Single-3 und warf dann zweimal außen an der Doppel-16 vorbei. Durch den Rechenfehler erspielte er sich de facto jedoch keinen Matchdart. Smith rettete sich nach eigenen Schwierigkeiten auf der Doppel-1 und erzwang das alles entscheidende Leg. Dort hätte Smith zwingend 107 Punkte löschen müssen, ein Matchdart war ihm jedoch nicht vergönnt. Lukeman blieb diesmal eiskalt und traf die Doppel-20 mit dem ersten Versuch. Der 3:2-Sieg und der damit verbundene Einzug in die Runde der letzten Acht ist für Martin Lukeman der größte Erfolg seiner Karriere.

Im zweiten Spiel des Abends traf der World Grand Prix-Sieger von 2017, Daryl Gurney, auf Madars Razma. Mit seinem 110er-Highfinish setzte Gurney den Startschuss, Razma benötigte für seinen ersten Leggewinn kurze Zeit später ebenfalls 15 Darts. Mit seinem daran anknüpfenden 13-Darter sorgte Razma für die Vorentscheidung im Auftaktsatz. Der Lette platzierte wenig später seinen dritten Setdart in der Doppel-20 und schnappte sich das 1:0. Auch im zweiten Durchgang gab Razma das Kommando vor. Er überstand zunächst zwei Breakdarts gegen sich unversehrt und kam dank eines 14-Darters unmittelbar danach selbst zum Break. Es folgte noch ein 15-Darter, mit dem Razma nicht nur ein sechstes Leg hintereinander gewann, sondern auch seinen zweiten Satzgewinn verbuchte.

Die Serie von „Razmatazz“ endete erst nach der Unterbrechung, als er selbst drei Breakdarts ungenutzt ließ. Zum Start des zweiten Legs feuerte Razma sogar acht Darts am Doppelring vorbei, sodass das Break für Gurney die logische Konsequenz war. Razma verkürzte zwar innerhalb dieses dritten Durchgangs, konnte ihn aber nicht mehr zu seinen Gunsten drehen. „Superchin“ brachte kurz darauf 90 Restpunkte auf Null und lag insgesamt betrachtet nur noch mit 1:2 in Rückstand. Auch in den vierten Satz startete Gurney erfolgreich, der 15-Darter brachte ihm ein Break ein. Dieses ließ sich Razma aber nicht lange gefallen, für die sofortige Antwort genügte ihm sogar ein Wurf weniger. Da die nächsten beiden Legs ebenfalls gerecht aufgeteilt worden waren, folgte nun ein enorm wichtiges Entscheidungsleg: während Razma bei eigenem Anwurf den Deckel drauf machen wollte, musste Gurney unbedingt breaken, um im Turnier zu bleiben. Letzten Endes war es Razma, der hier und jetzt sein großes Ziel erreichte. Er versenkte direkt den ersten Matchdart in der Doppel-8, siegte mit 3:1 und zog genau wie Lukeman zuvor auch erstmals in seiner Karriere in das Viertelfinale bei einem TV-Turnier ein. Der Average von 92,4 Punkten dokumentierte die starke Leistung des Letten.

Wenn er auch in der nächsten Woche noch die Nummer eins der Welt sein will, muss Gerwyn Price diesen Wettbewerb gewinnen. Mit Joe Cullen stellte sich ihm aber bereits in der zweiten Runde ein hochkarätiger Gegner in den Weg. Der „Iceman“ erzielte mit seinen ersten sechs Darts in diesem Match exakt null Punkte, konnte seinen Anwurf aber letztlich doch noch verteidigen. Genau das gelang Cullen kurz darauf nicht, weil er sechsmal beim Double-Out gepatzt hatte. Der Engländer holte sich zwar das direkte Rebreak, konnte sich darüber aber nur kurz freuen. Price konterte sofort mit einem 13-Darter und brachte damit den Auftaktsatz auf seine Seite. Im zweiten Durchgang lief es aus der Sicht von „The Rockstar“ erheblich besser. Er startete mit einem 14-Darter, produzierte unmittelbar danach per 15-Darter das Break und bestätigte dieses ähnlich problemlos – Cullen hatte damit nur wenige Minuten benötigt, um zum 1:1-Ausgleich zu kommen.

Nach der zweiten Unterbrechung machte Cullen zunächst nahtlos weiter, ein souveränes 100er-Finish brachte ihm den vierten Leggewinn hintereinander ein. Dagegen stand Price in dieser Phase neben sich, symptomatisch waren die vier vergebenen Breakdarts im zweiten Leg. Zwar stoppte Price wenige Minuten später wenigstens die Serie von fünf verlorenen Legs nacheinander, in diesem dritten Satz kam das aber bereits zu spät. Cullen spielte einen weiteren 15-Darter und brachte sich mit 2:1 in Front. Price war sich der prekären Lage bewusst und absolvierte einen herausragenden vierten Satz. Mit 15, 13 und 14 Darts gewann er in beeindruckender Manier drei Legs in Serie, um blitzschnell zum 2:2 auszugleichen. Mit einem Highfinish in Höhe von 104 Punkten erlebte Price auch im fünften und wichtigsten Satz einen guten Start. Der Waliser zeigte in der Phase absolute Weltklasse, begeisterte kurz darauf mit einem 134er-Checkout über Triple-18 und zweimal Tops und setzte mit seinem daran anschließenden 88er-Finish den Schlusspunkt. Gerwyn Price geriet zwar mit 1:2 in Rückstand, zeigte sich danach aber von seiner besten Seite und schaffte schlussendlich doch den Sprung ins Viertelfinale.

Noppert vergibt vier Matchdarts und verliert eine kontroverse Partie

Ein einziger Platz in der Runde der letzten Acht war jetzt noch zu vergeben, ausgefochten wurde dieser zwischen Danny Noppert und Nathan Aspinall. Die ersten beiden Legs dieser Begegnung wurden gegen den Anwurf gewonnen, danach verteidigte Noppert mit 15 Darts sein Anwurfleg. Weil Aspinall dies wenig später mithilfe eines 13-Darter ebenfalls getan hatte, war gleich im ersten Satz ein Decider notwendig. Dort schaffte es „The Asp“ nicht, einen von fünf Setdarts auszunutzen. Diesen Fehler ließ Noppert natürlich nicht ungestraft, er traf die Doppel-12 und freute sich über den 1:0-Vorsprung. Nach der Unterbrechung blieb „The Freeze“ am Drücker, mit jeweils 17 Darts sicherte er sich die ersten beiden Legs des zweiten Satzes. Mit dem verpassten ersten Setdart holte Noppert seinen Gegner jedoch zurück in den Durchgang. Aspinall sammelte ebenfalls zwei Legs nacheinander ein, sodass es nun zu einem richtungsweisenden Entscheidungsleg kam. Dort schaffte es Aspinall nicht, den Vorteil des Anwerfens in Zählbares umzumünzen. Noppert zog schnell davon, warf zum idealen Zeitpunkt ein Maximum und verwandelte in der Doppel-6 – die 2:0-Führung war damit perfekt. Auch im dritten Satz geriet Aspinall zunächst in Rückstand, lieferte mit einem 14-Darter allerdings die passende Reaktion. In den nächsten Minuten nutzte Aspinall eine Schwächephase seines Gegners aus. Der Engländer bekleckerte sich selbst zwar auch nicht mit Ruhm, entschied aber die beiden darauffolgenden Legs ebenso für sich und verringerte seinen Rückstand auf 1:2.

Zum Start von Satz Nummer vier sorgte Aspinall mit einem 104er-Highfinish auf der Doppel-14 für Aufsehen, kurz darauf stoppte Noppert per 14-Darter die ungewünschte Serie von vier verlorenen Legs in Folge. Doch Aspinall fand nun immer besser ins Spiel hinein, brachte sich mit einem 15-Darter wieder in Front und checkte danach 100 Punkte – die Belohnung dafür war der 2:2-Ausgleich. Jetzt mussten beide Akteure nochmals alle Kräfte für den anstehenden finalen Satz mobilisieren. Noppert sicherte sich das Auftaktleg dank eines Treffers in der doppelten 5. Wenig später beobachtete er, wie Aspinall acht Versuche benötigte, um überhaupt in das zweite Leg hineinzukommen. Diesen Fehlstart nutzte Noppert zu seinen Gunsten, er erzielte das vermeintlich vorentscheidende Break. Kurz vor der Ziellinie geriet der Niederländer jedoch ins Stolpern, vier Matchdarts landeten neben den anvisierten Feldern. Aspinall rettete sich auf der Doppel-8 und machte wenige Aufnahmen später 82 Punkte aus. Somit entschied jetzt ein einziges Leg über Sieg oder Niederlage. Nun wurde es richtig hitzig. Beide Spieler legten sich mit dem Publikum an und bekamen sich zudem gegenseitig in die Haare. Aus sportlicher Sicht verlief dieses Leg für Noppert katastrophal. Zwölf Fehlwürfe beim Double-In machten alle Hoffnungen zunichte. Aspinall hatte angesichts dessen leichtes Spiel und brachte den zweiten Matchdart in der Doppel-20 unter. Den 0:2-Rückstand hatte Nathan Aspinall damit in den 3:2-Sieg verwandelt, er stand damit als letzter Viertelfinalist fest.

World Grand Prix


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